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Auch in der Neuverfilmung?

Lange unbekannt! Eine Qualzucht-Rasse lieferte das Hecheln von Disneys Stitch

Collage aus Screenshot aus Disneys „Lilo & Stitch“ (2025) und Porträt der Hunderasse Boston Terrier (Kreis)
Die Ähnlichkeit ist wohl unverkennbar – und kein Zufall! So sorgte ein Boston Terrier damals im Zeichentrickfilm für das Hecheln und Grunzen des kleinen Aliens. Foto: picture alliance / PictureLux/Disney | R4820 / Getty Images (Kreis)
Porträt Saskia Schneider auf dem PETBOOK Relaunch
Redaktionsleiterin

22. Mai 2025, 12:32 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten

In Disneys „Lilo & Stitch“ leiht Filmanimator Chris Sanders dem kleinen Alien seine Stimme – auch in der Neuverfilmung. Doch die wenigsten wissen, dass es noch einen weiteren Synchronstar gab, der damals die Hechel- und Grunzgeräusche von Stitch lieferte: Boston Terrier Theodor. PETBOOK erklärt, warum dies aus heutiger Sicht problematisch erscheint und fragte bei Disney nach, ob auch für die Neuverfilmung ein Hund im Synchronstudio hinterm Mikro saß.

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Am 22. Mai 2025 startet Disneys Neuauflage vom Klassiker „Lilo & Stitch“ in den deutschen Kinos. Das kleine, blaue Alien wurde in beiden Versionen von Filmanimator Chris Sanders synchronisiert. Doch es gab noch einen weiteren tierischen „Synchronsprecher“ – zumindest im Original-Zeichentrickfilm von 2002. Die Information teilte Matthew Breidinger, Stage Manager vom Disneyland Resort in Kalifornien, Anfang April auf seinem Instagram-Kanal „houseofthemouse“.

Boston Terrier Theodor lieferte das Hecheln

Im Film lernt Stitch die kleine Lilo in einem Tierheim kennen. Dort landet das Alien, weil man ihn fälschlicherweise für einen Hund hält, was er zu seinem Vorteil zu nutzen weiß. Mit lautem Hecheln und weitem Grinsen macht er auf sich aufmerksam und erobert schnell Lilos Herz. Die Geräusche dafür lieferte ein realer Vierbeiner. Auf dem Video im Posting sieht man, wie ein laut hechelnder Boston Terrier namens Theodor vor das Mikrofon im Synchronstudio gehalten wird und quasi hineinröchelt.

Die meisten Kommentare unter dem Post sind positiv: „Was für ein süßer Hund!“ Aber es finden sich auch kritische Stimmen. Denn die Geräusche, die beim Atmen dieser Hunde entstehen – und Stitch sein unverkennbares Hecheln geben – haben einen traurigen Hintergrund. Wie auch Mops und Französische Bulldogge gehören Boston Terrier zu den Rassen, die sich durch besonders flache Nasen und kurze Köpfe auszeichnen – mit schlimmen gesundheitlichen Folgen.

Hechel-Geräusche im Film zeugen von akuter Atemnot

Hunde mit einer verkürzten Schnauze weisen das sogenannte brachycephale Syndrom auf. Ihre Atemwege sind verengt und in ihrer Funktion eingeschränkt. Das führt nicht nur zu Atemgeräuschen wie Grunzen oder Schnarchen, sondern verursacht oft akute Atemnot, Husten, Erbrechen oder sogar einen Kreislaufkollaps. Daher werden diese Rassen auch als Qualzucht eingestuft. 1, 2

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Das Problem ist, dass viele Besitzer das Schnarchen oder Grunzen ihrer Vierbeiner niedlich finden. Auch im Film sorgt es dafür, dafür, dass man als Zuschauer die Sabber fast spüren kann, wenn Stitch die Zunge aus seinem riesigen, breitem Maul hängt. Vielen ist nicht bewusst, dass die Tiere schon bei geringsten Anstrengungen schlecht Luft und dann unter enormen Stress leiden. Das sieht man leider auch bei Theodor.

In dem Video hechelt der Boston Terrier in einer hohen Frequenz. Er hat die Augen weit aufgerissen, sodass man teilweise das Weiß darin sieht. Experten sprechen hierbei auch vom „Walauge“, das unter anderem ein Zeichen von Angst und Nervosität sein kann. Theodors Zunge ist beim Hecheln nach oben aufgerollt. Hunde machen dies meist bei hoher Anstrengung, um sich herunterzukühlen, denn es vergrößert die Verdunstungsfläche der Zunge. All das spricht für einen Hund, der in dem Moment der Aufnahme unter akuter Atemnot litt – vielleicht sogar unter Erstickungsangst.

War ein Boston Terrier die Inspiration für Stitch?

Davon abgesehen sind Boston Terrier charakterlich tolle Hunde. Sie werden als „kleine Clowns“ oder Chaoten beschrieben – was perfekt zum kleinen Chaos-Alien Stitch im Film passt. Aufgrund ihres freundlichen Charakters und ihres „Kindchenschema“-Aussehens sind diese Hunderassen vor allem in den USA sehr beliebt. Daher wundert es nicht, dass auch ein Boston Terrier mit am Filmset war.

Allerdings stellt sich hier die Frage, ob sich die Synchronisation von Stitch mit echtem Hunde-Hecheln aus Zufall ergab oder der Hund dafür extra ans Filmset geholt wurde. Dies geht zumindest aus dem Posting von Matthew Breidinger nicht hervor. Auffällig ist aber die Ähnlichkeit von Stitch zu der Hunderasse. Im Zeichentrickfilm schaut sich Lilo in der Szene im Tierheim einen Katalog mit Hunderassen an, in dem man einen Boston Terrier sieht. Als sie ihn senkt, steht Stitch vor ihr. Wer sich also immer gefragt hat, welches Tier das Aussehen von Stitch inspiriert hat: Es ist höchstwahrscheinlich der Boston Terrier gewesen. Aber gilt das auch für die neue Realverfilmung?

Auch im neuen Film Qualzucht-Hecheln?

Im Jahr 2002, als der Film „Lilo & Stitch“ in die Kinos kam, hätte es wahrscheinlich keinerlei Kritik an der Wahl der Hunderasse gegeben, die Stitch sein Hecheln schenkte. Das Wissen um diese Qualzuchten war zwar auch damals schon vorhanden, aber nicht so sehr in der Öffentlichkeit verbreitet wie heute. Daher ist es fraglich, ob man dem Filmteam hier mit dem heutigen Wissensstand einen Vorwurf machen kann. Aber wie sieht das bei der neuen Realverfilmung aus?

PETBOOK fragte bei der deutschen sowie der internationalen Presseabteilung der Walt Disney Company nach. Konkret wollten wir wissen, ob auch für die Realverfilmung echte tierische Soundeffekte verwendet wurden – insbesondere für die markanten Geräusche von Stitch. Falls ja, welche Hunderasse zum Einsatz kam, und was der Grund für die Auswahl genau dieses Hundes war?

Leider erhielten wir bis Redaktionsschluss (22.05.2025) nur die Rückmeldung, unsere Anfrage würde an die entsprechende Abteilung weitergeleitet werden, vor. Somit lässt sich auch nicht mit Sicherheit sagen, ob sich bei dem Instagram-Posting um korrekte Informationen handelt. Da der Kanal aber schon länger existiert und Matthew Breidinger dort immer wieder seltene Bilder, Videos und Einblicke hinter die Kulissen des Disney-Parks gibt, gehen wir von einer verbrieften Information aus.

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Fazit

Dass eine Qualzuchtrasse dem Alien Stitch im Film von 2002 damals zu seinem unverkennbaren Hecheln und Grunzen verhalf, ist ein trauriger Fakt. Es macht den Film aber deswegen nicht weniger liebenswert, denn er vermittelt Werte, mit denen sich viele Haustierbesitzer identifizieren können: Egal, wie anstrengend und nervenaufreibend sich unsere tierischen Familienmitglieder auch verhalten – wir geben sie nicht auf, denn „Familie heißt, dass alle zusammenhalten“.

Quellen

  1. Kleintierklinik Ettlingen, „Brachycephales Syndrom bei Hunden“ (aufgerufen am 21.05.2025) ↩︎
  2. Qualzucht Evidenz-Netzwerk, „Merkblatt Hund Rasse Boston Terrier“ (aufgerufen am 21.05.2025) ↩︎

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