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Wie genau beißen sich Biber eigentlich durch riesige Bäume? 

Biber können innerhalb von einer Nacht Bäume mit 30 bis 40 Zentimeter Durchmesser fällen. Ihre scharfen, mit einer Eisenverbindung beschichteten Zähne helfen dabei.
Biber können innerhalb von einer Nacht Bäume mit 30 bis 40 Zentimeter Durchmesser fällen. Ihre scharfen, mit einer Eisenverbindung beschichteten Zähne helfen dabei. Foto: Getty Images
Porträtbild Marike Stucke
Freie Autorin

10.05.2023, 05:56 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten

Der europäische Biber ist das größte Nagetier des Kontinents. Mit seinen großen und robusten Nagezähnen schafft es der Biber scheinbar mühelos, Bäume jeglicher Größe zu fällen und anschließend zu zerlegen. Aber wie genau macht er das und warum wird er dabei eigentlich nicht erschlagen? PETBOOK gibt Antworten auf die wichtigsten Fragen.

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Biber sind in Europa in den vergangenen Jahrhunderten eher eine Seltenheit geworden. Ihr dichtes, wärmendes Fell und das nahrhafte Fleisch machte sie zu beliebten Jagdtrophäen. Zwischenzeitlich galt das Nagetier deshalb sogar als ausgerottet. Durch gezielte Schutzprogramme konnte sich der Bestand langsam wieder erholen. Inzwischen sind auch an deutschen Gewässern wieder Biberburgen zu sehen. Oft werden Biber mit den Nutrias verwechselt, die mittlerweile auch häufig bei uns auftreten. Wie man die Tiere dennoch unterscheiden kann, lesen Sie in diesen Artikel: Nutria oder Biber – was unterscheidet die Nagetiere?

Deshalb fällen Biber Bäume

Biber sind aus zwei Gründen auf Bäume angewiesen:

  1. Nahrung: Biber fressen im Winter bis zu fünf Kilogramm Rinde. Für die meisten Tiere ist Baumrinde kaum verdaulich, das Verdauungssystem der Biber ist aber darauf eingestellt. Auch die Knospen der Bäume sind besonders im Winter für die Nagetiere interessant, da es dann kaum frisches Grün zu fressen gibt. Hierfür werden die Bäume gefällt, denn anders würden Biber kaum an die Knospen herankommen.
  2. Baumaterial: Baumstämme, Äste und Zweige werden von Bibern fast vollständig für den Bau ihrer Biberburgen verwendet. Mit den Stämmen können sie Dämme im Wasser bauen und dieses stauen. Die gestauten Gewässer bieten dann nicht nur eine gute Grundlage zum Bau einer Biberburg, sie sind auch Lebensraum für viele andere Wasseranwohner wie Insekten, Vögel oder Amphibien.

So fällen Biber auch die größten Bäume

Biberzähne sind sehr groß und robust. Auffällig ist auch die orange-rote Färbung der Schneidezähne. Der Grund der Verfärbung macht die Biberzähne so widerstandsfähig: Auf der Außenfläche der Schneidezähne befindet sich eine dünne Schicht einer Eisenverbindung, die für quasi unkaputtbare Zähen sorgt. Die Nageleistung eines Bibers ist so groß, dass er mühelos Bäume mit einem Umfang von 30 bis 40 Zentimetern in einer Nacht fällen kann. Darüber hinaus wachsen die Schneidezähne fortwährend nach. So kann der Biber noch so viele Bäume fällen und zerlegen, die Zähne bleiben stets messerscharf und einsatzbereit.

Hat ein Biber sich einen Baum zum Fällen ausgesucht, stellt er sich hierfür meist auf die Hinterpfoten und stützt sich mit seinem breiten, paddelartigen Schwanz ab, um stabiler zu stehen. Nun nagt er mit seinen scharfen Zähnen keilförmige Stücke aus der Rinde und anschließend dem Holz des Baums. Er nagt so einmal um den Baum herum, wodurch die Nagestelle vor dem Fall des Baumes wie eine Sanduhr geformt ist. Biber sorgen auch dafür, dass sie nicht von dem selbstgefällten Baum erschlagen werden. Ein Baum an einem Flussufer wird beispielsweise zuerst an der Seite angenagt, die zum Fluss zeigt. Ist dann genug Holz weggenagt, kippt der gefällte Baum in den Fluss, wo der Biber ihn auch gleich zu seinem späteren Bestimmungsort bringen kann.

Konflikte mit Menschen

Die Rückkehr des Bibers in heimische Gewässer hat bei Naturschützern für große Freude gesorgt. Denn bebaut ein Biber ein Gewässer, dient dies nicht nur seinem Erhalt, sondern schafft ein ganz neues Biotop, in dem sich viele Tier- und Pflanzenarten wohlfühlen. So kann sogar ein von Menschen begradigter, schnell fließender Fluss dank Biberdämmen und -burgen zu einem langsam fließenden Paradies für Libellen, Fischotter oder dem Schwarzstorch werden. Menschen, die diese Wasserstraßen nutzen, sind von den Biberbauten weniger begeistert.

Auch Förster, die Bäume als forstwirtschaftliche Einheit sehen, fürchten den Biberfraß. Das Holz der Bäume ist nach der Bearbeitung durch Biber oft nicht mehr richtig nutzbar. Gerade bei Edelhölzern kann das einen hohen wirtschaftlichen Schaden bedeuten. Allerdings sind Biber in Europa streng geschützt. Als Abwehrmaßnahme kommen deshalb nur unten am Stamm angebrachte Drahtgitter infrage.

Auch Landwirte berichten von Fraßschäden an Maispflanzen. Auf diese weichen Biber im Sommer gerne aus. Schließlich können auch künstlich errichtete Deiche durch Biber Schaden nehmen. Die Nagetiere graben in diese – unter der Wasseroberfläche – Löcher und bauen dann oberhalb der Wasseroberfläche Höhlen. Diese machen die Deiche instabil und können bei Hochwasser zu Deichbrüchen beitragen. Oft suchen Biber sich aber nur dann vom Menschen geformte Gewässer aus, wenn ihnen zu wenig natürlicher Lebensraum zur Verfügung steht.

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Quellen

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