13. Mai 2025, 6:18 Uhr | Lesezeit: 8 Minuten
Sie ist klein, urig, eigensinnig – und sie stinkt, wenn sie sich bedroht fühlt: Die Gewöhnliche Moschusschildkröte zählt zu den faszinierendsten Wasserschildkröten Nordamerikas. In ihrem kompakten Körper steckt eine erstaunliche Anpassungskünstlerin, die auch Aquarienneulingen entgegenkommt – sofern man ihre besonderen Haltungsansprüche kennt.
Die Gewöhnliche Moschusschildkröte (Sternotherus odoratus) gehört zur Familie der Schlammschildkröten (Kinosternidae) und ist in Nordamerika weitverbreitet – von Florida bis Südkanada. Trotz ihres wenig auffälligen Äußeren erfreut sie sich in Deutschland wachsender Beliebtheit als Aquarienbewohnerin.
Doch Vorsicht: Die Einzelhaltung ist bei dieser Art Pflicht, da gerade Männchen stark territorial reagieren. Charakteristisch ist nicht nur ihr gedrungener Körperbau, sondern auch ein ausgeprägter Geruchssinn und – bei Gefahr – die Fähigkeit, ein übel riechendes Sekret abzugeben. Wer bereit ist, sich mit ihren Eigenheiten vertraut zu machen, wird mit einem faszinierenden, langlebigen Mitbewohner belohnt.
Wichtig: Sternotherus odoratus unterliegt dem internationalen Artenschutz (CITES Anhang II / EU-Anhang B). Für ihre Haltung ist daher ein Herkunftsnachweis zwingend erforderlich, und die Tiere müssen bei der zuständigen Artenschutzbehörde (z. B. Veterinär- oder Naturschutzamt) gemeldet werden. Ein spezieller Sachkundenachweis ist dadurch jedoch nicht vorgeschrieben, kann jedoch regional gefordert werden. Am besten informiert man sich vor der Anschaffung also umfassend über Exoten-Verordnungen und -auflagen am eigenen Wohnort.
Herkunft
Sternotherus ist eine Gattung nordamerikanischer Wasserschildkröten, die zur Familie der Schlammschildkröten (Kinosternidae) gehört. Ihr natürliches Verbreitungsgebiet liegt im östlichen Drittel Nordamerikas – von Kanada über die gesamte Ostküste der USA bis nach Texas und Florida. Die Tiere bewohnen bevorzugt flache, vegetationsreiche Süßwasserlebensräume mit weichem Bodengrund.
Innerhalb der Gattung existieren mehrere Arten, die unterschiedliche Regionen und ökologische Nischen besetzen. Die häufigste und am weitesten verbreitete Art ist Sternotherus odoratus, die Gewöhnliche Moschusschildkröte, deren Verbreitungsgebiet sich von Südkanada bis Texas erstreckt. Die weiteren Moschusschildkröten-Arten sind:
- Sternotherus carinatus – Dach-Moschusschildkröte
→ Charakteristisch durch einen stark gekielten Panzer („Dachform“), Vorkommen im Süden der USA. - Sternotherus minor – Zwerg-Moschusschildkröte
→ Kleinere Art, überwiegend im Südosten der USA verbreitet. - Sternotherus peltifer – Nackenstreifen-Moschusschildkröte
→ Früher als Unterart von S. minor geführt, auffällige Zeichnung im Nackenbereich. - Sternotherus depressus – Flache Moschusschildkröte
→ Mit besonders abgeflachtem Panzer, ausschließlich im Black-Warrior-River-Becken in Alabama. - Sternotherus intermedius – Alabama-Moschusschildkröte
→ Beschrieben 2018, nur in wenigen Flusssystemen in Alabama und Florida heimisch.
Obwohl alle Arten gewisse Ähnlichkeiten in Lebensweise und Körperbau aufweisen, unterscheiden sie sich in Details wie Panzerform, Verbreitungsgebiet und Verhalten. Für den Heimtierbereich ist jedoch fast ausschließlich Sternotherus odoratus von Bedeutung. Ihre geringe Größe, das ruhige Temperament und ihre Langlebigkeit von bis zu 50 Jahren machen sie zu einem tollen Heimtier für Kenner und Einsteiger gleichermaßen.
In ihrem natürlichen Verbreitungsgebiet bewohnt sie ein breites Spektrum an Süßwasserlebensräumen – von ruhigen Teichen und Seen über langsam fließende Bäche bis hin zu Sümpfen und Kanälen. Als Bodenbewohnerin bevorzugt sie flache Gewässerzonen mit weichem Untergrund und dichter Unterwasservegetation. In höheren Lagen der Appalachen ist sie hingegen kaum anzutreffen. Ihre Robustheit und ökologische Flexibilität haben dazu beigetragen, dass sie nahezu in jedem geeigneten Habitat innerhalb ihres Verbreitungsgebietes vorkommen kann.
Aussehen
Die Gewöhnliche Moschusschildkröte gehört mit einer durchschnittlichen Panzerlänge von 10 Zentimetern zu den kleineren Vertretern der Wasserschildkröten. Der Rückenpanzer (Carapax) ist hochgewölbt, oval und meist dunkelbraun, grau oder schwarz gefärbt – eine Farbgebung, die in ihren natürlichen Lebensräumen für eine gute Tarnung sorgt.
Bei Jungtieren sind noch punktartige Flecken zu erkennen, die im Erwachsenenalter verblassen. Besonders auffällig sind die beiden gelben Streifen an den Kopfseiten, die bei älteren Tieren ebenfalls verblassen können. Der Bauchpanzer (Plastron) ist deutlich reduziert und besitzt nur zehn bis elf statt der üblichen zwölf Schilde – ein anatomisches Merkmal, das die Beweglichkeit erhöht, aber den Schutz verringert. Ein Scharnier zur völligen Panzerverriegelung wie bei Klappschildkröten fehlt.
Männchen unterscheiden sich von Weibchen durch einen längeren, dickeren Schwanz und vergrößerte Hornschuppen an den Hinterbeinen. Insgesamt wirkt Sternotherus odoratus wenig stromlinienförmig, was ihr eher gemächliches Fortbewegungsverhalten im Wasser erklärt.
Verhalten
Die Moschusschildkröte zeigt ein eher ruhiges und zurückgezogenes Verhalten. Sie bewegt sich meist gemächlich am Bodengrund und nutzt Wurzeln, Steine und Pflanzen zur Deckung. Aggressives Verhalten tritt vor allem bei Männchen gegenüber Artgenossen auf – Einzelhaltung ist deshalb unerlässlich.
Menschen gegenüber verhalten sich viele Exemplare scheu, bei Bedrängung können sie jedoch mit Beißen oder Absondern ihres moschusartigen Sekrets reagieren. In ruhiger Umgebung zeigt sich Sternotherus odoratus aber häufig neugierig und aufmerksam, wobei sie ihre Umgebung durch Geruch und Klettern erkundet. Sie kann sowohl tag- als auch nachtaktiv sein, ist aber besonders in der Dämmerung aktiv. Ihr Verhalten ist von festen Tages- und Jahresrhythmen geprägt – inklusive einer obligatorischen Winterruhe in den kälteren Monaten.
Moschusschildkröten profitieren sie stark von einer abwechslungsreichen Umgebung. Klettermöglichkeiten, strukturierter Bodengrund und verschiedene Verstecke bieten wichtige Anreize zur Erkundung und fördern das natürliche Verhalten. Besonders wichtig sind kletterfreundliche Elemente wie Äste und Steine, über die sie auch zur Wasseroberfläche gelangen können. Die Fütterung kann durch gelegentliche Futterverstecke oder das Anbieten schwer zerlegbarer Futtertiere (z. B. Schnecken) als geistige Herausforderung dienen. Auf direktem Kontakt oder „Beschäftigung“ durch den Menschen sollte verzichtet werden – diese Tiere beobachten lieber als beobachtet zu werden.
Richtige Haltung & Pflege
Für die Haltung einer ausgewachsenen Moschusschildkröte ist ein Aquarium mit mindestens 100 × 50 × 50 cm Grundfläche ideal. Der Wasserstand sollte ca. 30 cm betragen und gut strukturiert sein. Junge Schildkröten sollten in einem kleineren Aquarium gehalten werden, allerdings sollte es ausgetauscht werden, wenn sie wachsen. Dieses Starterbecken sollte ein ungefähres Volumen von 25 Litern haben und eine Größe von 40 × 25 × 25 Zentimetern. Bei jüngeren Schildkröten sollte der Wasserstand auch um einiges niedriger sein und ebenfalls „mitwachsen“.
Moschusschildkröten bevorzugen viele Verstecke, sandige Bodengründe und ruhige Rückzugsorte. Weibchen benötigen zusätzlich einen Eiablageplatz mit sandigem Substrat – auch ohne Männchen, da sie unbefruchtete Eier legen. Damit die Moschusschildkröten sich bester Gesundheit erfreuen, benötigt das Aquarium einen leistungsstarken Filter, der für klares Wasser sorgt. Dieser ist essenziell, da die Tiere viel fressen und das Wasser stark belasten. Die Wassertemperatur sollte zwischen 22 und 26 Grad Celsius liegen.
Auch wenn sie den Großteil ihrer Zeit im Wasser verbringen, darf der Sonnenplatz auf einem Landteil keinesfalls fehlen: Als wechselwarme Reptilien sind sie auf externe Wärmequellen angewiesen, um ihre Körpertemperatur zu regulieren und den Stoffwechsel in Gang zu halten. Ein leicht erreichbarer Liegeplatz ist daher essenziell für die Gesundheit und das Wohlbefinden. Die Temperatur sollte lokal bis 40–45 °C betragen und mit einer UVB-Lampe kombiniert werden.
Eine dreimonatige Winterruhe bei vier bis zehn Grad ist für Tiere aus nördlichen Herkunftsgebieten notwendig. Schildkröten, die zum Beispiel aus dem Südosten der USA stammen, benötigen es etwas wärmer mit etwa 10 bis 15 Grad. Hier sollte man sich vorab mit dem Verkäufer der Schildkröte besprechen und auf den Ursprungsort des Tieres achten. Regelmäßige Wasserwechsel sowie eine Kontrolle der Technik und der Wasserqualität gehören zur routinemäßigen Pflege.
Ernährung
Sternotherus odoratus ist ein opportunistischer Allesfresser mit Fokus auf tierischer Nahrung. In freier Wildbahn besteht die Nahrung hauptsächlich aus Schnecken, Insektenlarven, Krebstieren, kleinen Fischen, Amphibien und gelegentlich Aas. Algen und Wasserpflanzensamen ergänzen den Speiseplan.
Im Aquarium sollte die Fütterung abwechslungsreich gestaltet werden: Regenwürmer, Mückenlarven, Bachflohkrebse, Muscheln, Schnecken, Fischstücke sowie hochwertiges Pelletfutter eignen sich gut. Sepiaschalen dienen der Kalziumversorgung. Erwachsene Tiere sollten etwa drei- bis viermal pro Woche gefüttert werden, Jungtiere täglich. Eine gezielte Nahrungsergänzung kann sinnvoll sein, etwa durch selbst hergestellten „Schildkrötenpudding“ mit Vitaminen und Mineralien.
Anfälligkeit für bestimmte Krankheiten
Moschusschildkröten gelten als robust, doch falsche Haltung kann zu ernsthaften Gesundheitsproblemen führen. Besonders häufig sind bakterielle Infektionen bei mangelnder Wasserhygiene, Panzernekrosen durch ungeeigneten Untergrund oder Legenot bei Weibchen ohne Eiablageplatz. Häufige Gründe, weshalb Moschusschildkröten zu früh versterben, sind Lungenentzündungen oder Ertrinken. Daher sollte darauf geachtet werden, dass die Temperatur stimmt, sich das Tier viel auf seinem Landteil aufwärmen kann – und vor allem Wasserhöhe und Landteil mit dem Tier „heranwachsen“.
Bakterien wie Salmonellen gehören zur natürlichen Darmflora von Moschusschildkröten, können aber bei immungeschwächten Menschen Probleme verursachen. Wer also dauerhaft auf Immunsuppressiva angewiesen ist, sollte besser keine Moschusschildkröte halten.
Eine regelmäßige Kontrolle des Gesundheitszustands sowie eine jährliche Kotuntersuchung auf Parasiten vor der Winterruhe sind unerlässlich. Auffälligkeiten wie Appetitlosigkeit, Lethargie oder abnormes Sonnenverhalten sollten rasch tierärztlich abgeklärt werden.

Moschusschildkröte

Gelbwangen-Schmuckschildkröte

Richtige Haltung und Pflege des Schwertschwanzmolchs
Die Gewöhnliche Moschusschildkröte im Überblick
- Verhalten: Ruhig, dämmerungsaktiv, einzelgängerisch
- Größe: Weibchen bis ca. 15 cm Panzerlänge, Männchen etwas kleiner
- Gewicht: Durchschnittlich 130–270 g
- Panzerfärbung: Dunkelbraun bis schwarz, zwei gelbe Kopfstreifen
- Pflegeaufwand: Mittel, aber mit klaren Haltungsanforderungen
- Besonderheiten: Abwehrsekret bei Gefahr, Winterruhe notwendig, Einzelhaltung empfohlen