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Lebenserwartung

Wie alt können Pferde werden?

Welche Lebenserwartung haben eigentlich Pferde? Und wie unterscheidet sich diese von Rasse zu Rasse? PETBOOK gibt einen Überblick.
Welche Lebenserwartung haben eigentlich Pferde? Und wie unterscheidet sich diese von Rasse zu Rasse? PETBOOK gibt einen Überblick. Foto: Getty Images
Porträt Manuela Bauer
Freie Autorin

31.10.2023, 11:13 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten

Das Geheimnis für ein langes Leben ist für Biologen eines der spannendsten Themen überhaupt. Warum wird ein Grönlandwal 200 Jahre, eine Bulldogge aber nur sieben und eine kleine Hausmaus sogar nur zwei Jahre alt? Und werden alle Pferde so alt wie Old Billy? PETBOOK hat nachgeforscht. 

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Er gilt als das älteste Pferd der Welt: Old Billy. Er kam 1760 in Woolston (England) in der Pferdezucht von Edward Robinson zur Welt und starb 1822 mit 62 Jahren. Der Wallach arbeitete als Zugpferd. Diese sogenannten Treidelpferde zogen Lastkähne auf Flüssen und Kanälen. Damals gab es noch keine Dampfmaschinen und man nutzte die Kraft der Shire Horses, die man auch als „Gentle Giants“ bezeichnete. Old Billy war ein Cob/Shire Horse, wobei Cob keine Pferderasse, sondern ein Pferdetyp ist, der verschiedenen Rassen angehören kann. Cob beschreibt den Körperbau eines kleinen, kräftigen, und kompakten Pferdes. Für diesen Pferdetyp und die Rasse ist 62 Jahre ein wirklich außergewöhnlich hohes Alter, da man weiß, dass Pferde in der Regel zwischen 25 und 30 Jahre alt werden und Kaltblüter generell eine kürzere Lebenserwartung haben. 

Wie alt werden Kaltblüter?

Neben den Shire Horse, zu denen Old Billy zählte, gibt es noch weitere Kaltblut-Pferderassen: Ardenner, Brabanter, Clyesdale, Percheron, Niederländisches Kaltblut, Mecklenburger Kaltblut, Schleswiger Kaltblut, Schwarzwälder Kaltblut, Rheinisch-Deutsches Kaltblut, Belgier, Noriker u.v.m..

Bis Mitte des 20. Jahrhunderts wurden die ruhigen und gelassenen Tiere als Arbeitspferde in der Landwirtschaft und Industrie eingesetzt. Noch heute arbeiten sie in der Forstwirtschaft als sogenannte Rückepferde. Diese ziehen lange Baumstämme aus Waldregionen, die für Maschinen nicht zugänglich sind. In Belgien werden Kaltblüter heute noch (für Touristen) für den Fang bzw. den Transport von Nordseegarnelen eingesetzt. In Bayern sieht man sie auf Volksfesten als prächtige Gespanne beim Transport von Bierfässern.

Kaltblüter beeindrucken durch ihre Größe und ihr Gewicht: Ein ausgewachsener Kaltblüter bringt zwischen 600 und 1300 kg auf die Waage. Seine durchschnittliche Widerristhöhe liegt zwischen 160 und 180 cm. Ihr Fell ist meist dicht und lang und wird von einer dicken Mähne und einem prächtigen Schweif geschmückt. Ihre Lebenserwartung liegt zwischen 16 und 18 Jahren. 

Wie alt werden Warmblüter?

Sie stammen ursprünglich von Kaltblütern ab, die mit Vollblütern gekreuzt, deutlich leichter und wendiger als Kaltblüter sind. Ihr Charakter ist temperamentvoller als der eines Kaltblüters. Im internationalen Pferdesport trifft man sie häufig bei Spring-, aber auch Dressur-Wettbewerben an. 

Zu den Warmblütern gehören die meisten, die bekanntesten und beliebtesten Pferderassen: Andalusier, Appaloosa, Araber Pinto, Criollo, Danubier, Deutscher Traber, Friese, Hannoveraner, Irish Tinker, Lipizzaner, Lusitano, Oldenburger, Quarter Horse, Trakehner u.v.m.  Sie erreichen ein Stockmaß von bis zu 185 cm. Warmblüter sind erst mit fünf Jahren vollständig ausgewachsen und mit sechs bis 14 Jahren in der Blütezeit ihres Lebens. Sie werden im Durchschnitt 20 Jahre alt. 

Wie alt werden Vollblüter?

Alle Rassen zeichnen sich durch einen leichten Körperbau, sehr schlanke, lange Beine und eine kräftig bemuskelte Hinterhand aus. Vom Charakter her sind sie sehr lebhaft und energetisch, weshalb sie meist bei Galopp-Rennen eingesetzt werden und im privaten Reitsport eher für fortgeschrittene Reiter empfohlen werden, die Geschwindigkeit lieben.

Momentan sind 16 Vollblut-Pferderassen bekannt: Araber, Berber, Englisches Vollblut, Französische Traber u.v.m. Ihr Stockmaß liegt zwischen 140 und 173 cm und sie wiegen im Durchschnitt 450 bis 600 kg. Sie sind noch weit in ihren Zwanzigerjahren leistungsfähig. Ihr Fell ist kurz und meist einfarbig. Es gibt Braune, Füchse, Schimmel und Rappen. Schecken sind eher selten. Ihre Lebenserwartung variiert nach Rasse: Während ein Araber bis zu 40 Jahre alt werden kann, wird ein Englisches Vollblut meist 20 bis 30 Jahre alt. 

Auch interessant: Die Unterschiede zwischen Vollblüter, Kaltblüter und Warmblüter bei Pferden 

Wie alt werden Ponys und Kleinpferde?

Als Ponys bezeichnet man Pferde mit einem Stockmaß von bis zu 148 cm, wobei ein Falabella-Pony sogar nur bis 75 bis 90 cm groß wird. Die argentinische Mini-Ponyrasse gilt als kleinste Ponyrasse der Welt und hat eine hohe Lebenserwartung von bis zu 30 Jahren. Zu den Kleinpferden gehören Tiere mit einem Stockmaß ab 130 cm bis zu 148 cm. Aufgrund ihrer geringen Größe sind sie sehr beliebt bei Kindern, Reitanfängern und kleinen und besonders leichten Reiter.

Zu den häufigsten Ponyrassen gehören: Connemara-Pony, Haflinger, Isländer, Shetlandpony, Lewitzer, New Forest Ponys, Welsh Pony, Norweger Fjordpferd u.v.m. Die meisten Ponyrassen werden im Durchschnitt 15 bis 25 Jahre alt. Robuste Rassen wie die Isländer werden oft bis 35 Jahre alt. Das älteste Pony der Welt war „Schlumpf“ aus Wuppertal. „Herr Schlumpf“, ein Fuchsschecke, wurde 52 Jahre alt 

Woran erkennt man ein altes Pferd?

Alte Pferde verlieren meist an Gewicht, da die Verarbeitung der Nährstoffe nicht mehr so gut funktioniert. Generell fressen Pferde-Oldies auch weniger. Es gibt weitere äußerliche Merkmale, die verraten, dass das Pferd bereits ein paar Jährchen auf dem Buckel hat: 

  • die Augen wirken trüb   
  • die Haut verliert an Elastizität und die Unterlippe hängt meist 
  • das Gesicht wirkt eingefallen und die Augen sitzen in Höhlen 
  • der Widerrist steht hervor, da der Rücken meist durchhängt 
  • das Fell färbt sich grau ein. Vor allem um die Augen, die Ohren, das Maul und die Stirn bilden sich grau-weiße Haare 
  • der Oldie ist in der Bewegung eingeschränkt 

Was man mit einem alten Pferd noch unternehmen kann

Wer seinen Oldie liebt, geht regelmäßig mit ihm spazieren und stellt ihn nicht einfach in der Box ab. Auch der Senior braucht Bewegung, um fit zu bleiben. Manchmal braucht er sogar gezieltes Training für bestimmte Muskeln, die sonst abbauen. Wie lange man ein Pferd reiten kann hängt von seinem Gesundheitszustand und seiner Rückenmuskulatur ab. Manche Pferde sind sogar mit über 20 Jahren noch fit genug, ihren Reiter zu tragen. 

Übrigens: In den ersten drei Lebensjahren eines Pferdes entspricht ein Pferdejahr 6,5 Menschenjahren. Ab dem vierten Lebensjahr entspricht ein Pferdejahr etwa 2,5 Menschenjahren. Mit 20 Jahren entspricht ihr biologisches Alter dem eines 60 Jahre alten Menschen. Und mit 30 Jahren dem eines 85-jährigen Senioren.  

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Quellen

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