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Experten raten vom Kauf ab

Warum Lecksteine für Meerschweinchen gefährlich sind

Meerschweinchen steckt Zunge heraus
Meerschweinchen lecken gerne mal die salzige Haut ihres Menschen ab. Lecksteine aus Salz gehören aber nicht in den Käfig, da eine erhöhte Salzaufnahme für die Tiere gefährlich ist. Foto: Getty Images

22.05.2023, 12:02 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten

Salzlecksteine findet man oft im Bedarf für Kleintiere. Experten raten jedoch klar vom Kauf für Meerschweinchen ab. Warum es sie trotzdem zu kaufen gibt, welche gesundheitlichen Folgen eine übermäßige Salzaufnahme für Meerschweinchen haben kann und wie sich der Salz- und Mineralienbedarf der Nager auf anderem Weg decken lässt, weiß PETBOOK.

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Kompakt, rosa, rund, mit einem Loch in der Mitte und einer Halterung aus Plastik, mit der man ihn an Gitterstäben befestigen kann: So sieht der klassische Leckstein für Meerschweinchen aus. Man kann ihn in vielen Zoofachhandlungen kaufen. Er besteht größtenteils aus Natriumchlorid, beziehungsweise Kochsalz, kann aber auch andere Mineralien wie Calcium, Kalium oder Magnesium enthalten.

Auch Salzleckstein mit Zusätzen wie Kräutern kann man im Fachhandel erwerben. Sie sollen die Nager zusätzlich mit Vitaminen versorgen. Experten sind allerdings überzeugt: Der Salz- und Mineralbedarf von Meerschweinchen lässt sich komplett ohne Lecksteine decken. Zudem kann es die Nager sogar tödlich enden, wenn sie Kochsalz in übermäßigen Mengen aufnehmen.

So betont Heike Lumpp vom Vermittlungs- und Beratungsteam der Meerschweinchenhilfe e.V.: „Von Salz- und Minerallecksteinen raten wir dringend ab. Sie sind überflüssig und sogar schädlich.“ Die Experten haben also eine klare Meinung. Aber warum gibt es die Steine dann überhaupt im Fachhandel zu kaufen? Und was genau passiert, wenn Meerschweinchen zu viel Salz zu sich nehmen?

Folgen von Salzlecksteinen für Meerschweinchen

Der Mythos, das Meerschweinchen ihren Mineralien- und Salzbedarf nicht allein durch natürliche Nahrungsquellen wie Kräuter decken können, hält sich hartnäckig. Das Tiermedizinische Zentrum schreibt dazu in seiner Fütterungsempfehlung für Meerschweinchen: „Hier versucht Ihnen die Futtermittelindustrie einen Bedarf vorzutäuschen, der nicht vorhanden ist.“ Vermutlich gibt es die zum größten Teil aus reinem Natriumchlorid bestehenden Steine aus Profitgründen immer noch in vielen Zoohandlungen zu kaufen. Tatsächlich sind die Steine laut Experten aber nicht nur überflüssig, sondern auch schädlich für die Tiere.

Heike Lupp hierzu: „Lecken die Schweinchen zu viel daran oder nagen sie die Steine sogar an, kann es zu einer Natriumchlorid-Überversorgung kommen. Die Folge können starke Nierenprobleme sein. Im schlimmsten Fall kann es zu Nierenversagen kommen, sollte ein Stein ganz aufgefuttert werden. Und Nierenversagen führt leider in den meisten Fällen zum Tod.“

Mit weiteren Zusätzen versetzte Salzlecksteine sind laut Angaben der Expertin ebenfalls nicht zu empfehlen: „Sind Salzlecksteine mit Mineralien und anderen Spurenelementen versetzt, kann es zu einer Nitratüberversorgung kommen. Die Erfahrung hat zusätzlich gezeigt, dass Meerschweinchen, die an solchen Steinen lecken oder sie anknabbern, oft an Blasensteinen oder Blasenschlamm oder -gries leiden.“

Auch interessant: Was man bei der Einrichtung eines Geheges für Meerschweinchen beachten sollte 

Kalklecksteine: Die gesündere Alternative zu Salzlecksteinen?

Salzlecksteine sollte man von Meerschweinchen also möglichst fernhalten. Und auch Steine aus Kalk sind keine gute Alternative, betont Heike Lupp: „Kalksteine bestehen zum größten Teil aus Kalzium. Benagen die Meerschweinchen diese Steine intensiv, führt dies zu einer zu hohen Kalziumresorption. Dadurch kommt es allzu oft zu Harnsteinbildung oder einer Organverkalkung.“

Besonders hoch ist die Gefahr, dass Meerschweinchen übermäßig viel Natriumchlorid oder Kalzium durch Lecksteine aufnehmen, wenn ihnen langweilig ist und sie keine andere Beschäftigungsmöglichkeit haben. Dann lecken oder knabbern sie die Steine an, um sich zu beschäftigen.

Um das zu vermeiden, sollte man auf diese Steine verzichten und generell den Meerschweinchenkäfig immer so einrichten, dass die Nager viele unterschiedliche Möglichkeiten haben, sich zu beschäftigen. Gute Spiel- beziehungsweise Beschäftigungsmöglichkeiten sind zum Beispiel:

  • Röhren aus Kork,
  • Häuschen mit mehreren Eingängen und
  • kleinen Etagen.
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Laut Fütterungsempfehlung für Meerschweinchen des Tiermedizinischen Zentrums besteht ein ausgewogener Speiseplan für Meerschweinchen aus:

  • viel hochwertigem Heu,
  • täglich frischem Grünzeug wie Karotte, Paprika und Kräutern sowie
  • hin und wieder frischem Obst wie Apfelschalen.

Heike Lumpp von der Meerschweinchenhilfe ergänzt: „Gesund ernährte Meerschweinchen nehmen Salze und Mineralien über das Futter, zum Beispiel in Form von Kräutern oder anderem Grünfutter auf. Zusätzliche billige Kochsalze, aus denen Lecksteine bestehen, brauchen die Tiere deshalb nicht. Auch zusätzliche Vitamingaben in Form von Tropfen oder Drops sind bei artgerecht ernährten und gesunden Meerschweinchen nicht erforderlich. Im Gegenteil: Zu viel Vitamin C kann zu Nierenschädigungen und Blasensteinen führen.“ Um für einen Abrieb der Schneidezähne zu sorgen, sollten man zusätzlich Zweige und Äste zum Abnagen anbieten.

Der Kalziumbedarf lässt sich ebenfalls auf natürliche Weise decken: „Auch mit Blick auf Kalklecksteine ist es so, dass die Meerschweinchen über Kräuter und Grünfutter genügend Kalzium aufnehmen“, erklärt Lumpp. „Da Kalzium überall mehr oder weniger enthalten ist, ist es auch ratsam, Grünfutter mit hohem Kalziumanteil wie Petersilie oder Möhrenkraut nur als seltenes Leckerli zu geben.“

Mit fachlicher Beratung des Experten-Teams der Meerschweinchenhilfe e.V.

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