20. Juni 2025, 13:53 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Er sieht auf den ersten Blick aus wie eine Mischung aus Katze und Bär. Der Binturong ist ein echtes Unikat in der Tierwelt – und beeindruckt nicht nur mit seinem niedlichen Aussehen, sondern auch mit einem ganz besonderen Geruch. Als Haustier ist er – entgegen einiger Social-Media-Clips –, jedoch keineswegs geeignet. PETBOOK verrät, was hinter dem ungewöhnlichen Tier steckt.
Der Binturong ist ein ausgezeichneter Kletterer und lebt überwiegend in den oberen Etagen des Waldes und meidet menschliche Siedlungen. Umso verwunderlicher, dass in den sozialen Medien immer wieder Videos auftauchen, in denen der Binturong als Haustier gehalten wird. Was den Binturong so faszinierend macht – und warum er trotzdem kein Haustier ist. PETBOOK fragt bei einem Experten nach.
Der Binturong – weder Katze noch Bär
Der Binturong, auch als Marderbär oder Bärenkatze bekannt, sieht immer ein wenig so aus, als hätte er die Nacht durchgemacht – und das hat er meist auch. Denn das putzige Tier ist vor allem in der Dämmerung und nachts aktiv. Seinen Lebensraum hat er in den tropischen Regenwäldern Süd- und Südostasiens. Wer einen Binturong auf dem Boden antreffen möchte, hat dabei nur selten Glück. Denn das Tier lebt vorwiegend in Baumwipfeln – ein besonderer Helfer ist dabei sein einzigartiger, greiffähiger Schwanz, der es dem Tier ermöglicht, sich im Geäst festzuhalten. Aus diesem Grund wirken die rund 60–96 cm (ohne Schwanz) großen Tiere auf dem Boden vergleichsweise unbeholfen. Geht es jedoch ans Klettern, sind sie echte Vollprofis.
Biologisch gehört der Binturong zur Familie der Schleichkatzen (Viverridae), die hauptsächlich in Asien und Afrika verbreitet ist – mit der Hauskatze ist er jedoch nur entfernt verwandt. Zu seinen nächsten Verwandten gehören die Zibetkatzen, Ginsterkatzen und Linsangs. Mit seinem kräftigen, langgestreckten Körper und dem dichten, dunklen Fell ist der sogenannte Marderbär perfekt an das Leben im Regenwald angepasst. Dort kann er sich fast lautlos durch das Blätterdach bewegen und unbemerkt zu seinen nächtlichen Streifzügen aufbrechen – wobei er eher als Gelegenheitsräuber unterwegs ist. Obwohl er zur Ordnung der Raubtiere gehört, steht Fleisch nur selten auf seinem Speiseplan. Stattdessen bevorzugt der Allesfresser pflanzliche Kost – allen voran Feigen, die zu seinen Lieblingssnacks zählen.1
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Säugetier mit besonderen Eigenschaften
Neben seinem muskulösen Greifschwanz und seinem einzigartigen Aussehen hat der Binturong noch weitere Merkmale zu bieten, die ihn deutlich von den anderen Regenwaldbewohnern abheben. So verfügt das Tier über einen ganz eigenen Geruch, der verdächtig an frisches Popcorn erinnert. Grund dafür sind spezielle Drüsen unter dem Schwanz des Marderbärs, die zur Reviermarkierung dienen.2
Zugleich gehört der Binturong zu den wenigen Säugetierarten, bei denen sich die befruchtete Eizelle nicht sofort in der Gebärmutter einnistet. Das Weibchen kann diesen Vorgang bewusst verzögern und wartet so, bis äußere Bedingungen wie Nahrungsangebot oder Klima besonders günstig für den Nachwuchs sind.3

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Der Binturong als Haustier? Nein, danke!
Auch wenn der Binturong durch seine eher vorsichtige und gemütliche Art auffällt und in Videos besonders zutraulich wirkt, bedeutet das keinesfalls, dass er sich als Haustier eignet. Das bestätigt auch Christoph May, Referent Presse und Medien der Welttierschutzgesellschaft (WTG e. V.): „Wildtiere gehören nicht in private Haushalte, da ihre natürlichen Bedürfnisse, beispielsweise an Nahrung oder Kontakt zu Artgenossen, dort nicht tiergerecht erfüllt werden können. Am Beispiel der Binturongs zeigen sich die Probleme sehr deutlich. Sie sind nachtaktiv und halten sich hauptsächlich auf Bäumen auf – und das sind nur zwei Faktoren, warum ihre Haustierhaltung nicht tiergerecht sein kann.“
Zugleich gilt der Binturong laut der Roten Liste der gefährdeten Arten der Weltnaturschutzunion (IUCN) offiziell als „gefährdet“. Das liegt vor allem an der stetig zunehmenden Abholzung der Regenwälder Südostasiens. Aber auch Wilderei und illegaler Handel bedrohen die Säugetiere. Aus diesem Grund gibt es in einigen Ländern spezielle Auffangstationen sowie Erhaltungszuchtprogramme, um die Tiere zu schützen. Doch auch hier werden die besonderen Bedürfnisse der Art deutlich.
„Aus unserem Tierschutzprojekt in Vietnam, wo aus dem Wildtierhandel gerettete Binturongs leben, die nicht mehr wieder ausgewildert werden können, wissen wir, wie anspruchsvoll deren Haltung selbst in einem professionellen Schutzzentrum ist. Binturongs in privater Haltung sind somit ein eindeutiger Fall von Tierleid“, erklärt May. Zugleich betont er, wie wichtig es sei, dass Nutzer nicht auf entsprechende Videos in sozialen Netzwerken reagieren, um deren Reichweite und damit die Nachfrage nach tierquälerischer Haltung nicht zusätzlich zu steigern.