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„Mini-Dinosaurier“ der Heimtiere

Wie man den Stirnlappenbasilisken im Regenwaldterrarium hält

Stirnlappenbasilisk auf einem Ast
Stirnlappenbasilisken sind ganz besondere Reptilien – haben aber spezielle Ansprüche in der Haltung Foto: picture alliance / blickwinkel / D. Eid
Louisa Stoeffler
Redakteurin

2. Juni 2025, 10:51 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten

Der Stirnlappenbasilisk (Basiliscus plumifrons), auch bekannt als „Jesusechse“, gehört zu den eindrucksvollsten Reptilien Mittelamerikas. Mit seiner leuchtend grünen Färbung, den spektakulären Rückenkämmen und der Fähigkeit, über Wasser zu laufen, zieht er die Aufmerksamkeit vieler Terrarienfreunde auf sich. Doch hinter dieser faszinierenden Erscheinung steckt ein Tier mit hohen Ansprüchen an Platz, Klima und Struktur – besonders spannend für erfahrene Halter mit viel Geduld und Raum.

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Der Stirnlappenbasilisk ist mehr als nur ein optisches Highlight im Terrarium: Seine komplexe Verhaltensweise, das ausgeprägte Fluchtverhalten und seine vielseitige Lebensweise fordern eine artgerechte und durchdachte Haltung. Als Bewohner tropischer Regenwälder Mittelamerikas ist Basiliscus plumifrons an hohe Luftfeuchtigkeit, Klettermöglichkeiten und den Zugang zu Gewässern angepasst. Diese tagaktive Echse lebt in Gruppenstrukturen, wobei sich nur ein Männchen pro Gruppe durchsetzen kann. Die Pflege erfordert daher ein großes, hochformatiges Terrarium mit strukturreicher Einrichtung, mehreren Sonnenplätzen und hoher UV-Versorgung. Nicht zuletzt braucht es auch Wissen über Fütterung, Fortpflanzung und mögliche Gesundheitsrisiken, um den Bedürfnissen dieses faszinierenden Tieres gerecht zu werden.

Herkunft

Der Stirnlappenbasilisk (Basiliscus plumifrons) stammt aus den tropischen Regenwäldern Südost-Mittelamerikas, insbesondere aus Regionen in Costa Rica, Panama, Honduras und Guatemala. Dort besiedelt er vor allem baumreiche Uferbereiche von Flüssen, wo er sich bevorzugt in Gewässernähe aufhält. Die Art gehört zur Familie der Leguanartigen (Iguanidae) und ist eng mit anderen Basiliskenarten verwandt.

Auffällig ist die Anpassung an das Leben im Bäumen: Die Tiere sind geschickte Kletterer und meiden den Boden, außer in Ausnahmesituationen. Ein interessantes Merkmal ist ihr Verhalten bei Gefahr: Sie flüchten häufig über die Wasseroberfläche – eine Fähigkeit, die ihnen aufgrund spezieller Fußstrukturen ermöglicht wird. Diese einzigartige Fortbewegung brachte ihnen den Beinamen „Jesusechse“ ein.

In ihrer Heimat sind Stirnlappenbasilisken nicht selten, daher fallen sie nicht unter das Artenschutzabkommen und man benötigt für die Haltung keine gesonderten Nachweise, allerdings kann Lebensraumverlust lokal zu Bestandsrückgängen führen.

Aussehen

Stirnlappenbasilisken sind schlank gebaute, auffällig gefärbte Echsen mit einer Gesamtlänge von 70 bis 80 cm, wobei etwa zwei Drittel davon auf den Schwanz entfallen. Die Grundfärbung ist leuchtend smaragdgrün bis blaugrün mit punktuellen hellblauen, gelblichen oder schwarzen Sprenkeln. Die Bauchseite ist deutlich heller. Männchen sind durch drei ausgeprägte Hautkämme an Kopf, Rücken und Schwanz zu erkennen, die von knöchernen Stützen gehalten werden und bis zu sechs Zentimeter hoch werden können.

Weibchen zeigen diese Merkmale deutlich weniger ausgeprägt, der namensgebende Stirnlappen fehlt bei ihnen weitgehend. Die Körperform mit abgeflachten Flanken unterstützt die Kletterfähigkeit. Auffallend sind zudem die kräftigen Beine und die langen Zehen mit Hautsäumen, die das Laufen über Wasser ermöglichen. Die Iris ist meist gelblich gefärbt. Insgesamt erinnert das Erscheinungsbild an urzeitliche Reptilienformen oder Mini-Dinosaurier – ein Grund für die große Faszination dieser Art.

Verhalten

Der Stirnlappenbasilisk ist ein ausgesprochen agiles, scheues und fluchtbereites Tier mit starkem Bewegungsdrang. Sein Verhalten ist geprägt durch eine hohe Reaktivität auf Umweltreize. Bei Bedrohung reagiert er blitzschnell mit einem Sprung ins Wasser oder dem charakteristischen Lauf über die Wasseroberfläche. Trotz seiner scheuen Natur zeigt er sich bei ausreichend Rückzugsmöglichkeiten und einer ruhigen Umgebung deutlich entspannter.

Basiliscus plumifrons ist tagaktiv, lebt territorial und bevorzugt das Leben in den oberen Etagen seines Terrariums. Während Männchen untereinander sehr aggressiv sein können, tolerieren sie Weibchen in ihrer Umgebung gut. In der Gruppe zeigen sie ein ausgeprägtes Sozialverhalten mit klarer Rangordnung. Für hektische Halter oder Haushalte mit hohem Lärmpegel ist diese Art daher eher ungeeignet.

Strinlappenbasilisken brauchen eine strukturreiche, stimulierende Umgebung, die das natürliche Verhalten fördert. Kletteräste, Laubpflanzen, hohe Terrarienwände und ein großzügiger Wasserteil unterstützen die Aktivität. Die Tiere erkunden gerne vertikale Strukturen und benötigen viele Verstecke.

Richtige Haltung & Pflege

Die artgerechte Haltung des Stirnlappenbasilisken setzt ein großes, hochformatiges Regenwaldterrarium voraus. Für ein Paar sollten mindestens 200 × 150 × 230 cm eingeplant werden – für Gruppenhaltung entsprechend mehr. Wichtig ist, auf die Geschlechterzusammensetzung zu achten: Es sollten niemals zwei Männchen zusammengehalten werden, da diese extrem aggressiv aufeinander reagieren können. Besser ist die Haltung als Pärchen oder einer Gruppe von Tieren mit höchstens einem Männchen.

Das Terrarium muss zahlreiche Kletteräste, robuste Pflanzen, Korkröhren und ein großes Wasserbecken (mindestens doppelte Kopf-Rumpf-Länge tief, ca. 12–13 cm) enthalten. Temperaturbereiche liegen tagsüber bei 25–30 °C, unter Wärmespots bis 40 °C, nachts bei 20–22 °C. Die Luftfeuchtigkeit sollte zwischen 70 und 100 Prozent liegen. UVB-Beleuchtung ist zwingend erforderlich. Stirnlappenbasilisken benötigen keine Winterruhe, vertragen aber eine drei- bis viermonatige Trockenphase. Eine regelmäßige Reinigung sowie Kontrolle auf Schnauzenverletzungen sind essenziell.

Wichtig sind unterschiedliche Temperaturniveaus und Sonneninseln zum Thermoregulationsverhalten. Besonders essenziell ist ein strukturierter Tageslichtzyklus von 12 bis 14 Stunden mit UVB-Strahlung. Eine Sprühanlage oder manuelles Sprühen bietet zusätzlichen Anreiz zur Aktivität. Als Nahrungssuche lässt sich Lebendfutter in schwer zugänglichen Bereichen platzieren – dies erhöht die Beschäftigung und fördert das Jagdverhalten.

Ernährung

Stirnlappenbasilisken sind omnivor, fressen aber bevorzugt tierische Nahrung. Hauptbestandteile sind Insekten wie Grillen, Heuschrecken, Heimchen, Wachsmotten und Zophobas-Larven. Ergänzend nehmen sie gelegentlich kleine Süßwasserfische, Jungmäuse oder Küken auf. Auch pflanzliche Kost wie Bananen, Beeren oder Gemüse wird angenommen, sollte jedoch nur in Maßen verfüttert werden.

Ungeeignet sind Salate mit ungünstigem Kalzium-Phosphor-Verhältnis (z. B. Kopfsalat), sowie oxalsäurehaltiges Gemüse wie Spinat. Wichtig ist die regelmäßige Gabe von Vitamin- und Kalziumpräparaten – insbesondere mit Vitamin D3 bei unzureichender UVB-Versorgung. Die Futtertiere sollten gut genährt sein („gut loading“), um Nährstoffdefizite zu vermeiden.

Anfälligkeit für bestimmte Krankheiten

Stirnlappenbasilisken sind bei unsachgemäßer Haltung anfällig für Stressfolgen, insbesondere Haut- und Schnauzenverletzungen durch Glaswände („Nose Rubbing“). Häufige Gesundheitsprobleme sind Metabolische Knochenerkrankungen (MBD) durch UVB-Mangel oder unzureichende Kalziumversorgung, Parasitenbefall und Hautinfektionen. Eine dauerhaft zu niedrige Luftfeuchtigkeit kann zu Häutungsproblemen führen.

Zur Prävention sind regelmäßige Tierarztbesuche, optimale Terrarienhygiene und ausgewogene Ernährung notwendig. Auch bei der Fortpflanzung kann es zu Komplikationen kommen, etwa Legenot bei Weibchen ohne geeigneten Eiablageplatz. Frühzeitige Beobachtung und tierärztliche Betreuung sind entscheidend.

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Der Stirnlappenbasilisk im Überblick

  • Größe: bis zu 80 cm Gesamtlänge, Kopf-Rumpf-Länge 17–24 cm
  • Färbung: smaragdgrün bis blaugrün mit hellen Sprenkeln
  • Charakter: scheu, fluchtorientiert, tagaktiv, bewegungsfreudig
  • Haltung: große, hochformatige Regenwaldterrarien mit Klettermöglichkeiten und Wasserteil
  • Ernährung: hauptsächlich Insekten, ergänzt durch kleine Wirbeltiere und ein wenig Pflanzenkost
  • Besonderheiten: kann über Wasser laufen („Jesusechse“), ausgeprägter Rückenkamm bei Männchen
  • Lebenserwartung: 5–8 Jahre, bei guter Haltung bis 13 Jahre möglich
Themen Glossar Reptilien

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