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In Deutschland

Warum Schnappschildkröten besonders für Kinder gefährlich sind

Eine Schnappschildkröte sperrt ihr Maul weit auf
Schnappschildkröten stammen eigentlich aus Nordamerika, wurden über die private Tierhaltung auch in deutschen Gewässern heimisch Foto: Getty Images
Porträtbild Marike Stucke
Freie Autorin

31.01.2023, 06:02 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten

Schnappschildkröten stammen eigentlich aus Nordamerika. Als niedlich anmutende Schildkrötenbabys sind sie in deutsche Terrarien und mancherorts anschließend in heimische Gewässer gelangt – vielen Haltern wurden die Tiere mit der Zeit dann doch zu groß. Die Reptilien sind für Menschen in freier Wildbahn leider nicht ganz ungefährlich.

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Sie muten ursprünglich und fast urzeitlich an und als Babys sind sie darüber hinaus auch niedlich: Schnappschildkröten hat es durch die Haltung als Heimtier seit einiger Zeit nach Deutschland verschlagen. Hier leben sie aber inzwischen aber nicht mehr nur in Terrarien. Halter, die von der endgültigen Größe der Reptilien überrascht waren, haben einige Exemplare ausgesetzt. In Nordrheinwestfalen hat sich inzwischen eine kleinere Population von Schnappschildkröten an Flüssen und Gewässern entwickelt, die zunehmend zum Problem wird. Denn Schnappschildkröten sind, im Gegensatz zu den europäischen Sumpfschildkröten, für den Menschen bis zu einem gewissen Grad gefährlich.

Wie gefährlich sind Schnappschildkröten in Deutschland?

Schnappschildkröten tragen ihren Namen nicht von ungefähr. Sie tragen einen hakenartigen Oberkiefer, der zusammen mit dem Unterkiefer ein erstaunliches Beißwerkzeug darstellt. Die Kraft, die beim Biss einer Schnappschildkröte freigesetzt wird, entspricht bis zu 700 N (Newton). Zum Vergleich: Löwen kommen auf eine Beißkraft von etwa 1500 Newton, Katzen hingegen auf gerade einmal 50 Newton. Die Kraft der vergleichsweise kleinen Schnappschildkröte ist also beachtlich. So kann sie ohne weiteres einen menschlichen Finger abbeißen.

In der Regel gehen Schnappschildkröten jedoch nicht mit Menschen auf Konfrontation. Sie weichen diesem eher aus. Manchmal fühlen sie sich aber bedroht, beispielsweise, wenn sie nicht ausweichen oder flüchten können. So kann es im Uferbereich eines Gewässers passieren, dass ein Badegast unbeabsichtigt eine Schnappschildkröte stört. Diese wird sich als Abwehrhaltung erst mit dem Kopf zum Störenfried drehen und kann dabei, trotz ihrer augenscheinlichen Behäbigkeit, sogar ein wenig hüpfen. Dies soll der Einschüchterung dienen. Hilft das alles nicht, kann die Schnappschildkröte dann blitzschnell zubeißen. Gerade für Kinder ist dies nicht nur extrem schmerzhaft, sondern kann im schlechtesten Fall auch zum Verlust von Fingern oder Zehen führen.

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Welche Gewässer sollte ich meiden?

Bisher sind Schnappschildkröten in Deutschland relativ wenig verbreitet. Den Behörden ist die Gefährlichkeit der Reptilien bewusst – die Schnappschildkröte gilt als potenziell gefährlich für die heimischen Arten. Denn sie können nicht nur Menschen schmerzhafte Verletzungen zufügen, sondern ernähren sich auch von kleinen Fischen und Amphibien – darunter auch seltene Salamander und Frösche. Die Reptilien greifen also direkt in das hiesige Ökosystem ein und werden regelmäßig eingefangen und ihre Gelege ausgehoben. Allerdings leben Schnappschildkröten sehr versteckt und bleiben oft jahrelang im Uferdickicht oder Schlamm eines Gewässers unentdeckt. In dieser Zeit können sie schon einige Nachkommen gezeugt haben. Treten Schnappschildkröten an Seen und Teichen auf, weisen meist Schilder auf die Anwesenheit der Tiere hin. Diese Gewässer sollte man dann eher meiden.

Wie verhalte ich mich, wenn ich eine Schnappschildkröte sehe?

Schnappschildkröten halten sich sowohl im Wasser, an der Wasseroberfläche, als auch im Uferbereich eines Gewässers auf. Gerade hier kann die Begegnung mit Menschen besonders problematisch werden, da die Tiere sich hier schnell bedroht fühlen. Wer eine Schnappschildkröte sieht, sollte also als Erstes auf Abstand gehen und für festes Schuhwerk sorgen. Nun sollte das zuständige Veterinäramt oder die Polizei verständigt werden, damit die Schnappschildkröte eingefangen werden kann.

Experten raten dringend davon ab, eine Schnappschildkröte selbst einzufangen, da dies ein hohes Verletzungsrisiko mit sich bringt. Sollte es keine andere Möglichkeit geben, als selbst Hand anzulegen, sollten zielsicher die Hinterbeine der Schildkröte mit beiden Händen fest umschlossen werden. Die Schnappschildkröte anschließend kopfüber weit von sich weghalten, damit sie nicht im Bauch- oder Brustbereich zubeißen kann. Niemals sollte das Reptil am Schwanz hochgehoben werden, da dies die Wirbelsäule des Tieres verletzen kann. Das Einfangen von Schnappschildkröten ist nicht nur eine nicht ganz ungefährliche Angelegenheit, sondern auch eine übelriechende: Bei Bedrohung oder Stress setzen die Schildkröten einen penetranten Moschusduft frei, der Fressfeinde in die Flucht schlagen soll.

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Eignen sich Schnappschildkröten als Haustier?

Die Schildkröten sind seit 1999 durch die Bundesartenschutzverordnung geschützt. Das heißt, dass sie nicht mehr als Haustier gehalten oder nach Deutschland eingeführt werden dürfen. Zudem haben viele Halter die Größe einer ausgewachsenen Schnappschildkröte in der Vergangenheit unterschätzt. Sie kann bis zu 50 Zentimeter Durchmesser erreichen und dabei bis zu 30 Kilogramm wiegen. Hinzukommt, dass die Reptilien 30 bis 40 Jahre alt werden können. Diese Eigenschaften haben mitunter dazu geführt, dass viele Tiere irgendwann ausgesetzt wurden und nun als Neozoen (gebietsfremde Tiere) deutsche Gewässer bewohnen.

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