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Wirkung des Krauts

Werden Katzen wirklich „high“ von Katzenminze?

Eine Katze schnüffelt intensiv an Katzenminze
Katzenminze hat verschiedene Anwendungen und Wirkungen auf die Tiere. Foto: Getty Images
Beke Enderstein
Freie Autorin

17.09.2022, 19:41 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten

Katzenminze scheint eine einzigartige Wirkung auf Katzen zu haben. Doch warum? Und kann das Kraut vielleicht sogar schädlich für das Tier sein? PETBOOK erklärt, was Halter über das wundersame Kraut wissen müssen.

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Wer seiner Katze schon einmal Katzenminze angeboten hat, kennt sicher die tierische Wirkung, welche dem Tier ein regelrechtes „High“ beschert. Da wundert es kaum, dass so mancher Tierbesitzer befürchtet, seine Katze könne drogensüchtig sein oder gar einen gesundheitlichen Schaden davontragen.

Was ist Katzenminze?

Katzenminze ist auch als Katzenmelisse oder Katzenkraut bekannt. Manche nennen sie auch Catnip (aus dem Englischen). Botanisch gehört sie zur Familie der Lippenblütler. Vom Geruch her erinnert das intensiv-herbe Aroma an einen Mix aus Minze und Zitrone.

Viele Tierbesitzer empfinden den Duft eher als unangenehm oder penetrant, wenn sie die Blätter zwischen den Fingern zerreiben. Ganz anders unsere Katzen – doch auch hier scheiden sich mitunter die Geister. Während Katzenminze den einen ein Hochgefühl der besonderen Art beschert, kann etwa ein Drittel der Tiere ihr so gar nichts abgewinnen.

Katzenminze-Produkte

Viele Produkte, die es im Zoofachhandel oder in der Drogerie zu kaufen gibt, enthalten Katzenminze. Entweder sind kleine Kuscheltiere wie Plüschmäuse oder Kissen mit dem getrockneten Katzenkraut gefüllt. Oder es wird als Spray und Pulver angeboten. Toller Effekt: Mit den Produkten können Spieltrieb oder Wohlbefinden gefördert werden. Wer etwa das Kratzbrett mit Katzenminze einsprüht, kann verhindern, dass Katzen das Sofa mit ihren Krallen attackieren.

Katzenminze als Supplement

Wer eine besonders nervöse oder schreckhafte Katze hat, kann sich beim Tierarzt Nahrungsergänzungsmittel mit Katzenminze holen. Diese können dem Tier präventiv zur Reduktion von Stress und Nervosität gegeben werden.

Katzenminze als Helfer in der Not

Besonders ängstliche Katzen kann man bei Bedarf zusätzlich mit dem Kraut beruhigen, wenn ein Termin beim Tierarzt, eine Autofahrt oder ein Umzug anstehen. Nicht zuletzt lässt sich das Kraut selbst anbauen. Das ist trotz berauschender Wirkung ganz legal.

Hat Katzenminze auch eine schädliche Wirkung?

Durch die „Wesensveränderung“, die Katzenmelisse bei den meisten Katzen auslöst, haben viele Tierbesitzer Angst, dass das drogenähnliche Kraut der Gesundheit des tierischen Mitbewohners schaden könnte. Doch bei sachgemäßer Anwendung und bei angemessener Dosierung sind weder Vergiftungserscheinungen noch andere gesundheitliche Risiken zu befürchten.

Tiere, die durch das „Schnüffeln“ süchtig werden, sind eher unbekannt. Dennoch kann Katzenminze Opioid-artige, psychoaktive Effekte auslösen. Darum sollte sie eher nicht zum „Dauerrausch“ angeboten werden.

Auch interessant: Welche Pflanzen sind giftig für Katzen?

Welche Wirkung besitzt Katzenminze?

Während einige Katzen das Kraut links liegen lassen und anscheinend weder positive noch negative Effekte verspüren, geraten die meisten in eine Art Trance oder Rausch – so, als hätte das liebe Tier etwas Verbotenes eingenommen, um sich einem verführerischen „High“ hinzugeben.

Die Wirkung von Katzenminze variiert zwischen intensiver Entspannung und Euphorie. Auch die Intensität der Reaktion unterscheidet sich von Tier zu Tier. Unabhängig davon, ob Katzenmelisse aktivierend oder sedierend wirkt: Das Wohlbefinden profitiert in jedem Fall.

In der Regel werden das Catnip oder das pure Kraut zunächst angeleckt und teils probiert. Im Anschluss reiben sich Katzen typischerweise am Kraut oder wälzen sich darin.

Dauer und Intensität des „Katzenhighs“

Der Rausch hält bei den meisten Katzen nur wenige Minuten, bei anderen bis zu einer halben Stunde an. Wie lange die beflügelnde Wirkung dauert, hängt sicher auch von der Dosis ab.

Tendenziell scheinen Katzen mittleren Alters im Gegensatz zu jungen und alten Tieren besonders empfänglich für Katzenminze.

Vorteil der gelegentlichen „Highs“

Katzenminze kann als willkommene Abwechslung gezielt dazu genutzt werden, die Katze zum Spielen zu motivieren. Gerade übergewichtige oder adipöse Katzen, die am liebsten den ganzen Tag verschlafen, kommen dank des Katzenkrauts ordentlich in Schwung. Für das berauschende „Workout“ eignen sich insbesondere Catnip-Bälle.

Welche Inhaltsstoffe lösen das „High“ aus?

Der in Katzenminze enthaltene Wirkstoff Nepetalacton ist ein Botenstoff, der zur Kategorie der sekundären Pflanzenstoffe zählt. Als intensiv wirksames Pheromon löst Nepetalacton eine Opioid-vergleichbare Wirkung aus. Dadurch erklären sich die aktivierenden bis sedierenden, psychoaktiven Effekte auf das geliebte Tier.

Auf wissenschaftlicher Ebene wird diskutiert, ob der Duft der Katzenminze an den Urin einer rolligen Katze erinnert. Diese These lässt sich untermauern, da vor allem Kater für das Katzenkraut zu begeistern sind: Ähnlich wie beim Liebesspiel wechselt die Reaktion zwischen liebevoller Schmuserei und ekstatischer Leidenschaft.

Die Wirkung von Nepetalacton

  • beruhigend & entspannend
  • sedierend
  • aktivierend
  • euphorisierend
  • ekstatisch

Ein weiterer Inhaltsstoff namens Actinidin unterstützt die Glückseligkeit, die von der Katzenminze ausgeht. Dieses Alkaloid entfaltet zusätzlich eine antimikrobielle Wirkung und ist ebenfalls in Baldrian enthalten. An dieser Stelle wird klar, warum einige Katzen auch auf Baldrian abfahren.

Wann wird Katzenminze zur Gefahr?

Auch wenn von den Inhaltsstoffen des Katzenkrauts keine direkt schädliche Wirkung auf die Gesundheit der Katze ausgeht, kann die Reaktion durchaus problematisch werden. Falls Katzen nach dem Schnüffeln durch Katzenminze regelrecht ausflippen, sich aggressiv verhalten und die Krallen ausfahren, kann es für andere Haustiere oder den Besitzer manchmal brenzlig werden.

Im schlimmsten Fall leidet das Verhältnis der tierischen Bewohner untereinander, wenn ängstliche Tiere durch die vorübergehende Angriffslust des sonst geliebten Kumpels verstört reagieren. Wer also eine Katze hat, die durch Katzenminze zur Kratzbürste wird, sollte besser auf das Katzenkraut verzichten oder es sehr gering dosieren.

Wenn Katzen im Garten oder auf dem Balkon ständig Zugang zur „Katzendroge” haben, kann die betörende Wirkung dazu führen, dass Katzen zu viel der Blätter fressen. Eine Extraportion Katzenkraut ist zwar nicht giftig und keinesfalls tödlich, allerdings ist eine Reizung der Magenschleimhaut nicht auszuschließen. Um daraus resultierende Magen-Darm-Beschwerden zu verhindern, sollte Katzenmelisse nicht ununterbrochen zur Verfügung stehen.

Persönliche Erfahrung: So wirkt Katzenminze auf meine Kater
„Während sich mein Kasper in seinem ‚High‘ suhlt und sich ganz entspannt und glücklich herumrollt, wirkt die Katzenminze auf Findus regelrecht euphorisierend und aktivierend: Fin gerät durch das Schnüffeln in spielerische Kampflaune und versucht Kasper mit seinen frechen Pfoten zum Zweikampf herauszufordern. Der liegt allerdings für gewöhnlich lieber schnurrend und halb narkotisch auf meinen Dielen herum, sodass ich als Spielpartnerin für Fin herhalten muss.“ (Dipl. oec. troph. Beke Enderstein)

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Quellen

Themen Katzenverhalten
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