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Stark gefährdet

Hier kann man in Deutschland Wale sehen – doch wie lange noch?

Gewöhnlicher Schweinswal (Phocoena phocoena) Unterwasser
Kaum zu glauben – auch Deutschland beheimatet Wale: den Gewöhnlichen Schweinswal. Diese kommen mittlerweile nicht nur in Nord- und Ostsee vor Foto: picture alliance / Minden Pictures | Jelger Herder/ Buiten-beeld
Porträt-aufnahme von PETBOOK-Redakteurin Natalie Dekcer mit Katze auf Arm
Freie Autorin

20. Mai 2025, 15:11 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten

Ja, auch in Deutschland gibt es Wale. Allerdings nur eine einzige Art: den Gewöhnlichen Schweinswal. 2022 wurde er von der Deutschen Wildtier Stiftung zum „Tier des Jahres“ gewählt. Und obwohl im Jahr 2024 wurden so viele Tiere gesichtet wie noch nie – gehen seine Bestände drastisch zurück. PETBOOK stellt den faszinierenden Meeressäuger vor und verrät, in welchen Regionen man Schweinswale – noch – beobachten kann.

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Bei Walen denken viele an riesige Meeressäuger. Aber es gibt auch viele kleinere Exemplare. Eines davon ist sogar in deutschen Gewässern heimisch: der Gewöhnliche Schweinswal (Phocoena phocoena). Die Art gehört zu den Zahnwalen und wird immerhin bis zu 1,9 Meter lang. Die Tiere gehen bevorzugt im flachen Küstengewässer auf die Jagd. Mit etwas Glück kann man die Wale in Deutschland aber auch außerhalb von Nord- und Ostsee beobachten, denn Schweinswale leben auch in Flüssen. Und obwohl der Schweinswal in Deutschland streng geschützt ist, sind ihre Bestände in Nord- und Ostsee zurückgegangen. So ist die Zahl der Tiere laut Nabu zwischen 2016 und 2022 in der westlichen Ostsee von rund 42.000 auf etwa 14.000 Exemplare geschrumpft.1

Wo leben Schweinswale?

Der Gewöhnliche Schweinswal ist sowohl im nördlichen Atlantik als auch im nördlichen Pazifik zu Hause. Sein Verbreitungsgebiet reicht von Europa über Nordwestafrika und das östliche Nordamerika bis nach Asien. Die Tiere halten sich in der Regel in flachen Gewässern wie Fjorden oder Meeresbuchten, aber auch und Flussmündungen auf.

Auf ihrem Speiseplan stehen in erster Linie Fische, darunter Makrelen, Heringe und Schollen, aber auch Krebse und Tintenfische. Aber auch wandernde Fischarten wie der Europäische Stint (Osmerus eperlanus) stehen auf ihrem Speiseplan. Diesen folgen die Wale zu deren Laichgründen die Flüsse hinauf. Das ist vor allem im Frühjahr der Fall. Dauerhaft leben tun Schweinswale aber nicht in Flüssen.2

Wo man in Deutschland Wale beobachten kann

Bis vor knapp 20 Jahren konnte man die Wale in Deutschland ausschließlich in Nord- und Ostsee beobachten. Da die Wasserqualität in den Flüssen zu schlecht war, hatten sich die Tiere aus diesem Lebensraum zurückgezogen. Mittlerweile erobern sich die Schweinswale die Flüsse zurück und werden wieder regelmäßig in Weser, Elbe und Ems gesichtet. 3 Da die Tiere hier aber nicht dauerhaft leben, ist die Wahrscheinlichkeit für Sichtungen in Nord- und Ostsee höher.

Wer in Deutschland Schweinswale beobachten möchte, kann zum Beispiel eine Whale-Watching-Tour des Nabu in der Flensburger Förde buchen. Zwischen Flensburg und Schönhagen stehen die Chancen nicht schlecht, einen der seltenen Meeressäuger zu Gesicht zu bekommen. Aber auch rund um Borkum sowie nahe Sylt tummeln sich immer wieder Schweinswale. Wenn die Tiere zum Atmen an die Wasseroberfläche schwimmen, lässt sich mit etwas Glück ein Blick auf ihre dreieckige Finne erhaschen.

Wie unterscheiden sich Schweinswale von Delfinen?

Schweinswale sind entfernt mit den Delfinen verwandt. Von diesen unterscheiden sie sich beispielsweise durch die Form ihrer Rückenflosse: Beim Schweinswal ist die Finne eher breit und flach, beim Delfin dagegen lang gestreckt und sichelförmig. Und auch die Kopfform ist unterschiedlich. Delfine haben eine schnabelartige Schnauze, während der Kopf des Schweinswals im Vergleich dazu deutlich abgerundet ist. Ihren Namen verdanken die Schweinswale allem Anschein nach ihrem gedrungenen Körper und ihrer dicken Fettschicht. Womöglich wurden die Tiere früher von Seefahrern für Schweine gehalten.4

Eine Besonderheit des Schweinswals ist seine Art der Kommunikation. Ähnlich wie Fledermäuse nutzt er dafür Ultraschalllaute. Delfine kommunizieren auch über Pfeifgeräusche.

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Das Sonar nutzen Schweinswale, um sich bei Dunkelheit zurechtzufinden. Mithilfe der sogenannten Echoortung macht sich der Meeressäuger unter Wasser ein genaues Bild seiner Umgebung und kann dadurch zielgerichtet auf die Jagd nach Fischen gehen. Dazu erzeugt der Schweinswal für uns Menschen nicht hörbare Geräusche, deren Schallwellen dann beispielsweise von Beutetieren zurückgeworfen werden. 5

Auch interessant: Warum Delfine so gern auf Wellen surfen

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Wie viele Schweinswale gibt es noch?

Laut dem BUND gibt es mittlerweile nur noch wenige hundert Schweinswale in der zentralen Ostsee. Obwohl die dramatische Situation der Population seit vielen Jahren bekannt. Auch die Leiterin der Landesstelle Ostseeschutz des NABU, Dagmar Struß teilte am 18. Mai 2025 mit, dass die Population stark zurückginge, und nannte folgende Zahlen: Allein zwischen 2016 und 2022 sei die Zahl der gewöhnlichen Schweinswale in der westlichen Ostsee von rund 42.000 auf etwa 14.000 Exemplare geschrumpft. Noch stärker sei der Rückgang in der inneren Ostsee, zwischen Kattegat und Bornholmer Becken. Der dortige Bestand, der bis nach Rügen und um den Darß reicht, zählt nach Schätzungen des Deutschen Meeresmuseums in Stralsund nur noch rund 100 bis 1.000 Tiere.1

Früher machten in erster Linie Walfänger der Schweinswal-Population zu schaffen, heute landen die Tiere vor allem als unerwünschter Beifang in Fischernetzen. Und auch die Verschmutzung der Meere, insbesondere die Belastung mit hochgiftigen Chemikalien, trägt dazu bei, dass die Meeressäuger immer weniger werden. Internationale Schutzbemühungen sollen nun helfen, den Fortbestand der Art zu sichern – anscheinend mit Erfolg: 2024 wurden so viele der Wale in Deutschland gesichtet wie seit Jahrzehnten nicht mehr.

Wegen der akuten Bedrohungen wählte Deutsche Wildtier Stiftung den Schweinswal bereits 2022 zum „Tier des Jahres“. Damit soll auf die Bedrohung des Gewöhnlichen Schweinswals aufmerksam gemacht werden. Die Art gilt als stark gefährdet, könnte also schon bald aus der Nord- und Ostsee verschwunden sein.6

Themen Heimische Wildtiere Meerestiere Wale

Quellen

  1. ndr.de, „Bedrohte Meeressäuger: Immer weniger Schweinswale in der Ostsee“ (aufgerufen am 20.05.2025) ↩︎
  2. stiftung-meeresschutz.org, „Gewöhnlicher Schweinswal – alles zum Thema Schweinswale“ (20.05.2025 ↩︎
  3. nationalgeographic.de, „Rekordjahr für Schweinswale: Die „Kleinen Tümmler“ erobern deutsche Flüsse“ (aufgerufen am 20.05.2025) ↩︎
  4. WWF, „Schweinswal“ (aufgerufen am 20.05.2025) ↩︎
  5. NABU, „Spezialist mit siebtem Sinn“ (aufgerufen am 20.05.2025) ↩︎
  6. Deutsche Wildtier Stiftung, „Schweinswal“ (aufgerufen am 20.05.2025) ↩︎

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