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Tiere zweiter Klasse

Umstrittenes Tierschutzgesetz in Spanien – Jagdhunde und Stiere bleiben ungeschützt 

Spanische Windhundrasse Galgo mit buntem Halsband
Nach dem neuen Tierschutzgesetz gelten Hunde als fühlende Wesen mit Rechten. Allerdings nur, wenn es sich um Haustiere handelt. Jagdhunde wie etwa Galgos sind vom Schutz des Gesetzes ausgeschlossen Foto: Getty Images
Porträt Saskia Schneider auf dem PETBOOK Relaunch
Redaktionsleiterin

13.02.2023, 16:38 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten

Mit knapper Mehrheit verabschiedete das spanische Parlament am 9. Februar das neue Tierschutzgesetz. Dieses sieht unter anderem einen höheren Schutzstatus von Katzen und Hunden vor und verbietet die Haltung bestimmter Tiere wie Reptilien und Amphibien. Allerdings wird hier zwischen Haus- und Nutztier unterschieden. So bleiben Jagdhunde und Stiere weiterhin ungeschützt, was viele Tierschützer scharf kritisieren.

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Was den Tierschutz angeht, hat man bei Spanien den Eindruck, dass Land wäre in der Hinsicht recht fortschrittlich. So führte die Regierung im Jahr 2021 ein geteiltes Sorgerecht bei Haustieren ein und plante im letzten Jahr, jedes Haustier solle einen „Personalausweis“ erhalten (PETBOOK berichtete). Dies alles war Teil des neuen Tierschutzgesetzes Spaniens, welches das Parlament am 9. Februar nun mit knapper Mehrheit verabschiedete. Es soll vor allem Haustieren zugutekommen, hauptsächlich also Hunden und Katzen.

Gesetz schließt Jagdhunde und Stiere aus

Seit dem 5. Januar 2022 gelten Tiere in Spanien nicht mehr als Objekte, sondern juristisch als vollwertige Familienmitglieder. Angestoßen wurde die dreifache Gesetzesreform damals von Unidas Podemos, dem linksalternativen Koalitionspartner der aktuellen sozialistischen Regierung. Durch Anpassungen im Zivilrecht, dem Hypothekengesetz sowie dem Bürgerlichen Gesetzbuches darf man in Spanien Tiere künftig nicht mehr aussetzen, misshandeln, verpfänden, oder von ihrem Besitzer trennen.

Nach dem neuen Tierschutzgesetz dürfen Katzen, Hunde und Frettchen demnach in Spanien nicht mehr in Geschäften verkauft werden. Auch Zirkusnummern mit Elefanten oder Löwen sind generell untersagt. Zudem gibt es eine Reihe von Tieren, die man gar nicht halten darf. Dazu gehören neben exotischen Kreaturen wie vietnamesischen Schweinen, Spinnen, Echsen aller Art, Geckos oder Schlangen auch Meerschweinchen, Hamster und Schildkröten (PETBOOK berichtete).

Doch spätestens was spanische Traditionen angeht, hört die Tierliebe auf. Denn von dem sogenannten „Gesetz des Schutzes, der Rechte und des Wohles der Tiere“ sind Kampfstiere und Jagdhunde ausgenommen.

Gleiche Hunde, ungleiches Gesetz

In der ursprünglichen Fassung sollte das Gesetz die Jagdhunde in Spanien einschließen und den Haustieren gleichstellen. Das hätte zu Folge gehabt, dass die Misshandlungen der vielen Jagdhunde in Spanien strafbar gewesen wäre. Jedes Jahr werden mehr als 50.000 Jagdhunde, vor allem Windhunde der Rasse Galgo Español, nach der Jagdsaison aussortiert, ausgesetzt und getötet. Das neue Tierschutzgesetz in Spanien hätte das Leid der Jagd zwar nicht beendet, aber deutlich reduziert, sagte Christoph Richter, Mitorganisator des Galgomarsches in Berlin in seiner Ansprache auf dem Protestmarsch (PETBOOK berichtete). Zudem wäre es ein wichtiges gesellschaftliches Zeichen gewesen.

Doch die Regierungspartei PSOE hatte dem Druck der Jagdlobby nachgeben und letztes Jahr einen Änderungsantrag eingereicht, wonach Jagdhunde nun doch aus dem spanischen Tierschutzgesetz ausgeschlossen werden sollte. Daraufhin starte in den sozialen Medien Spaniens die Kampagne #mismosperrosmismaley (zu Deutsch: gleiche Hunde, gleiches Gesetz). Leider ohne Erfolg: Zwar wurde das neue nationale Tierschutzgesetz im Kongress verabschiedet, aber dem Änderungsantrag der PSOE wurde stattgegeben, sodass Jagdhunde und andere Gebrauchshunde aus diesem Tierschutzgesetz ausgeschlossen sind.

Auch interessant: Die dramatische Geschichte der Galgos

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„Ein schwarzer Tag für die Jagd- und Gebrauchshunde Spaniens“

Demnach sind also Hunde, die in Familien leben, fühlende Wesen, deren Rechte es zu schützen gilt. Setzt man denselben Hund aber für die Jagd ein, kann ihn sein Besitzer ohne rechtliche Folgen misshandeln und sogar töten. „Der 9. Februar 2023 wird in die Geschichte eingehen als schwarzer Tag für die Jagd- und Gebrauchshunde Spaniens“, schreibt der Tierschutzverein „Galgorettung Fränkisches Seenland e. V.“ auf seiner Webseite.

Nach der Entscheidung gingen am letzten Wochenende Tausende von Menschen in zahlreichen Städten Spaniens auf die Straße, um gegen die Verabschiedung des Änderungsantrages zu protestieren, wie das spanische Onlinemagazin „Mallorca Magazin“ berichtete. Es bleibt abzuwarten, ob Tierschützer und spanischen Bürger mehr Druck auf die Regierung ausüben werden als die Jagdlobby. Für die Galgoretter steht fest: „Diese Schlacht wurde heute verloren. Aber der Kampf der Tierschützer geht weiter und am Ende werden wir siegreich sein!“

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