7. Februar 2023, 14:07 Uhr | Lesezeit: 8 Minuten
Meerschweinchen leiden still. In der Wildnis würden sie sonst schnell zum Opfer eines Beutegreifers werden, wenn sie als krankes Tier auffallen. Deshalb sollte man als Halter bereits auf kleinste Anzeichen achten. Welche Symptome häufig bei den „Meerlis“ auftreten, wie man die Ursachen vorbeugend vermeiden kann, aber auch die Behandlungsmöglichkeiten der häufigsten Krankheitsbilder hat sich PETBOOK genauer angesehen.
Wer mit den friedlichen und neugierigen Nagern zusammenlebt und sie genau beobachtet, merkt meist recht schnell, wenn mit einem Meerschweinchen etwas nicht stimmt. Sie können wie wir an allen Organsystemen erkranken, sich mit Verdauungsproblemen herumschlagen oder unter einer schlichten Erkältung leiden. Die ersten Anzeichen, dass etwas nicht stimmt, sind schlechte Futteraufnahme und Gewichtsabnahme. Regelmäßiges Wiegen ist deshalb wichtig, wobei Tagesschwankungen von 20 Gramm nicht auffällig sind. Viele Tiere wirken bei Krankheit unruhiger, andere werden regelrecht apathisch und kommen z.B. nicht mehr, wenn man sie ruft. Kommen dann noch struppiges Fell, seltsame Kotbällchen oder vielleicht auch verklebte Augen hinzu, sollte man nicht zögern und einen Tierarzt aufsuchen. Dort gibt es verschiedene Möglichkeiten eine Diagnose zu den Krankheiten der Meerschweinchen zu stellen, um anschließend eine geeignete Therapie einzuleiten.
Übersicht
Die 6 häufigsten Krankheiten bei Meerschweinchen im Überblick
Über die folgenden 6 Erkrankungen sollten Halter gut informiert sein, denn sie gehören bei Meerschweinchen zu den häufigsten Krankheiten.
1. Magen- und Darmerkrankungen
Hört ein Meerschweinchen auf, sein Heu oder den leckeren Salat zu fressen und setzt keinen Kot mehr ab, kann dies viele Ursachen haben. Vielleicht leidet es an einer Virusinfektion oder es gab eine Futterumstellung? Vielleicht sind auch seine Zähne zu lang und es kann nicht mehr ordentlich raspeln und mümmeln. Da Meerschweinchen nicht erbrechen können, müssen sie ständig fressen, damit der Nahrungsbrei im Darm weitertransportiert wird.
Symptome
- die Tiere setzen nur noch Kügelchen oder gar keinen Kot mehr ab (Verstopfung)
- Verweigerung der Futteraufnahme
- Apathisches Verhalten
- Aufgeblähter Bauch (Aufgasen, Kolik)
- Durchfall
- kotverklebte Analregion
Mögliche Ursachen
- falsche Fütterung (alter Salat, zu viele Körner, zu wenig Heu, zu viel frisches Gras)
- Zahnprobleme
- Virusinfektionen, aber auch Bakterien und Parasiten
Vorbeugung und Behandlung
- Fütterung von rohfaserreicher Nahrung, sowie Saftfutter und Heu
- Futterumstellungen vermeiden
- regelmäßiges Wiegen
- regelmäßige Zahnkontrolle
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2. Hautprobleme
Zu den häufigsten Krankheiten bei Meerschweinchen gehören auch Hautprobleme. Viele neigen zu Pilzinfektionen. Schuld daran sind oft eine mangelhafte Ernährung, schlechte Haltung und Stress. Meist beginnt der Befall im Gesicht und breitet sich dann auf Rücken und Beinchen aus. Die Tiere verlieren Haare, bekommen kahle und verschorfte Stellen. Pilzinfektionen können auf andere Tiere, aber auch auf Menschen übertragen werden. Handelt es sich um eine infektiöse Hauterkrankung, z.B. von Milben oder anderen Parasiten verursacht, ist sie überwiegend leicht diagnostizier- und behandelbar, auch wenn der komplette Bestand sich der Prozedur unterziehen muss.
Symptome
- starker Juckreiz
- kahle und verschorfte Stellen im Fell
- Schuppen
- verfilztes, mattes, struppiges, ungepflegtes Fell
- offene Wunden
- Schorf an der Lippe
- Lungenentzündung
- Lähmungserscheinungen
Mögliche Ursachen
- Ballenentzündung
- Fliegenmaden
- Hautpilz
- Lippengrind (Cheylitis)
- Milben, Zecken, Flöhe & Co.
- Hauptursache von Hautkrankheiten ist mangelnde Hygiene
Vorbeugung und Behandlung
- ausgewogene Ernährung
- regelmäßiges Reinigen des Geheges
- Tiere regelmäßig untersuchen, besonders Neuzugänge
- Stress vermeiden
- Parasitenmittel
- Salbe oder Tinktur bei Pilzbefall
3. Gebärmutter- und Eierstockerkrankungen
Weitere häufige Krankheiten bei Meerschweinchen, die allerdings nur die Weibchen betreffen, können Gebärmutterentzündungen oder Eierstockzysten sein. Im schlimmsten Fall auch Krebs. Rund die Hälfte bis drei Viertel der Tiere haben im Laufe ihres Lebens Ovarialzysten.
Symptome
- aggressives Verhalten
- übersteigertes Sexualverhalten
- symmetrischer Haarausfall an den Flanken
- Verdauungsstörungen
- großer Bauchumfang (wirkt trächtig)
- fehlende Fruchtbarkeit bei Zuchtmeerschweinchen
- Gewichtsverlust
- Verkrustung der Zitzen
- allgemeine Infektanfälligkeit der Atemwege
Ursachen
- Zysten entstehen durch hormonelle Fehlfunktion
- Adipositas
- genetische Präposition
Vorbeugende Maßnahmen und Behandlung
- Ovariohysterektomie (Entfernung der Eierstöcke sowie eines Großteils der Gebärmutter)
- hormonelle Behandlung (Hormon-Chip)
- Punktion und Ausdrücken z.B. der Zyste
- homöopathische Behandlung
4. Atemwegserkrankungen
Meerschweinchen können schnell eine Erkrankung der oberen Atemwege bekommen. Im schlimmsten Fall kann daraus eine Lungenentzündung werden. Die Ansteckung kann von einem Tier auf das andere erfolgen. Aber auch eine schlichte Erkältung, bei der die meisten aber nicht husten, kann schuld sein. Achtung: Oft wird eine Atemwegserkrankung deshalb zu spät erkannt. Stress begünstigt dabei den Verlauf.
Symptome
- Niesen
- Augen- und Nasenausfluss
- Nahrungsverweigerung
- Atemnot
- starke Flankenatmung
Mögliche Ursachen
- Zigarettenrauch
- Kaminrauch
- trockene Heizungsluft
- Zugluft
- Vitaminmangel
- feuchte Einstreu
Vorbeugung und Behandlung
- Käfig sauber halten
- Stress für das Tier vermeiden
- Standort Gehege ohne Zugluft
- Meerschweinchen von erkrankten Tieren fernhalten
- Hände waschen, bevor das Meerschweinchen angefasst wird
- ausgewogene Ernährung und Vitamine
- staubarme Einstreu
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5. Harnprobleme
Auch Harnprobleme gehören zu den häufigsten Krankheiten bei Meerschweinchen, denn sie sind sehr anfällig für Harnsteine. Diese bilden sich in der Blase, aber auch in der Niere und sammeln sich dann in der Harnröhre oder im Harnleiter, wo sie eine Verstopfung auslösen können. Es kann sogar zu einem lebensbedrohlichen Verschluss kommen. Ist dies der Fall, kann das Meerschweinchen keinen Urin mehr absetzen. Davor hat es meist Blut im Urin. Weibchen neigen mehr zu Blasensteinen als Böckchen, da sie aufgrund ihrer kürzeren Harnröhre vermehrt Blaseninfektionen bekommen.
Symptome
- vermehrtes Urinieren
- Meerschweinchen nimmt dabei eine gekrümmte Haltung ein
- das Tier gibt beim Urinieren Schmerzenslaute von sich
- Blut im Urin
- Urin stinkt
- häufiges Lecken des Hinterteils
Mögliche Ursachen
- bakterielle Infektion
- Nierensteine
- Blasensteine
- kalter Untergrund
- feuchte oder nasse Einstreu
Vorbeugen und Behandlung
Eine ausgewogene Ernährung ist auch bei Harnproblemen förderlich, damit das Tier nicht an einer Harnweginfektion erkrankt. Daher sollte das Futter nicht zu viel Kalzium enthalten, genauso wie das Wasser. Man sollte darauf achten, dass sich keine nasse Einstreu im Käfig befindet. Haben sich bereits Blasensteine gebildet können diese beim Weibchen eventuell mit einer Ultraschallsonde zertrümmert werden. Dennoch besteht eine hohe Gefahr, dass das Problem erneut auftritt. Für einen andauernden Therapieerfolg empfiehlt sich deshalb eine „Harnsteindiät“, bei der die Kalziumzufuhr über das Futter eingeschränkt und die Flüssigkeitsaufnahme erhöht wird.
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6. Zahnkrankheiten
Für Nagetiere sind gesunde Zähne lebenswichtig. Leider gehören Probleme mit den Zähnen zu den häufigsten Krankheiten der Meerschweinchen. Die Zähne wachsen pro Woche um etwa 1,5 Millimeter. Man muss wissen, dass die Tiere nur eine sehr kleine Maulhöhle haben, die durch eine ausgeprägte Lippenfalte auch noch in zwei Bereiche aufgeteilt ist. Tagtäglich zermahlen sie ca. 80 Mahlzeiten damit. Durch das ständige Aneinanderreiben und damit verbundene Abnutzung der Zähne können diese nicht zu lang werden. Ein mangelnder Abrieb, etwa durch falsches Futter oder falsche Zahnstellung, können zu massiven Zahnproblemen führen und das Meerschweinchen kann praktisch vor dem vollen Futternapf verhungern.
Symptome
- Gewichtsverlust
- langsames Fressen
- komplette Nahrungsverweigerung
- Zähneknirschen
- Mund bleibt leicht geöffnet
- übermäßiges Speicheln beim Fressen
- abgebrochene Zähne
- zu lange Zähne
- krumme Zähne
- braune oder schwarze Verfärbungen
- das Fell am Kinn nass ist (Zahnerkrankungen)
- tränende Augen
- allgemeine Anzeichen für Unwohlsein und Schmerzen
Mögliche Ursachen
- zu viel Getreide
- generell falsche Fütterung (Brot, zu viel Mais oder Körner)
- Fütterung mit Spritze
- Fehlstellungen des Kiefers
- genetische Veranlagung
Vorbeugung und Behandlung
Um Zahnerkrankungen vorzubeugen, sollten Sie Ihren Tieren viel rohfaserreiches Futter und Frischfutter anbieten. Denn für einen gesunden Zahnabrieb muss den Tieren ständig hochwertiges Heu und abwechslungsreiches Grünfutter wie z.B. Gras, Löwenzahn, Klee, Zweige mit Blättern, Gemüsegrün, Blattgemüse und Kräuter zur Verfügung stehen. Als Halter sollte man die Länge der Zähne regelmäßig kontrollieren. Auch der Tierarzt kann fehlgestellte Zähne sowie Spitzen kürzen und abschleifen. Dies geht alle drei bis sechs Wochen, möglicherweise auch ohne Narkose. Muss geröntgt werden, ist eine Sedierung notwendig.
Quellen
- Vier-Pfoten.de, „Meerschweinchen – ihre häufigsten Krankheiten“ (aufgerufen am 07.02.2023)
- Meerschweinchenwiese.de, „Meerschweinchen-Krankheiten erkennen“ (aufgerufen am 07.02.2023)
- Dr-Hoech.de, „Die wichtigsten Erkrankungen bei Meerschweinchen“ (aufgerufen am 07.02.2023)