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Tipps vom Deutschen Tierschutzbund

Was man bei der Haltung von Zwergkaninchen unbedingt beachten sollte

Zwergkaninchen Haltung
Leider ist es immer noch ein weitverbreiteter Irrglaube, dass Zwergkaninchen anspruchslose Haustiere sind. Foto: Getty Images
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PETBOOK Redaktion

13.04.2024, 08:15 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten

Zwergkaninchen scheinen die perfekten Haustiere zu sein: Sie machen keinen Lärm, müssen nicht täglich Gassi geführt werden – und für ihre Haltung braucht man noch nicht einmal das Einverständnis des Vermieters. Doch auch sie haben Bedürfnisse, die erfüllt werden müssen. PETBOOK sprach mit dem Deutschen Tierschutzbund über die artgerechte Haltung von Zwergkaninchen.

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Mit ihren langen, abgerundeten Ohren, dem kleinen Stupsnäschen und dem flauschigen Stummelschwanz sehen Zwergkaninchen einfach unglaublich niedlich aus. Für nur wenige Euro kann man die Tiere in Gartenmärkten und via Kleinanzeigen kaufen. Nicht selten werden die Kaninchen jedoch unüberlegt und uninformiert angeschafft – gerne für Kinder, die sich sehnlichst ein Haustier wünschen. Die Unwissenheit der Halter führt dazu, dass viele Kaninchen ein trauriges Dasein in viel zu engen Käfigen fristen. Entwickeln die Tiere aufgrund der ungünstigen Haltungsbedingungen Krankheiten und Verhaltensauffälligkeiten, werden sie oftmals im Tierheim abgegeben. Der Deutsche Tierschutzbund empfiehlt daher, sich vorab genau über die Bedürfnisse von Zwergkaninchen zu informieren und gibt Tipps für die Haltung der kleinen Tiere.

Zwergkaninchen sind gesellige Tiere

Soziale Tiere wie Zwergkaninchen sollten grundsätzlich niemals allein leben müssen. Der Mensch – und auch ein Meerschweinchen – ist kein geeigneter Ersatz für einen Artgenossen. Zwergkaninchen müssen also immer mindestens zu zweit gehalten werden. Empfehlenswert sind den Angaben des deutschen Tierschutzbunds nach Kleingruppen von drei bis fünf Tieren, bestehend aus kastrierten Böckchen und Weibchen.

Diese Haltungsform kommt der Lebensweise des Wildkaninchens am nächsten. Die wilden Vorfahren unserer Hauskaninchen leben nämlich in Kolonien zusammen. Und auch zahme Zwergkaninchen brauchen bei der Haltung als Haustier die Nähe zu Artgenossen: Die geselligen Tiere spielen und kuscheln miteinander und putzen sich gegenseitig.

Deutscher Tierschutzbund rät zu ganzjähriger Außenhaltung

Die Freilandhaltung bietet den Zwergkaninchen ideale Bedingungen: An der frischen Luft und mit echter Erde unter den Pfoten fühlen sich die kleinen Tiere besonders wohl. Am besten wählt man für den Standort einen Platz aus, der im Sommer ausreichend Schatten bereithält und im Winter windgeschützt ist, so dass die Kaninchen sowohl vor Hitze als auch vor Kälte ausreichend geschützt sind. Eine gute Isolierung des Stalls sorgt außerdem für optimale Verhältnisse.

Für die Haltung von zwei Zwergkaninchen empfehlen die Tierschützer ein Gehege mit einer Grundfläche von mindestens sechs Quadratmetern. Für jedes weitere Tier in der Gruppe muss die Fläche um mindestens 20 Prozent erweitert werden. Generell gilt hier: je größer, desto besser. Damit die Kaninchen in ihrem Zuhause ausgiebig hoppeln und springen können, sollte die Seitenlänge des Geheges mindestens 2,40 Meter betragen.

Besonders wichtig bei einem Außengehege ist ein Untergrabungsschutz, um die Zwergkaninchen sowohl daran zu hindern sich herauszugraben, als auch zu verhindern, dass sich Fressfeinde zu ihnen hineingraben.

Für ausreichend Beschäftigung können kleine Äste zum Knabbern, Erhöhungen zum Klettern und Röhren sorgen, durch die die Kaninchen hindurchlaufen können. Auch frisches Einstreu zum ausgiebigen buddeln und Knabbern bietet eine gute Möglichkeit, die Kaninchen auf Trab zu halten.

Innenhaltung: Das ist zu beachten

Wer keinen Garten für eine Außenhaltung zur Verfügung hat, kann seine Zwergkaninchen auch innen halten. Wichtig hierbei ist, dass das Gehege nicht zu klein ist. Dr. Henriette Mackensen, Leiterin des Heimtierreferats beim Deutschen Tierschutzbund, sagt: „Zwergkaninchen haben einen starken Bewegungsdrang und brauchen viel Platz. Müssen sie in einem handelsüblichen kleinen Käfig leben, verkümmert ihre Muskulatur – selbst, wenn sie gelegentlich Auslauf bekommen.“

Eine artgerechte Kaninchenhaltung in der Wohnung ist daher nur möglich, wenn den Tieren etwa eine Ecke im Zimmer eingerichtet wird. In dieser könnte ein offenes Gehege eingerichtet werden mit einer Größe von etwa 1,5 x 0,75 Metern. Die Zwergkaninchen sollten jederzeit die Möglichkeit haben Auslauf im gesamten Zimmer zu erhalten, um ihrem Bewegungsdrang nachzukommen.

Als Einstreu eignet sich Rindenmaterial oder Hanf- und Kleintierstreu mit einer Heu- oder Strohschicht obendrauf. Sägemehl oder Torf sollte man nicht verwenden, da diese Materialien zu Augenreizungen und Atemwegserkrankungen der Tiere führen können. Wichtig ist, dass das Gehege regelmäßig gereinigt wird. Gerade der Bereich der Toilettenecke sollte mindestens einmal wöchentlich erneuert werden, damit die Kaninchen sich wohlfühlen können.

Achten Sie darauf, dass das Gehege weit genug entfernt von Fenstern, Heizungen und Elektrogeräten steht. Eine ideale Raumtemperatur liegt zwischen 18 und 20 Grad – so können sich die Zwergkaninchen wohlfühlen.

Die richtige Ausstattung

Egal, ob Innen- oder Außenhaltung, bestimmte Gegenstände sollte jedes Zwergkaninchengehege beinhalten. Unbedingt notwendig sind:

  • Schlafhäuschen mit mindestens zwei Ausgängen. Dabei empfiehlt sich ein Haus pro Tier
  • Erhöhe Sitzmöglichkeiten, die die Kaninchen als Ausguck nutzen können
  • Stets Zugang zu frischem Wasser
  • Futterschüsseln
  • Eine Toilettenecke
  • Heureufe, gefüllt mit frischem Heu
  • Spiel- und Beschäftigungsmöglichkeiten, wie etwa mit Sand befüllte Schüsseln als Buddelmöglichkeit, Äste zum Knabbern etc.

Abwechslungsreiche pflanzliche Ernährung

Zwergkaninchen sind Pflanzenfresser und ernähren sich von frischen und trockenen Pflanzen. Um ihre Gesundheit gewährleisten zu können, sollte ihre Ernährung abwechslungsreich gestaltet werden. Dabei sollte ihnen jederzeit Heu zur Verfügung gestellt werden, da es für sie die Grundlage einer gesunden Ernährung darstellt. Frischfutter ist für sie außerdem essenziell und sollte sich zu 70 % aus frischem Grünfutter wie Gras, Kräutern und Salat, zu 20 % aus Gemüse und zu 10 % aus Obst zusammensetzen. Als Rationsgestaltung für ein Zwergkaninchen empfiehlt sich 200 Gramm Frischfutter pro Kilogramm Körpergewicht, sowie ausreichend Heu.

Getreidehaltiges Körnerfutter benötigen die Tiere nicht, auch wenn das eine weitverbreitete Meinung ist. Nur wenn die Tiere unterernährt oder trächtig sind oder mehr Energie verbrauen, durch die Außenhaltung im Winter, kann über die Zufütterung einer kleinen Menge von Trockenfutter nachgedacht werden.

Zur Ernährung gehört auch das tägliche Bereitstellen von frischem Trinkwasser.

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Lieber Beobachten als Kuscheln 

Was viele Menschen häufig vergessen: Zwergkaninchen sind Fluchttiere. Daher sind sie sehr empfindlich und wollen nicht gerne angefasst werden. Gerade ihr niedliches Aussehen verleitet leider häufig gerade zu diesem falschen Verhalten. Dr. Henriette Mackensen, Leiterin des Heimtierreferats beim Deutschen Tierschutzbund, gibt zu bedenken: „Hochgehoben und gekuschelt zu werden, bedeutet für die meisten Kaninchen Stress. Als Haustiere eignen sie sich deshalb eher für ältere Kinder bzw. Menschen, die Freude am Beobachten der Tiere und am Einrichten des Geheges haben.“ 

Die Anschaffung von Zwergkaninchen sollte gut überlegt sein 

Bei guter Pflege haben Zwergkaninchen eine Lebenserwartung von etwa zehn Jahren. Für ein Pärchen fallen in dieser Zeit Kosten in Höhe von 10.000 bis 19.000 Euro an, wie der Deutsche Tierschutzbund mitteilt. Tierarztbesuche, neues Zubehör, Futter und Einstreu verursachen laufende Kosten, die gewissenhafte Halter ein ganzes Kaninchenleben lang stemmen müssen.  

Die Haltung von Zwergkaninchen benötigt außerdem viel Aufmerksamkeit und Hingabe. Sie benötigen ausreichend Platz und eine abwechslungsreiche Ernährung. Daran sollten Interessenten denken, bevor sie sich für die Haltung der Tiere entscheiden. Steht der Wunsch nach zwei oder mehr langohrigen Mitbewohnern fest, empfiehlt sich der Gang ins Tierheim. Denn in den Kleintierhäusern warten unzählige Zwergkaninchen auf eine zweite Chance. 

Originaltext von Natalie Decker

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Quellen

Themen Kaninchen
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