
15. Mai 2025, 17:37 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten
Der „kleine Löwe“ unter den Hunderassen – das Löwchen – vereint elegante Erscheinung mit lebhaftem Temperament. Doch hinter der anmutigen Löwenschur steckt ein robuster, intelligenter und bewegungsfreudiger Begleithund, der sich weder vor Herausforderungen noch vor Erziehung drückt. Kaum zu glauben: Diese seltene Rasse stand einst kurz vor dem Aussterben.
Der Petit Chien Lion, wie das Löwchen offiziell genannt wird, blickt auf eine außergewöhnlich lange Geschichte zurück. Bereits im Mittelalter war der kleine Gesellschaftshund in Adelskreisen begehrt – geschätzt für seine Wärme, seine Nähe zum Menschen und sein unverwechselbares Aussehen. Heute ist die Rasse selten, aber keineswegs vergessen: Mit seiner charakteristischen Löwenschur und seinem fröhlichen Wesen findet das Löwchen zunehmend neue Liebhaber. Der kleine Hund mit dem großen Herzen gilt als anpassungsfähig, klug und überraschend sportlich. Trotz seiner zarten Erscheinung ist er kein reines Schoßhündchen – vielmehr ein temperamentvoller Gefährte, der Beschäftigung und Zuwendung braucht. Wer ein charmantes, pflegeintensives und vielseitig einsetzbares Familienmitglied sucht, könnte im Löwchen den idealen Hund finden.
Herkunft
Das Löwchen stammt ursprünglich aus Frankreich und wird innerhalb der FCI als eigenständige Rasse unter der Nummer 233 geführt. Als Vertreter der Bichon-Gruppe ist es eng verwandt mit dem Malteser, Bichon Frisé, Bologneser, Havaneser und Coton de Tuléar. Die ältesten bildlichen Darstellungen dieser Rasse lassen sich bis ins 14. Jahrhundert zurückverfolgen – etwa in der Kathedrale von Amiens oder in Werken von Künstlern wie Goya und Dürer. Besonders deutlich wird die Ähnlichkeit in mittelalterlichen Wandteppichen, die die typische Silhouette mit Löwenschur zeigen.
Im 17. und 18. Jahrhundert war das Löwchen als Modehund am Hofe europäischer Adliger weit verbreitet. Mit dem Wandel der Zeit verlor die Rasse jedoch an Bedeutung und geriet fast vollständig in Vergessenheit. In den 1960er-Jahren existierten weltweit nur noch etwa 40 Exemplare – viele davon in Deutschland. Erst durch das Engagement einzelner Züchter, insbesondere der Belgierin Madame Bennert, konnte der Fortbestand gesichert werden. Heute gilt das Löwchen weiterhin als selten, ist jedoch stabil etabliert und wird international gezüchtet.
Aussehen & Fell
Das äußere Markenzeichen des Löwchens ist seine namensgebende „Löwenschur“: Das Fell bleibt an Vorderkörper, Kopf und Rute lang und wird an Hinterteil und Flanken kurz geschoren – wodurch der Hund optisch einem Miniaturlöwen ähnelt. Auch ohne Schur bleibt das Löwchen ein auffälliger, harmonisch gebauter Kleinhund mit eleganter und robuster Ausstrahlung.
Die Schulterhöhe liegt idealerweise zwischen 26 und 32 cm, das Gewicht zwischen 4 und 8 kg. Der Körperbau ist kompakt und beinahe quadratisch, mit kräftigen Gliedmaßen und aufrechter Haltung. Die langen, tief angesetzten Ohren sind dicht behaart, der Kopf ist kurz und breit mit ausdrucksstarken, runden Augen. Die Rute wird gebogen über dem Rücken getragen und endet in einer buschigen Quaste.
Das Haarkleid ist mittellang, seidig, leicht gewellt und weist keine oder nur wenig Unterwolle auf – ideal für Allergiker ist es aber nicht. Alle Farben und Farbkombinationen sind laut Standard erlaubt. Die Fellstruktur neigt zu Verfilzungen, weshalb eine regelmäßige Pflege unumgänglich ist.
Charakter & Gemüt
Löwchen sind temperamentvolle, freundliche und ausgesprochen anhängliche Begleithunde. Sie gelten als aufmerksam, verspielt und menschenbezogen – dabei aber keineswegs aufdringlich. Ihrem Rudel sind sie loyal und verschmust, während sie Fremden gegenüber zunächst zurückhaltend auftreten können. Aggressives Verhalten ist bei dieser Rasse jedoch nicht zu erwarten.
Ihre Intelligenz, Lernfreude und Neugier machen sie zu idealen Partnern für vielseitige Beschäftigungen – vom Tricktraining über Agility bis hin zum Therapiehundeeinsatz. Löwchen besitzen oft einen starken Willen und neigen zu Eigenständigkeit, weshalb klare Regeln und ein souveräner Umgang wichtig sind. Ihr charmantes Auftreten darf nicht darüber hinwegtäuschen: Die kleinen Hunde testen Grenzen gern aus, wenn man ihnen zu viel durchgehen lässt.
Erziehung
Das Löwchen ist grundsätzlich gut erziehbar und eignet sich mit seiner schnellen Auffassungsgabe auch für Anfänger. Wichtig ist eine konsequente, liebevolle Führung. Wer sich zu sehr vom niedlichen Äußeren blenden lässt, läuft Gefahr, dem kleinen Dickkopf zu viel Freiraum zu lassen. Klare Kommandos und ein strukturierter Trainingsrahmen fördern das harmonische Zusammenleben.
Frühe Sozialisierung – idealerweise durch eine Welpenschule – stärkt das soziale Verhalten und mindert übermäßiges Bellen. Positive Verstärkung wirkt bei dieser sensiblen Rasse besonders gut. Auch ältere Menschen kommen mit der Erziehung eines Löwchens meist gut zurecht.
Richtige Haltung & Pflege
Das Löwchen ist ein ausgesprochen anpassungsfähiger Hund, der sich sowohl in einer Stadtwohnung als auch im ländlichen Umfeld wohlfühlen kann. Voraussetzung ist ausreichende Bewegung: Tägliche Spaziergänge und gemeinsame Aktivitäten sind Pflicht, denn das Löwchen ist bewegungsfreudig und liebt Abwechslung.
Die Fellpflege ist aufwendiger als bei vielen anderen Rassen. Zwei- bis dreimal wöchentliches Bürsten ist unerlässlich, um Verfilzungen zu vermeiden. Besonders empfindlich sind die Bereiche hinter den Ohren, unter den Achseln und am Bauch. Regelmäßiges Schneiden – vor allem im Gesicht – verhindert Augenreizungen durch überlanges Fell. Auch Ohren und Krallen sollten regelmäßig kontrolliert werden. Ein Besuch beim Hundefriseur alle 8–12 Wochen ist empfehlenswert.
Ernährung
Aufgrund seiner geringen Körpergröße benötigt das Löwchen nur kleine Futtermengen, allerdings in hoher Qualität. Ideal ist ein proteinreiches Futter mit hohem Fleischanteil und ohne Zucker. Sowohl Nass- als auch Trockenfutter eignen sich – auch BARF kann bei guter Planung sinnvoll sein.
Aufgrund des kleinen Magenvolumens empfiehlt sich die Fütterung in zwei bis drei Portionen täglich. Wichtig ist, dass das Tier nach dem Fressen ausreichend Ruhe hat, um die Verdauung zu unterstützen. Kleine Krokettengrößen erleichtern die Futteraufnahme. Wasser sollte selbstverständlich stets zur Verfügung stehen.
Anfälligkeit für bestimmte Krankheiten
Das Löwchen gilt insgesamt als robuste und langlebige Rasse mit einer durchschnittlichen Lebenserwartung von rund 15 Jahren. Genetisch bedingte Krankheiten sind nur vereinzelt bekannt. Zu den empfohlenen Gesundheitsuntersuchungen zählen Patella- und Hüftgelenksbewertungen sowie augenärztliche Kontrollen.
Besondere Aufmerksamkeit sollte dem Fell im Augenbereich gelten: Zu langes oder ungepflegtes Haar kann zu Reizungen, vermehrtem Tränenfluss oder gar Entzündungen führen. Regelmäßiges Kürzen des Gesichtshaars beugt solchen Beschwerden vor. Allgemein profitieren Löwchen von routinemäßigen Tierarztbesuchen und einer sorgfältigen Zahnpflege.

Löwchen

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Das Löwchen im Überblick
- Charakter: freundlich, verspielt, intelligent, neugierig
- Größe: 26–32 cm Schulterhöhe
- Gewicht: 4–8 kg
- Fell: mittellang, seidig, gewellt, keine oder kaum Unterwolle
- Pflegeaufwand: hoch – regelmäßiges Bürsten und Schneiden notwendig
- Lebenserwartung: ca. 15 Jahre
- Besonderheiten: sehr seltene Rasse, traditionelle Löwenschur, gut für Familien und Senioren geeignet