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Intelligente Nager

Hamsterratten – diese Haustiere können sogar Landminen aufspüren

Hamasterratte an Brustgeschirr und Leine auf einer Wiese
Hamsterratten haben einen ausgezeichneten Geruchssinn und werden zum Beispiel zum Aufspüren von Landminen eingesetzt Foto: Actionpress / SOUTH WEST NEWS SERVICE LTD

22. April 2025, 10:53 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten

Mit ihren riesigen Hamsterbacken und dem ausgeprägten Geruchssinn sorgt die Hamsterratte für Aufsehen – nicht nur in Wohnzimmern, sondern auch auf Minenfeldern und in Krankenhäusern. Als Haustier ist sie eine Herausforderung mit Wildtiercharakter, als Spürnase jedoch ein echter Lebensretter. Was hinter diesem ungewöhnlichen Nager steckt, erfahren Sie im folgenden Rasseporträt.

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Die Hamsterratte (Cricetomyinae) ist ein faszinierendes Nagetier aus Afrika, das in den letzten Jahren nicht nur als biologisches Wunderwerk in humanitären Einsätzen, sondern zunehmend auch als Haustier Aufmerksamkeit erregt. Obwohl ihr Name an den kuscheligen Goldhamster erinnert, hat sie mit klassischen Heimtieren wenig gemeinsam. Tatsächlich handelt es sich um eine Wildtiergruppe, deren bekannteste Vertreter, die Gambia-Riesenhamsterratte (Cricetomys gambianus), mit einer Länge von bis zu 45 Zentimetern und einem Gewicht von über zwei Kilogramm beachtliche Dimensionen erreicht. Ihre enorme Intelligenz, Bewegungsfreude und der fast übernatürliche Geruchssinn machen sie in der Minensuche oder beim Aufspüren von Krankheiten wie Tuberkulose und Diabetes unentbehrlich. Als Haustier hingegen ist die Ratte mit den auffälligen Backentaschen ein Exot, der hohe Anforderungen an Haltung, Pflege und Halter stellt.

Herkunft

Die Hamsterratte stammt ursprünglich aus dem tropischen Afrika, wo sie in einer Vielzahl von Habitaten vorkommt. Ihr Verbreitungsgebiet erstreckt sich über weite Teile südlich der Sahara – von der Trockensavanne über Regenwälder bis hin zu Höhenlagen von bis zu 2100 Metern. Die bekannteste Art, die Gambia-Riesenhamsterratte, kommt vom Senegal bis Südafrika vor. Insgesamt gehören fünf Arten in drei Gattungen zur Unterfamilie Cricetomyinae, darunter zwei Riesenhamsterratten (Cricetomys gambianus, C. emini), zwei Kurzschwanzhamsterratten (Saccostomus spp.) und eine Langschwanzhamsterratte (Beamys hindei). Trotz äußerlicher Ähnlichkeiten mit Hausratten sind Hamsterratten näher mit afrikanischen Baummäusen verwandt. Ihre Entwicklungsgeschichte zeigt eine enge Anpassung an nächtlich geprägte Lebensweisen. Der Geruchssinn dieser Tiere ist so fein, dass sie erfolgreich zum Aufspüren von Landminen, Tuberkulosebakterien und sogar zur Blutzuckerkontrolle bei Diabetikern eingesetzt werden. Erst in den letzten Jahren hat sich die Haltung als Haustier in Europa etabliert – trotz des Wildtierstatus und der damit verbundenen Auflagen.

Aussehen & Fell

Hamsterratten ähneln auf den ersten Blick großen Hausratten, übertreffen diese jedoch deutlich an Größe und Masse. Ausgewachsene Exemplare – insbesondere die Gambia-Riesenhamsterratte – erreichen eine Körperlänge von bis zu 45 Zentimetern (Kopf-Rumpf), mit einem zusätzlichen Schwanz von teils über 40 Zentimetern. Das Gewicht variiert zwischen 1,4 und 2,5 Kilogramm, wobei Männchen meist größer als Weibchen sind. Ihr Körperbau ist kompakt und muskulös, die Gliedmaßen kurz, aber kräftig. Charakteristisch sind die namensgebenden großen Backentaschen, in denen Nahrung wie Nüsse, Früchte oder Insekten transportiert und im Bau gebunkert wird. Die Augen der Hamsterratte sind klein – als nachtaktives Tier verlässt sie sich kaum auf ihr Sehvermögen, sondern auf ihren hochentwickelten Geruchssinn. Das Fell variiert je nach Art: Gambia-Riesenhamsterratten zeigen ein überwiegend graubraunes Fell, während andere Arten wie Cricetomys emini eine rötlich-braune Oberseite mit kontrastierendem weißen Bauch aufweisen. Der Schwanz ist meist lang und teilweise auffällig hell gezeichnet.

Charakter & Gemüt

Trotz ihrer beeindruckenden Lernfähigkeit und Neugier sind Hamsterratten keine klassischen Kuscheltiere. Ihr Verhalten bleibt auch in Menschenhand stark von ihren wilden Instinkten geprägt. Sie sind meist einzelgängerisch und zeigen wenig soziales Verhalten gegenüber Artgenossen oder ihren Haltern. Im Gegensatz zu domestizierten Farbratten lassen sich Hamsterratten nur schwer zähmen. Ihre Intelligenz zeigt sich vielmehr in ihrem Entdeckergeist und der Fähigkeit, sich komplexe Umgebungen einzuprägen. In ihrer aktiven Phase – der Nacht – sind sie ausgesprochen bewegungsfreudig und kreativ in der Beschäftigung mit ihrer Umgebung. Revierverhalten und territoriale Verteidigung gehören ebenfalls zu ihrem natürlichen Verhaltensspektrum, weshalb eine Haltung nur mit viel Geduld und Erfahrung empfohlen wird. Trotz alledem schätzen erfahrene Halter den eigenwilligen Charme und die eindrucksvollen Fähigkeiten dieser Tiere.

Training & Beschäftigung

Hamsterratten benötigen eine geistig und körperlich stimulierende Umgebung, um ihr Potenzial zu entfalten. Besonders nachts sind sie aktiv, weshalb Beschäftigungsmöglichkeiten während dieser Zeit bereitgestellt werden sollten. Kletterstrukturen wie Äste, Plattformen oder Kratzbäume in verschiedenen Höhen fördern das natürliche Verhalten. Auch Buddelkisten mit Erde oder Substrat bieten wichtige Anreize. Intelligenzspielzeuge und Schnüffelteppiche sorgen für Abwechslung und fördern die Nasenarbeit – ein natürliches Bedürfnis dieser Tiere. Ein gezieltes Training ist grundsätzlich möglich, sollte jedoch auf freiwilliger Basis und mit viel Fingerspitzengefühl erfolgen. Die Tiere können sogar lernen, einfache Aufgaben zu lösen oder auf bestimmte Reize zu reagieren.

Richtige Haltung & Pflege

Für die artgerechte Haltung einer Hamsterratte ist vor allem Platz entscheidend. Die Mindestanforderung liegt bei 2 m² Bodenfläche für ein bis zwei Tiere – ohne Einbeziehung von Volletagen. Empfehlenswert ist eine noch großzügigere Unterbringung, idealerweise in Form einer maßgefertigten Voliere oder eines eigenen, nagesicheren Zimmers. Das Gehege muss aus bissfestem Material bestehen, da Hamsterratten mühelos durch Alustäbe nagen können. Eine Umgebungstemperatur zwischen 20 und 25 °C sowie eine Luftfeuchtigkeit von 50 bis 60 Prozent sind notwendig, da die Tiere kälteempfindlich sind. Zur Einrichtung gehören mehrere Rückzugsmöglichkeiten, Buddelkisten, Klettermöglichkeiten und sichere Auslaufzonen. Steckdosen, Rohre und Möbel sollten vor Nagern geschützt werden. Die Gehegehygiene ist essenziell, da empfindliche Atemwege anfällig für Schadstoffe sind. Mehrere Toiletten, Frisch- und Trockenfutternäpfe sowie Beschäftigungselemente runden die Haltung ab.

Ernährung

In freier Natur ernähren sich Hamsterratten überwiegend pflanzlich: Samen, Früchte, Wurzeln und Nüsse stehen ganz oben auf dem Speiseplan. Gelegentlich werden auch Insekten wie Schnecken oder Würmer verzehrt. Diese abwechslungsreiche Ernährung sollte auch in Menschenhand berücksichtigt werden. Neben hochwertigem Nagerfutter aus dem Zoofachhandel – etwa für Ratten oder Papageien – können Mehlwürmer, frisches Obst und Gemüse sowie gelegentlich Eiweißquellen ergänzt werden. Eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr erfolgt primär über die Nahrung. Dennoch sollte immer frisches Trinkwasser bereitstehen. Auf stark zucker- oder fetthaltige Produkte sollte verzichtet werden.

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Die Hamsterratte im Überblick

  • Charakter: nachtaktiv, bewegungsfreudig, intelligent, jedoch schwer zähmbar
  • Größe: bis zu 45 cm Körperlänge, Schwanz zusätzlich bis 48 cm
  • Gewicht: 1,4 bis 2,5 kg, je nach Art und Geschlecht
  • Fell/Farbe: kurzes Fell, meist grau-braun; andere Arten auch rot-braun mit weißem Bauch
  • Pflegeaufwand: hoch; tägliche Reinigung, Temperaturkontrolle und viel Beschäftigung notwendig
  • Besonderheiten: sehr starker Geruchssinn, Spürnase für Krankheiten und Minen
  • Haltung: Wildtiercharakter; nicht für Anfänger oder Kinder geeignet
Themen Glossar Ratten

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