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Maulhygiene

Die richtige Zahnpflege für Hunde und Katzen

Ein Hund lässt sich die Zähne bürsten
Um die Zähne seines vierbeinigen Lieblings langfristig gesund zu halten, sollte man ihn früh ans Zähneputzen gewöhnen Foto: Getty Images
Beke Enderstein
Freie Autorin

18.09.2022, 07:28 Uhr | Lesezeit: 9 Minuten

In Zeiten, in denen Herrchen und Frauchen immer mehr auf Gesundheit und Wohlbefinden achten, möchten viele Besitzer ihrem liebsten Vierbeiner ebenfalls eine Extraportion Gesundheitsschutz gönnen. Während so mancher seinem Dackel bereits die Zähne „schrubbt“, halten andere diesen tierischen Trend für übertrieben. PETBOOK hat sich bei Tierärzten informiert und erklärt, warum Zähneputzen für Hunde und Katzen sinnvoll ist. Zudem gibt es weitere Tipps zur Zahnhygiene bei Haustieren.

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Bei vielen Besitzern ist es bereits Routine, Hunden und Katzen Plaque und Zahnstein wegzuputzen. Schließlich sorgen gesunde Zähne für einen angenehmeren Atem beim tierischen Mitbewohner – ein Aspekt, den hauptsächlich Herrchen und Frauchen zu schätzen wissen. Aber es ist auch ein Trend, den viele Tierärzte begrüßen: Das Zähneputzen hat aus tiermedizinischer Sicht einen Nutzen. Denn wenn sich aus einem anfänglichen Zahnbelag Plaque und später hartnäckiger Zahnstein entwickelt, können sich die Bakterien im gesamten Körper des Vierbeiners verteilen. Kommen noch Karies und Parodontose dazu, steigt das Risiko, dass Organe wie Herz und Co. nachhaltig geschädigt werden.

Gründe für die Zahnpflege bei Hund und Katze

  • Plaque-Entfernung
  • Zahnstein-Prophylaxe
  • Schutz vor Karies
  • Parodontose verhindern
  • frischer Atem
  • allgemeiner Gesundheitsschutz
  • kann OPs zur Zahnsteinentfernung verhindern

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Karies, Parodontose und Zahnstein bei Hunden und Katzen

Wie bei uns Tierbesitzern, können Karies, Parodontose und Zahnstein nicht nur die Zähne selbst schädigen und Schmerzen verursachen, sondern die gesamte Gesundheit des Tieres negativ beeinflussen. Um Zahnprobleme zu vermeiden, sollten Hunde und Katzen unbedingt zuckerfrei ernährt werden.

Wer die Zähne seines Tieres zusätzlich regelmäßig putzt, kann verhindern, dass Zahnstein unter Narkose per Ultraschall entfernt werden muss. Gerade bei älteren Tieren ist eine Operation riskant und sollte nach Möglichkeit vermieden werden.

Besonders kleine Hunderassen neigen zur Zahnsteinbildung. Das liegt daran, dass sie genauso viele Zähne wie größere Rassen haben und ihr Gebiss so im Vergleich zum Körper wesentlich größer ist. Durch den geringeren Platz im Kieferraum steigt das Risiko, dass die Zähne zu eng nebeneinander liegen oder sich sogar verdrehen. Folge: Der mechanische Selbstreinigungseffekt funktioniert nicht so gut wie bei größeren Hunden. Dadurch bleiben Futterreste oder Bestandteile von Stöcken eher an den Zähnen haften und Bakterien können sich im Zahnfleisch einnisten.

Tipp: Wer seinem Hund – oder gegebenenfalls auch seiner Katze – eine kleine Portion zuckerarmes Obst als vitaminreichen Snack gönnen möchte, sollte ihm danach reichlich Wasser anbieten, um den Fruchtzucker von der Zahnoberfläche zu spülen. Denn auch bei Vierbeinern sollten Zähne niemals direkt nach dem Verzehr von Obst geputzt werden. Der Grund: Die Fruchtsäure weicht den Zahnschmelz auf, der durch das anschließende Zähneputzen geschädigt wird.

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Wie gewöhne ich Hund oder Katze an die Zahnpflege?

Produkte zur tierischen Zahnhygiene bekommen Tierbesitzer beim Tierarzt oder im Zoofachhandel. Ansonsten funktioniert zur Gewöhnung auch eine weiche Baby-Zahnbürste. Um das Tier behutsam an das Zähneputzen heranzuführen, darf der Schützling zunächst an der Zahnpasta riechen und etwas davon probieren. Im Anschluss gibt man die Zahncreme dann auf seinen Finger und reibt vorsichtig an Zähnen und Zahnfleisch entlang.

Nach ein paar Tagen sind dann weiche Fingerzahnbürsten bzw. Fingerlinge mit Silikonnoppen für Tiere ideal. Eine oder zwei Wochen später können diese durch eine richtige Zahnbürste mit Griff ausgetauscht werden. Falls sich das Haustier nicht mit der Zahnbürste anfreunden möchten, können Herrchen und Frauchen auch dauerhaft auf Fingerlinge zur Zahnreinigung zurückgreifen. Damit lassen sich durch sanftes Reiben über Zähne und Zahnfleisch ebenfalls Essensreste und Bakterien entfernen.

Spezialtipps für Katzenbesitzer: In der Regel ist es deutlicher schwieriger, eine Katze ans Zähneputzen zu gewöhnen. Daher ist es empfehlenswert, noch behutsamer vorzugehen. Dafür sollten Besitzer die ersten Tage nur mit einem angefeuchteten Finger über Zähne und Zahnfleisch der Katze gleiten. Später kann der Finger zusätzlich mit einer angefeuchteten Mullbinde umwickelt werden. Zudem hat es sich bewährt, bei Katzen erst nach einiger Zeit Zahnpasta zu verwenden.

Geeignete Zahnbürsten für Hunde und Katzen

  • Fingerling mit weichen (Silikon-) Noppen*
  • Fingerzahnbürsten für Säuglinge
  • spezielle, tiergerechte Zahnbürsten**
  • doppelköpfige Zahnbürsten
  • weiche Babyzahnbürsten

* speziell für unterschiedliche Maulgrößen

** mit weichen Natur- oder Silikonborsten

Elektrische Zahnbürsten eignen sich nur für sehr entspannte Tiere und können bei vielen Hunden und Katzen durch die Vibration unnötigen Stress erzeugen. 

Eine Katze beißt in eine Zahnbürste
Es ist meist schwieriger, eine Katze als einen Hund an das Zähneputzen zu gewöhnen. Je früher die Zahnputzroutine eingeführt wird, desto besser nehmen die Tiere sie an. Foto: Getty Images

Die richtige Zahnpasta für Hund und Katze

Da Hunde oder Katzen die Zahnpasta schlucken und nicht ausspucken, sind konventionelle, schäumende Zahncremes nicht für Tiere geeignet. Es ergibt daher Sinn, verschiedene Sorten Zahnpasta zu testen. Teilweise enthalten diese besonders wohlschmeckenden Zutaten, um die Zahnreinigung zu erleichtern.

Zähneputzen bei Hund und Katze: So geht’s

Zähneputzen sollte im Idealfall täglich, mindestens jedoch einmal pro Woche auf dem Programm stehen.

Anleitung fürs Zähneputzen

  1. Falls möglich, sollten Hund und Katze nach der Mahlzeit zunächst Wasser trinken.
  2. Damit das Zähneputzen möglichst unkompliziert gelingt, vorab die Zahnbürste mit aufgetragener Zahnpasta bereitstellen.
  3. Während größere Hunde eine entspannte Haltung einnehmen sollten, sind Katzen und kleine Hunde am besten auf dem Schoß des Besitzers aufgehoben.
  4. Die Zahnbürste wird in kreisenden Bewegungen mehrmals über Zahnoberfläche und Zahnfleisch geführt.
  5. Sobald das Tier Angst zeigt oder unruhig wird, wird die Zahnreinigung unterbrochen.
  6. Zur Belohnung für das Zähneputzen bekommt der liebste Vierbeiner keine Leckerlis, sonders eine Extraportion Streicheleinheiten

Hinweis: Diese Anleitung dient als Orientierung. Da Besitzer ihr Tier am besten kennen, sollte jeder die individuell am besten passende Methode entwickeln. Wichtig ist in jedem Fall, dass Tierbesitzer die Zahnhygiene nicht gestresst zwischen hinter sich bringen, sondern sich bewusst Zeit nehmen. Ansonsten überträgt sich der Stress auf das Tier.

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Weitere Tipps für die Zahngesundheit bei Hunden und Katzen

Zusätzlich zur Zahnpflege gibt es weitere Verhaltensweisen, die sich positiv auf das Haustier auswirken. Die folgenden Ratschläge sind umso wichtiger, wenn Hund oder Katze die Zahnreinigung verweigern.

Reinigende Dentalsprays

Falls Ihr Tier die Zahnpasta nicht akzeptiert, gibt es spezielle Dentalsprays beim Tierarzt. Diese reinigenden Sprays sind auch für Tiere ideal, die sich nicht ans Zähneputzen gewöhnen wollen. Sie können auch in den Wassernapf gegeben werden. Zusätzlich sind Zahnpflegesprays auch praktisch für unterwegs, zum Beispiel auf Reisen.

Selbstreinigung der Zähne aktivieren

Ausreichend Bewegung schützt Hunde nicht nur vor Übergewicht, sondern wirkt sich auch positiv auf die Gesundheit des Gebisses aus: Indem das Hecheln den Speichelfluss anregt, wird der selbstreinigende Effekt verbessert. Da dieser reinigende Selbstschutz auch zwischen den Mahlzeiten stattfindet, sollten Hund und Katze bestenfalls nur zwei Mahlzeiten pro Tag bekommen. Den Zähnen zuliebe wäre es zudem sinnvoll, den tierischen Mitbewohner eher zeitnah nach der Morgen- und Abendmahlzeit mit Leckerlis zu verwöhnen.

Zahnfreundliches Futter

Beim Kauf von Katzen- oder Hundefutter sollten Besitzer genau auf die Zutatenliste schauen. Tiergerechtes, exakt auf die Bedürfnisse des einzelnen Tieres abgestimmtes Futter ist zwar deutlich teurer, allerdings entscheidend für ein gesundes Tierleben. Einige Billigfutter aus dem Discounter und leider auch aus dem Tierfachhandel sind riskant, da sie ungeeignete Bestandteile wie beispielsweise Karies-fördernden Zucker oder belastete Schlachtabfälle aus der Massentierhaltung enthalten. Wie bei uns Tierbesitzern spielt die Ernährung eine Hauptrolle, wenn es um einen aktiven Gesundheitsschutz geht. Bei Unsicherheit, welches Futter das richtige ist, kann der Tierarzt weiterhelfen.

Trockenfutter

Bezüglich der Zahngesundheit ist die Konsistenz des Futters entscheidend. Trockenes Futter hat den Vorteil, dass es die Zähne beim Knuspern und Zerkauen über mechanische Reize säubert und das Risiko von Plaque und hartnäckigem Zahnstein reduziert.

Dental-Futter

Neigen Hunde oder Katzen zur Zahnsteinbildung, kann die Gabe von Dental-Trockenfutter mit spezieller Oberflächenstruktur und zahnfreundlichen Inhaltsstoffen sinnvoll sein.

Spezielle Kauknochen (Dental Sticks)

Im Zoofachgeschäft gibt es zahlreiche Produkte zur Zahnpflege von Hunden wie spezielle zahnfreundliche Kauknochen und Kaustripes. Neben speziellen Enzymen und natürlichen Reinigungssubstanzen wird der selbstreinigende Speichelfluss beim intensiven Kauen angeregt. Entsprechende Produkte sind auch für Katzen erhältlich.

Keine echten Knochen für Hunde

Viele Veterinäre raten von echten Knochen vom Metzger ab, da sie in puncto Zahngesundheit mehr schaden als helfen. Knochen können splittern und sich tief in Zahnzwischenräume bohren. Teilweise müssen die Knochensplitter operativ entfernt werden. Insbesondere bei kleinen Hunden kann intensives Kauen an einem Markknochen sogar dazu führen, dass Zähne abbrechen.

Frisches Wasser

Zu guter Letzt sollte stets ausreichend frisches Wasser zur Verfügung stehen, da beim Trinken ebenfalls Futterreste weggespült werden.

Mein persönlicher Tipp
„Aufgrund der zahnfreundlichen Konsistenz von Trockenfutter bekommen meine Kater einmal pro Tag Trockenfutter und einmal pro Tag Nassfutter auf Basis von Lachs. Für ausreichend Flüssigkeit und Antioxidantien bereite ich daraus mit einem Schuss Wasser – und mit wechselnden Zutaten wie gedünsteter Möhre, Brokkoli, Heidelbeeren und Spinat – eine Superfood-Suppe für Katzen zu.“ (Dipl. oec. troph. Beke Enderstein)

Tipps für gesunde Zähne auf einen Blick

  • möglichst schon Jungtiere ans Zähneputzen gewöhnen
  • zuckerfreies Fressen
  • immer frisches Wasser anbieten
  • Bewegung erhöht Speichelfluss
  • 2 x täglich füttern
  • Leckerlis nach der Mahlzeit
  • Dental Sticks
  • zahnfreundliches, strukturreiches Trockenfutter
  • Zahnputzflocken
  • luftgetrocknete Natursnacks zum Kauen ohne Zusätze
  • ggf. Chlorhexidin-Lösungen zur Desinfektion des Mauls
  • Dentalsprays
  • spezielle Kautabletten und Kauknochen
  • regelmäßiger (Zahn-)Check beim Tierarzt
  • ggf. professionelle Zahnreinigung beim Tierzahnarzt
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Quellen

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