14. Juli 2023, 17:04 Uhr | Lesezeit: 12 Minuten
Klein, mit Punkten, metallisch schimmernd oder sogar mit Geweih. Wer einen Garten oder auch einen Balkon besitzt, stößt öfter mal auf verschiedene Käfer und fragt sich dann: Was ist das für eine Art?PETBOOK stellt Käfer im Garten vor, die so auffällig sind, dass sie fast jeder einmal entdeckt, und erklärt, woran man sie erkennen kann.
Sie werden von den meisten Menschen kaum wahrgenommen, denn sie leben oft im Verborgenen. Dabei gibt es allein in Deutschland rund 7000 Arten von Käfern (Coleoptera) aus über 100 verschiedenen Familien. Weltweit sind bisher mehr als 350.000 Arten beschrieben worden, die tatsächliche Zahl, so schätzen Wissenschaftler, liegt bei bis zu unfassbaren fünf Millionen Käferarten. Die Gliederfüßer, die seit ca. 300 Millionen Jahre die Erde bevölkern, kriechen unter Baumrinden, über den Wald- oder Gartenboden, manche schwimmen im Wasser oder formen sich bei Gefahr zu einer kleinen Kugel, wenn sie sich in die Tiefe fallen lassen. Ihr Aussehen und ihr Verhalten sind vielfältig und zum Teil bizarr. PETBOOK entführt Sie in die Welt der kleinen Krabbler und präsentiert neun Käfer, die auch im heimischen Garten finden sind.
Übersicht
- Warum Käfer wichtig für das Ökosystem sind
- Vom Ei zum ausgewachsenen Brummer
- Können alle Käfer fliegen?
- Welcher Käfer ist das in meinem Garten?
- Siebenpunkt-Marienkäfer (Coccinella septempunctata)
- Goldglänzender Rosenkäfer (Cetonia aurata)
- Der Feldmaikäfer (Melolontha melolontha)
- Bunter Kirschprachtkäfer (Anthaxia candens)
- Hirschkäfer (Lucanus cervus)
- Junikäfer (Amphimallon solstitiale)
- Gebänderte Pinselkäfer (Trichius fasciatus)
- Bockkäfer (Cerambycidae)
- Kurzflügler (Staphylinidae)
- Auch auffällig, aber keine Käfer: Die Wanzen
Warum Käfer wichtig für das Ökosystem sind
Die meisten Käferarten sind Pflanzenfresser, aber es gibt auch räuberische Arten, die Larven und Würmer, und andere, die Aas oder Kot fressen. Käferarten helfen Pflanzen zu bestäuben und Samen zu verbreiten. Dies ist essenziell für das biologische Gleichgewicht in der Natur, denn sie tragen zur Vermehrung der Pflanzen und zur Fruchtbarkeit des Bodens bei. Und natürlich dienen Käfer auch anderen Tieren, wie Vögeln als Nahrungsquelle. Leider sind auch Käfer massiv vom allgemeinen Insektensterben betroffen und werden immer seltener.
Vom Ei zum ausgewachsenen Brummer
Käfer legen Eier, aus denen Larven schlüpfen. Diese Larven durchlaufen während ihres Wachstums verschiedene Stadien, in denen sie sich häuten. Sind sie ausgewachsen, beginnt die Verpuppung. Das Puppenstadium ist charakteristisch für Insekten wie Käfer oder Schmetterlinge. Während dieser Phase, in der sie eine komplette Metamorphose durchleben, nehmen sie keine Nahrung auf. Aus der Puppe schlüpft nach einiger Zeit ein ausgewachsener und geschlechtsreifer Käfer. Die Entwicklung vom Ei bis zum fertigen Käfer dauert unterschiedlich lang. Der Marienkäfer braucht unter günstigen Bedingungen rund drei Wochen, während der seltene Hirschkäfer bis zu acht Jahre benötigt, bis er als imposanter Käfer nur noch rund acht Wochen weiterlebt.
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Können alle Käfer fliegen?
Alle Käferarten gehören zu den Insekten. Sie haben sechs Beine und jeder Käfer verfügt über zwei Deckflügel, die Elytren. Sie dienen zum Schutz der zarten Hinterflügel. Trotz der sichtbaren Deckflügel kann nicht jeder Käfer fliegen. Zu den flugunfähigen Exemplaren zählen z. B. der Speckkäfer (Dermestidae) und der Kaphrakäfer (Trogoderma granarium). Es gibt auch die Gattung der Echten Laufkäfer, bei denen häufig ein zweites Flügelpaar fehlt oder die Flugmuskulatur teils oder vollständig reduziert ist. Bei bestimmten Käferarten kann entweder nur das Weibchen oder das Männchen fliegen, z. B. beim Kräuterdieb (Ptinus fur). Käfer haben zum Schutz vor Fressfeinden einen starken Panzer, dieser behindert sie jedoch gleichzeitig, wenn sie auf der Flucht sind. Es dauert oft zu lange, bis sie ihre Flügel unter den Flügeldecken hervorholen. Eine Ausnahme bildet der Rosenkäfer. Er ist aufgrund seiner Flügel, die er seitlich des Panzers entfalten kann, zu einem Kick-Start fähig.
Welcher Käfer ist das in meinem Garten?
Manche Käferarten, wie den Marienkäfer, trifft man noch häufig an, andere hingegen sind stark bedroht. Zu ihnen zählt etwa der prächtige Hirschkäfer. Doch noch so manch anderer Käfer findet sich in unserem Garten und sind nützlich für das Ökosystem. Tipp: Wer gezielt auf Käfer-Entdeckungstour im Garten gehen möchte, sollte nicht nur auf Pflanzen oder Bäumen, sondern auch im Misthaufen, Kompost oder unter Steinen nach den kleinen Krabblern Ausschau halten.
Siebenpunkt-Marienkäfer (Coccinella septempunctata)
Einer der wohl bekannteste Käfer überhaupt ist der Marienkäfer. Sie gelten bei uns als Glückskäfer und als ganz hervorragende Schädlingsvernichter, denn Marienkäfer lieben Blatt- und Schildläuse. Sogar die Larven futtern bis zu ihrer Verpuppung an die 400 bis 600 Blattläuse.
- Größe: 6–8 mm
- Farbe: sieben schwarze Punkte auf den orange-roten Flügeldecken
- Findet man im Garten: auf allen möglichen Pflanzen, in Laubhaufen (Überwinterung)
- Wann zu finden: von Frühjahr bis Herbst
- Besonderheiten: hervorragende Schädlingsvernichter
Goldglänzender Rosenkäfer (Cetonia aurata)
Die auffällig metallisch glänzenden Käfer findet man im Garten vor allem im Komposthaufen. Wer ihn hat, kann sich freuen, denn Rosenkäfer fördern die Bildung von wertvollem Humus. Außerdem fressen ihre Larven, im Gegensatz zu denen der Maikäfer, keine Wurzeln lebender Pflanzen an.
- Größe: 14–20 mm
- Farbe: glänzt metallisch, meist grünlich-golden
- Findet man im Garten: im Komposthaufen, in der Erde, aber auch auf Blüten und Pflanzen
- Wann zu finden: von April bis September/Oktober
- Besonderheiten: fördert die Bildung von wertvollem Humus
Der Feldmaikäfer (Melolontha melolontha)
Wer kennt noch das Kinderlied „Maikäfer flieg“ oder hat schon mal einen in Natura gesehen? Heute sicher nicht mehr viele, denn der dicke Brummer ist selten geworden. Da sie drei bis vier Jahre für einen kompletten Entwicklungszyklus brauchen, gibt es die sogenannten „Maikäferjahre“, in denen man mehr Glück hat und sie in Laubbäumen entdecken kann.
- Größe: bis zu 30 mm
- Farbe: fächerartigen Fühler, rötlich braune Flügeldecken, Bauchschuppen an der Seite weiß behaart
- Findet man im Garten: auf Laubbäumen
- Wann zu finden: von Mai bis Mitte Juni
- Besonderheiten: braucht drei bis 4 Jahre für die Entwicklung von der Larve zum Käfer
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Bunter Kirschprachtkäfer (Anthaxia candens)
Er ist einer der hübschesten Prachtkäfer und man trifft ihn auch an heißen Tagen tagsüber aktiv an. Seine Larven entwickeln sich über mehrere Jahre unter der Rinde absterbender Äste von Kirschbäumen. Deshalb sollte man abgeschnittene Äste noch einige Jahre in der Sonne lagern, damit sich die Larven noch fertig entwickeln können.
- Größe: 7–11 mm
- Farbe: schimmert smaragdgrün, schwarzblau und kupferrot und hat manchmal goldfarbene Augen
- Findet man im Garten: auf Kirschbäumen, wo sie sich paaren und Eier ablegen
- Wann zu finden: Ende April bis August/September
- Besonderheiten: obwohl die Larven unter der Rinde von Kirschbäumen leben, schädigen sie diese nicht
Hirschkäfer (Lucanus cervus)
Die zum Geweih geformten Kiefer der Männchen dienen zur Abschreckung und werden bei spektakulären Kämpfen mit Rivalen eingesetzt. Der Überlegene packt mit ihnen den Schwächeren und wirft ihn kurzerhand vom Ast runter. Die Larven entwickeln sich rund fünf Jahre im Boden und im Stammbereich absterbender Laubbäume. Deshalb sollte man die Stämme von Obstbäumen oder Eichen stehen lassen, denn der Hirschkäfer ist schon lange auf der Roten Liste der bedrohten Arten.
- Größe: bis zu 80 mm
- Farbe: Körper schwarzbraun, an den Kiefern und Flügeldecken manchmal rötlich
- Findet man im Garten: nahezu überall, wenn Flugzeit ist
- Wann zu finden: Mitte Mai und Ende Juni
- Besonderheiten: obwohl die Larven unter der Rinde von Kirschbäumen leben, schädigen sie diese nicht
Junikäfer (Amphimallon solstitiale)
Typischerweise werden Käfer der Art Gerippte Brachkäfer (Amphimallon solstitiale) als Junikäfer bezeichnet. Tagsüber wird man diesen Käfer eher selten im Garten antreffen. Die Tiere fliegen vor allem in der Dämmerung und Nacht während lauer Juninächte zu Paarung aus. Im Anschluss legt das Weibchen bis zu 40 Eier in den Boden ab. Bis daraus ein fertiger Käfer wird, vergehen bis zu drei Jahre. In dieser Zeit ernähren sich die Larven des Gerippten Brachkäfers vor allem von Pflanzenwurzeln, weshalb sie bei Gartenbesitzern nicht gerade beliebt sind und als Schädlinge gelten.
- Größe: 14–18 mm
- Farbe: Körper ledergelb bis braun gefärbt, Halsschild, Basis und Ränder der Deckflügel sind lang beborstet und kurz behaart
- Findet man im Garten: nahezu überall, wenn Flugzeit ist
- Wann zu finden: Juni bis Mitte Juli
- Besonderheiten: Larven ernähren sich von Pflanzenwurzeln, weshalb dieser Käfer als Schädling gilt
Gebänderte Pinselkäfer (Trichius fasciatus)
Dieser hübsche und auffällige Käfer besucht im Juni und Juli vorwiegend Doldenblüten und ernährt sich dort von Pollen. Auch an Rosen, Brombeerblüten und Thymian kann man den Gebänderten Pinselkäfer finden. Die Flügelzeichnung sieht nicht nur hübsch aus, sie kann den Käfer auch vor Feinden schützen. Denn dadurch sieht er einer Hummel etwas ähnlich, vor der viele andere Tiere aufgrund ihres Giftstachels Respekt haben. An sich sind diese Käfer aber komplett harmlos.
- Größe: 9–12 mm
- Farbe: hellgelb bis tieforange mit schwarzer Zeichnung, restlicher Körper mit gelben und weißen wolligen Haaren besetzt
- Findet man im Garten: vorwiegend auf Doldenblüten
- Wann zu finden: Juni und Juli
- Besonderheiten: sieht ein bisschen aus wie eine Hummel
Bockkäfer (Cerambycidae)
Bockkäfer sind eine Familie der Käfer, zu denen 35.000 verschiedene Arten zählen. Das herausragendste Merkmal dieser Käfer, die man häufig auch im Garten findet, sind ihre langen, gegliederten Fühler. Oft sind diese gebogen und werden meist nach hinten getragen. Damit erinnern sie ein wenig an die Hörner eines Steinbocks. Die Larven leben in Holz, wobei die meisten Arten Totholz oder die Borke bevorzugen. Es gibt aber auch Larven wie die des Hausbockes (Hylotrupes bajulus), die sich durch Kernholz fressen und dabei erhebliche Schäden in Bauwerken anrichten können.
- Größe: je nach Art sehr verschieden
- Farbe: je nach Art sehr verschieden
- Findet man im Garten: je nach Art auf Pflanzen und Bäumen sowie Totholz
- Wann zu finden: Frühjahr bis Herbst
- Besonderheiten: Eindeutig erkennbar an den immer sehr langen Fühlern, deren Länge meistens mehr als zwei Drittel der Körperlänge beträgt, oft aber mehr als körperlang ist
Kurzflügler (Staphylinidae)
Kurzflügler sind eine Familie von Käfern, von denen in Deutschland etwa 1500 Arten vorkommen. Die Käfer treten in praktisch allen nicht zu trockenen terrestrischen Lebensräumen auf, also auch im Garten. Besonders auffällig sind ihre kurzen Flügeldecken, die die Sicht auf den Hinterleib freigeben, weshalb diese Käfer nicht immer gleich als solche erkannt werden. Nicht wenige Arten der Kurzflügler wohnen ausschließlich in Wespen-, Ameisen- oder Termitennestern. Manche durchlaufen sogar ihre gesamte Entwicklung in Ameisenbauten und werden dort von den Insekten sogar wie Nestangehörige behandelt. Wer die Tiere im Garten hat, darf sich freuen, denn sie führen als Moder- und Humusfresser für die Pflanzenernährung aufschließbare Bestandteile den Bodenschichten zu.
- Größe: je nach Art sehr verschieden
- Farbe: je nach Art sehr verschieden
- Findet man im Garten: auf und im Boden
- Wann zu finden: Frühjahr bis Herbst
- Besonderheiten: verbessern als Moder- und Humusfresser die Bodenqualität
Auch auffällig, aber keine Käfer: Die Wanzen
Auch viele Wanzen werden urtümlich für Käfer gehalten. Sie sind aber eine eigene Gruppe unter den Insekten. Man kann sie von Käfern gut anhand ihrer Flügel unterscheiden. Diese sind bei allen Käfern immer komplett verhärtet. Bei Wanzen betrifft dies hingegen nur den oben liegenden Teil des Flügels. Der untere Teil ist ledrig bis häutig, weshalb die Flügel auch wie zweigeteilt wirken. Ein weiterer Unterschied ist, dass Wanzen keine Beiß- und Kauwerkzeuge besitzen, dafür aber einen mehrteiligen Rüssel, der auch „Rostrum“ genannt wird.
Besonders häufige Wanzen, die man im Garten entdecken kann, sind etwa die graue Gartenwanze (Rhaphigaster nebulosa), die Grüne Stinkwanze (Palomena prasina) oder die weitverbreitete und oft in Massen auftretende Feuerwanze.
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Quellen
- Gartenfreunde.de, „Käfer im Garten“ (aufgerufen am 13.07.2023)
- Nabu.de, „Sechs Beine und feste Deckflügel …“ (aufgerufen am 13.07.2023)
- Kerbtier.de, „Käfer (Coleoptera)“ (aufgerufen am 13.07.2023)