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Heimisches Wildtier

Schon gewusst, dass Blindschleichen keine Schlangen sind?

Blindschleiche auf Moos
Blindschleichen sehen Schlangen zum Verwechseln ähnlich, sind aber völlig harmlos Foto: Getty Images
Porträt Saskia Schneider auf dem PETBOOK Relaunch
Redaktionsleiterin

22. Mai 2024, 14:56 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten

Blindschleichen sind weder blind noch sind sie Schlangen. Sie sehen diesen aber zum Verwechseln ähnlich. PETBOOK-Redakteurin und Biologin Saskia Schneider erklärt, wie die Blindschleiche zu ihrem Namen kam und wie man sie von echten Schlangen unterscheidet.

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Wer im Wald auf eine Schlange trifft, hat mit hoher Wahrscheinlichkeit eine Blindschleiche vor sich. Immerhin gehören sie zu den in Mitteleuropa am häufigsten vorkommenden Reptilien. Mit ihrem lang gestreckten Körper ohne Gliedmaßen schlängeln sie sich über den Waldboden und sehen so den echten Schlangen zum Verwechseln ähnlich. Aber keine Angst! Die Tiere haben weder Gift noch beißen sie. Im Folgenden stellen wir die scheuen Reptilien einmal vor und erklären, wie die Blindschleiche zu ihrem Namen kam und wie man sie von echten Schlangen unterscheidet.

Darum sind Blindschleichen keine Schlangen

Übersetzt bedeutet der lateinische Name der Blindschleiche Anguis fragilis so viel wie „zerbrechliche Schlange“. Dabei sind sie mit diesen nicht näher verwandt, sondern gehören zu den Echsen – genauer gesagt zu den Schleichen (Anguidae). Diese umfassen über 70 Arten. Nicht alle davon sehen aus wie Schlagen. So gibt es Exemplare, die voll funktionsfähige Beine mit je fünf Zehen besitzen, andere haben stattdessen nur kleine Stummel.

Genau wie Echsen können auch Blindschleichen bei Gefahr ihren Schwanz abwerfen. Dafür besitzen die Tiere mehrere sogenannte Sollbruchstellen, an denen der Schwanz einfach bricht. Allerdings wächst dieser – im Gegensatz zu dem vieler anderer Echsen-Arten – nicht wieder nach, weshalb viele Blindschleichen keinen vollständigen erhaltenen Schwanz mehr besitzen. 1

Auch interessant: Welche Schlangen sind für Anfänger geeignet?

So verlor die Blindschleiche ihre Beine

Der Hauptgrund, warum Blindschleichen den Schlangen so ähnlich sehen, ist das Fehlen von Gliedmaßen. Genau wie bei den Schlangen haben sich diese im Laufe der Evolution zurückgebildet. Warum ist bis heute nicht abschließend geklärt, aber es gibt eine Theorie.

So geht die Wissenschaft bei Schlangen davon aus, dass diese ihre Beine im Laufe der Evolution zurückgebildet haben, weil sie sich so schneller und auch lautloser an Land oder im Wasser bewegen konnten. Ähnliches trifft auch auf Blindschleichen zu.

Schaut man sich die Lebensweise der heimischen Reptilien an, verbringen diese einen großen Teil unter der Erde. Mit ihrem walzenförmigen Körper können sie sich besonders gut in Sedimenten wie Sand oder Erde fortbewegen. Beine wären hier nur hinderlich. 2

Es ist aber auch wahrscheinlich, dass ihnen die Ähnlichkeit zu den echten Schlangen den Blindschleichen einen weiteren Vorteil verschafft. Genau wie wir verwechseln auf andere Tiere und Fressfeinde die Echsen mit den giftigen Doppelgängern und halten lieber Abstand.

Sind Blindschleichen blind?

Der deutsche Name der Tiere ist etwas irreführend, denn Blindschleichen können sehr wohl sehen. Wahrscheinlich geht der Begriff „bilnd“ auf das Althochdeutsche zurück und soll „blendend“ oder „glänzend“ bedeuten. Tatsächlich reflektieren die vielen kleinen Schuppen am Körper der beinlosen Echsen das Sonnenlicht. Dadurch glänzen die Tiere bei Bewegung. 3

Blindschleiche oder Schlange? So erkennen Sie den Unterschied

Da Blindschleichen und Schlangen aus verschiedenen Verwandtschaftsverhältnissen kommen, gibt es einige anatomische Unterschiede. Allerdings sind nicht alle auf Anhieb immer gut zu erkennen. Da wäre zunächst mal die Größe: Während Schlangen nahezu ihr Leben lang weiterwachsen, erreichen Blindschleichen eine Länge von maximal 50 Zentimetern. Die meisten Exemplare sind aber zwischen 35 und 45 Zentimeter lang.

Die Grundfärbung von Blindschleichen kann variieren und Braun-, Grau-, Gelb-, Bronze- oder Kupfertönen enthalten. Viele Tiere zeigen einen sogenannten Aalstrich – eine dunkle Linie, die vom Hinterkopf bis zur Schwanzspitze verläuft. Manchen besitzen lediglich mehr oder weniger deutliche dunkle Punkte und Linien und andere sind ganz ohne Zeichnung.

Ein wichtiges Unterscheidungsmerkmal zu den Schlangen ist das Abwerfen bzw. Abbrechen des Schwanzes. Allerdings möchte man die Tiere nicht erst ängstigen oder gar anfassen, um sicherzugehen, dass es sich um eine Blindschleiche und keine Schlange handelt. Um die beiden sicher zu unterscheiden, sollte man daher den Kopf genauer betrachten.

Im Gegensatz zu Schlangen besitzen Blindschleichen ein bewegliches Augenlid und können ihre Augen so zusammen kneifen oder ganz schließen. Zum anderen ist das Maul der Blindschleiche beim Züngeln stets leicht geöffnet. Schlangen hingegen können auch mit geschlossenem Maul züngeln, da sie eine Lücke in der Oberlippe haben. 4

Sind Blindschleichen gefährlich?

Blindschleichen können weder Menschen noch den meisten Tieren wie etwa Hund oder Katze gefährlich werden. Sie ernähren sich vor allem von Kriechtieren, wobei 90 Prozent ihrer Nahrung aus Nacktschnecken und Regenwürmern besteht. Daher ist sie ein gern gesehener Helfer im Garten, dort aber eher seltener anzutreffen – es sei denn, man wohnt nahe dem Wald. Denn die Tiere bevorzugen vegetationsreiche und mäßig feuchte Biotope in Wäldern oder in deren Umfeld.

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Was sollte ich tun, wenn ich eine Blindschleiche finde?

Wer eine Blindschleiche im Wald trifft, sollte das Tier möglichst umgehen, um es nicht in Stress zu versetzen. Anfassen oder Umsetzen sollte man vermeiden, auch wenn die Tiere gerne mal mitten über Wanderwege kriechen. Zu hoch ist die Gefahr, dass die Blindschleiche aus Angst ihren Schwanz abwirft. Wer einen Hund dabeihat, nimmt seinen Vierbeiner am besten an die Leine und führt ihn großzügig um das Reptil herum.

Louisa Stoeffler
Redakteurin

Meine Blindschleichen-Sichtungen

Als Kind habe ich immer geglaubt, Blindschleichen seien Schlangen. Form und Körper entsprechen nämlich auf den ersten Blick dem, was man gemeinhin als Schlange einordnet. Erst bei einem kürzlichen Urlaub im Harz konnte ich die Tiere tatsächlich auch einmal voll in Aktion erleben. Denn wenn sie nicht wie erstarrt auf dem Weg liegen, bewegen sich beim Schlängeln relativ steif. Ich fühlte mich dabei eher an einen Gecko oder an einen Leguan erinnert.

Themen Heimische Wildtiere

Quellen

  1. waldwissen.net, „Die Blindschleiche (Anguis fragilis)“ (aufgerufen am 22.05.2024) ↩︎
  2. bund-hessen.de, „Weder blind noch eine Schlange: Die Blindschleiche“ (aufgerufen am 22.05.2024)  ↩︎
  3. lbv.de, „Blindschleichen – Zu Unrecht verurteilt“ (aufgerufen am 22.05.2024) ↩︎
  4. nabu.de, „Echse ohne Beine – Die Blindschleiche im Porträt“ (aufgerufen am 22.05.2024) ↩︎
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