
22. Mai 2025, 19:09 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten
Klein, robust und erstaunlich vielseitig: Klappschildkröten (Gattung Kinosternon) gehören zu den spannendsten Wasserschildkröten für die Heimtierhaltung. Mit ihrem einzigartigen Klappmechanismus, ihrer überschaubaren Größe und ihrer tropischen Herkunft gelten sie als pflegeleichte Alternative zu häufig überforderten Einsteiger-Arten. Doch Achtung: Trotz ihrer „kompakten“ Erscheinung bringen sie klare Anforderungen mit. Was Halter wissen müssen.
Klappschildkröten, wissenschaftlich Kinosternon, sind nord-, mittel- und südamerikanische Wasserschildkröten, die zur Familie der Schlammschildkröten (Kinosternidae) gehören. Charakteristisch für die Gattung ist der namensgebende Klappmechanismus: Viele Arten besitzen zwei „Scharniere“ im Bauchpanzer, mit denen sie sich nahezu vollständig in ihren Panzer einschließen können – ein effektiver Schutz vor Fressfeinden.
Die Gattung umfasst derzeit 18 anerkannte Arten, darunter bekannte Vertreter wie die Dreistreifen-Klappschildkröte (K. baurii) oder die Gelbliche Klappschildkröte (K. flavescens). Aufgrund ihrer überschaubaren Endgröße von meist unter 18 cm und ihrer fleischbetonten Ernährung gelten sie als pflegeleichtere Alternative zu größeren Arten aus dem Zoohandel. Doch wie bei allen Schildkröten gilt: Artgerechte Haltung erfordert Wissen, Platz und Technik.
Klappschildkröten fallen nicht unter das Washingtoner Artenschutzabkommen, das den Handel mit Wildtieren einschränkt. Entsprechend ist die Haltung in Deutschland auch nicht meldepflichtig. Umso wichtiger ist es jedoch, darauf zu achten, dass die Klappschildkröte aus einer Nachzucht und nicht durch Wildfang im Heimtierhandel landete. Auch die nötige Sachkunde sollten alle haben, die sich für die Haltung interessieren.
Herkunft
Klappschildkröten sind auf dem amerikanischen Doppelkontinent heimisch. Je nach Art erstreckt sich ihr natürliches Verbreitungsgebiet von den Südstaaten der USA über Mittelamerika bis in weite Teile Südamerikas. Dabei bewohnen sie unterschiedliche Lebensräume – von langsam fließenden Flüssen über stehende Gewässer bis zu temporären Tümpeln. Manche Arten, etwa solche aus höheren Breitengraden, halten eine Winterruhe, während tropische Vertreter ganzjährig aktiv bleiben.
Aufgrund dieser unterschiedlichen klimatischen Anpassungen ist die genaue Herkunft der jeweiligen Art entscheidend für eine erfolgreiche Haltung. Viele Arten gelten in ihren Heimatregionen als bedroht – vor allem durch Habitatverlust. Der internationale Handel ist bisher nur bedingt reglementiert, sodass für verantwortungsvolle Haltung europäische Nachzuchten bevorzugt werden sollten.
Die häufigsten Klappschildkröten-Arten in Heimtierhaltung sind:
- Kinosternon baurii (Dreistreifen-Klappschildkröte)
- Kinosternon cruentatum (Rotwangen-Klappschildkröte)
- Kinosternon leucostomum (Weißmaul-Klappschildkröte)
- Kinosternon acutum (Tabasco-Klappschildkröte)
- Kinosternon subrubrum (Pensylvanische Klappschildkröte)
Manchmal finden sich auch noch Kinosternon scorpioides (Skorpions-Klappschildkröte) und Kinosternon flavescens (Gelbliche Klappschildkröte), diese werden jedoch um einiges größer und haben daher einen speziellen Pflegebedarf. Eine genaue Kenntnis über die Bedürfnisse der einzelnen Arten und vor allem die lateinische Bezeichnung sind wichtig, weil sich im Handel manchmal auch Tiere unter der Bezeichnung Klappschildkröte finden, die aber aus einer ganz anderen Gattung stammen.
Aussehen
Typisch für Klappschildkröten ist ihr gedrungener, hochgewölbter Körperbau mit einem Panzer, der je nach Art zwischen 10 und 18 cm lang wird. Besonders markant ist der Bauchpanzer mit ein oder zwei Scharnieren, über die sich die Tiere bei Gefahr einklappen können und den Tieren ihren Namen verleiht. Der Kopf ist meist relativ groß, mit kräftigen Kiefern und je nach Art auffälliger Zeichnung.
Auch die Farbe variiert stark: von einfarbig braun oder oliv bis zu kontrastreichen Mustern – je nach Art und Herkunft. Die Haut ist zäh und teils mit kleinen Warzen versehen, der Schwanz bei Männchen deutlich kräftiger. Durch ihre Form wirken viele Arten massiger als gleich große Zierschildkröten. Ein langgestreckter Hals und kräftige Beine machen die Tiere zu geschickten Kletterern, weniger zu ausdauernden Schwimmern.
Verhalten
Klappschildkröten gelten als Einzelgänger mit territorialem Verhalten – vor allem erwachsene Männchen zeigen häufig Aggressionen gegenüber Artgenossen. Selbst Jungtiere können früh unverträglich sein, weshalb eine Einzelhaltung meist der sicherste Weg ist. Ihr Verhalten im Aquarium ist überwiegend ruhig, aber aufmerksam. Sie erkunden ihre Umgebung aktiv, nutzen Strukturen intensiv und zeigen sich bei guter Haltung regelmäßig. Sonnenbaden wird weniger ausgeprägt praktiziert als bei anderen Wasserschildkrötenarten, dennoch nehmen sie gerne Wärmeplätze an – häufig auch in einem ausdekorierten Flachwasserbereich. Insgesamt handelt es sich um eher scheue, aber neugierige Tiere, die bei konsequenter Pflege zutraulich werden können.
Sie benötigen sie ein strukturiertes Umfeld mit Kletter- und Versteckmöglichkeiten, um ihr natürliches Verhalten ausleben zu können. Eine abwechslungsreiche Aquarieneinrichtung sowie gezielte Fütterung mit Lebendfutter können zur mentalen Stimulation beitragen. Durch ihre Aktivität im Bodengrund und zwischen Pflanzen reicht die natürliche Suche nach Nahrung in der Regel aus, um den Tieren ausreichend Beschäftigung zu bieten. Direkte Interaktionen mit dem Halter sind möglich, sollten aber vorsichtig erfolgen – die Tiere mögen es nicht, hochgehoben oder gestört zu werden.
Richtige Haltung & Pflege
Klappschildkröten benötigen ein gut strukturiertes Aquaterrarium mit einer Mindestgröße von 80 × 40 × 40 cm für ein Einzeltier. Wichtig sind ein beheizbares Wasserbecken (25–28 °C) und ein trockener Landteil mit UV-Beleuchtung (Sonnenplatz: 40–45 °C). Für weibliche Tiere ist ein Eiablageplatz unerlässlich.
Als eher kletterfreudige Wasserschildkröten muss die Oberfläche kletternd erreichbar sein. Verstecke, Wurzeln und Pflanzen erhöhen das Wohlbefinden deutlich. Eine starke Filterung ist notwendig, um Wasserqualität stabil zu halten – besonders bei fleischreicher Ernährung. Allerdings produziert die Klappschildkröte weniger Stoffwechselausscheidungen als andere Wasserschildkröten, die sich pflanzlich ernähren. Aufgrund der hohen Aggressionsneigung ist eine Vergesellschaftung kaum praktikabel. In Mehrtierhaltung muss stets ein zweites Becken zur Trennung bereitstehen.
Ernährung
Klappschildkröten ernähren sich in erster Linie carnivor, also fleischlich. Typische Bestandteile sind Insektenlarven, kleine Schnecken, Krebse, Würmer, Fisch und Muscheln. In der Natur nehmen sie gelegentlich auch Pflanzenreste, Algen oder Samen auf – im Aquarium fressen sie jedoch kaum pflanzliche Nahrung.
Handelsübliches Frostfutter, getrocknete oder zu Flockenfutter verarbeitete Nahrung werden gut angenommen Aber auch lebende Beute bereichert das Leben einer Klappschildkröte, die dann ihren Jagdinstinkt ausleben kann.
Wasserlinsen oder andere Wasserpflanzen können ergänzend angeboten werden, werden aber nicht immer gefressen. Ein dauerhaft verfügbares Stück Sepia deckt den Kalziumbedarf. Wichtig ist eine abwechslungsreiche Ernährung zur Vorbeugung von Mangelerscheinungen, insbesondere bei Vitamin A.
Anfälligkeit für bestimmte Krankheiten
Bei sachgerechter Haltung sind Klappschildkröten robuste Tiere. Hauptprobleme entstehen meist durch fehlerhafte Wasserqualität, unausgewogene Ernährung oder mangelnde UV-Versorgung. Panzer- und Hautinfektionen, Vitamin-A-Mangel sowie Parasitenbefall können auftreten, lassen sich jedoch bei regelmäßigem Monitoring und geeigneten Haltungsbedingungen gut vermeiden.
Da Wildfänge häufig krankheitsanfällig und gestresst sind, sollte grundsätzlich auf europäische Nachzuchten zurückgegriffen werden. Dies wird ein seriöser Züchter auch per Zertifikat nachweisen können. Auch eine falsche Winterruhe (bei tropischen Arten) kann zu schweren gesundheitlichen Schäden führen. Regelmäßige tierärztliche Kontrolle wird empfohlen – besonders bei Verhaltensänderungen, Appetitlosigkeit oder äußerlichen Auffälligkeiten.
Achtung: Wie viele andere Reptilien können Klappschildkröten Salmonellen übertragen, da sie diese in ihrer natürlichen Darmflora haben. Personen, die immunsuppressiert sind oder an Vorerkrankungen leiden, sollten daher von einer Haltung absehen.

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Die Klappschildkröte im Überblick
- Gattung: Kinosternon (Schlammschildkröten)
- Größe: 10–18 cm Panzerlänge, je nach Art
- Herkunft: Nord-, Mittel- und Südamerika
- Verhalten: Territorial, einzelgängerisch, kletterfreudig
- Haltung: Einzelhaltung empfohlen, Aquarium ab 80 cm Länge
- Ernährung: Hauptsächlich tierisch – Frost- und Lebendfutter
- Pflege: Mittel bis anspruchsvoll; strukturierte Einrichtung, gute Filterung, konstante Temperatur
- Besonderheit: Klappmechanismus im Bauchpanzer als Schutzfunktion