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Anspruchsvoll und potenziell gefährlich

Afrikanische Riesenschnecken als Haustier halten? Das müssen Sie wissen

Afrikanische Riesenschnecke auf einer Hand kriechend auf blauem Hintergrund
Riesenschnecken werden als Haustiere immer beliebter und erleben vor allem durch die sozialen Medien einen Boom Foto: Getty Images/Olena Kurashova
Porträt Saskia Schneider auf dem PETBOOK Relaunch
Redaktionsleiterin

18. April 2025, 8:22 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten

Die Afrikanische Riesenschnecke begeistert als stiller Star der Terraristikszene: riesig, schleimig und faszinierend anders. In den sozialen Medien avancieren die Tiere geradezu zu Kultwesen – doch ihr exotisches Aussehen darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass sie anspruchsvolle Pfleglinge sind. Was es mit diesen exotischen Weichtieren wirklich auf sich hat, warum sie so beliebt und gleichzeitig umstritten sind, erklärt PETBOOK-Redakteurin und Biologin Saskia Schneider.

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Groß, schleimig und faszinierend anders. So könnte man den Eindruck zusammenfassen, den die exotischen Tiere bei vielen hinterlassen. Die Afrikanische Riesenschnecke, auch als Achatschnecke (Familie Achatinidae) bekannt, zählt zu den größten Landschnecken der Welt. Als Haustier wird besonders häufig die Art Lissachatina fulica gehalten, die mit bis zu 20 Zentimetern Gehäuselänge beeindruckt. Ursprünglich in Ostafrika beheimatet hat sie sich durch menschliches Zutun in tropischen Regionen weltweit verbreitet – oftmals mit invasiven Folgen für lokale Ökosysteme. Ihr wachsender Beliebtheitsgrad als Haustier führt daher nicht nur zu Diskussionen über artgerechte Haltung, sondern auch über gesundheitliche Risiken: Studien zeigen, dass diese Schnecken potenziell Krankheitserreger wie den Rattenlungenwurm übertragen können. Trotz ihrer Friedfertigkeit und Pflegeleichtigkeit ist daher ein verantwortungsvoller Umgang entscheidend.

Herkunft

Die ursprüngliche Heimat der Afrikanischen Riesenschnecke liegt südlich der Sahara, insbesondere in Ostafrika, wo sie in Küstenregionen und feuchten Wäldern vorkommt. Von dort aus wurde sie unter anderem durch den internationalen Handel und unbeabsichtigte Einschleppungen auf nahezu alle tropischen und subtropischen Kontinente verbreitet. Besonders Lissachatina fulica gilt in vielen dieser Gebiete als invasive Art, die heimische Fauna verdrängen, Nutzpflanzen schädigen und Krankheitsüberträger sein kann. In Ländern wie den USA, Australien und Kanada ist die Haltung dieser Schnecke deshalb verboten oder streng reguliert. Die Einfuhr nach Europa hingegen ist erlaubt, erfordert aber Kenntnisse über ihre Haltung. Die Etablierung dieser Art außerhalb ihres Ursprungsgebiets stellt eine erhebliche Herausforderung für den Naturschutz dar, weshalb sie von der IUCN auf die Liste der gefährlichen invasiven Arten gesetzt wurde.

Aussehen

Afrikanische Riesenschnecken, insbesondere die Art Lissachatina fulica, zeichnen sich durch ein konisch geformtes Gehäuse aus, das bei ausgewachsenen Tieren eine Länge von bis zu 20 Zentimetern erreichen kann. Bei bestimmten Arten wie Achatina achatina sind sogar bis zu 30 Zentimeter möglich. Das Gehäuse verläuft spitz am Apex und zeigt häufig eine rötlich-braune Grundfarbe mit dunklen Streifen oder Mustern, wobei die Farbgebung durch Zuchtlinien stark variieren kann. Charakteristisch ist das doppelt so hohe wie breite Gehäuse mit sieben bis neun Windungen. Der Körper der Tiere besteht wie bei allen Schnecken aus einem kräftigen Kriechfuß, vier Tentakeln – zwei für die Tast- und Riechfunktion, zwei mit Augen – und der sogenannten Radula, einer mit winzigen Zähnchen besetzten Raspelzunge, mit der die Schnecke ihre Nahrung aufnimmt.

Verhalten

Afrikanische Riesenschnecken gelten als sanfte und ruhige Tiere. Ihre nächtliche Aktivitätsphase beginnt meist mit der Dämmerung, in der sie sich auf Futtersuche begeben und ihre Umgebung erkunden. Aufgrund ihres langsamen Tempos und fehlender Abwehrmechanismen wie Biss oder Krallen wirken sie harmlos – tatsächlich sind sie jedoch sehr empfindlich gegenüber Stress. Auch wenn viele Halter die Tiere über ihre Hände kriechen lassen, sollte der Umgang behutsam erfolgen. Afrikanische Riesenschnecken reagieren sensibel auf Berührungen, auch über ihr Gehäuse, und könnten diese als Bedrohung wahrnehmen. Als Einzeltiere zeigen sie kaum soziales Verhalten, werden aber dennoch in Gruppen gehalten, da sie sonst Stress und Krankheitsanfälligkeit entwickeln können. Insgesamt sind sie neugierig, aber zurückhaltend und auf ihre Umgebung fixiert.

Ernährung

Afrikanische Riesenschnecken sind Pflanzenfresser, nehmen jedoch auch tierisches Eiweiß auf. Die Basis ihrer Ernährung bilden frisches Gemüse (z. B. Gurken, Karotten, Spinat), Obst (z. B. Äpfel, Beeren), und gelegentlich pflanzliche Abfälle wie Bananenschalen. Tierisches Protein, wie etwa Fischflocken oder eingeweichtes Hundefutter, sollte nur in kleinen Mengen gegeben werden. Auf Futtermittel mit Salz, Kupfer oder Zusatzstoffen ist unbedingt zu verzichten. Zudem sollte die Zugabe von Kalzium für das Gehäusewachstum erfolgen – etwa durch Sepiaschalen, Futterkalk oder Heilerde. Das Futter sollte täglich frisch angeboten und gleichmäßig verteilt werden, idealerweise auf Untersetzern, um die Reinigung zu erleichtern.

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Richtige Haltung & Pflege

Die Haltung Afrikanischer Riesenschnecken erfordert ein Terrarium mit ausreichendem Platz – mindestens 60 × 30 × 30 cm für drei bis fünf Tiere. Der Bodengrund sollte 10 cm tief sein und aus ungedüngter, leicht kalkhaltiger Erde bestehen, um das Gehäuse zu schützen. Die Tiere benötigen eine hohe Luftfeuchtigkeit (80–90 %) und Temperaturen zwischen 21 °C und 28 °C, wobei Heizmatten, nicht aber Wärmelampen, empfohlen werden. Ein geregelter Tag-Nacht-Rhythmus lässt über Lichtverhältnisse herstellen. Auf eine Wasserschale kann man bei regelmäßiger Sprühbefeuchtung verzichten. Einrichtungsgegenstände wie Korkäste oder Pflanzen sollten stabil sein, damit die Tiere nicht herabstürzen. Aufgrund der Schimmelgefahr durch Futterreste ist tägliche Reinigung unerlässlich. Trockenphasen überstehen die Tiere durch sogenannte Trockenruhe, bei der sie sich zurückziehen und inaktiv bleiben.

Beim Handling ist mit den Schnecken Vorsicht geboten. Zum einen, weil sie sich bei Stürzen schnell verletzen können. Zum anderen warnten Schweizer Forscher vor dem Umgang, da Afrikanische Riesenschnecken nach Ergebnissen ihrer Studie theoretisch Überträger des Ratten-Lungen-Wurms sind, der bei Menschen eine Hirnhautentzündung auslösen kann. Man sollte die Tiere also nicht einfach im Garten herumkriechen lassen, wo sie mit Krankheitserregern schneller in Berührung kommen. Auch deshalb schon nicht, weil sie recht gefräßig sind und sich schnell vermehren.

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