Um Wale zu beobachten, müssen Tierfreunde nicht unbedingt nach Kanada oder Island reisen. Auch in Deutschland sind die Tiere zu Hause – genauer gesagt, der Gewöhnliche Schweinswal. Bei dieser Art handelt es sich um den einzigen heimischen Wal. 2022 wurde er von der Deutschen Wildtier Stiftung zum „Tier des Jahres“ gewählt. PETBOOK stellt den faszinierenden Meeressäuger vor.
Schweinswale gehören zu den Zahnwalen und werden bis zu 1,9 Meter lang. Die Tiere gehen bevorzugt im flachen Küstengewässer auf die Jagd. Auf ihrem Speiseplan stehen in erster Linie Fische, darunter Makrelen, Heringe und Schollen, aber auch Krebse und Tintenfische. Was Sie sonst noch über das „Wildtier des Jahres 2022“ wissen müssen und wo man dem Schweinswal in Deutschland begegnen kann.
Wo leben die Schweinswale?
Der Gewöhnliche Schweinswal ist sowohl im nördlichen Atlantik als auch im nördlichen Pazifik zu Hause. Sein Verbreitungsgebiet reicht von Europa über Nordwestafrika und das östliche Nordamerika bis nach Asien. Die Tiere halten sich in der Regel in flachen Gewässern wie Fjorden, Meeresbuchten und Flussmündungen auf. Auch vor der Nord- und Ostseeküste tauchen die Meeressäuger immer wieder auf.
Wo in Deutschland kann man Schweinswale beobachten?
Wer in Deutschland Schweinswale beobachten möchte, kann zum Beispiel eine Whale-Watching-Tour in der Flensburger Förde buchen. Zwischen Flensburg und Schönhagen stehen die Chancen nicht schlecht, einen der seltenen Meeressäuger zu Gesicht zu bekommen. Aber auch rund um Borkum sowie nahe Sylt tummeln sich immer wieder Schweinswale. Wenn die Tiere zum Atmen an die Wasseroberfläche schwimmen, lässt sich mit etwas Glück ein Blick auf ihre dreieckige Finne erhaschen.
Wie unterscheiden sich Schweinswale von Delfinen?
Schweinswale sind entfernt mit den Delfinen verwandt. Von diesen unterscheiden sie sich beispielsweise durch die Form ihrer Rückenflosse: Beim Schweinswal ist die Finne eher breit und flach, beim Delfin dagegen lang gestreckt und sichelförmig. Und auch die Kopfform ist unterschiedlich. Delfine haben eine schnabelartige Schnauze, während der Kopf des Schweinswals im Vergleich dazu deutlich abgerundet ist. Ihren Namen verdanken die Schweinswale allem Anschein nach ihrem gedrungenen Körper und ihrer dicken Fettschicht. Womöglich wurden die Tiere früher von Seefahrern für Schweine gehalten.
Eine Besonderheit des Schweinswals ist seine Art der Kommunikation. Ähnlich wie Fledermäuse nutzt er dafür Ultraschalllaute. Delfine kommunizieren auch über Pfeifgeräusche.
Das Sonar nutzen Schweinswale, um sich bei Dunkelheit zurechtzufinden. Mithilfe der sogenannten Echoortung macht sich der Meeressäuger unter Wasser ein genaues Bild seiner Umgebung und kann dadurch zielgerichtet auf die Jagd nach Fischen gehen. Dazu erzeugt der Schweinswal für uns Menschen nicht hörbare Geräusche, deren Schallwellen dann beispielsweise von Beutetieren zurückgeworfen werden.
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Wie viele Schweinswale gibt es noch?
Mit der Wahl zum „Tier des Jahres 2022“ will die Deutsche Wildtier Stiftung auf die Bedrohung des Gewöhnlichen Schweinswals aufmerksam machen. Die Art gilt als stark gefährdet, könnte also schon bald aus der Nord- und Ostsee verschwunden sein. Wie viele Exemplare derzeit noch in deutschen Gewässern leben, ist unklar.
Früher machten in erster Linie Walfänger der Schweinswal-Population zu schaffen, heute landen die Tiere vor allem als unerwünschter Beifang in Fischernetzen. Und auch die Verschmutzung der Meere, insbesondere die Belastung mit hochgiftigen Chemikalien, trägt dazu bei, dass die Meeressäuger immer weniger werden. Internationale Schutzbemühungen sollen nun helfen, den Fortbestand der Art zu sichern.
Quellen
- Deutsche Wildtier Stiftung, „Schweinswal“ (aufgerufen am 06.09.2022)
- WWF, „Schweinswal“ (aufgerufen am 06.09.2022)
- NABU, „Spezialist mit siebtem Sinn“ (aufgerufen am 06.09.2022)