Vielen Tieren liegt es im Blut, sich vor plötzlichen Bewegungen in ihrem Umfeld zu fürchten. Manche laufen direkt weg, wenn ihnen Gefahr droht. Andere schreckhafte Tiere haben jedoch ihre ganz eigenen Taktiken entwickelt, um mit ihrer Furcht umzugehen.
Im Tierreich finden sich zahlreiche schreckhafte Tiere. Viele der sogenannten Fluchttiere reagieren auf brenzlige Situationen mit verschiedenen Taktiken. Während eine bestimmte Ziegenrasse spontan in Ohnmacht fällt, kann es bei Hühnern sogar vorkommen, dass sie vor Schreck plötzlich sterben. Nicht immer müssen die Folgen für ein erschrecktes Tier jedoch so dramatisch sein, denn viele haben Mittel und Wege gefunden, mit ihrer schreckhaften Natur umzugehen. PETBOOK zeigt eine Übersicht.
Besonders schreckhafte Tiere
Hühner

Hühner gelten als sehr schreckhafte Tiere, die bei Gefahr häufig kopflos das Weite suchen. Ein verbreitetes, wissenschaftlich untersuchtes Phänomen bei den Tieren ist der „plötzliche Herztod“. Die Forscher vermuten, dass Stress bei den Tieren maßgeblich dazu beitragen kann, dass sie unerwartet versterben. Studien fanden auch heraus, dass zu helles Licht und volle Ställe bei ihnen zum Tod führen können.1 Erschreckte Hühner können sogar in regelrechte Massenpanik verfallen. Das Fluchtverhalten der Tiere zeigt sich jedoch nicht von Geburt an, denn Küken entwickeln das Verhalten erst, sobald sie nicht mehr von der Glucke beschützt werden.
Leguane

Wie die meisten Eidechsen ist der Leguan unter Stress in der Lage, seinen Schwanz abzuwerfen. Dieses Phänomen wird auch Autotomie genannt. Der Schwanz der schreckhaften Tiere zuckt nach Abwurf noch ca. 20 Minuten, solange Muskeln und Nerven noch Impulse verarbeiten. Mit dieser Taktik wollen sich die meisten Eidechsen in Sicherheit bringen, wenn sie angegriffen werden. Es kann jedoch auch vorkommen, dass Eidechsen, die als Haustiere gehalten werden, vor Schreck ihre Schwänze verlieren. Daher sollte man einen privat gehaltenen Leguan niemals mit der Hand aus dem Terrarium holen.
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Die „Ohnmacht-Ziege“

Die Ziege zählt zu den Fluchttieren, kann sich bei Bedarf aber auch verteidigen. Bestimmte Ziegenarten jedoch haben eine ganz eigene Herangehensweise, wenn sie sich erschrecken. Die „Tennessee Fainting Goat“, auch Myotonic Goat, fällt in eine sogenannte Schockstarre. Dies liegt an einer vererbbaren Krankheit namens Myotonia congenita oder Myotonie. Diese führt dazu, dass diese speziellen Ziegen vor Schreck ihre Muskeln nicht mehr kontrollieren können. Es sieht also so aus, als ob sie in Ohnmacht fallen, wie man hier im Video sehen kann:
Doch dies ist nicht der Fall. Das Gehirn ist von diesem Phänomen nämlich nicht betroffen und nach einer kurzen Phase der Muskelschwäche können die Ziegen munter weiter hüpfen, als wäre nichts geschehen.
Feldhasen

Feldhasen sind ebenfalls auf jeder Liste der schreckhaften Tiere zu finden. Dies ist durch die zahlreichen Fressfeinde der Tiere bedingt. Sie müssen sich gleichzeitig vor Angriffen aus der Luft, durch Greifvögel, und vom Boden, durch Raubtiere, schützen. Daher haben sie ihre eigenen Taktiken entwickelt, um sich zu schützen. Tagsüber graben sie sich in einer gut getarnten Umgebung eine Mulde, auch Sasse genannt, und ruhen sich dort aus. So sind sie meist vor Raubvögeln gut getarnt. Droht Gefahr am Boden, nehmen die Tiere dies durch ihren feinen Geruchs- und Gehörsinn wahr. Feldhasen sind sehr schnell und haben zudem die Taktik entwickelt, ihre Verfolger Haken schlagend abzuhängen. Hierbei verändern sie ihre Laufrichtung blitzschnell im 90-Grad-Winkel. Weniger wendige Verfolger können sie so abschütteln.
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Pferde
Pferde zählen ebenfalls zu den Fluchttieren. Bei ihnen treffen gleich zwei Merkmale aufeinander, die sie besonders schreckhaft machen. Die Augen eines Pferdes erlauben ihnen ein räumliches Sehen, doch durch ihre seitliche Stellung am Kopf haben sie einige blinde Flecken in ihrer Wahrnehmung. Des Weiteren verfügen sie über ein sehr empfindliches Gehör, das viel leisere Töne aufnimmt als das des Menschen.
Strauße
Strauße gelten gemeinhin als schreckhaft, es ist jedoch ein Mythos, dass sie, wenn sie sich bedroht fühlen, ihren Kopf in den Sand stecken. Die großen Laufvögel legen vielmehr ihren Kopf auf den Boden, um Bewegungen von Raubtieren im Umkreis wahrnehmen zu können. Haben sie eine potenzielle Gefahr ausgemacht, laufen die Fluchttiere mit einer rekordverdächtigen Geschwindigkeit von bis zu 70 km/h vor der Gefahr davon. Kein anderer Laufvogel ist schneller unterwegs.
Igel

Igel wiederum haben eine andere Methode gefunden, mit ihrem Schrecken umzugehen. Nähert sich ein Fressfeind, rollen sie sich blitzschnell zu einer pieksigen Kugel zusammen und warten darauf, dass die Gefahr vorbeigeht.
Elefanten

Dass Elefanten Angst vor Mäusen haben sollen, ist nicht viel mehr als ein Mythos. Die dickhäutigen Tiere scheinen jedoch das summende Geräusch von Bienen nicht zu mögen, wie ein Experiment aus Kenia zeigt.2 Gleichwohl sind die Tiere schreckhaft und reagieren auf Veränderungen ihrer Routine oder unbekannte Dinge in ihrer Umgebung durchaus. Elefanten haben ein feines Gehör und Gedächtnis. Nehmen sie also unbekannte Geräusche oder Gegenstände in ihrer Umgebung wahr, reagieren sie darauf mit Schrecken und Erstarren, bis sie sich sicher sind, dass keine Gefahr von der Veränderung ausgeht.
Opossum

Das Opossum hat eine ganz eigene Strategie, um mit Schrecken umzugehen. Es stellt sich ganz einfach tot. Dies nennt sich auch Schreckstarre oder Thanatose. Das Tier ist dazu in der Lage, seine Herzfrequenz und Atmung zu reduzieren. Gleichzeitig öffnet es das Maul und lässt die Zunge heraushängen, während es mit den Analdrüsen ein Sekret verschießt, das signalisieren soll: Ich bin nicht genießbar. Diese Angewohnheit der Opossums hat zu der englischen Redewendung „play possum“ geführt, was sinngemäß mit „Oppossum spielen“ übersetzt werden kann. Die Redewendung beschreibt das Gefühl, wenn man nicht ans Telefon gehen oder die Tür öffnen will und lieber „Opossum spielt“.
Quellen
- 1. Siddiqui, M.F., Patil, M.S., Khan, K.M., & Khan, L.A. (2009). Sudden death syndrome – an overview. Veterinary World, 2, 444-447.
- 2. King LE, Douglas-Hamilton I, Vollrath F. African elephants run from the sound of disturbed bees. Curr Biol. 2007 Oct 9;17(19):R832-3. doi: 10.1016/j.cub.2007.07.038. PMID: 17925207.
- „Zeit.de“, „Das unterschätzte Tier: Schisser mit Heldenstatus“ (aufgerufen am 14.10.2022)
- Tierwelt.ch, „Hühner fliehen bei Gefahr“ (aufgerufen am 14.10.2022)
- Futura-Sciences.com, „Warum steckt der Vogel Strauß den Kopf in den Sand?“ (aufgerufen am 14.10.2022)
- Tierfreund.de, „Das Pferd als Fluchttier“ (aufgerufen am 14.10.2022)
- Nrw.Nabu.de, „Der Feldhase“ (aufgerufen am 14.10.2022)
- Gesundheit.de, „Wie wirft eigentlich eine Eidechse ihren Schwanz ab?“ (aufgerufen am 14.10.2022)