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Studie belegt

97 Prozent der Süßwasser-Haustiere könnten in Deutschland zu invasiven Arten werden

Ein Guppy schwimmt durchs Aquarium
Guppys werden als ultimative Anfängerfische bezeichnet und sind für wenige Euro erhältlich. Allerdings sollten sich Halter ihrer Verantwortung für die Fische bewusst sein, denn sie könnten invasiv werden. Foto: Getty Images
Louisa Stoeffler
Redakteurin

18.11.2023, 09:47 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten

Viele Fische erhält man im Aquaristik-Fachhandel für wenige Euro. Manche davon landen dann, sobald man etwas Neues im Becken will, schnell in einem Teich oder Fluss. Eine Studie deckt nun auf, dass das in 97 Prozent der Fälle verheerende Folgen für unsere Ökosysteme haben kann. Ein Plädoyer für mehr Verantwortung für Guppy und Co.

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Eine Dreikielschildkröte aus China oder ein Diskusfisch aus dem Amazonasbecken? Alles kein Problem für den internationalen Haustierhandel. Doch, diese um die Welt geschickten Arten könnten unsere heimischen Ökosysteme bedrohen, wie nun eine Studie herausfand. Laut den Daten sind ganze 97 Prozent der in Deutschland in Aquarien und Terrarien gehaltenen Haustiere in Deutschland nicht heimisch und könnten invasiv werden.

Sogar der Goldfisch ist eine invasive Art

Viele Fische aus verschiedensten Gewässern bekommt man für wenige Euro im Tierfachhandel oder im Internet. Doch die richtige Versorgung dieser Tiere in einem geeigneten Aquarium mit Strömungspumpe und Wärmelampe kann richtig ins Geld gehen.

Schnell werden die vermeintlich günstigen Tiere dann im nächsten Teich ausgesetzt, wenn sie Haltern zu teuer werden. So geschehen mit der Nordamerikanischen Buchstaben-Schmuckschildkröte, die in den 80er- und 90er-Jahren ein beliebtes Haustier war, an dem sich viele Halter jedoch übernahmen.

In einer Untersuchung des Leibniz-Instituts für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) fanden Forscher jetzt heraus, dass von 669 Arten, die in Deutschland über verschiedene Wege erhältlich sind, 651 hier nicht heimisch sind.

Diese Spezies untersuchten die Forscher anschließend auf die Wahrscheinlichkeit, sich hierzulande anzusiedeln. Dazu müssen nämlich die Voraussetzungen stimmen. Wenn die Tiere keine natürlichen Feinde haben und sich schnell vermehren, könnten sie unsere Ökosysteme bedrohen. Dies gilt sogar für den allseits beliebten und oft falsch gehaltenen Goldfisch, aber auch für den Guppy und den Platy.

Gründe, warum invasive Haustiere weiterverkauft wurden

Die Forscher identifizierten ebenfalls die häufigsten Gründe, warum Haustiere aus den Aquarien und Terrarien wieder raussollten. Die Verantwortung, sich um ein Lebewesen zu kümmern, war bezeichnenderweise kein Grund für eine Abgabe.

Als häufigster Grund wurde die hohe Vermehrungsrate der Tiere angegeben. Der zweithäufigste Grund war der Wunsch nach einer anderen Ästhetik im Becken oder nach einem Besatz mit anderen Fischen.

Anderen waren die Tiere im Verhältnis zum Becken zu groß geworden. Und wiederum andere hatten höchstwahrscheinlich auch ein zu kleines Becken, denn sie gaben an, dass die Tiere untereinander aggressiv wurden. Dies ist in der Regel der Fall, wenn lebhafte Fische in einem zu kleinen Bereich leben müssen.

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Forderung nach strengerer Regulierung des Haustierhandels

Die Autoren plädieren in ihrer Studie dafür, dass der Heimtierhandel besser überwacht werden sollte. Er sei unglaublich dynamisch, es kämen ständig neue Arten dazu. Auch die Preise und Verfügbarkeit von Arten regelten sich über Angebot und Nachfrage.

Dem Wissenschaftsmagazin „Phys.org“ sagte James W. E. Dickey, Hauptautor der Studie: „Wir hoffen, dass Risikobewertungsmethoden wie die unsere und eine stärkere Sensibilisierung der Öffentlichkeit dazu beitragen können, die Freisetzung riskanter und potenziell gefährlicher Arten in deutsche Gewässer zu verhindern.“

Außerdem muss man sich bewusst machen, dass man mit der Anschaffung mancher Tiere in Aquarien und Terrarien eine langjährige Verantwortung für sie eingeht. So werden manche Schildkröten bis zu 50 Jahre alt, Goldfische bis zu 40. Aber auch ein für nur drei Euro erhältlicher Guppy kann bis zu fünf Jahre alt werden und ist kein Wegwerfartikel für den nächsten Teich.

Themen Fische
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