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Überraschende Statistik

Welche Haustiere seit Beginn der Corona-Pandemie einen Boom erleben

Hund auf dem Schoß einer Frau
Seit Beginn der Corona-Pandemie hat die Anzahl an Haustieren in Deutschland zugenommen. PETBOOK zeigt, welche besonders beliebt sind und welche nicht Foto: Getty Images
Isa Kabakci
Redakteur

27. September 2022, 6:37 Uhr | Lesezeit: 8 Minuten

Familienmitglieder müssen nicht zwangsläufig blutsverwandt sein. Das zumindest sehen viele Menschen so, die ein Haustier besitzen. Seit Beginn der Corona-Pandemie hat die Anzahl der Haustiere hierzulande zugenommen. Manche Arten erlebten sogar einen regelrechten Boom. PETBOOK erklärt, welche Tiere seit 2019 bei den Deutschen besonders beliebt sind.

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Seit Beginn der Corona-Pandemie verspüren viele Menschen ein verstärktes Gefühl von Einsamkeit – etwa durch Isolation aufgrund von Krankheit oder Lockdown. Für manche ein wesentlicher Grund dafür, sich ein Haustier anzuschaffen. Das ergab eine Umfrage des Magazins „Deine Tierwelt“. In dieser wurden etwa 1000 Tierhalter nach ihrer Meinung zu Anschaffung oder Vorteilen von Haustieren befragt. Dabei gaben 60 Prozent der Befragten an, dass sie durch Haustiere ein zusätzliches Familienmitglied gewinnen würden. Rund 57 Prozent sagten, dass sie mit einem Haustier grundsätzlich glücklicher seien. Und 47 Prozent würden sich ein Haustier anschaffen, damit sie nicht allein seien.1

Zahl der Haustiere seit Corona deutlich gestiegen

Die Zahl der Haustiere ist seit Beginn der Corona-Pandemie deutlich gestiegen. Besonders Katzen und Aquarientiere erlebten einen regelrechten Boom. Wurden 2019 noch 14,7 Millionen Katzen in deutschen Haushalten gezählt, stieg deren Anzahl im Jahr 2021 auf 16,7 Millionen. Im selben Zeitraum steigerte sich die Anzahl der Aquarien von 1,6 Millionen auf 2,3 Millionen!

Überraschend: Bei den Hunden war solch ein Trend nur kurzzeitig zu verzeichnen. Die Anzahl der Vierbeiner stieg von 2019 bis 2020 um 600.000 (von 10,1 auf 10,7 Millionen Tiere). Allerdings nahm sie im darauffolgenden Jahr 2021 schon wieder ab. Dann wurden nur noch 10,3 Millionen Hunde registriert.

Antje Schreiber vom Zentralverband Zoologischer Fachbetriebe (ZFF) erklärt gegenüber PETBOOK, dass nicht jede Veränderung bei der Zahl der Haustiere während Corona direkt als Trend angesehen werden darf: „Von einem Anstiegstrend sprechen wir erst, wenn wir diesen fünf Jahre in Folge beobachten, da wir so statistische Ungenauigkeiten ausschließen. Da dies bei Hund und Katze der Fall ist, würden wir hier von einem generell positiven Trend sprechen.“ In der folgenden Grafik wird das deutlich. Die Zahlen basieren auf einer Studie beziehungsweise Befragung des Industrieverbands Heimtierbedarf (IVH) und ZFF.2

Liniendiagramm zeigt an, wie die Anzahl der Haustierarten sich verändert hat von 2012 bis 2021.
Eine Studie von IVH und ZZF verdeutlicht den stetigen Anstieg der Zahl von Katzen und Aquarien seit Beginn der Corona-Pandemie 2019 Foto: PETBOOK.de via Google Drawings

Kleinere Haustiere seit Corona-Ausbruch unbeliebter

Andere Tierarten hingegen wurden in der Corona-Zeit „unbeliebter“. Vor allem die Anzahl der Kleintiere – dazu gehören Meerschweinchen, Kaninchen und Hamster – sank von 5,2 Millionen auf 4,6 Millionen. Auch Ziervögel mussten in puncto Beliebtheit etwas einbüßen. So sank deren Anzahl in den Jahren 2019 bis 2021 von 4 Millionen auf 3,1 Millionen. Stabil blieb die Zahl der Terrarien und Gartenteiche, bei denen kaum Veränderungen verzeichnet wurden.

Laut der Studie von IVH und ZZF leben übrigens derzeit in 47 Prozent aller deutschen Haushalte Haustiere. Rund 69 Prozent aller Familien mit Kindern haben ein tierisches Familienmitglied.

Auch interessant: Warum Haustiere gut für unsere Gesundheit sind

Interesse an Haustieren nimmt ebenfalls weiter zu

Nicht nur die Anzahl der Haustiere in deutschen Haushalten steigt, auch das Interesse hierzulande nimmt immer weiter zu. Umfragen beziehungsweise Statistiken belegen auch diese Annahme. So geht aus der Allensbacher Markt- und Werbeträgeranalyse (AWA) 2022 hervor, dass das Interesse an Haustieren in Zeiten von Corona von 21,4 Prozent im Jahr 2021 auf 22,7 Prozent im Jahr 2022 gestiegen ist.3

In Zahlen ist das ebenfalls ersichtlich. Während 2020 noch 14,62 Millionen angaben, dass sie „besonders interessiert“ an Haustieren seien, stieg die Zahl im Jahr 2022 auf 16,01 Millionen. Die Zahl der „Kaum oder gar nicht Interessierten“ sank im selben Zeitraum von 37,48 Millionen auf 36,26 Millionen Menschen.

„Während der Corona-Krise gab es im Zoofachhandel auch eine erhöhte Nachfrage nach Tieren“, sagt der Zentralverband Zoologischer Fachbetriebe zu PETBOOK. „Diese konnte der Handel jedoch nicht immer befriedigen, weil nicht plötzlich mehr Tiere gezüchtet werden konnten.“

Spielen Kosten eine Rolle bei der Anschaffung?

Wie bereits erwähnt, haben Katzen und Aquarien einen regelrechten Boom erlebt. Allerdings sind die Anschaffungskosten hier unterschiedlich hoch. Die Website Heimwerker.de hat die Anschaffungskosten für die jeweiligen Tierarten ausgerechnet. Dabei herausgekommen ist, dass Katzen am teuersten, Aquarien(-Fische) hingegen am günstigsten sind.4

Die Anschaffung einer Katze würde demnach im Schnitt rund 680 Euro kosten. Der Tiervermittlungspreis beziehungsweise die Gebühr würde 175 Euro, die Gesundheitsversorgung 330 Euro und die Ausstattungskosten 175 Euro betragen. Aquarien hingegen würden bei der Anschaffung nur rund ein Fünftel davon kosten. Die Tiervermittlungsgebühr belaufe sich auf zehn Euro, und die Ausstattung koste 125 Euro.

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Warum sind Katzen und Aquarien so beliebt?

Trotz der Kostendiskrepanz gibt es wohl einen wichtigen Grund, weshalb Katzen und Aquarien so beliebt sind. Antje Schreiber vom ZFF gegenüber PETBOOK: „Der Zoofachhandel hat während der Pandemie festgestellt, dass Menschen ihre Anschaffungen wegen des Lockdowns mehr auf das private Umfeld ausrichteten. Investitionen in neue Aquarien, in Gartenteiche, in schöne Gehege oder Einrichtungsgegenstände für Tiergehege wurden vermehrt getätigt.“

Daraus kann man mutmaßlich schließen, weshalb vorwiegend Katzen und Aquarien in Corona- beziehungsweise Lockdown-Zeiten so beliebt waren. Katzen brauchen, im Gegensatz zu Hunden, keinen klassischen Ausgang und können viel einfacher in den eigenen vier Wänden gehalten werden. Bei Aquarien wäre es daher plausibel anzunehmen, dass sie unter Umständen zur Verschönerung des Interieurs angeschafft wurden. Hinzu kommt: Im Vergleich zu anderen Haustieren sind Fische häufig pflegeleichter.

Katzen haben einen Kostenvorteil

Auch in puncto Gesamtkosten haben Katzen beispielsweise im Gegensatz zu Hunden die Nase vorne, wenn man das Verhältnis „Lebenserwartung zu Kosten pro Jahr“ betrachtet. Dennoch gibt es derzeit noch immer mehr Hunde- als Katzenhalter in Deutschland. Laut einer Vuma-Studie haben 12,27 Millionen Menschen einen Hund und 11,69 Millionen mindestens eine Katze (Stand: November 2021).5

Bezogen auf die Heimwerker.de-Rechnung sind die Kosten für Katzen im Laufe ihres Lebens deutlich geringer als für Hunde. Während man für eine Katze circa 10.000 Euro einberechnen muss, kostet ein Hund zeitlebens rund 17.000 Euro. In dieser Rechnung wurden drei Faktoren berücksichtigt: Lebenserwartung, Anschaffungskosten und Kosten pro Jahr.

Balkendiagramm mit durchschnittliche Kosten für Hund Katze jeweils nach Lebenserwartung
Im Schnitt kostet ein Hund zeitlebens deutlich mehr als eine Katze. Während Anschaffungskosten fast identisch sind, sind die Kosten pro Jahr deutlich unterschiedlicher, dementsprechend auch die Gesamtkosten Foto: PETBOOK.de via Google Drawings

Auch interessant: Kann ich Kosten für mein Haustier von der Steuer absetzen?

Planen mehr Menschen, sich ein Haustier anzuschaffen?

Aufgrund der aktuellen Krise steigen die Kosten in vielen Lebensbereichen. Eine Haustierhaltung ist zudem nicht sonderlich günstig, obwohl der Trend bei einigen Tierarten nach oben zeigt. „Ob das angesichts der angespannten Wirtschaftslage, der Energiekrise etc. so bleibt, ist ungewiss“, sagt der ZFF zu PETBOOK. „Wie in anderen Einzelhandelsbranchen spürt auch der Zoofachhandel derzeit eine Kaufzurückhaltung.“

Dennoch gibt es in Deutschland viele Menschen, die über eine Anschaffung nachdenken oder dies sogar planen. Während, wie oben beschrieben, 47 Prozent der IHV- und ZFF-Befragten angaben, dass sie bereits ein Haustier besitzen, gaben neun Prozent an, sich ein Haustier anschaffen zu wollen.

Heimtierplaner: Wie viele Menschen haben ein Haustier, wollen eins oder möchten keins als Kreisdiagramm.
IVH und ZFF haben nachgefragt, wie die Heimtierplanung der Deutschen aussieht. Fast die Hälfte der Befragten besitzt ein Haustier. Neun Prozent wollen sich eines zulegen Foto: PETBOOK.de via Google Drawings

Wurden viele Tiere wieder zurückgegeben?

Inwieweit der Trend weiter anhalten wird oder ob das Interesse bereits abflacht, ist noch schwierig zu sagen. „Tatsächlich spüren viele Tierheime aktuell bereits, dass die ‚Nachfrage‘ derzeit zurückgeht, sozusagen ‚gesättigt‘ ist – während gleichzeitig immer mehr Tiere abgegeben werden“, erklärt eine Sprecherin des Tierschutzbundes auf Nachfrage von PETBOOK. „Viele Tierheime sind deshalb überfüllt, müssen teils sogar Aufnahmestopps verhängen. Hinzu kommen steigende Kosten und sinkende Spendenbereitschaft – wir machen uns große Sorgen um den karitativen Tierschutz.“

Dennoch betont sie, dass Tiere in den seltensten Fällen zurückgegeben worden seien. Die Tierheime würden bereits bei der Vermittlung darauf achten, dass Mensch und Tier passen. „Die Tiere, die aktuell vermutlich als Corona-Abgaben in den Tierheimen landen, wurden vielmehr spontan und unüberlegt beim Züchter, im Zoohandel oder schlimmstenfalls übers Internet angeschafft – z. B. als ‚Pandemie-Projekt‘, als Beschäftigung oder Freude für die Kinder im Home-Office oder gegen die eigene Einsamkeit in der Isolation“, sagt die Tierschutzbund-Sprecherin weiter.

Der Eindruck des Tierschutzbundes aus den Rückmeldungen der Tierheime bundesweit sei, dass es sich bei „Corona-Abgaben“ vor allem um größere Hunde handeln würde. Diese seien hauptsächlich in Corona-Zeiten als Welpen angeschafft worden und hätten sich, mangels Sachkunde seitens der Halter, zu sogenannten „Problemhunden“ entwickelt. Aber auch Kleintiere würden relativ häufig in Tierheimen landen. Zahlen gibt es dazu keine, da diese nicht bundesweit erfasst werden. Vielmehr würde der Tierschutzbund dies durch Einzelrückmeldungen erfahren, die beim Dachverband landen.

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Quellen

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