
17. Juni 2025, 18:00 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Erst vor wenigen Tagen hat mich die Frage meiner kleinen Nichte zum Nachdenken gebracht. Sie wollte von mir wissen, ob Hunde, die ja meist recht früh von ihrer Mutter und ihren Wurfgeschwistern getrennt werden, sich auch nach Jahren wiedererkennen. Da unsere Hunde uns diese Frage leider nicht beantworten können, versucht es die Wissenschaft umso bemühter.
Auch wenn es ein wunderschönes Bild ist, wenn eine frischgebackene Mutterhündin mit ihren kleinen Jungen in ihrem Nest kuschelt, so hält dieser Moment in der Realität nur kurz an. In der Regel werden Mutter und Welpen bereits nach wenigen Wochen voneinander getrennt. Einige engagierte Züchter organisieren zwar immer mal wieder Treffen, bei denen sich die Nachkommen und ihre Halter treffen und vernetzen können, doch dies ist eher die Ausnahme. Daher stellt sich die Frage: Können Hunde ihre Mütter und Geschwister auch nach Jahren der Trennung (wieder-)erkennen?
Erkennen Hunde ihre Mütter auch nach Jahren der Trennung wieder?
Um diese Frage beantworten zu können, müssen wir uns zuerst den Geruchssinn der Hunde ansehen. Dieser gilt nämlich als Schlüssel zur Wiedererkennung. So besitzen Hunde zwischen 200 und 300 Millionen Geruchsrezeptoren, während der Mensch lediglich etwa fünf Millionen aufweist. Diese enorme Differenz erklärt, warum Hunde theoretisch in der Lage sind, individuelle Gerüche über Jahre hinweg zu speichern und wiederzuerkennen. 1
„Es gibt ein sogenanntes Geruchsgedächtnis – das ist wissenschaftlich gesichert“, erklärt Hundetrainerin Katharina Marioth im Gespräch mit PETBOOK. „Hunde erkennen Tiere wieder, die sie früher kannten, aber nicht unbedingt mit der emotionalen Tiefe, wie wir Menschen das erwarten würden.“
Eine Studie von Dr. Peter G. Hepper an der Queen’s University Belfast aus dem Jahr 1994 untersuchte, ob Hunde ihre Mutter und Geschwister zwei Jahre nach der Trennung wiedererkennen können. Die Ergebnisse zeigten, dass einige Hunde ihre Mutter anhand des Geruchs wiedererkennen konnten. Optik und Akustik spielen hingegen kaum eine Rolle. Während das Wiedererkennen der Muttertiere für viele ein leichtes war, fiel die Erkennung der Wurfgeschwister weniger zuverlässig aus. 2
Auch interessant: „Hundebeschützer“ Bruno Jelovic: »Darum vermittle ich kaum Hunde nach Deutschland
„Eine Trennung vor der achten Woche ist eine Katastrophe“
Eine weitere Untersuchung ergab, dass Hunde, die mindestens fünf Wochen mit ihren Geschwistern zusammenlebten, eine höhere Wahrscheinlichkeit hatten, sie auch nach Jahren wiederzuerkennen. Allerdings sei es mehr als problematisch, Welpen vor der achten Woche von ihrer Mutter zu trennen, mahnt Marioth.
„Eine Trennung vor der achten Woche ist eine Katastrophe – das sollte unbedingt vermieden werden. Danach geht es um Stabilität: Ein sicherer Schlafplatz, regelmäßiges Futter, Ruhe, Schutz, Kontakt zu Menschen – das sind die Grundbedürfnisse eines Welpen.“
Doch nicht nur das: Die Dauer, die Welpen mit ihrer Mutter und den Geschwistern verbringen, beeinflusst die Stärke der olfaktorischen Prägung. Welpen, die mindestens acht Wochen bei ihrer Mutter bleiben, entwickeln eine stärkere Bindung und allgemein ein nachhaltigeres Geruchsgedächtnis. Allerdings verblasst die Erinnerung an Geschwister schneller, insbesondere wenn die Trennung früh erfolgt und kein weiterer Kontakt besteht.

Ab welchem Alter dürfen Welpen Hundesport machen?

Wenn Ihr Hund das nicht gelernt hat, wird’s gefährlich!

Gutachterin fordert Ende von Rasselisten und Wesenstests: »Grundsätzlich gefährliche Hunde gibt es nicht!
So beschreibt eine Hundetrainerin Wiederbegegnungen von Wurfgeschwistern
Doch wie Beobachtungen zeigen, gibt es durchaus Hinweise darauf, dass einige Hunde auch Jahre später ihre Angehörigen wiedererkennen. Denn bei Wiederbegegnungen zeigen einige Hunde spezifische Verhaltensweisen, die auf eine Wiedererkennung hindeuten könnten. Dazu gehören intensives Beschnüffeln, Schwanzwedeln und ein insgesamt aufgeregtes Verhalten. Doch so ganz konnte die Ausgangsfrage nach dem Wiedererkennen bisher nicht beantwortet werden.
„Die meisten Hunde reagieren recht neutral“, beschreibt Hundetrainerin Katharina Marioth ihre Beobachtungen von späteren Begegnungen von Hunden mit ihren Müttern und Geschwistern. „Eine Mutter wird manchmal kurz begrüßt und beschwichtigt. Geschwister hingegen nur dann beachtet, wenn es eine besondere frühere Bindung gab. Hunde leben im Hier und Jetzt – sie sind stark auf uns Menschen ausgerichtet, nicht auf ihre Artgenossen.“