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Animal Hoarding – das steckt hinter dem krankhaften Sammeln von Tieren

Tierleid in Massen

Das steckt hinter der Tiersammelsucht „Animal Hoarding“ 

Eingesperrte Hunde in einem Zwinger in Deutschland
In einem Zwinger in Deutschland eingesperrte Hunde – unter Animal Hording leiden sowohl Tier als auch Mensch Foto: picture alliance / blickwinkel/J. S. Peifer

„Tierheim Leipzig rettet 15 Kaninchen vor krankhafter Tiersammlerin“, „Tierschutzverein befreit 53 Meerschweinchen und 23 Katzen aus Messie-Wohnung“, „Halterin überfordert – 51 Hunde in Dortmund beschlagnahmt“: So lauten nur einige der Schlagzeilen zum Thema Animal Hoarding aus den vergangenen Tagen. Immer wieder müssen die Behörden einschreiten, wenn Menschen ihre Tierhaltung über den Kopf wächst. Was steckt hinter dem Phänomen Animal Hoarding?

Eine Datenauswertung des Deutschen Tierschutzbunds zeigt: Die Fälle von Animal Hoarding nehmen zu. Im Jahr 2021 wurde sogar ein trauriger Rekord erreicht. Über 4.200 Tiere waren von der krankhaften Sammelsucht ihrer Besitzer betroffen – wobei die Dunkelziffer vermutlich deutlich höher liegt. Was hat es mit dem Phänomen Animal Hoarding auf sich? Und wie kann den betroffenen Tieren und Menschen geholfen werden? 

Wo fängt Animal Hoarding an? 

Wie viele Tiere zu viel sind, lässt sich pauschal nicht sagen. Es kommt auf das individuelle Platzangebot sowie die finanziellen Möglichkeiten des Besitzers an. Als Faustregel für das Erkennen von Animal Hoarding gilt: Krankhafte Tierhorter halten eine große Anzahl von Tieren, ohne deren Bedürfnisse erfüllen zu können. Oftmals fehlt es am Allernötigsten: Futter, Wasser, Hygiene und tiermedizinischer Versorgung.  

Nicht selten leben Mensch und Tier auf engstem Raum zusammen, sodass sich Krankheiten und Parasiten ausbreiten. Die betroffenen Hunde, Katzen, Kaninchen, Meerschweinchen und Vögel sind häufig sichtbar unterernährt, haben verklebte Augen und offene Wunden. Da Animal Hoarder ihre Tiere meist nicht kastrieren, vermehren sich diese unkontrolliert, was das Tierleid zusätzlich verschärft.  

Das Perfide daran: Die Menschen erkennen nicht, was sie ihren Vierbeinern antun – ganz im Gegenteil. Viele krankhafte Tiersammler halten sich für wahre Tierfreunde, die im Sinne des Tierwohls handeln. Daher verstehen sie nicht, warum sie ihren Tierbestand reduzieren oder die Haltung ganz aufgeben sollten. 

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Warum betreiben Menschen Animal Hoarding? 

In wissenschaftlichen Studien wurde das Phänomen Tiersammelsucht untersucht. Statistisch gesehen ist der typische Animal Hoarder weiblich, über 45 Jahre alt und alleinlebend. Die durchschnittliche Zahl der gehaltenen Tiere beträgt über 100. Oftmals wissen die Tierhorter gar nicht, wie viele Vierbeiner sie genau besitzen – oder dass sich in ihrem Bestand bereits verendete Tiere befinden. 1

Wie lässt sich dieses krankhafte Verhalten nun erklären? Wie bei anderen Suchtkrankheiten auch können psychische Probleme wie Depressionen oder Angststörungen der Auslöser sein. Aber auch Alzheimer- und Demenzpatienten finden sich auffallend oft unter den Tierhortern.  

Nicht selten führen Beziehungsprobleme oder persönliche Kränkungen dazu, dass sich der oder die Betroffene zurückzieht und sich auf die Tierhaltung bzw. Zucht konzentriert. Auch lebensverändernde Ereignisse wie Arbeitslosigkeit oder Scheidung können dazu beitragen, dass jemand Trost und Halt bei Haustieren sucht. Wenn dann aus anfangs zwei Katzen oder Hunden eine unübersichtliche Anzahl von Vierbeinern wird, kann man von Animal Hoarding sprechen. 

Ist Animal Hoarding strafbar? 

In Paragraf 2 des Tierschutzgesetzes heißt es: „Wer ein Tier hält, betreut oder zu betreuen hat, muss das Tier seiner Art und seinen Bedürfnissen entsprechend angemessen ernähren, pflegen und verhaltensgerecht unterbringen.“ Was das konkret bedeutet, ist allerdings oftmals Interpretationssache. Tierschützer fordern daher schon lange eindeutige Vorgaben für die Zucht und Haltung einzelner Arten sowie einen verpflichtenden Sachkundenachweis. 

Wird dem Veterinäramt ein (vermuteter) Fall von Animal Hoarding gemeldet, wird der zuständige Amtstierarzt versuchen, die Haltungsbedingungen vor Ort zu überprüfen. Lässt der Halter den Veterinär nicht auf sein Grundstück, muss dieser über die Staatsanwaltschaft ein Betretungsrecht erwirken – sofern ein ausreichender Anfangsverdacht hierfür vorliegt. Stellt der Amtstierarzt dann tatsächlich mangelnde Haltungsbedingungen fest, können Tiere beschlagnahmt und sogar ein Tierhaltungsverbot ausgesprochen werden. Sollte der krankhafte Tiersammler keine Therapie machen, um seine Sucht in den Griff zu bekommen, ist die Rückfallquote nachweislich hoch. 

Quellen

  1. Greenberg, P., Witztum, E., Levy, A. (1996). Hoarding as a psychiatric symptom. Journal of clinical psychiatry 51 (10), 417-421.

Weitere Quellen

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