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Kältestarre

Warum Schildkröten im Winter in den Kühlschrank müssen

Eine Schildkröte schaut durch ein Loch in einem Karton, in dem sie im Kühlschrank überwintert
Bestimmte Arten von Schildkröten überwintern im Kühlschrank – um die Tiere darauf einzustellen, bedarf es einiger Vorbereitung Foto: picture alliance / dpa | Dominique Leppin
Porträt-aufnahme von PETBOOK-Redakteurin Natalie Dekcer mit Katze auf Arm
Freie Autorin

23.12.2023, 16:43 Uhr | Lesezeit: 7 Minuten

Manche Schildkröten, die wir Menschen als Haustiere halten, fallen in eine natürliche Winterstarre. In der Natur verbringen sie diese an einem kühlen Ort. Doch was macht man mit den Reptilien, die als Haustiere gehalten werden? Hierfür eignet sich – auch wenn es zunächst komisch klingt – am besten ein Kühlschrank, um die Schildkröten zu überwintern.

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Viele Wildtiere haben verschiedene Methoden entwickelt, um dem Winter ein Schnippchen zu schlagen. Damit sie den niedrigen Temperaturen und vor allem dem kargen Nahrungsangebot entgehen können, halten etwa Igel einen mehrmonatigen Winterschlaf. Wechselwarme Tiere wie Amphibien und Reptilien dagegen reduzieren ihre Körpertemperatur, die Atmung und Herzschlagfrequenz auf ein Minimum – sie verfallen in Winterstarre. Auch zahlreiche Schildkrötenarten, die als Heimtiere gehalten werden, müssen dieses natürliche Verhalten in menschlicher Obhut ausleben dürfen, um gesund zu bleiben. PETBOOK erklärt, wie Schildkröten richtig im Kühlschrank überwintern.

Welche Schildkröten sollten im Kühlschrank überwintern?

Exotische Schildkröten, die aus wärmeren Gebieten stammen, kennen aus ihrer Heimat keine Minusgrade und auch keine Winterstarre. Dazu zählen einige Sumpf- bzw. Wasserschildkröten.

Europäische Landschildkröten und viele Arten von nordamerikanischen Schmuckschildkröten dagegen brauchen die jährliche Kältestarre, damit ihr Immunsystem und der Hormonhaushalt intakt bleiben. Lediglich kranke oder stark untergewichtige Tiere sollten die Winterstarre nicht oder nur in enger Abstimmung mit einem spezialisierten Reptilientierarzt antreten.

Wann müssen Schildkröten zum Überwintern in den Kühlschrank?

Schildkröten, die im Freigehege gehalten werden, beginnen im Herbst ganz intuitiv mit der Vorbereitung auf die Winterstarre. Die fallenden Temperaturen führen dazu, dass die Reptilien weniger fressen und schließlich ihre Nahrungsaufnahme ganz einstellen. Bei der Terrarienhaltung muss der Besitzer jedoch etwas nachhelfen.

Es empfiehlt sich, über drei Wochen hinweg die Temperatur und die Beleuchtung schrittweise zu reduzieren. So suggeriert man den Tieren, dass es Zeit für ihre jährliche Erholungsphase ist. Die Vorbereitung auf die Winterstarre im Kühlschrank ist wichtig für Schildkröten, da sonst die Gefahr besteht, dass sie aufgrund von Haltungsfehlern nicht mehr aufwacht und verstirbt.

Erst entwurmen, dann in den Kühlschrank

Bevor die Schildkröten ihre Winterstarre antreten dürfen, muss ihr Darm vollständig entleert sein, sonst droht eine Sepsis. Den Kotabsatz kann man zum Beispiel durch ein Bad selbst anregen. Auch sollte durch eine Kotuntersuchung beim Tierarzt ein etwaiger Parasitenbefall entdeckt und vor der Kältestarre behandelt werden. Die Tiere sollten außerdem, bevor sie ihre Winterstarre antreten, gründlich entwurmt werden.

Gut zu wissen: Winterspeck fressen sich nur Winterschläfer wie der Igel an – Schildkröten brauchen keine zusätzlichen Fettreserven für die Kältestarre.

Wie bereitet man die Überwinterung der Schildkröten im Kühlschrank vor?

Ein separater Kühlschrank ohne Gefrierfach ist der perfekte Ort für die Überwinterung europäischer Landschildkröten und anderer Arten, die in eine Winterstarre fallen. Dafür eignet sich auch ein Mini-Kühlschrank. Denn in einem separaten Kühlschrank lässt sich die Temperatur exakt auf vier bis sechs Grad einstellen. Zudem bleibt sie hier konstant, weil die Tür nicht geöffnet werden muss, um Lebensmittel herauszunehmen. Dies garantiert die ideale Temperatur und Bedingungen, damit Schildkröten in ihre Winterstarre fallen können.

Die Kühlschranktür sollte trotzdem ein- bis dreimal pro Woche geöffnet werden, damit frischer Sauerstoff hineingelangt. Alternativ können die Schildkröten auch in einem kühlen Keller, auf dem Balkon oder in der Garage überwintern. Allerdings lassen sich dort die Umweltbedingungen weniger gut kontrollieren.

Überwinterungskiste nutzen

Als Überwinterungskiste dient in der Regel eine Kunststoffbox mit Luftlöchern, in der das Tier ausreichend Platz hat, um sich einzugraben. Die Box wird mit Erde gefüllt und locker mit Laub bedeckt. Als Halter sollte man sich nicht davon irritieren lassen, wenn die Tiere sich in der Box noch bewegen. Dies mag sich befremdlich anfühlen, den Tieren tut ihre Winterstarre im Kühlschrank jedoch gut.

Sollen mehrere Schildkröten in einer Kiste überwintern, muss diese so groß sein, dass sich die Tiere darin nicht berühren. Können oder sollen die Reptilien nicht im Kühlschrank, sondern an einem anderen kühlen Ort rund um Haus und Garten ruhen, muss man die Kiste zudem gut mit Draht vor Ratten, Mardern und anderen ungebetenen Gästen schützen.

Auch interessant: Wie alt werden Wasserschildkröten als Haustier?

Wie lange bleiben die Schildkröten zum Überwintern im Kühlschrank?

Die Winterstarre einer europäischen Landschildkröte dauert zwischen zwei und sechs Monate. Bei anderen Schildkrötenarten spricht man häufig von drei bis fünf Monaten. Während dieser Zeit müssen die Schildkröten und ihre Überwinterungsbox regelmäßig kontrolliert werden. Gerade Schimmel im Kühlschrank kann negative Auswirkungen auf die Tiere haben.

Während der Überwinterung sollte man die Tiere regelmäßig kontrollieren

Die Schildkröten dürfen auch nicht mehr als zehn Prozent ihres Gewichts verlieren. Daher sollte man die Tiere alle zwei Wochen aus dem Kühlschrank holen und wiegen und das Gewicht notieren.

Auch rötliche Verfärbungen, ein aufgeweichter Panzer und tränende Augen sind Alarmzeichen, die man tierärztlich abklären sollte – am besten bei einem Spezialisten für Reptilien. Sind die Tiere während der Winterstarre unruhig oder ungewöhnlich agil, ist dies ebenfalls ein Warnzeichen, dass mit einem Tierarzt besprochen werden sollte.

Während der Routinekontrollen und auch bei einem etwaigen Besuch in der Praxis müssen Schildkrötenfreunde darauf achten, dass es ihrem Liebling nicht zu warm wird. Ansonsten besteht die Gefahr, dass die Schildkröte ihre Winterstarre beendet. 

Wie beendet man die Überwinterung der Schildkröte im Kühlschrank?

Sobald der Frühling Einzug hält, also meist gegen Mitte oder Ende März, kann die Temperatur im Kühlschrank schrittweise angehoben werden. Meist zeigt die Schildkröte aber auch selbst vermehrte Aktivität in ihrer Box. Dann ist es Zeit, die Winterstarre zu beenden. Wacht die Schildkröte jedoch nicht von allein auf, kann man als Halter trotzdem die folgenden Schritte gehen, um das Tier dazu zu animieren.

Dazu wird die Box in einen kühlen Raum gestellt, damit sich die Schildkröte langsam an den Temperaturanstieg gewöhnen kann. Alternativ eignet sich auch ein sogenanntes Frühbeet für die Tiere. Dies ist eine Art Aufwachhäuschen, das mit Wärmelampen bestückt wird. Diese Kästen sind im Tierfachhandel erhältlich. Alternativ kann man auch ein kleines Gewächshaus aus dem Baumarkt in ein Frühbeet für Schildkröten verwandeln.

Sie wird sich dann über einen Zeitraum von mehreren Tagen selbst aus der Box ausgraben und ihre Umgebung erkunden. Anschließend bringt ein lauwarmes Bad bei einer Temperatur von 24 bis 26 Grad ihren Kreislauf und ihre Verdauung wieder in Schwung. In den ersten Tagen nach dem Aufwachen sind die Schildkröten in der Regel noch nicht besonders aktiv und fressen auch manchmal erst nach mehreren Tagen wieder. Trotzdem sollte man ihnen immer frisches Futter anbieten, selbst wenn sie noch keinen Hunger zeigen.

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