28.05.2023, 08:37 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Wenn ein Meerschweinchen das Fressen einstellt, ist dies meist ein Alarmsignal. Doch ab wann sollten Halter aktiv werden und wie kann man einem appetitlosen Meerschwein helfen? PETBOOK gibt Antworten.
Wer seine Meerschweinchen regelmäßig beobachtet, hat bestimmt schon festgestellt, dass die Nagetiere scheinbar den ganzen Tag fressen oder an etwas herumknabbern. Der Eindruck täuscht nicht, denn tatsächlich sind Meerschweinchen durch bestimmte anatomische Bedingungen darauf angewiesen, sehr häufig am Tag Futter aufzunehmen. Umso auffälliger ist es deshalb, wenn ein Meerschweinchen das Fressen plötzlich einstellt. Hier ist schnelles Handeln geboten, denn die Nager können an einer fehlenden Nahrungsaufnahme im Vergleich zu anderen Haustieren schnell versterben.
Übersicht
Warum es so gefährlich ist, wenn ein Meerschweinchen nicht frisst
Die Nager aus Südamerika leben rein vegetarisch und müssen deshalb eine große Menge pflanzlicher Nahrung aufnehmen, um ihren Energiebedarf zu decken. Das Hauptnahrungsmittel der Tiere sind verschiedene Gräser und Kräuter, die in gutem Heu enthalten sind. Dies enthält jedoch nur wenige Kalorien. Zusätzlich sollte Frischfutter angeboten werden. Gemüse und besonders zuckerhaltiges Obst sollte man nur in Maßen reichen.
Doch das ständige Fressen von Meerschweinchen hat noch einen anderen Grund: Der Magen-Darm-Trakt der Nager verfügt nur über sehr wenige Muskeln. Der Nahrungsbrei wird in den Organen muss also hauptsächlich dadurch bewegt, dass immer neue Nahrung durch das Mäulchen in den Magen und Darm gelangt. Stellen die Tiere das Fressen ein, verbleibt die Nahrung unnatürlich lange im Magen-Darm-Bereich. Sie kann anfangen zu gären und zu Schmerzen beim Meerschweinchen durch Blähungen führen.
Auch die Zusammensetzung der Darmflora kann sich gefährlich verschieben, wenn sich der Nahrungsbrei zu lange in dem Organ befindet. Dies kann eine Reihe von weiteren Folgen nach sich ziehen, die für das Meerschwein schnell tödlich enden können. Bei den ersten Anzeichen von Appetitverlust oder einer Verweigerung der Nahrungsaufnahme sollte man deshalb so schnell wie möglich seinen Tierarzt konsultieren.
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Gründe, warum Meerschweinchen nicht fressen
Der Tierarzt wird bei einem Meerschweinchen, das nicht mehr frisst, vermutlich folgende Ursachen in Betracht ziehen:
- Erkrankungen oder Entzündungen an den Zähnen oder Kiefern
- Infekte
- Schmerzen an anderen Körperstellen
- Magen-Darm-Probleme
- Medikamentenunverträglichkeit
- Fütterungsfehler
Auch zu lang gewachsene Nagezähne können die Nahrungsaufnahme für Meerschweinchen immer schwieriger und damit unmöglich machen. Die Nager brauchen eine sehr faserhaltige Nahrung, hierbei besonders Heu und ballaststoffreiches Gemüse. Dabei nagen sie gerne auch mal Zweige oder Rindenstücke an, um die stetig nachwachsenden Nagezähne abzuschleifen.
Geschieht dies unzureichend, zum Beispiel, weil die Tiere zu viel hochkalorisches Getreidefutter bekommen, welches die Zähen nur unzureichend abschilfert, wachsen die Nagezähne schneller nach, als sie das Meerschweinchen beim Fressen abnutzen kann. Irgendwann kann das Tier dann die Zähne gar nicht mehr richtig nutzen und stellt das Fressen ein.
Zu den Fütterungsfehlern gehört etwa das Anbieten von stark blähenden Lebensmitteln, zu viel Obst und Gemüse, zuckerhaltige Leckerlis aus dem Tierfachhandel wie Joghurtdrops oder die Gabe von zu wenig Heu, das die Tiere für eine gesunde Ernährung dringend brauchen.
Behandlung von Futterverweigerung bei Meerschweinchen
Wer eine sogenannte Inappetenz bei seinem Tier bemerkt, sollte als Erstes versuchen, es mit einem Lieblingssnack wieder zum Fressen zu bewegen. Vielleicht bekommt das Meerschweinchen so wieder Lust auf die Nahrungsaufnahme und der Magen-Darm-Trakt kann in Bewegung gehalten werden, bevor Schlimmeres passiert.
Verweigert das Tier auch die Lieblingssnacks, sollte man umgehend den Tierarzt aufsuchen. Je nach Ursache für die Inappetenz kann dieser Medikamente geben, eventuell zu lange Zähne kürzen und das Meerschweinchen an den Tropf legen, um eine Dehydrierung zu vermeiden.
Oft verordnet der Tierarzt eine Zwangsfütterung verordnet. Hierbei rührt man einen Futterbrei an und zieht diesen mit einer Spritze ohne Nadel auf. Diesen spritzt man dem Meerschweinchen seitlich in den Mund. Das soll die Verdauungstätigkeit anregen sowie das Tier mit Nährstoffen und Energie versorgen. Diese Prozedur wiederholt man so lange, bis das Meerschweinchen gesund ist und selbst das Fressen wieder aufnimmt.
Für den Notfall vorbereitet sein
Generell ist es hilfreich, für den Notfall immer den sogenannten „Päbbelbrei“ und Spritzen zu Hause zu haben, da vielen Haltern die Fressverweigerung des Meerschweins oft erst abends nach der Arbeit auffällt, wenn bereits alle Tierärzte geschlossen haben. Anstelle des Päbbelbreis kann man auch Möhrenbrei aus der Babyabteilung für kurze Zeit zwangsfüttern. Egal, ob eigenverantwortlich begonnen oder vom Tierarzt verordnet: Bessert sich der Zustand auch durch die Zwangsfütterung nicht, muss der Tierarzt spätestens am nächsten Tag erneut aufgesucht werden.
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Quellen:
- Tierarzt24.de, „Inappetenz beim Meerschweinchen – Ursachen und Folgen der Appetitlosigkeit“ (aufgerufen am 25.05.2023)
- Petdoctors.at, „Erste Hilfe: Päppelbrei, wenn ein Meerschweinchen nicht frisst“ (aufgerufen am 25.05.2023)