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Ätzendes Gift, kein Gehirn, etc.

12 faszinierende Fakten über Seegurken 

Variable Seegurke (Isostichopus badionotus) auf dem Meeresgrund
Die Variable Seegurke (Isostichopus badionotus) macht ihrem Namen alle Ehre, denn sie kann ihre äußere Gestalt in Sekunden wechseln Foto: Getty Images
Porträt Saskia Schneider auf dem PETBOOK Relaunch
Redaktionsleiterin

10.01.2023, 17:18 Uhr | Lesezeit: 7 Minuten

Seegurken führen ein eher unscheinbares Leben auf dem Grund des Meeresbodens. Aber die kriechenden Tiere haben es in sich! Sie bewerfen ihre Feinde mit Gedärmen, verändern in Sekunden ihre Hautoberfläche und haben dazu noch eine wichtige Funktion im Ökosystem. Was es über die Tiere sonst noch Wissenswertes gibt, hat PETBOOK in 12 faszinierenden Fakten über Seegurken zusammengestellt.

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Seegurken sind Meeresbewohner, die sich den größten Teil ihres Lebens kriechend auf dem Meeresgrund fortbewegen. Allen Seewalzen – wie die Tiere auch genannt werden – gemein, ist der runder, tatsächlich walzenförmiger Körper. Ansonsten sind die zu den Stachelhäutern gehörenden Tiere in ihrer Gestalt sehr vielfältig. So gibt es winzige Vertreter von nur wenigen Millimetern Größe und wahre Riesen wie die Gefleckte Wurmseegurke, die zweieinhalb Meter lang wird. Wer Seegurken beobachten möchte, muss entweder Schnorcheln gehen oder einen Besuch im Aquarium machen. Dort wirken die Tiere wahrscheinlich zunächst recht unscheinbar, doch das täuscht. Seegurken haben eine zum Teil recht skurrile Lebensweise, die wir in 12 faszinierenden Fakten vorstellen.

1. Seegurken produzieren ein ätzendes Gift

Seegurken produzieren in ihrem Körper Giftstoffe, insbesondere das sogenannte Holthurin. Bei Hautkontakt kommt es zu starken, brennenden Schmerzen. Bei einer systemischen Aufnahme, zum Beispiel, wenn Tiere Seegurken fressen, können die Toxine zu Lähmungserscheinungen, Muskelkrämpfen und Beschwerden im Verdauungssystem sowie bei größeren Mengen zum Tod durch Atemlähmung führen. Daher werden sie von den meisten Meeresbewohnern ignoriert. Nur hoch spezialisierte Räuber wie die großen Mollusken Tonna galea und Tonna perdix sind in der Lage, die Seegurke zu überwältigen, indem sie sie mit ihrem eigenen starken Gift lähmen, bevor sie sie vollständig schlucken.

2. Seegurken bewerfen Feinde mit ihren Gedärmen

Einige andere, weniger spezialisierte Meeresräuber machen ebenfalls manchmal Jagd auf Seewalzen. Dazu gehören etwa Krebse, Seesterne und Muscheln. Fühlt sich eine Seegurke von ihnen bedroht, schleudert sie durch plötzliche Kontraktion des Hautmuskelschlauchs ihre Innereien heraus und dem Fressfeind entgegen. Dabei handelt es sich nicht nur um einfache Innereien, sondern um ein ausgefeiltes Verteidigungssystem aus weißen, klebrigen Fäden, die den Feind bewegungsunfähig machen. Während sich der Angreifer versucht, von den klebrigen Fäden zu befreien, kriechen die Seegurken daraufhin gemächlich in Sicherheit. Die fehlenden Organe kann die Seegurke innerhalb von ein paar Wochen nachproduzieren. Bis dahin muss sie auf diese Verteidigungstaktik allerdings verzichten.

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3. Sie sind die Müllabfuhr des Meeres

Im marinen Ökosystem übernehmen Seewalzen wichtige Aufgaben. Mit ihren am Kopf befindlichen Tentakeln reinigen sie den Meeresboden. Dabei nehmen sie Kalkreste, abgestorbenes Riffmaterial und auch Ausscheidungen von anderen Meerestieren auf. Mithilfe von Kleinstlebewesen und Algen, die im Verdauungstrakt der Tiere leben, reinigen sie das aufgenommene Sediment und reichern es mit Stoffen wie Phosphor und Stickstoff an. Von diesen ernähren sich wiederum wichtige Bodenbakterien.

4. Die Tiere sind mit dem Seestern verwandt

Auch wenn man es den walzenförmigen Tieren nicht ansieht, liegt ihnen eine fünfstrahlige Symmetrie zugrunde. Genau wie Seesterne oder Seeigel gehören die Seegurken zu den Stachelhäutern. Im Laufe der Evolution haben sich Seegurken jedoch an ein kriechendes Leben auf dem Meeresgrund angepasst und dadurch eine sogenannte sekundäre Bilateralsymmetrie entwickelt. Während es beim Seestern oder Seeigel kein Vorne und Hinten gibt, bildeten Seegurken im Laufe ihrer Entwicklungsgeschichte einen muskulösen, länglichen Körper mit Vorder- und Hinterende aus.

5. In manchen Seegurken leben Eingeweidefische

Seewalzen stellen schon fast ein eigenes kleines Ökosystem dar. Auf und in ihnen leben bis zu 200 Symbionten und Parasiten. Einer davon ist der Eingeweidefisch. Diese länglichen Fische erinnern in ihrer äußeren Erscheinung ein wenig an Aale, besitzen aber weder Bauch- noch Rückenflosse. Dank ihrer Form sind sie in der Lage, sich rückwärts in den After der Seegurken zu schieben. In den Eingeweiden der Tiere ernähren sie sich von dem, was die Seegurken vom Meeresgrund aufnehmen und helfen so bei der Sedimentation der Stoffe.

6. Sie werden auch als Penis des Meeres bezeichnet

Der italienische Begriff für Seegurken lautet „cazzo di mare“ – der „Penis des Meeres“. Diese Bezeichnung rührt wohl von der Gestalt der Tiere her. Diese ist wahrscheinlich auch der Grund, warum den Tieren in manchen Kulturen potenzsteigernde Wirkung zugesprochen wird, was uns zum nächsten faszinierenden Fakt bringt.

7. Seegurken erzielen auf Chinas Märkten hohe Preise

Sie sollen wie Tofu schmecken und stehen in edlen Restaurants in China für viel Geld auf der Speisekarte. Die Traditionelle Chinesische Medizin schreibt den Tieren wahre Wunderkräfte zu. So sollen Seegurken die Potenz steigern, Krebs und sogar Demenz heilen. Medizinisch belegt ist nichts davon. Trotzdem erzielen getrocknete Seewalzen auf dem chinesischen Markt aberwitzige Preise. So berichtete das Magazin „Spiegel“, dass nach einem Report der Welternährungsorganisation FAO für die Japanische Stachelseegurke bis zu 3000 US-Dollar pro Kilogramm bezahlt werden. Die wertvollsten tropischen Arten kämen immer noch auf 140 bis 1670 Dollar pro Kilogramm Trockengewicht.

8. Seegurken haben kein Gehirn

Statt eines Gehirnes – also einem zentralen Nervensystem – besitzen Seegurken lediglich einen Nervenring, der um die Mundöffnung liegt. Von ihm verlaufen fünf Hauptnerven entlang der Länge des Körpers. Der Nervenring scheint jedoch keine zentrale Rolle bei der Koordination der Tiere zu spielen. Wird er chirurgisch entfernt, bleiben die Seegurken durchaus funktions- und bewegungsfähig. 

9. Die Tiere pumpen Wasser in ihre Füßchen

Auch wenn Seewalzen wie große Würmer wirken, haben sie kleine Füßchen, mit denen sie über den Meeresgrund kriechen. Da ihnen Knochen oder Skelettelemente fast gänzlich fehlen, nutzen sie eine andere Möglichkeit, für Stabilität in ihren stummeligen Extremitäten zu sorgen. Dafür pumpen sie mit ihrem Wassergefäßsystem, auch Ambulakralsystem genannt, Wasser in die Füßchen, wodurch die Tiere sich recht effektiv fortbewegen können.

10. Manche Seegurken sehen aus wie Quallen

Seegurken aus der Ordnung der Elasipodida kriechen nicht am Boden, sondern schweben durchs Wasser. Ihr Körperbau weicht stark von dem anderer Seegurken ab. So haben sie fast keine Füßchen mehr. Dafür besitzen sie einen Saum entlang der Längsachse ihres Körpers oder einen kragenähnlichen Saum am Vorderkörper, der ihnen durch wellenförmige Bewegungen das Schwimmen ermöglicht. Dadurch ähneln sie Quallen. Dazu kommt, dass die Tiere meist rötlich oder violett gefärbt sind.

11. Seegurken haben keine Geschlechtsorgane

Statt Fortpflanzungsorganen besitzen Seegurken lediglich eine Keimdrüse. Trotzdem sind sie getrenntgeschlechtlich – es gibt also männlichen und weibliche Tiere. Je nachdem produziert die Keimdrüse der Seewalzen entweder Eier oder Spermien, die ins Meerwasser abgegeben werden. Dort verteilt sie die Strömung. Die Befruchtung findet also nicht in den Tieren selbst, sondern in freier Natur bzw. im Wasser statt.

12. Sie können innerhalb von Sekunden ihre Hautstruktur verändern

Die Haut der Seewalzen hat einen ganz besonderen Aufbau. Ihre Beschaffenheit kann zwischen drei Zuständen variieren: weich, mittel und fest. Steuern können die Tiere dies durch bestimmte Fasern in ihrer Haut, die sie aktiv miteinander verflechten oder auch lösen können. So sind sie in der Lage, ihre Haut innerhalb von Minuten – oder sogar Sekunden – weich wie Wachs oder hart wie ein Brett werden zu lassen. Das macht die Tiere unglaublich flexibel und ermöglicht ihnen, sich in kleinste Spalten zu quetschen – zum Beispiel, um so Angreifern zu entkommen.

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Quellen

Themen Meerestiere
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