13. Mai 2025, 17:02 Uhr | Lesezeit: 8 Minuten
Die Staupe gehört zu den hochansteckenden und häufig tödlich verlaufenden Hundekrankheiten. Nun breitet sie sich in Teilen Deutschlands aus. Eine Impfung wirkt zuverlässig und wird daher dringend empfohlen. Wie sich Staupe äußert, wie das Virus übertragen wird und wie Hundehalter ihre Tiere vor einer Ansteckung schützen können, erfahren Sie in diesem Artikel.
In den letzten Wochen häufen sich die Meldungen von Staupe-Infektionen bei Wildtieren. So starben seit Anfang des Jahres alleine in Südwestfalen bereits 15 Füchse nachweislich an der Staupe.1 Allerdings dürfte die Dunkelziffer aber wahrscheinlich um ein Vielfaches höher sein, da die Staupe keine meldepflichtige Erkrankung ist. Ein Umstand, der auch Hundehalter berunruhigen dürfte, da sich die tödliche Viruserkrankung auch auf Hunde übertragen kann. Denn konkret handelt es sich bei der Staupe um eine hochansteckende Infektionskrankheit, die durch das Canine Staupevirus (CDV) hervorgerufen wird und neben Hunden auch andere Raubtiere wie Füchse, Waschbären und Frettchen befallen kann.
Auch Hauskatzen können mit dem Erreger infiziert sein, scheinen aber keine Symptome zu zeigen. Für den Menschen gilt das Virus als ungefährlich, obwohl es eng mit dem menschlichen Masernvirus verwandt ist. Ein weiterer verwandter Erreger ist das Seehundstaupevirus, das 2002 in Nord- und Ostsee wütete und die dortigen Seehundbestände dezimierte. Je nach Ausprägung und Schweregrad verläuft die Staupe vor allem für Welpen und ungeimpfte Hunde oft tödlich. Gegen die Krankheit selbst gibt es kein Heilmittel. Der einzige Schutz ist eine Impfung.2
Übersicht
Woher kommt die Staupe?
Die Staupe ist kein neues Virus. Bereits zu Zeiten des griechischen Universalgelehrten Aristoteles (384 v. Chr. bis 322 v. Chr.) wurde eine Krankheit erwähnt, bei der es sich vermutlich um Staupe handelte. Verlässliche Beschreibungen der Krankheit bei uns stammen aus dem Jahr 1809. Gut hundert Jahre später, 1905, wurde das auslösende Virus entdeckt.
Seit den 1960er Jahren gibt es einen Impfstoff gegen die Staupe. Deshalb hatte man die Krankheit zumindest in Europa bisher gut im Griff. Doch in jüngster Zeit ist sie auch in Deutschland wieder auf dem Vormarsch. So traten in den letzten Monaten gleich in mehreren Regionen Staupe-Fälle bei Wildtieren auf. Neben Südwestfalen kam es unter anderem auch zu Vorfällen in Mecklenburg-Vorpommern. Daher gab das Landesamt für Landwirtschaft, Lebensmittelsicherheit und Fischerei in Rostock im April eine offizielle Staupe-Warnung für Hundebesitzer aus.3
Tierärztin Maja Firlé aus Frankfurt erzählt im Gespräch mit PETBOOK, dass Tierärzte derzeit vor einem verstärkten Auftreten der Krankheit warnen und zur Wachsamkeit aufrufen. Staupe wird unter anderem durch Wildtiere übertragen. Aber auch illegale Hundeexporte werden für die vermehrte Verbreitung des Virus verantwortlich gemacht. Insbesondere die so genannten „Kofferraumwelpen“, die an Raststätten aus Autos verkauft werden oder aus unhygienischen, illegalen Zuchten stammen, sind mitunter Überträger der Krankheit, da sie meist ungeimpft und noch zu jung für eine Impfung sind oder das Virus bereits in sich tragen.
Wie überträgt sich Staupe auf Hunde?
Von Wildtieren auf Hunde meist durch Kot, z.B. wenn der Hund Kot frisst oder sich darin wälzt und anschließend leckt. Gefährdet sind daher vor allem Jagdhunde und Hunde, die von ihren Besitzern in Wald und Feld frei laufen gelassen werden. Das Virus kann auch durch Tröpfcheninfektion übertragen werden, z.B. bei engem Kontakt wie intensivem Beschnuppern oder Ablecken eines infizierten Hundes oder beim Trinken aus einem gemeinsamen Napf. Eine Übertragung erfolgt auch über Augen- und Nasenausfluss erkrankter Tiere, ebenso über Hände beim Streicheln, Spielzeug oder die Benutzung desselben Futternapfes ist unter Umständen ebenfalls möglich, aber eher selten.
Wichtig: Obwohl das Virus in der Umwelt als nicht sehr langlebig gilt, zerstören Sonne und hohe Temperaturen es innerhalb weniger Stunden. Bei Raumtemperatur kann das Virus jedoch mehrere Tage infektiös bleiben. Daher können in seltenen Fällen auch Körbe und andere Gegenstände mit dem Virus kontaminiert sein. Bei Minustemperaturen ist das Virus widerstandsfähiger. Desinfektion und pH-Werte unter vier und über neun töten es zuverlässig ab.
Besonders gefährdet, an Staupe zu erkranken, sind Welpen, vor allem im Alter von vier bis sechs Monaten, sowie nicht oder unzureichend geimpfte Hunde. Welpen stecken sich häufig bei der infizierten, aber nicht erkrankten Mutter an. Ist ein Hund infiziert, vermehren sich die Viren zunächst im Rachen und in den Bronchien. Von dort gelangen sie über das Knochenmark in die Schleimhäute der Atemwege, des Verdauungstraktes, der Harn- und Geschlechtsorgane. Die Viren können auch in das Nervengewebe und das Gehirn der Tiere einwandern. Je nachdem, wohin die Viren wandern, unterscheiden sich die Krankheitssymptome. 4
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Welche Symptome haben Hunde mit Staupe?
Die Symptome bei einer Staupe-Infektion hängen unter anderem vom Virusstamm, den Umweltbedingungen und der allgemeinen Verfassung des infizierten Tiers sowie dessen Immunstatus und Alter ab.
- erste Symptome: Abgeschlagenheit, Appetitlosigkeit und Fieber um die 40 Grad Celsius (i.d.R. drei bis sieben Tage nach Infektion)
- zunächst wässriger, dann eitriger Augen- und Nasenausfluss
- Durchfall
- Erbrechen
- als Folge von verursachten Darmproblemen: verhornte Nase und verhornte Zehenballen
Unterschieden werden bei Hunden drei Staupen-Formen:
- die Darmform, die mit Durchfällen und Erbrechen einhergeht,
- die Lungenform, die sich durch Lungenentzündungen zeigt,
- und eine nervöse, also die Nerven betreffende Staupe.
Die Nervenstaupe endet für das betroffene Tier fast immer tödlich, sie schädigt das Gehirn und verursacht unter anderem Krampfanfälle, Zittern, Lähmungserscheinungen und Verhaltensänderungen.
Besonders tückisch: Sämtliche Symptome können zusammen, nacheinander oder auch einzeln auftreten, eine konkrete Reihenfolge ist nicht gegeben, ebenso wie sich kein Verlauf voraussagen lässt. Bei manchen Hunden ist die Immunabwehr des Körpers so ausgeprägt, dass die Staupe keine Symptome zeigt.
Wie wird Staupe festgestellt?
Da Symptome der Staupe auch bei anderen Krankheiten auftreten können (insbesondere Durchfall und Erbrechen sowie Lungenentzündung und Husten), muss das Tier genau tierärztlich untersucht werden. In der Regel gelingt der Nachweis des Erregers mithilfe eines Schleimhaut-Abstrichs oder über Antikörper im Blut. Am besten werden Proben aus mehreren Quellen, also Blut, Kot, Urin, Schleimhäuten, in ein Labor geschickt. Bei toten Tieren bringt eine Obduktion Gewissheit. Verwechslungsgefahr besteht unter anderem mit der Tollwut oder Vergiftungen mit bestimmten Stoffen, die ebenfalls heftige Durchfälle und Erbrechen hervorrufen können.5
Wie erfolgt die Behandlung bei einem Hund mit Staupe?
Gegen die Staupe selbst gibt es keine Medikamente, es können lediglich die auftretenden Symptome behandelt und sogenannte bakterielle Sekundärinfektionen verhindert oder bekämpft werden. Sekundärinfektionen können auftreten, da der Hund bereits durch die Staupe sehr geschwächt ist und Bakterien ein leichteres Spiel haben, das Tier zu besiedeln. Um das zu verhindern, erhält der erkrankte Hund meist zusätzlich Antibiotika.
Die weitere Behandlung richtet sich nach den spezifischen Symptomen der Staupe-Infektion. Bei nervösen Symptomen etwa werden unter Umständen antiepileptische Medikamente gegeben. Bei schwereren neurologischen Symptomen werden die Tiere in der Regel eingeschläfert, um ihnen ein qualvolles Sterben zu ersparen. Erkrankte Tiere werden isoliert von anderen in der Regel stationär in einer Tierklinik aufgenommen. Bei wild lebenden Tieren ist eine Behandlung der Staupe nicht möglich.
Welche Spätfolgen können bei Staupe auftreten?
Unter anderem können bei Hunden die bereits beschriebenen Ballen- und Nasenspiegel-Verhornungen bestehen bleiben. Allerdings gilt die Überlebenschance eines Tiers, das Verhornungen zeigt, eher schlecht, da dann oft das Nervensystem betroffen ist. Auch das sogenannte Staupegebiss ist eine Spätfolge der Infektionskrankheit. Es tritt meist auf, wenn Welpen oder Junghunde vor dem Zahnwechsel erkrankt sind und führt zu Zahnschmelzdefekten.
Herz, Lunge und andere Organe können ebenfalls ein Hundeleben lang beeinträchtigt bleiben. Auch Augenerkrankungen bis zur vollständigen Erblindung sind möglich. Häufiger zeigen genesene Hunde auch den sogenannten Staupe-Tick, der sich in unkontrollierten Zuckungen und ähnlichen motorischen Störungen zeigt. Gehirnentzündungen, Knochenveränderungen und chronisches Nierenversagen können ebenfalls Spätfolgen der Staupe sein.6

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Wie kann man verhindern, dass ein Hund an Staupe erkrankt?
Ganz einfach: mit einer Impfung. Bereits seit dem 1960er-Jahren gibt es entsprechende Impfstoffe gegen die Seuche. Unter anderem empfiehlt die Ständige Impfkommission Veterinärmedizin (StIKo Vet) die Impfung ausdrücklich. Sie sollte – zusammen mit anderen, unbedingt empfohlenen Impfungen – bereits ab der achten Lebenswoche des Hundes erstmals vorgenommen werden. Vier Wochen später wird erneut geimpft, in der 16. Woche wird die Staupe-Impfung meist wiederholt.
Ein so immunisiertes Tier hat dann zunächst ein Jahr Ruhe vor dem nächsten Stich. Danach muss die Impfung je nach Hersteller erst nach bis zu drei Jahren aufgefrischt werden. Tierärzte erklären, wie das weitere Vorgehen ist. Zudem sollten Hundehalter dafür sorgen, dass ihr Tier weder Kot noch Aas frisst oder mit verendeten Wildtieren in Kontakt kommt. Auch das Trinken aus Pfützen in Feld und Wald sollte möglichst vermieden werden, vor allem in Regionen, in denen vermehrt Staupefälle registriert wurden. Verzichten sollten Halter auch auf den Kauf von illegal eingeführten Welpen. 7