
3. Juli 2025, 16:21 Uhr | Lesezeit: 9 Minuten
Wer sein Tier liebt, möchte es auch mit den geeigneten Futtermitteln ernähren, damit es lange gesund bleibt. Allerdings kursieren auch seit vielen Jahrzehnten verschiedene Mythen darüber in der Gesellschaft – manche davon tief verankert.
Ob Zeichentrickfilme, alte Bauernweisheiten oder gut gemeinte Ratschläge aus dem Familienkreis – viele Mythen über die Ernährung von Haustieren halten sich immer noch hartnäckig. Doch manche dieser vermeintlichen Wahrheiten können richtig gefährlich werden und sind eigentlich nichts anderes als Tierfutterlügen. Wir klären acht der bekanntesten Irrtümer auf – und sagen, was tatsächlich in den Napf gehört.
1. „Kaninchen lieben Karotten“
Das Bild vom mümmelnden Kaninchen mit einer Karotte im Maul ist vor allem durch Bugs Bunny von den „Looney Tunes“ ikonisch geworden. Doch, dass Karotten gutes Futter für Kaninchen sind, ist wahrscheinlich auch die bekannteste Tierfutterlüge. Die Karotte wurde in den Cartoons tatsächlich eher eingefügt, weil sie eine Zigarette imitieren sollte, die den Hasen besonders „cool“ wirken lassen sollte. Seit den ersten Cartoons im Jahr 1940 hat sich dieser Irrglaube weitverbreitet und festgesetzt.
Allerdings enthalten Karotten sehr viel Zucker und sollten keinesfalls Hauptbestandteil der Ernährung sein. Kaninchen brauchen vor allem Raufutter wie Heu oder frische Gräser, die den Hauptanteil ihrer Ernährung ausmachen sollten. Karotten dürfen höchstens als seltene Leckerei angeboten werden – in kleinen Mengen.
Problematisch an dieser Tierfutterlüge: Zu viel Zucker fördert Übergewicht und Zahnprobleme. Zudem kann die empfindliche Darmflora von Kaninchen aus dem Gleichgewicht geraten.
Richtig füttern: Frisches Heu rund um die Uhr, ergänzend dazu etwas Blattgemüse wie Rucola, Endivie oder Selleriegrün, ab und zu auch Gemüse. Ganz selten Obst oder zuckerhaltiges Gemüse wie eben Karotten.
Mehr zu diesem Thema: Sind Karotten für Kaninchen wirklich so gesund?
2. „Milch ist gut für Katzen“
Lange Zeit kam kaum ein Werbespot ohne eine schnurrende Katze mit einer Milchschale aus. Doch: Die meisten erwachsenen Katzen sind laktoseintolerant. Die Folge: Durchfall, Blähungen und Bauchschmerzen. Der Ursprung des Irrtums liegt wahrscheinlich in der Zeit, als Bauernhofkatzen als einziges „Leckerli“ etwas von der Rohmilch abbekamen. Für gute Mäusefangleistung als kleines Dankeschön. Viele der Katzen haben es früher auch irgendwie vertragen. Heute wissen wir: Vielen Katzen fehlt im Erwachsenenalter das nötige Enzym Laktase. Das heißt, Katzen sind – wie die meisten Säugetiere – nach der Entwöhnung laktoseintolerant.
Problematisch an dieser Tierfutterlüge: Es ist nicht so, dass Katzen Milch nicht mögen. Die enthaltenen Fette und Proteine wirken ansprechend auf ihre Sinne, sodass sie genüsslich schlabbern. Allerdings können Katzen von Milch verschiedene Symptome bekommen, am häufigsten Erbrechen oder Durchfall.
Die Laktose kann auch in ihrem Darm vergären und zu Blähungen und Krämpfen führen. Dauern die Beschwerden an, oder es wird immer wieder Milch verabreicht, können Katzen auch Appetitverlust, Gewichtsabnahme oder Dehydration aufgrund ständiger Durchfälle zeigen. Viele Tierfuttermittelhersteller machen sich den Irrglauben der Leute zunutze. Im Fachhandel häufen sich laktosefreie Katzenmilch oder Alternativen. Allerdings sind diese für die Tiere auch nur in Maßen genießbar.
Besser: Frisches Wasser ist die beste Wahl. Wer seiner Katze etwas Gutes tun will, kann ihr geeignete Schleckpasten oder Knabberleckerli anbieten.
3. „Enten lieben Brot“
Gerade im Frühling ist es ein beliebter Familienausflug: Enten im Park füttern – mit altem Brot. Doch das kann für die Tiere lebensgefährlich sein. Brot enthält viel Salz, Hefe und leere Kohlenhydrate und ist für Wasservögel daher kaum verdaulich. Dies kann zu Verdauungsproblemen, Leberverfettung und Mangelerscheinungen führen.
Zudem können Enten zu „Brot-Junkies“ werden, also buchstäblich davon abhängig werden. Das enthaltene Salz oder der Zucker schmecken gut, sind aber für Enten ungeeignet. Außerdem lernen Jungtiere nicht, selbst nach Futter zu suchen. Und: Altes Brot im Wasser sorgt besonders, wenn es sowieso schon warm ist, für zusätzliche Algenbildung und kippt das Gewässer. Bleibt das Futter liegen, kann es auch andere Tiere, wie Ratten und Mäuse, anlocken.
Problematisch an dieser Tierfutterlüge: Brot führt bei Enten zu Verdauungsproblemen, denn es quillt im Magen auf und kann nicht verstoffwechselt werden. Besonders, wenn man altes Brot verfüttert, kann es schon zu (unsichtbarer) Schimmelbildung gekommen sein. Frisst die Ente zu viel Brot oder es bleibt ihr buchstäblich „im Halse stecken“, kann sie daran sogar ersticken. Bei längerer Fütterung kann es zu Mangelerscheinungen und Gicht führen.
Besser: Gar nicht füttern, denn die Tiere lernen so nicht, sich selbst Futter zu suchen, wie der Deutsche Tierschutzbund berichtet. Außerdem können sich immer mehr Wasservögel ansammeln, wenn Enten an derselben Stelle Brot bekommen. „Die Tiere geraten unter Stress und verschmutzen die umliegenden Flächen stärker durch Kot.“ Spätestens wenn im Winter weniger oder keine Besucher an ihren Teich kommen, könnten die Tiere sogar verhungern.
Mehr dazu lesen Sie hier: Darum sollte man Enten kein Brot füttern
4. „Hunde lieben Knochen“
Der Hund stammt vom Wolf ab – da scheint der Knochen als komplette Verwertung von Futtertieren logisch. Auch für die Verankerung dieser Tierfutterlüge sind wieder mediale Darstellungen von Hunden verantwortlich, die ihre Knochen eifersüchtig beschützen, oder diese im Garten verbuddeln. Doch gekochte Knochen als Reste von menschlichem Essen splittern leicht und können zu inneren Verletzungen, Darmverschluss oder sogar tödlichen Blutungen führen.
Problematisch an dieser Tierfutterlüge: Gerade Geflügelknochen oder Hohlknochen, die beim Kochen spröde werden, können brechen und ihre spitzen Enden die Organe des Hundes verletzen. Auch Schweineknochen sind kritisch – sie können sehr hart sein und Zähne beschädigen.
Besser: Rohe, fleischige Markknochen vom Rind dürfen in Maßen, unter Aufsicht und nur bei gesunden Hunden angeboten werden. Alternativ: Kausnacks, die speziell für Hunde gemacht sind – sicher und nahrhaft. Sie müssen auch nicht die Form eines Knochens haben, man sollte eher auf gute Inhaltsstoffe achten.
5. „Mäuse lieben Käse“
Käse und Maus – ebenfalls ein klassisches Bild aus Cartoons. Besonders in „Tom & Jerry“-Geschichten, in denen der etwas dümmliche Kater die schlaue Maus mit einem Stück Käse aus ihrem Loch locken möchte. Maus Samson aus der Disney-Serie „Chip und Chap“ ist sogar scheinbar hypnotisiert vom bloßen Aroma von Käse. In Wirklichkeit verschmähen viele Mäuse Käse komplett. Warum? Der hohe Fett- und Salzgehalt ist für Mägen von Nagern ungeeignet – und kann sogar giftig wirken. Trotzdem ist der Irrglaube, Mäuse mit einem Stück Käse in die Falle zu locken, tief im kollektiven Gedächtnis verankert.
Problematisch an dieser Tierfutterlüge: Mäuse bekommen, wie viele andere Tiere auf dieser Liste, eher Verdauungsprobleme von Käse, gerade, wenn er Laktose enthält. Als opportunistische Allesfresser nehmen sie ihn aber an, wenn nichts anderes vorhanden ist. Seiner Hausmaus sollte man also keinen Käse zu fressen geben. Möchte man dagegen eine unerwünschte Maus fangen, empfiehlt sich eine Lebendfalle mit Insekten oder Nüssen, mit der man das Tier schonend nach draußen befördern kann.
Besser: Getreide, Obst, Samen und pflanzliche Kost. In freier Wildbahn fressen Mäuse z. B. Gräser, Wurzeln und kleine Insekten.
6. „Hartes Brot ist gut für Kaninchenzähne“
Genauso altbacken wie das Brot ist diese Tierfutterlüge. Viele Halter geben ihren Kaninchen altes, hartes Brot mit dem Gedanken: „Das schleift die Zähne ab.“ Tatsächlich ist das ein Mythos aus Omas Zeiten, der gleich doppelt problematisch ist.
Problematisch an dieser Tierfutterlüge: Brot enthält, wie bereits erwähnt, Getreide und Stärke, was Kaninchen nicht gut vertragen – es kann die empfindliche Darmflora massiv stören. Zudem nutzt hartes Brot die Zähne eben nicht effektiv ab – das geht viel besser mit faserreichem Heu und Gemüse.
Besser: Mümmeln, Mümmeln, Mümmeln. Kaninchen ernähren sich von rohfaserhaltigen Gräsern, diese und die konstanten Kaubewegungen führen dazu, dass die Tiere ihre nachwachsenden Zähne selbst einkürzen und gesund halten können. Ergänzend dazu können auch Zweige von ungespritzten Obstbäumen (z. B. Apfel, Birne) gereicht werden – ebenfalls zahnpflegend und artgerecht.
7. „Hunde brauchen nur Fleisch“
Rohfütterung („BARF“) oder fleischbetonte Diäten boomen – oft mit dem Argument, der Hund sei ein reiner Carnivore. Aber: Hunde sind lange keine Wölfe mehr und seit Jahrtausenden an eine gemischte Kost angepasst.
Was an dieser Tierfutterlüge problematisch ist:
- Reines Muskelfleisch liefert nicht alle nötigen Nährstoffe – es fehlt z. B. Kalzium, Jod, Vitamin A oder Ballaststoffe.
- Das kann zu schweren Mangelerscheinungen, Wachstumsstörungen oder Organproblemen führen – vor allem bei jungen Hunden.
Besser: Eine ausgewogene Ernährung mit 70 Prozent Fleisch und Innereien, 30 Prozent Gemüse, ggf. Öle oder Getreide als Zusätze. Möchte man dies selbst zusammenstellen, sollte man sich eingehend beraten lassen oder hochwertiges Fertigfutter mit der richtigen Zusammensetzung geben. Bei BARF immer mit Nährstoffberechnung!
8. „Wildtiere wie Igel oder Eichhörnchen kann man mit Milch aufpäppeln“
Ein gefährlicher Irrglaube, der viele Jungtiere das Leben kostet. Wenn im Herbst oder Frühling scheinbar hilfsbedürftige Wildtiere gefunden werden, greifen viele Menschen wieder instinktiv zur Milch. Doch auch hier gilt: Kuhmilch ist für Wildtiere unverträglich. Neben den bei den anderen Milchmythen genannten Stoffwechselkonsequenzen kann dies bei geschwächten Wildtieren binnen Stunden zum Tod führen.
Besser: Kontakt zur Wildtierhilfe aufnehmen – dort gibt es spezielle Aufzuchtmilch, Experten und Beratung. Denn nicht jedes Tier braucht überhaupt Hilfe!

Sind Karotten für Kaninchen wirklich so gesund?

Warum Kaninchen kein hartes Brot bekommen sollten

Darum sollte man Enten kein Brot füttern
Fazit: Gut gemeint ist nicht immer gut gemacht
Viele Fütterungsfehler passieren aus Unwissenheit über die richtige Ernährung bestimmter Tiere oder aus dem Wunsch, Lebensmittel, die man selbst nicht mehr essen will, nachhaltig zu verwerten. Umso wichtiger ist es, gängige Mythen zu entlarven und Tiere mit dem zu versorgen, was sie wirklich brauchen. Denn falsche Ernährung kann krank machen – und manchmal sogar tödlich sein.
Was niedlich aussieht oder „schon immer so gemacht wurde“, muss noch lange nicht gesund sein. Im Zweifel gilt: Nachfragen, recherchieren – oder beim Tierarzt oder Ernährungsexperten beraten lassen.