
16. Mai 2025, 14:25 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Der Sportartikelhersteller Adidas hat angekündigt, künftig kein Känguru-Leder mehr für seine Produkte zu verwenden. Eine Entscheidung, die weltweit von vielen Tierschützern begrüßt wird. Gleichzeitig kommt sie für viele überraschend – und das aus mehreren Gründen.
Die Ankündigung von Adidas, künftig kein Känguru-Leder mehr zu verwenden, kam für viele überraschend. In erster Linie liegt das daran, dass nur wenige Menschen in Mitteleuropa wissen, dass Känguruhaut überhaupt als Leder verwendet wird. Das Ende dieser Praxis hat Adidas nun auf der jährlichen Aktionärsversammlung verkündet. Laut dem Vorstandsvorsitzenden Bjørn Gulden hat Adidas die Verwendung von Känguru-Leder bereits vor Monaten stillschweigend eingestellt.1
„Viele sterben einen langsamen, schmerzhaften Tod“
Tierschützer feiern diese Entscheidung als Sieg im Kampf gegen Tierquälerei. Zudem werfe sie ein Licht auf die dunkle Realität der Ausbeutung von Wildtieren durch die Modebranche. Vorausgegangen war unter anderem eine Kampagne von Tierschützern mit dem Titel „Kangaroos Are Not Shoes“ (Kängurus sind keine Schuhe). In dieser wurde Adidas aufgefordert, den Handel mit Känguruhäuten zu beenden. Dies geschah, nachdem bereits andere Schuhhersteller wie Puma, Nike und New Balance die Verwendung von Känguru-Leder eingestellt hatten.
Wie „World Animal News“ berichtet, ist die Produktion von Känguru-Leder mit nächtlichen Jagden verbunden, bei denen erwachsene Tiere und Waisen getötet werden. „Jede Nacht werden im australischen Outback Hunderttausende von Kängurus, darunter auch Mütter mit Jungen, erschossen. Viele sterben einen langsamen, schmerzhaften Tod, während überlebende Jungtiere oft erschlagen oder weggeworfen werden.“ Unternehmen exportieren die Häute dann in die ganze Welt, um sie vor allem zu hochwertigen Fußballschuhen und anderen Lederwaren zu verarbeiten.
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So reagiert Adidas auf die Vorwürfe
Doch vom Vorwurf, für „K-Leder“ – wie Känguruhaut auch genannt wird – grausame Morde zu begehen, will Adidas nichts wissen. So erklärte ein Sprecher des Unternehmens im Jahr 2024 laut der Nachrichtenagentur dpa: „Wir beziehen das Leder ausschließlich von Zulieferern, die von der australischen Regierung überwacht und zertifiziert werden, um sowohl das Tierwohl als auch den Artenschutz zu gewährleisten.“2
Mick McIntyre von der australischen Tierschutzorganisation „Kangaroos Alive“ erklärt jedoch, dass dies gar nicht so leicht zu kontrollieren sei. „Kängurus werden nicht gezüchtet. Die kommerzielle Tötung findet mitten in der Nacht statt, mitten im Nirgendwo. Die Regulierung der Industrie ist fast unmöglich.“3
Die Sache mit der Känguru-Plage
Aber warum wurde eigentlich so lange von vielen Marken auf Känguruleder gesetzt? Das hat gleich mehrere Gründe. So soll es besonders dehnbar, leicht und gleichzeitig gut haltbar sein, heißt es in einigen Beschreibungen. Es fühle sich außerdem sehr angenehm an. Doch damit nicht genug: Die Population der Beuteltiere in Australien war lange so groß, dass sogar von einer Plage gesprochen wurde. Konkret gingen Schätzungen im Jahr 2019 von etwa 45 Millionen Kängurus aus. Das waren fast doppelt so viele wie die Anzahl der Menschen, die damals in Australien lebten.4
Daher wurden die Tiere 2019 in vielen Gegenden zum Abschuss freigegeben. Das Ziel dabei war, die Känguru-Zahl wieder auf ein „gesundes Niveau“ zu bringen, wie das Landwirtschaftsministerium damals argumentierte. „Die Farmer müssen sicher sein, dass sie nicht von Kängurus überrannt werden, die Getreide fressen, anderen Tieren Wasser und Nahrung streitig machen und Gelände beschädigen“, hieß es vonseiten des Ministeriums.

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Daher sahen viele den Einsatz von Känguru-Leder als nachhaltig an und betrachteten ihn als Win-win-Situation. Denn so wurden die Tiere nicht einfach nur getötet, sondern auch verwertet. Känguru-Fleisch landete in Australien in vielen Supermärkten und erfreut sich dort seither besonders beim Grillen großer Beliebtheit. Mancherorts verarbeiteten Menschen es auch zu Hundefutter. Aus der Haut stellten Hersteller K-Leder her, das sie für Schuhe und Ähnliches verwendeten. Daher argumentierten viele, dass dies eine nachhaltige Lösung sei.
Pro Wildlife zufolge töten Jäger jährlich 1,6 Millionen Kängurus. Auf ihrer Website führt die Tierschutzorganisation aus, dass die Jagd auf die Beuteltiere oft nicht den geltenden Tierschutzstandards entspricht. Laut Pro Wildlife sollten die Tiere gemäß einer Regelung der australischen Regierung durch einen Kopfschuss möglichst schnell und schmerzfrei sterben. In der Praxis erleiden die Tiere jedoch „einen langen Todeskampf durch Körperschüsse“.
„Werden weibliche Tiere getötet, sterben auch die vom Muttertier abhängigen Jungtiere, die zurückgelassen werden und schließlich verhungern oder verdursten.“5 Daher begrüßen viele Tierschutzorganisationen die Entscheidung von Adidas, künftig nun – als letzter Hersteller von Sportschuhen – auch kein Känguru-Leder mehr zu verwenden.