
5. Dezember 2023, 13:57 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Wir Menschen müssen unsere Haare regelmäßig schneiden, wenn wir keine meterlange Mähne auf dem Kopf haben wollen. Bei Tieren hingegen hat das Fell eine bestimmte Endlänge. Aber warum ist das so und gibt es einen Unterschied zwischen Haar und Fell? PETBOOK-Redakteurin und Biologin Saskia Schneider weiß die Antwort.
Im Gegensatz zu Tieren ist der Mensch ziemlich kahl. Ausgenommen unseren Kopf, den – zumindest bei den meisten Menschen – eine Haarpracht schmückt. Diese wächst scheinbar unendlich weiter. Doch das Fell von Tieren wie Hund oder Katze tut dies nicht. Zwar gibt es auch hier Unterschiede in Länge und Beschaffenheit, doch in der Regel hat das Fell von Tieren eine bestimmte Endlänge. Um die Frage zu beantworten, warum das so ist, müssen wir uns zunächst näher mit dem Aufbau des Fells beschäftigen.
Übersicht
So ist Fell aufgebaut
Als Fell bezeichnet man das Haarkleid der Landsäugetiere. Es setzt sich aus verschiedenen Haartypen zusammen: Dem Deckhaar, auch Oberhaar genannt, und den Wollhaaren, auch als Unterwolle bekannt.
Den Hauptteil des Fells bildet das Deckhaar. Es besteht aus kräftigen Haaren, die die Beschaffenheit und die Farbe des Fells bestimmen. Sie sind länger und auch fester, während die Wollhaare meist weicher und kürzer sind, da sie kein Haarmark besitzen.
Die Wollhaare bilden als Unterfell eine Art Isolierung, die die Tiere sowohl vor Kälte als auch vor Wärme schützt. Im Gegensatz zu den Deckhaaren besitzen diese Härchen keinen eigenen Haarbalgmuskel und können so auch nicht aktiv aufgestellt werden.
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Gibt es einen Unterschied zwischen Haaren und Fell?
Während man mit Fell in der Regel eine Ganzkörperbehaarung bestehend aus Deck- und Wollhaar bezeichnet, spricht man beim Mensch nur von Haaren. Der Unterschied liegt hier vor allem in der Beschaffenheit und Dichte.
So nennt man die Haut von Säugetieren mit 50 bis 400 Haaren pro Quadratzentimeter als Fell. Bei geringerer Haardichte spricht man von haararmer Haut. Ein Fell mit mehr als 400 Haaren pro Quadratzentimeter Haut wird auch als Pelz bezeichnet.
Auch Menschen hatten Fell
Auch Menschen besaßen einmal ein Fell. Im Laufe der Evolution bildete sich dies jedoch zurück. Wissenschaftler vermuten, dass dies mit der Nutzung von Feuer als Wärmequelle zusammenhing. Gleichzeitig wurde den Kopfhaaren mehr Aufmerksamkeit geschenkt und langes, gepflegtes Haar wurde zum Indiz für den sozialen Status.
Heute besteht unsere Körperbehaarung also größtenteils aus Deckhaar, das am Kopf scheinbar endlos weiterwächst. Aber auch wir Menschen besitzen noch Überbleibsel von Unterwolle. Nur heißen die Wollhaare bei uns Vellushaar. Das ist etwa der Flaum, den wir im Gesicht haben.
Warum wächst das Fell von Tieren nicht einfach immer weiter?
Ein Haar ist nichts anderes als eine Kette aus Zellen, die miteinander verkleben und dabei verhornen. Aus diesem Hornstrang setzt sich das gesamte Haar zusammen – egal, ob Deck- oder Wollhaar.
Gebildet werden die Haare in der sogenannten Haarzwiebel. Diese liegt unter der Haut und bildet konstant neue Zellen, die sich von unten an die bereits vorhandenen verhornten Zellen ankleben. So schiebt sich das Haar allmählich aus der Haut.
Solange die Haarzwiebel immer neue Hornzellen bildet, wächst das Haar in die Länge. Man nennt dies auch die Wachstumsphase. Die Länge der Wachstumsphase bestimmt dabei die Länge des Haars. So haben die Haare von Tieren mit sehr kurzem Fell eine besonders kurze und die von langhaarigen Tieren eine längere Wachstumsphase.
Die Wachstumsphase kann sich aber auch innerhalb eines Individuums unterscheiden. So gibt es Tiere, die nur an bestimmten Stellen langes Fell haben und an anderen eher spärlich behaart sind.
Die Kopfhaare von uns Menschen stellen hier eine Besonderheit dar, denn sie scheinen endlos zu wachsen. Dies ist im Laufe der Evolution durch genetische Veränderungen entstanden, da Menschen mit langen Haaren unter anderem einen Vorteil bei der Partnerwahl hatten.
Kein Haar wächst unendlich!
Auch wenn es bei manchen Menschen mit rekordverdächtiger Mähne so scheinen mag: Kein Haar wächst endlos. Die Wachstumsphase unserer Kopfhaare ist nur vergleichsweise lang. Während das Deckhaar eines Hundes in der Regel ein paar Wochen wächst, befinden sich unsere Kopfhaare über mehrere Jahre im Wachstum.
Trotzdem liest man immer wieder, dass es Hunderassen geben soll, deren Haar sich dauerhaft im Wachstum befindet. Etwa beim Pudel wird dies oft behauptet. Diese Hunderasse zeichnet sich dadurch aus, dass sie keine Unterwolle besitzt. Oft heißt es bei Rassenbeschreibungen und Tipps zur Pflege des Pudels, die Tiere hätten kein Fell, sondern Haare, die „unendlich lange wachsen“. Daher müsse man Pudel scheren.
Das stimmt so nicht. Zwar wächst das Haar des Pudels – wie bei uns Menschen – scheinbar immer weiter. Aber auch hier entsteht der Eindruck, da die Haarfolikel der Pudel einfach nur eine längere Wachstumsphase haben verglichen zu anderen Hunderassen.

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Quellen
- geo.de, „Darum wachsen Kopfhaare scheinbar ewig, andere Haare aber nicht“ (aufgerufen am 05.12.2023)
- spektrum.de, „Lexikon der Biologie: Fell“ (aufgerufen am 05.12.2023)
- biologie-seite.de, „Haar“ (aufgerufen am 05.12.2023)
- gesundheitsinformation.de, „Wie sind Haare aufgebaut und wie wachsen sie?“ (aufgerufen am 05.12.2023)