
6. Juni 2025, 14:37 Uhr | Lesezeit: 8 Minuten
Nach einem Besuch in seiner Heimat Bosnien beendete Bruno Jelovic seine Karriere als Fitnessmodel und Bodybuilder, um sich dem Tierschutz zu widmen. Denn das dortige Elend der dort lebenden Straßenhunde hatte ihn ihm etwas ausgelöst.
Bei einem Besuch in seinem Heimatdorf Travnik wurde Fitnessmodel Bruno Jelovic mit dem Elend der Straßenhunde vor Ort konfrontiert: abgemagerte, kranke Tiere, die im Müll nach Nahrung suchten und oft misshandelt wurden. Diese Erfahrung motivierte ihn dazu, sein bisheriges Leben hinter sich zu lassen und nachhaltige Hilfe zu leisten. Daher gründete er 2018 die Organisation „Save the Dogs BiH“ und lebt seither auf einer weitläufigen Ranch auf der über 400 gerettete Hunde leben.
Seine Arbeit dokumentiert Jelovic auf Social Media und in seinem Buch „Der Hundebeschützer“, in dem er über seine Transformation vom Fitnessmodel zum Tierschützer berichtet. Alleine bei TikTok hat er mehr als eine Million Follower, die ihn bei seinem Alltag auf der Hunderanch begleiten. PETBOOK sprach mit Bruno Jelovic über seinen Einsatz im Tierschutz, warum seiner Ansicht nach nicht alle Hunde ein Zuhause bei Menschen brauchen und welche Rolle der FC Bayern München auf seinem Weg zum Tierschutz gespielt hat.
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„Ich hatte früher überhaupt keinen Bezug zum Tierschutz und auch kein Vertrauen in Organisationen“
PETBOOK: Was war für dich der entscheidende Moment, der dich dazu gebracht hat, dein Leben radikal zu verändern und dich dem Tierschutz zu widmen?
Bruno Jelovic: „Das war meine Hündin Mia. Sie war meine erste Hündin, und ich habe alles getan, damit sie ein Traumleben hat. Gleichzeitig habe ich in meinem Heimatland Bosnien die Straßenhunde gesehen – viele hatten nicht einmal etwas zu essen. Erst durch Mia habe ich wirklich verstanden, was Hunde brauchen. Dieses Wissen habe ich genutzt, um vor Ort zu helfen.“
War Mia aus dem Tierschutz?
„Nein, ich habe Mia damals gekauft. Ich hatte zu der Zeit überhaupt keinen Bezug zum Tierschutz und auch kein Vertrauen in Organisationen. Ich habe mich immer gefragt: Es gibt so viele Hilfsorganisationen, aber warum wird nichts besser? Für mich war das wie in Afrika: Es wird so viel gespendet, aber Kinder haben noch immer kein sauberes Wasser. Ich wollte deshalb selbst etwas tun.“
Und so hast du einfach angefangen?
„Ja, komplett spontan, ohne Vorbereitung. Ich wusste nur, was ein Hund braucht, und habe einfach versucht, zu helfen. Viele scheitern, weil sie zu lange überlegen. Währenddessen sterben Tiere. Manchmal muss man einfach machen.“
Bruno Jelovic: „Im Tierschutz geht es ums pure Überleben“
Viele kennen dich als Model. Was hat dir das Rampenlicht nicht gegeben, was du nun im Tierschutz findest?
„Die Fitness- und Modelwelt ist extrem oberflächlich. Solange man in Form ist, wird man geschätzt – danach interessiert sich keiner mehr. Es ging dort nur um Luxus: gutes Essen, Kleidung, Supplements. Im Tierschutz dagegen geht es ums pure Überleben. Ich war auf einem guten Weg in der Fitnessbranche, aber für mich stand fest: Die Hunde sind meine Priorität.“
In deinem Buch schreibst du über Korruption in Bosnien. Hast du ein Beispiel, das dich besonders geprägt hat?
„Nicht geprägt, eher sprachlos gemacht. Kommunen zahlen hohe Entschädigungen für Menschen, die von Straßenhunden gebissen wurden und stellen gleichzeitig Gelder für den Tierschutz bereit, die dann versickern. Das Geld kommt nicht dort an, wo es gebraucht wird. Das ist das größte Problem. Es wird Hilfe bereitgestellt, aber am Ende landet das Geld in den Taschen korrupter Politiker.“
„Ich weine oft – nicht nur einmal im Monat, sondern wöchentlich“
Wie gehst du mit dem psychischen Druck um, täglich so viel Leid zu sehen?
„Das ist sehr schwer. Ich weine oft – nicht nur einmal im Monat, sondern wöchentlich. Es fällt mir schwer, in Ruhe zu essen oder im Warmen zu sitzen, wenn ich weiß, dass draußen Hunde frieren und hungern. Ich versuche, mich auf meine Vision zu konzentrieren: dass kein Hund mehr auf Hilfe warten muss. Ich will 30 bis 50 Ranchen in Bosnien bauen, Hunde kastrieren und das Modell auf andere Länder übertragen. Das hilft mir, nicht an dem Leid zu zerbrechen.
Was mich besonders trifft: Wie wenig Verständnis viele Menschen für Tiere haben. Ich habe oft gedacht, dass Bosnien ein Land ist, in dem tief an Gott geglaubt wird – aber wenn es um Tiere geht, scheint dieser Glaube nicht zu gelten. In keiner Religion steht, dass man Tiere schlecht behandeln darf. Das werde ich nie verstehen.“
Gab es ein Erlebnis oder einen Hund, der dich besonders berührt hat?
„Ja, das war Kangoo, ein riesiger Kaukasischer Schäferhund. Ich habe ihn am 1. Mai vergangenen Jahres auf der Straße entdeckt, in schrecklichem Zustand – kaum Fell, entzündete Haut, verletzt, wahrscheinlich auch angefahren. Er hatte große Angst, also bin ich ihm mit Leckerlis und viel Geduld begegnet. Am nächsten Tag lag er wieder dort, und obwohl Menschen sagten, dass er sowieso bald sterben würde, war für mich klar: Ich rette ihn. Heute ist er der Chef bei uns auf der Ranch.“
„Ich möchte kein Teil eines Systems sein, das andere Länder überlastet“
Vermittelt ihr Hunde überhaupt oder bleiben die alle bei euch auf der Ranch?
„Wir vermitteln nur gezielt und nicht massenhaft nach Deutschland oder andere Länder. Denn ich möchte kein Teil eines Systems sein, das andere Länder überlastet. Deutschland ist überfüllt mit Tierschutzhunden, und trotzdem denken viele, dass das die einzige Lösung sei. Ich sehe das anders. Viele Menschen, die adoptieren wollen, setzen sich vorher kaum mit der Verantwortung auseinander. Diese romantische Vorstellung, dass jeder Hund ein Zuhause bei Menschen braucht, ist nicht immer richtig.
Unsere Ranch bietet Rudelhaltung auf 120.000 Quadratmetern mit allem, was ein Hund braucht: Unterkunft, Futter, medizinische Versorgung, Zuwendung. Das reicht vielen Hunden völlig. Wenn man das langfristig lösen will, braucht es ein klares System: kastrieren, sichern, weg von der Straße – und vor allem Lösungen im Ursprungsland selbst. Die Idee, die Probleme einfach zu exportieren, führt nur dazu, dass andere Länder überfordert werden. Das ist nicht nachhaltig. Unser Ziel ist ein funktionierendes System, das sich auch auf andere Länder übertragen lässt.“
In sozialen Medien sieht man viele vermeintliche Tierrettungen. Manche davon sind aber inszeniert. Wie gehst du damit um?
„Es macht mich wütend. Einige Creator lassen Tiere absichtlich hungern oder bringen sie in Gefahr, nur um rührende Videos zu drehen – für Klicks, Reichweite und Geld. Das Tier leidet dabei nur. Ich bekomme auch Kommentare von Menschen, die fragen, ob unsere Rettungen echt sind. Ich sage: Schaut auf die Details. Echte Hilfe erkennt man oft daran, dass sie nicht perfekt inszeniert ist. Dass es nicht um Mitleids-Klicks geht, sondern um echte, langfristige Veränderung. Wenn plötzlich die Kamera perfekt steht und alles dramatisch aufgebaut ist, sollte man skeptisch sein.“
„Menschen kommen auf die absurdesten Ideen, um von Tieren zu profitieren“
Du bist teilweise aber auch Zielscheibe solcher Betrüger …
„Ja, und es macht mich fassungslos, wie manche unsere Inhalte klauen, um sich selbst zu profilieren. Das wird ein immer größeres Problem – Menschen kommen auf die absurdesten Ideen, um von Tieren zu profitieren. Viele der ‚Rettungsvideos‘ im Netz sind, wie gesagt, nur inszeniert: Tiere werden absichtlich in Not gebracht, nur um Klicks zu generieren.
Ich zeige lieber kontinuierlich unseren Alltag – echte Rettungen, das Leben auf der Ranch, Fortschritte im Asyl. Authentizität und Transparenz über Monate hinweg – nur so kann man echtes Engagement erkennen. Wer betrügt, wird irgendwann eingeholt. Man sollte als Internetuser auch misstrauisch werden, wenn man emotionale Rettungen sieht, aber das gerettete Tier dann nie wieder in den Videos der Personen vorkommt.“
Was macht es mit deinem Menschenbild, wenn du fast ausschließlich unter Hunden lebst?
„Zum Glück habe ich hier noch ein paar Menschen um mich. Glücklicherweise gibt es auch viele Menschen mit einem guten Herzen. Aber ganz ehrlich: Menschen, die Tiere schlecht behandeln, die nicht fair zu ihnen sind oder sie misshandeln, tun mir einfach nur leid. Ich kann solche Leute nicht ernst nehmen. Das Vertrauen zu Hunden ist oft größer als zu Menschen.“

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Bruno Jelovic: „Es war die schlimmste Zeit unseres Lebens“
Gab es Momente, in denen es dir besonders schwergefallen ist?
„Ja, viele. Ich habe das alles ohne Vorbereitung, ohne Geld, ohne Sponsoren begonnen. Und trotzdem: Ich habe nie daran gedacht, aufzuhören – nicht eine Sekunde. Auch nicht, als die erste Hündin meiner Frau am 1. August überfahren wurde. Es war die schlimmste Zeit unseres Lebens. Aber wir mussten weiterkämpfen, für alle anderen Tiere, die auf uns angewiesen sind.“
Gab es gezielte Angriffe gegen euch?
„Ja, Menschen haben unsere Hunde vergiftet, sogar das Auto manipuliert. Ich weiß bis heute nicht, wer das war – aber es war klar, dass sie uns schaden wollten. Es war eine schlimme, beängstigende Zeit.“
Darf ich noch fragen: Wann ist eure Hündin gestorben, welche Rasse war sie – und was war die Ursache?
„Sie ist in Wien gestorben, nach einer furchtbaren Kette von medizinischem Versagen. Wir haben alles versucht, sind mit ihr nach Zürich, dann über Nacht zu einem Spezialisten nach Wien. Trotzdem haben wir sie verloren. Ihr Tod hat mein Leben komplett verändert. Ihr Name kam damals übrigens vom Bayern-Motto ‚Mia san mia‘. Ich war ein großer Fan und habe mich davon inspirieren lassen.“