
10. Juni 2025, 15:44 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Mit ihrem auffälligen gelben Streifen hinter dem Auge ist die Cumberland-Schmuckschildkröte (Trachemys scripta troostii) leicht zu erkennen – und wird doch häufig mit ihren Verwandten verwechselt. Die nordamerikanische Wasserschildkröte zählt zu den faszinierendsten Unterarten der Buchstaben-Schmuckschildkröte. Doch ihre Haltung ist nicht unproblematisch: Als invasive Art in der EU verboten, darf sie nur noch unter strengen Auflagen gepflegt werden. Wer sich dennoch mit ihrem Wesen beschäftigt, wird schnell feststellen: Diese Schildkröte hat es in sich.
Die Cumberland-Schmuckschildkröte (Trachemys scripta troostii) ist eine faszinierende Wasserschildkröte mit ganz besonderen Panzerzeichnungen. Ursprünglich in bestimmten Regionen der südöstlichen USA heimisch, ist sie heute auch in Europa durch Auswilderung vertreten – wenn auch meist unerwünscht. Mit einem markanten gelben, waagerechten Streifen am Kopf ähnelt sie äußerlich der Rotwangen– und der Gelbwangen-Schmuckschildkröte, unterscheidet sich jedoch im Detail. Ihre Haltung ist durch die Listung als invasive Art in der gesamten EU streng reguliert: Zucht, Handel und Erwerb sind verboten. Bereits bestehende Tiere dürfen jedoch weiter gepflegt werden – unter der Bedingung, dass keine Vermehrung oder Auswilderung erfolgt. In der Terraristik gilt sie trotz allem als attraktive, wenn auch anspruchsvolle Pfleglingsart mit langen Lebenszyklen und komplexen Haltungsanforderungen.
Herkunft
Trachemys scripta troostii gehört zur Familie der Neuwelt-Sumpfschildkröten (Emydidae) und stammt aus Nordamerika. Sie hat das kleinste natürliche Verbreitungsgebiet aller drei Unterarten der Buchstaben-Schmuckschildkröte. Ihr Habitat erstreckt sich vom südwestlichen Virginia über Kentucky bis in den nordöstlichen Teil Alabamas. Dort besiedelt sie bevorzugt flache, stehende oder langsam fließende Gewässer mit schlammigen Uferzonen.
In Europa gibt es sie ebenfalls mittlerweile in der Wildform – oft als Folge unüberlegter Auswilderung ehemaliger Heimtiere. Seit 2016 wird die gesamte Familie der Buchstaben-Schmuckschildkröten in der EU als invasiv eingestuft, was ihre Haltung stark einschränkt. Die unkontrollierte Ausbreitung stellt ein Risiko für heimische Ökosysteme dar, auch wenn sich stabile Populationen außerhalb ihrer Ursprungsgebiete bisher nur punktuell etabliert haben.
Aussehen
Die Cumberland-Schmuckschildkröte ist durch ihre Panzergröße von bis zu 21 cm bei Weibchen und 14–21 cm bei Männchen eher kompakt gebaut. Der Rückenpanzer (Carapax) ist olivgrün bis braun gefärbt und oft mit gelblichen und grünlichen Flecken versehen, die an Buchstaben erinnern. Charakteristisch ist der waagerechte gelbe Streifen hinter dem Auge – ein wichtiges Unterscheidungsmerkmal zur Rotwangen-Schmuckschildkröte, bei der dieser rot gefärbt ist. Weniger leicht zu unterscheiden ist sie von der Gelbwangen-Schmuckschildkröte, sodass manche die Einteilung in drei Unterarten bei diesen Schildkröten anzweifeln. Manche glauben auch, die Cumberland-Schmuckschildkröte sei eine Hybridisierung zwischen Rotwangen- und Gelbwangen-Schmuckschildkröte.
Der Bauchpanzer (Plastron) ist bei ihnen jedoch meist zeichnungslos mit zwei schwarzen Punkten am Halsansatz. Schon beobachtete Mischformen der Gelbwangen-Schmuckschildkröte zeigen jedoch zusätzliche dunkle Zeichnungen. Männchen haben einen längeren Schwanz, eine weiter hinten liegende Kloake und deutlich verlängerte Krallen an den Vorderfüßen.
Verhalten
Cumberland-Schmuckschildkröten gelten als aktiv, schwimmfreudig und neugierig-beobachtend. Obwohl sie keinen engen Sozialkontakt zu Menschen suchen, können sie bei regelmäßiger Pflege zutraulich werden – insbesondere adulte Tiere. Innerhalb von Gruppen zeigen sich Männchen oft aggressiv gegenüber Artgenossen. Daher ist eine Einzelhaltung von Männchen, eine größere Gruppe mit nur einem Männchen oder eine reine Weibchengruppe empfehlenswert.
Ihr Verhalten ist stark temperatur- und lichtabhängig; sie zeigen einen ausgeprägten Jahresrhythmus mit Winterstarre. Trotz ihrer Robustheit benötigen sie eine strukturierte Umgebung mit Sonnenplätzen, Verstecken und ausreichend Raum zum Schwimmen.
Richtige Haltung & Pflege
Ein direktes Training wie bei Säugetieren ist bei den Reptilien nicht möglich, jedoch reagieren Cumberland-Schmuckschildkröten gut auf ritualisierte Fütterungszeiten und Standorte. Sie erkennen ihre Pflegestelle und zeigen dort gezieltes Verhalten. Beschäftigung erfolgt über strukturierte Lebensräume: Wasserpflanzen, Kletterstrukturen und Sandflächen fördern das natürliche Verhalten. Besonders im Freiland bieten abwechslungsreiche Teichanlagen mit Sonnenplätzen und Rückzugsorten ideale Reize. Möchte man die Cumberland-Schmuckschildkröte zusätzlich im Garten halten, muss der Teich mindestens 1,6 m tief sein, gut bepflanzt (z. B. mit Wasserpest) und vor allem eingezäunt, damit das invasive Reptil nicht die heimische Natur bedroht.
Cumberland-Schmuckschildkröten benötigen große Aquarien oder gut strukturierte Teichanlagen mit ausreichendem Wasservolumen (mind. 40 cm Tiefe für adulte Tiere). Ein Landteil mit starker UV- und Wärmelampe ist unerlässlich. Auch die Temperatur sollte den Bedingungen in ihrer Heimat angepasst sein. Die Wassertemperatur sollte daher um die 27° C liegen, die Lufttemperatur noch etwas höher, bis zu 32° C – auf dem Landteil unter der UV-Lampe auch stellenweise bis zu 40 °C.
Besonders wichtig sind Eiablageplätze für weibliche Tiere. Denn die Schildkröte legt diese auch ohne die Anwesenheit von Männchen ab. Kann sie dies nicht, kann es zur Legenot kommen, die schwere Folgen für die Schildkröte hat. Im Winter benötigen sie eine Winterstarre bei 4–8 °C, die bei Aquarienhaltung meist im Kühlschrank erfolgt. Die Kältezeit sollte gut vorbereitet und bei Unsicherheit auch von einem Veterinär begleitet werden. Die Einhaltung der Winterstarre ist essenziell für die langfristige Gesundheit der Tiere.
Wie bereits erwähnt, ist die Gruppenhaltung nicht immer unproblematisch – Einzelhaltung oder weibliche Gruppen sind vorzuziehen.
Ernährung
Die Ernährung ist abwechslungsreich zu gestalten: junge Tiere sind überwiegend carnivor und fressen Insektenlarven, Kaulquappen oder Würmer. Mit zunehmendem Alter steigt der Bedarf an pflanzlicher Nahrung wie Wasserpflanzen, geraspelten Möhren oder Salat. Auch Wasserschildkrötenfutter aus dem Fachhandel kann eingesetzt werden.
Die Fütterung sollte stets an der gleichen Stelle erfolgen, da sich die Cumberland-Schmuckschildkröte an diese Plätze gewöhnt, und sie nach Futterresten kontrolliert. Überfütterung sollte man vermeiden – gerade bei Zimmerhaltung, um ein zu schnelles Wachstum zu verhindern, denn die Schildkröte wächst eher langsam. Ein zu reichhaltiges Nahrungsangebot kann zu Störungen der Wachstumshormone und Panzer-Problemen führen.
Anfälligkeit für bestimmte Krankheiten
Die artgerechte Haltung der Cumberland-Schmuckschildkröte erfordert sauberes Wasser (Außenfilter), eine geeignete Ernährung und angepasste Temperaturverläufe. Bei schlechten Haltungsbedingungen können Panzerweichheit, Atemwegserkrankungen oder Hautprobleme auftreten. Auch Legenot ist bei Weibchen ein Risiko, wenn keine geeignete Eiablagestelle vorhanden ist. Eine regelmäßige tierärztliche Kontrolle wird empfohlen.

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Rotwangen-Schmuckschildkröte
Die Cumberland-Schmuckschildkröte im Überblick
- Wissenschaftlicher Name: Trachemys scripta troostii
- Größe: Weibchen 17–21 cm, Männchen 14–21 cm
- Lebenserwartung: 40–50 Jahre
- Färbung: olivgrüner Rückenpanzer mit gelbem Augenstreifen; heller Bauchpanzer
- Charakter: aktiv, schwimmfreudig, bei guter Haltung zutraulich
- Haltung: großes Aquarium oder Teich mit Landteil und Sonnenplatz
- Besonderheit: EU-weit als invasive Art gelistet – Haltung nur mit Bestandsschutz erlaubt