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Harpyie, Schimäre, Einhorn

11 mystische Wesen, die tatsächlich real sind

Ein Harpyien-Adler, ein mystisches Wesen, das es tatsächlich gibt.
Viele Wesen, wie zum Beispiel die Harpyie, werden – zu Unrecht – ins Reich der Fabelwesen verbannt. Es gibt sie aber – oder sie sind von echten Tieren inspiriert. Foto: Thorsten Spoerlein / Getty Images
Louisa Stoeffler
Redakteurin

21. Mai 2025, 8:48 Uhr | Lesezeit: 9 Minuten

Viele Legenden ranken sich um scheinbar unglaubliche Kreaturen wie Drachen oder riesige Seeungeheuer. Doch was, wenn einige davon tatsächlich existieren? Wir zeigen 11 Fabelwesen, die in der realen Welt erstaunliche Entsprechungen haben.

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Ob Einhorn, Basilisk oder Harpyie – viele Fabelwesen scheinen aus reiner Fantasie geboren. Doch PETBOOK-Redakteurin und Kulturwissenschaftlerin Louisa Stoeffler zeigt: Hinter zahlreichen Mythen stecken reale Tiere, die Menschen einst staunen, erschauern oder träumen ließen – und sie in der Vergangenheit inspirierten. Wir stellen 11 mystische Wesen vor, die es (fast) wirklich gibt – und was sie mit den echten Tieren gemeinsam haben.

Die Harpyie

Nicht nur im Kult-Zeichentrickfilm „Das letzte Einhorn“ hat die Harpyie einen prominenten Auftritt. Das magische Wesen, das in der griechischen Mythologie als eine Mischung aus Greifvogel und Mensch galt, gibt es tatsächlich. Harpia harpyja lebt in Südamerika und ernährt sich hauptsächlich von Affen und Faultieren. Sie gehören zu den Habichtartigen, sind dafür aber sehr groß und schwer. Bis zu 110 Zentimeter Körperlänge trifft auf eine Flügelspannweite von bis zu zwei Metern. Harpyien verfügen über einen ausgeprägten Geschlechtsdimorphismus, die Weibchen sind mit neun Kilo bis zu doppelt so schwer wie die Männchen.

Das Einhorn

Auch für das Einhorn gibt es einige Entsprechungen in der realen Tierwelt. Dabei handelt es sich jedoch nicht um Tiere, die an Pferde mit Hörnern erinnern, sondern eher um andere hörnertragende Individuen. Ein Beispiel ist der Narwal, der auch als „Einhorn der Meere“ gilt. Kein Wunder, denn sein langer, spiralförmiger Stoßzahn sieht eindeutig nach einem Horn aus. Logisch also, dass Seefahrer den Narwal einst für ein Fabeltier hielten. Dabei ist er ein echtes Lebewesen der Arktis – und sogar mit Beluga-Walen verwandt.

Der Narwal scheint also nicht der Ursprung des mystischen Wesens „Einhorn“ gewesen zu sein. Dieser könnte bei den asiatischen Arten Java-, Sumatra- und Panzernashorn liegen, die auch alle „Einhörner“ sind, im Gegensatz zu den afrikanischen Arten, die alle zwei Hörner tragen. Wahrscheinlicher ist jedoch, dass sich der Glaube an das Einhorn schon in der Jungsteinzeit verfestigt hat. Denn vor 50.000 Jahren lebte ein eiszeitliches Tier namens Elasmotherium sibiricum – das Sibrische Einhorn. Wahrscheinlich handelte es sich dabei um eine Art Steppenrhinozeros, dass jedoch durch seine langen, grazilen Beine eher an ein Pferd als an heutige Rhinozerosse erinnerte. So liegt der Schluss nahe, dass die Frühmenschen das „Einhorn“ kannten, und es vielleicht sogar bejagten.

Der Narwal gilt als Einhorn des Meeres. Doch lange war nicht klar, wozu die Männchen dieser Spezies dieses Horn überhaupt nutzen
Der Narwal gilt als Einhorn des Meeres. Doch lange war nicht klar, wozu die Männchen dieser Spezies dieses Horn überhaupt nutzen Foto: dottedhippo

Der Kraken

Der Kraken, ein mystisches Seemonster führt uns wieder in die abergläubischen Anfänge der Seefahrt zurück. Dabei handelt es sich wahrscheinlich zum Riesen- oder Kolosskalmare. Über diese Tiere ist nur sehr wenig bekannt, erst im April 2025 wurde das erste Mal ein Kolosskalmar gefilmt (PETBOOK berichtete).

Allerdings ist es doch höchst unwahrscheinlich, dass einer der auch als Kraken bezeichneten Tiere ganze Schiffe in die Tiefsee ziehen könnte. Obwohl die Tiere Schätzungen zufolge bis zu 250 Kilogramm wiegen und bis zu 13 Meter lang werden können, haben sie mit dem mythologischen Monster nur wenig zu tun.

Der Kraken oder auch Krøken ist eher in der nordischen Mythologie anzutreffen. Noch 1752 beschrieb der dänische Autor Erik Pontoppidan in seiner „Naturgeschichte Norwegens“ die Erscheinung eines Krakens detailliert – und unter Berufung auf Augenzeugen. Ob diese nur etwas zu viel Met getrunken hatten oder wirklich von der Existenz des Krøken überzeugt waren, lässt sich heute nicht mehr nachvollziehen.

Der Drache

Sprechen wir von Drachen, haben viele feuerspeiende und geschuppte Giganten mit Klauen im Sinn. Allerdings ist der Ursprung des „drakon“ in der griechischen Sage eher eine Riesenschlange, manchmal auch Lindwurm genannt.

Der Drache als Symbol ist vor allem in Religionen, die in Asien entstanden sind (Buddhismus, Taoismus, Konfuzianismus) ein Symbol für Stärke und Glück. Der Glaube an Drachen könnte auch auf erste Fossilfunde von Dinosaurierknochen zurückzuführen sein. Diese wurden Berichten nach um das Jahr 1000 unserer Zeit zunächst in China entdeckt.

Große gefährliche Reptilien gibt es noch heute: Der Komodowaran, manchmal auch Komodo-Drache genannt, erfüllt dieses Kriterium wohl am besten. Er ist das größte lebende Reptil, wird bis zu 3 Meter lang und verfügt über Giftzähne, mit denen er seine Beute mit nur einem Biss vergiftet.

Der Phönix

Auch der mystische Phönix könnte eine reale Vorlage haben. In der Mythologie ist er unsterblich und wird aus seiner Asche immer wieder neu geboren. Etwas ähnlich Besonderes ist auch sein flammendes Federkleid. Der Feuervogel findet sich vor allem in der slawischen Mythologie und wird häufig wie ein Pfau beschrieben. Allerdings könnte die Inspiration für die exotischen Vögel auch bei den Paradiesvögeln zu finden sein, über die Eroberer und Abenteuer ab dem späten Mittelalter berichtet haben.

Die Meerjungfrau

Nicht erst das Kunstmärchen „Die kleine Seejungfrau“ von Hans Christian Anderson spricht über Meerjungfrauen. Also Mischwesen, die den Oberkörper einer Frau und dazu einen Fischschwanz tragen.

Der Ursprung dieser mystischen Wesen findet sich ebenfalls wieder in der Seefahrt und Matrosen, die sich Sichtungen mancher Tiere einfach nicht erklären konnten. So schrieb auch Christoph Columbus 1493 in seinen Logbüchern, dass er Meerjungfrauen gesehen habe. Allerdings seien sie nicht so schön, wie man lange annahm.

Es ist wahrscheinlich, dass der Eroberer Südamerikas damit Seekühe meinte. Da er in der Karibik landete, wird es sich dabei wohl um das Karibik-Manati gehandelt haben – auch wenn er sicherlich bis zum Ende seines Lebens glaubte, stattdessen das in den küstennahen Gewässern Indiens heimische Dugong gesichtet zu haben.

Seekuh
Seekühe gehören zu den langsamsten Tieren der Welt und bewegen sich lediglich mit einer Geschwindigkeit von 3 bis 5 km/h durchs Wasser. Foto: Getty Images

Der Basilisk

Spätestens seit „Harry Potter“ kennen wohl viele den Basilisken, den König der Schlangen, der alle, die seinen Blick auffangen tötet oder versteinert. Zuerst Erwähnung fand dieses mystische Wesen in den Schriften des griechischen Philosophen Demokrit, daher ist anzunehmen, dass er auch aus der griechischen Sagenwelt stammt.

Sein Pendant in der Natur findet er in den der Gattung der Basilisken, Schuppenechsen, die zu den Leguanen zählen. Der größte von ihnen ist der Helmbasilisk, der bis zu 90 Zentimeter lang wird – wovon 50 Zentimeter auf den Schwanz entfallen. Basiliscus plumifrons und vittatus – also der Stirnlappenbasilisk und der Streifenbasilisk – finden sich auch häufig in Terrarienhaltung.

Der Vampir

Hätten Sie gewusst, dass Bram Stokers „Dracula“ nicht die erste literarische Erwähnung eines Vampirs ist? Tatsächlich geistert der Blutsauger schon länger durch die Kulturen und Literaturen der Welt. John Polidori verfasste die erste prägende Schrift namens „The Vamypre“ – im selben literarischen Zirkel, indem auch Mary Shelleys „Frankenstein oder der moderne Prometheus“ entstand.

Allerdings ist die Vorstellung von Blutsaugern, die die Nacht durchstreifen, tatsächlich noch älter. Woher der Gedanke genau kommt, lässt sich nicht mehr mit Bestimmtheit sagen. Manchen Berichten zufolge stammt er ursprünglich aus dem slawischen Raum, also auch aus dem berühmt-berüchtigten Transsilvanien. Doch den Glauben an dunkle Kräfte, die Menschen ihrer Lebenskraft beraubt, findet man in vielen Kulturen – besonders gehäuft, wenn Epidemien auftraten.

Doch natürlich gibt es auch im Tierreich einige Blutsauger. Für viele sind Mücken eher lästig als furchteinflößend – obwohl sie das tödlichste Tier der Welt sind. Auch der Vampyroteuthis infernalis – der „Vampirtintenfisch aus der Hölle“ ist hier zu nennen. Der Tiefsee-Bewohner mit den Umhang-artigen Armen, leuchtenden Tentakeln und einem unheimlichen Erscheinungsbild frisst jedoch nur Detritus, also tote organische Substanz am Meeresboden.

Klassischerweise denken jedoch viele eher an Fledermäuse, die deswegen leider keinen guten Ruf haben und vor denen manche eine irrationale Angst haben. Allerdings gibt es nur drei Arten Vampirfledermäuse: den Gemeinen Vampir (Desmodus rotundus), der Kammzahnvampir (Diphylla ecaudata) und der Weißflügelvampir (Diaemus young). Alle drei leben in Südamerika und machen natürlich keine Jagd auf Menschen.

Die Hydra

Bei der Hydra handelt es sich wieder um ein Wesen der griechischen Sage. Eine der zwölf Prüfungen des Herakles, auch als Herkules bekannt, bestand darin, das Wesen, dass sich für jeden abgeschlagenen Kopf zwei neue bilden konnte, zu besiegen.

Reale Entsprechungen sind unter anderem Plattwürmer oder Salamander, die ihre Schwänze regenerieren können, wenn sie diese abgeworfen haben. Eine clevere Verteidigungsstrategie, wenn sie von Beutegreifern bedroht werden. Doch die beste Entsprechung der quasi unsterblichen Hydra ist wohl das Axolotl. Der mexikanische Schwanzlurch kann quasi jede Gliedmaße regenerieren und sogar Teile seines Gehirns nach einer Verletzung neu „züchten“, wie eine Studie 2022 belegte. 1

Axolotl (Ambystoma mexicanum) unter Wasser
Axolotl sehen nicht nur niedlich aus, die Tiere haben die faszinierende Fähigkeit, ganze Körperteile zu regenerieren Foto: Getty Images

Die Schimäre

Die Schimäre ist ein mythisches Wesen, das zunächst in der Ilias von Homer Erwähnung findet. In der Beschreibung des mythischen Trojanischen Kriegs mit dem berühmten Holzpferd mischen wieder einmal griechische Götter mit. Bei diesem Wesen handelt es sich um eine Mischung aus verschiedenen Tieren, die als Trugbild oder Hirngespinst verstanden wird. Aber erhielt auch der Tiefseefisch Seechimäre (Chimaera monstrosa) diesen Namen.

Doch auch heute wird der Begriff immer in Verwendung mit Katzen verwendet. Dies beschreibt das seltene Phänomen, das zweifarbige Gesichtshälften entstehen. Bei dieser speziellen Farbgebung ist die Information für rotes oder schwarzes Fell auf einer Seite des Kopfes unterdrückt. In ganz extremen Fällen zieht sich dies auch über den Körper des Tieres. Mehr über dieses auch Heterochromie genanntes Phänomen finden Sie hier: Wie „Chimärenzeichnungen“ bei Katzen entstehen.

Der Satyr

Satyrn sind lüsterne, ausgelassene Mischwesen aus Mensch und Ziegenbock – bekannt eben für ihr Verhalten, ihre Hörner und Hufe. Einige dieser Eigenschaften finden sich auch bei einem Vertreter der Fasanenartigen, dem Satyrtragopan. Diesen Namen trägt er zu Recht: Mit seinen auffälligen Farben und dem „Balz-Gesicht“ wirkt das Männchen wie ein Vogel mit mythologischer Balzmission. Doch wahrscheinlich war der echte Ziegenbock mit Hörnern, Geruch und Rammverhalten eher stilbildend für das Bild des Satyrs, der sinnbildlich mit diesen Charaktereigenschaften bei Menschen zu einem mystischen Wesen wurde.

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Fazit

So manch legendäres Fabelwesen hat also eine echte Entsprechung im Tierreich – und wurde durch menschliche Kreativiät zu etwas anderem. Nicht immer hat den Tieren diese mystische Aufladung gutgetan – wie beispielsweise bei der Fledermaus oder der Harpyie. Oft steckt ein reales – und schützenswertes – Tier dahinter. Und manchmal ist die Wahrheit sogar noch erstaunlicher als der Mythos.

Quellen

  1. Lust, K., Maynard, A., Gomes, T., Fleck, J. S., Camp, J. G., Tanaka, E. M., & Treutlein, B. (2022). Single-cell analyses of axolotl telencephalon organization, neurogenesis, and regeneration. Science, 377(6610), eabp9262. ↩︎

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