18. Juni 2023, 8:39 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Sie hängen in einigen Metern Höhe und im Idealfall summt es drumherum – Insektenhotels. In vielen Heimwerkermärkten gibt es sie zu kaufen. Doch das Angebot ist nicht immer gut. Auch viele Bauanleitungen aus dem Netz enthalten Fehler. Woran Sie ein gutes Insektenhotel erkennen.
Der Verkauf von Insektenhotels in Bau- und Gartenmärkten nimmt seit einigen Jahren zu. Das beobachtet Laura Breitkreuz, Insektenexpertin des Naturschutzbunds Deutschland (NABU).
Ausschlaggebend dürfte besonders eine Studie aus dem Jahr 2017 gewesen sein, die ein dramatisches Insektensterben prophezeite. Der Wunsch, etwas gegen den Insektenrückgang zu tun, war groß. Viele Menschen versuchen etwa mit Insektenhotels, den Tierchen neuen Lebensraum zu schaffen. Aber wie erkennt man ein gutes Insektenhotel?
„Man muss wirklich genau hingucken“, sagt Insektenexpertin Corinna Hölzel von der Umweltschutzorganisation BUND. „Da wird viel angeboten, das gar nichts nützt“ – oder sogar schädlich ist. Entscheidend ist, wie die Nisthilfe beschaffen ist. Breitkreuz rät etwa vom Kauf schlecht verarbeiteter Insektenhotels ab.
Worauf sollte ich beim Kauf achten?
Egal, ob das Insektenhotel aus Holz, Lehm oder Bambus besteht: „Wichtig ist, dass die Löcher gut gebohrt sind“, sagt Breitkreuz. Insektenhotels seien schlecht, wenn die Löcher ausgefranst sind – etwa weil verwendeter Schilf nicht gut abgefeilt ist. Extrem faseriges Gehölz werde zwar von Wildbienen angenommen, aber frisch geschlüpfte Bienen könnten sich an diesem ihre Flügel verletzen. Dadurch könnten sie nicht mehr fliegen und verendeten schließlich jämmerlich, so Hölzel.
Ein gutes Domizil für Bienen und Wespen sollte runde, abgeschliffene Löcher von mindestens fünf Zentimetern Tiefe bereithalten. Mit einem Loch, das nur zwei Zentimeter tief ist, werden Breitkreuz zufolge lediglich sehr wenige Bienen froh.
Wichtig sei ebenfalls, dass sich die Bohrungen seitlich am Holz und nicht am Stirnholz befinden. Sonst könnte das Holz auch bei guten Bohrungen mit der Zeit aufreißen. Gut verarbeitetes Holz in einem Insektenhotel kann man laut Breitkreuz daran erkennen, dass die Jahresringe bei der Draufsicht nicht zu sehen sind.
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Wie baue ich ein gutes Insektenhotel selbst?
Wenn Sie das Insektenhotel selbst basteln wollen, ist darauf zu achten, dass Sie in ein abgestandenes, unbehandeltes Holz verschiedene Löcher um die fünf Zentimeter Tiefe oder mehr bohren und es vorn gut abschleifen. Zum Aufhängen eigne sich am besten „ein windstiller, trockener und sonniger Platz“, sagt Breitkreuz. Mit einem Gitter rundherum könne man die Nisthilfe zudem vor Fressfeinden wie beispielsweise Spechten schützen.
Wer wenig Platz im Garten hat oder Wildbienen auch auf dem Balkon eine Nisthilfe geben möchte, kann zum Beispiel einfach Bambusstangen in einer alten Dose befestigen und auf eine Länge kürzen. Diese sollte man jedoch fest und nicht frei in der Luft schwebend anbringen.
Immer wieder sieht man Tannenzapfen, Wolle oder Späne, die hinter einem Gitter liegen. Hier sollen sich Insekten wie Ohrenkneifer wohlfühlen. In der Praxis sind diese Materialien aber eher ungeeignet. Besser seien das bereits angesprochene Holz, Lehm und Stangen aus Bambus oder Schilf, sagt Breitkreuz. Sind die Löcher darin gut verarbeitet und bleibt das Insektenhotel lange am selben Ort, könnten unterschiedliche Insektenarten dadurch angezogen werden. Falls es anfängt zu schimmeln, sollte man das Hotel allerdings austauschen.
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Welchen Tieren hilft ein Insektenhotel?
Vor allem Wildbienen nutzen Insektenhotels. Mit etwas Glück lassen sich über das Jahr sogar verschiedene Arten von ihnen davor beobachten. Allerdings brütet der Großteil der Wildbienenarten im Boden. Wer also wirklich etwas zur Rettung der Insekten beitragen möchte, sollte auch Strukturen wie Brachflächen und Sandhaufen im Garten schaffen, wo die Bodennister ungestört brüten können.
„Der Grund, warum wir Insektenhotels aufstellen, ist, dass nicht mehr genügend Niststrukturen wie Totholz oder Lehmwände in der Landschaft vorhanden sind“, sagt Breitkreuz. Und bis das wieder der Fall ist, „sind solche Zwischenlösungen wie Insektenhotels echt eine ganz gute Alternative“. Doch die Expertin betont auch: „Mit den Insektenhotels alleine retten wir die Tiere noch nicht.“ Es sei aber zumindest ein kleiner Beitrag, den jeder leisten könne.
Mit Material der dpa