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Pupille, Öffnungsgrad, …

Wie Katzen über ihre Augen kommunizieren

Katze schaut hinter einem Kissen hervor
Katzen kommunizieren viel körpersprachlich – auch über ihre Augen Foto: Getty Images
Louisa Stoeffler
Redakteurin

19. Juni 2025, 17:12 Uhr | Lesezeit: 9 Minuten

Was bedeutet es, wenn Ihre Katze Sie ununterbrochen anstarrt oder Ihnen mit halb geschlossenen Augen zuzwinkert? Denn dies verrät bei einer Katze mehr über ihre Gefühle und Absichten, als man vielleicht denkt – man muss nur lernen, sie richtig zu lesen. PETBOOK-Redakteurin und Katzenexpertin Louisa Stoeffler weiß, wie man die Körpersprache der Tiere versteht.

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Katzen gelten als mysteriöse Geschöpfe – doch wer ihre Körpersprache lesen kann, bekommt tiefe Einblicke in ihre emotionale Welt. Ein besonders ausdrucksstarkes Mittel sind dabei die Augen. Von der Pupillenform bis zur Lidöffnung: Jede Veränderung hat ihre Bedeutung. Im Folgenden beschreibe ich neben dem heutigen Forschungsstand auch, was ich in über 20 Jahren als Katzenbesitzerin und -sitterin beobachten konnte.

Katzen „sprechen“ mit ihren Augen

Im Gegensatz zu Hunden, deren Körpersprache uns meist eher vertraut ist, gelten Katzen noch immer als schwer zu deuten. Dabei sind sie keineswegs weniger ausdrucksstark – ihre Signale sind nur subtiler. Wer sie aufmerksam beobachtet, erkennt, dass Katzen über Körpersprache viel mitteilen, darunter auch mit Ohren und Schwanz – aber auch mit den Augen drücken sie einiges aus.

Die Blickrichtung einer Katze verrät natürlich in erster Linie, worauf sie sich konzentriert. Doch auch die Art des Blicks spielt eine Rolle: Ein starrer Blick kann sowohl Neugier als auch Unmut bedeuten. Entscheidend ist der Gesamteindruck – in Verbindung mit einem angespannten Körper kann es sich um eine Drohgebärde handeln, bei einem entspannten, schnurrenden Tier möglicherweise um eine Aufforderung zur Zuwendung.

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Auffällig ist, wenn wir vorwiegend die Augen von Katzen betrachten, primär das Zusammenspiel von Lidstellung und Pupillengröße. Diese Kombination übermittelt Botschaften, die von sehr dezent bis überaus deutlich reichen können.

Emotionale Erregung an der Pupille erkennen

Ob Angst, Wut, Freude oder Aufregung – starke Gefühle können sich bei Katzen durch plötzlich geweitete, runde Pupillen äußern. Aber auch bei lauten Geräuschen oder unerwarteten Begegnungen mit anderen Katzen ist dies zu beobachten.

Auch wenn die Katze sich in Lauerstellung begibt, weil sie gerade angreifen möchte, sind die Pupillen weit aufgerissen, damit sie die Beute fest im Blick haben können. Manchmal kann man sie dann auch bei einem lustigen „Powackler“ erwischen. Große Pupillen sind also ein Zeichen für intensive emotionale Reaktion – unabhängig davon, ob diese positiv oder negativ ist.

Wenn die Pupille fast das gesamte Auge einnimmt, ist Vorsicht geboten

Fast schwarze Pupillen sehen dramatisch aus und sind häufig ein Zeichen für Überreizung oder Angst. Im Allgemeinen sagt man, dass hier der Kampf- oder Fluchtinstinkt aktiviert ist, das Tier konzentriert sich auf die Situation und hat ein höheres Stress- oder Adrenalinlevel.

Eine Katze, die dieses Stresslevel empfindet, reagiert aufgrund der Aktivierung des Kampf- oder Fluchtinstinkts verstärkt auf die Situation. Man sollte das Tier sanft beruhigen, ansonsten können Kratzen, Beißen oder Rückzug häufige weitere Reaktionen sein.

Mein Kater Remo zeigt dies, wenn er besonders große Angst hat. Vor allem beim Tierarzt ist seine Iris meist kaum sichtbar. Er versteht nicht, dass ihm alle in der Praxis nur Gutes wollen. Seine Angst zeigt sich auch durch einen zwischen den Beinen geklemmten Schwanz und eine starke Körperspannung. Er lässt sich nur beruhigen, wenn ich ihn bei der Untersuchung in meinen Armen halte.

Vertrauen zeigt sich durch offene Lider – Aggression durch Angespanntheit

Wenn Katzen ihre Augen dagegen weit geöffnet halten und gleichzeitig eine entspannte Körperhaltung einnehmen, zeugt das von großem Vertrauen. Dabei ist die Augenpartie entspannt, die Pupille, je nach Lichteinfall, leicht schlitzförmig, aber konkav oder noch etwas schmaler.

Zeigt die Katze also eine entspannte Augenpartie und die Lider sind weit offen, ist sie gerade entspannt, etwas neugierig, aber fühlt sich auch sicher. Die Pupillenveränderungen beziehen sich hier nur auf die Lichtverhältnisse. Kneift die Katze hierbei jedoch die Lider eher zusammen und ist die Pupille schlitzförmig bei normalem Lichteinfall, kann sie sich zum Sprung bereit machen.

Ein schmaler, schlitzäugiger Blick signalisiert meist starke Emotionen wie Angst oder Aggression. Dieses Blinzeln dient auch dem Selbstschutz: Es minimiert die Angriffsfläche für gegnerische Krallen. Daher sollte vor allem ein direkter Blickkontakt mit einer fremden Katze daher vermieden werden, da dieser als Provokation aufgefasst werden kann und eine Abwehrreaktion auslösen könnte. Zusätzlich sollte man hier auf starres Fixieren, gesträubtes Fell oder fauchende Laute achten.

Zufriedenheit zeigt sich durch halb geschlossene Augen

Blicken Katzen mit schweren Lidern, fühlen sie sich häufig wohl und sicher – und sind meist kurz davor, einzudösen. Manchmal schließen sie in diesem leichten Dämmerzustand ihre Augen gar nicht vollständig. Die Gründe für dieses Verhalten erkläre ich in diesem Artikel: Warum Katzen manchmal mit offenen Augen schlafen.

Die schlitzförmigen Pupillen sind übrigens eine Anpassung vieler Katzen, die in der Dämmerung jagen – andere, wie Löwen oder der Manul haben dieses Merkmal nicht. Schlitzförmige Pupillen können sich weiter öffnen, was den Tieren auch erlaubt, bei schlechten Lichtverhältnissen gut zu sehen. Bei zu grellem Licht können sie die Pupillen dagegen verengen, um den Lichteinfall zu reduzieren. Sie können sogar im Dunkeln leuchten.

Starrer Blick – einst Drohgebärde, heute an den Menschen angepasst

Ein starrer oder auffordernder Blick ist bei Katzen besonders spannend. Denn eigentlich gehört es unter Artgenossen zum guten Ton, sich nicht anzustarren. Katzen nehmen dies untereinander als Drohung wahr und schauen eigentlich zur Seite, wenn sie nicht provozieren wollen.

Wenn sie mit ihren Haltern kommunizieren, kann es dafür aber viele weitere Gründe geben. Zum Beispiel wollen sie uns damit zum Spiel auffordern, ihr Interesse bekunden, um Futter bitten und vieles mehr, das ich in diesem Artikel noch ausführlicher erkläre: 4 Gründe, warum Katzen Menschen dauerhaft anstarren.

Auch die Wissenschaft hat sich mit der Mensch-Tier-Kommunikation über Blickkontakt bereits auseinandergesetzt. Ein Forschungsteam der Azabu-Universität in Japan hat 2020 im Fachjournal „Frontiers in Psychology“ eine faszinierende Arbeit dazu vorgelegt. Darin analysieren die Forscher, dass der Blick nicht nur der Kommunikation dient, sondern auch emotionale Bindungen zwischen Tier und Mensch fördern kann. Es wurde verglichen, wie Hunde und Katzen, die als Rudeltiere bzw. solitäre Jäger, sich doch recht ähnlich im Kontakt mit Menschen verhalten.

Dabei zeigte sich, dass sowohl Hunde als auch Katzen Blickverhalten zur Kommunikation mit Menschen nutzen. In neutralen Situationen mieden Katzen weiterhin direkte Blicke. In Fütterungskontexten jedoch bevorzugen sie Personen, die sie anschauen und ihren Namen sagen. Sie folgen menschlichen Blickrichtungen und verknüpfen diese mit Futterquellen. In bestimmten Situationen zeigen sie klare Bindungsmuster – etwa, wenn sie den emotionalen Ausdruck ihres Menschen bei der Beurteilung eines unbekannten Objekts auf Gefährlichkeit beachten. Der starre Blick kann also ein Austausch von Zuneigung sein – und stärkt auch die Bindung. 1

Wie Katzen mit den Augen „Umarmungen“ austeilen

Auch dieses Merkmal der kätzischen Kommunikation ist wissenschaftlich untersucht worden. Denn mit einem langsamen, akzentuierten Blinzeln (Slow Blink) sagt man der Katze mehr als: „Ich bin nicht gefährlich“. Stattdessen ist langsames Blinzeln bei Katzen der ultimative Liebesbeweis. Denn eine Katze verschließt die Augen eigentlich nicht, es sei denn, sie empfindet volles Vertrauen und will dies auch mitteilen.

Dies hat eine Studie auch experimentell bestätigt. Tasmin Humphrey und ein Forschungsteam der University of Sussex sowie der University of Portsmouth veröffentlichten diese 2020 im Fachjournal „Scientific Reports“. In zwei Experimenten wurde getestet, ob Katzen nicht nur selbst blinzeln, sondern auch auf das langsame Blinzeln von Menschen reagieren.

Besonders spannend: Katzen reagieren nicht nur auf das Blinzeln ihres Besitzers, sondern suchen danach auch aktiver die Nähe. Ein langsamer Blinzelblick kann also helfen, Vertrauen und Nähe zu fördern. Damit rückt das Blinzeln als Mittel der Kommunikation ins Zentrum der Mensch-Katze-Beziehung. 2

Natürlich habe ich das langsame Blinzeln mit Remo auch schon ausprobiert. Er antwortet mir auch darauf. Mehr über diese Studie und eine Anleitung, wie Sie selbst beim „Slow Blink“ am besten vorgehen, lesen Sie hier: Mit Anblinzeln gewinnen Sie das Vertrauen einer Katze.

Gesundheitliche Warnzeichen an den Augen einer Katze erkennen

Augen sind aber auch ein Indikator für den Gesundheitszustand der Katze. Ungleiche Größe oder Pupillen, die sich bei Lichteinwirkung nicht zusammenziehen, können auf eine medizinische Ursache hindeuten. Eine sofortige tierärztliche Abklärung ist dann geboten. Eine mögliche Ursache ist Anisokorie – ein Zustand ungleicher Pupillenweiten. Er kann durch Infektionen, Tumore oder Verletzungen verursacht werden und auf schwerwiegende Erkrankungen wie Katzenleukämie (FELV) oder Augenkrebs hinweisen.

Zusammengekniffene Augen oder Ausfluss deuten auf Beschwerden wie Bindehautentzündung oder Glaukom hin. Warnsymptome sind unter anderem gerötete Augen, Tränen, Schwellungen oder ein entzündetes drittes Augenlid. Auch allgemeine Krankheitssymptome wie Erbrechen oder Durchfall können auftreten.

Allerdings verstecken Katzen auch gern, wenn sie gesundheitliche Probleme haben. Daher hier noch eine Einordnung, wie ein gesundes Auge bei Katzen funktioniert, und wann man sich Sorgen machen sollte.

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Sehverlust erkennen – auch ohne äußere Anzeichen

Katzen haben nämlich sehr gute Tiefenwahrnehmung, die es ihnen ermöglicht, Entfernungen genau einzuschätzen, besonders wenn sie sich bewegen oder springen. Allerdings bedeutet sich auch, dass ihr optimaler Schärfebereich etwa zwischen zwei bis sechs Metern Entfernung liegt. Eine Katze sieht auf kurze Distanz also unscharf, dies hat aber nichts mit einer Kurzsichtigkeit zu tun, sondern ist eine Anpassung an ihre jagdliche Lebensweise. Sie ist darauf spezialisiert, Beute aus der Ferne zu erkennen und dann mit schnellen Bewegungen zu überwältigen. Die Tiere gleichen diese schlechte Nahsicht vor allem durch ihren feinen Geruchssinn aus. 

Selbst wenn keine offensichtlichen Auffälligkeiten am Auge bestehen, kann eine Katze Probleme mit der (Tiefen-)Sicht haben. Typische Verhaltensänderungen wie Stolpern, das Meiden von Sprüngen oder vermehrtes Verstecken deuten darauf hin. Der Tierarzt kann abklären, ob und welche Maßnahmen nötig sind. Denn auch bei starken Sehstörungen oder vollständiger Blindheit kann eine Katze ein erfülltes Leben führen – sie orientiert sich oft erstaunlich gut über andere Sinne.

Louisa Stoeffler
Redakteurin

Zur Autorin

Louisa Stoeffler hält seit 2003 Katzen und arbeitet seit 2016 freiberuflich als Katzensitterin. Sie kennt die feinen Nuancen im Verhalten der Tiere aus der Praxis. Neben der Pflege berät sie Halter auch in allen „felligen“ Fragen zu Katzenverhalten. Als Fachredakteurin schreibt sie seit 2022 bei PETBOOK fundierte Artikel über Katzenhaltung, Wildtiere, tierschutzrelevante Gesetzgebung und naturkundliche Studien.

Themen Katzenverhalten

Quellen

  1. Koyasu, H., Kikusui, T., Takagi, S., & Nagasawa, M. (2020). The Gaze Communications Between Dogs/Cats and Humans: Recent Research Review and Future Directions. Frontiers in Psychology, 11, Article 613512. ↩︎
  2. Humphrey, T., Proops, L., Forman, J. et al. The role of cat eye narrowing movements in cat–human communication. Sci Rep 10, 16503 (2020).  ↩︎

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