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Tipps und Erste Hilfe

Wie man Kaninchen im Sommer vor Überhitzung schützt

Kaninchen sitzt auf der Wiese und knabbert an einem Sellerie
Eine geeignete Maßnahme, um Kaninchen vor Überhitzung zu schützen, ist das Anbieten von besonders flüssigkeitshaltiger Nahrung Foto: Getty Images
Louisa Stoeffler
Redakteurin

24. Juni 2025, 6:13 Uhr | Lesezeit: 8 Minuten

Sommerhitze kann für Kaninchen schnell lebensgefährlich werden – doch mit einfachen Mitteln lässt sich das Risiko deutlich senken. Ob drinnen oder draußen, für jede Haltung gibt es effektive Abkühlungstricks, die die Tiere gesund durch heiße Tage bringen.

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Wenn die Temperaturen steigen, beginnt für Kaninchen eine kritische Zeit: Bereits ab 25 Grad Celsius kann es für die hitzeempfindlichen Tiere lebensgefährlich werden und Überhitzung drohen. Warum das so ist, mit welchen einfachen Maßnahmen man sicher durch den Sommer bringt und warum besonders kurzohrige Rassen im Sommer gefährdet sind, weiß PETBOOK-Redakteurin und Haustierexpertin Louisa Stoeffler.

Warum Kaninchen zu Überhitzung neigen

Kaninchen fühlen sich bei etwa 18 Grad Celsius am wohlsten – selbst in normalen Wohnräumen ist es für sie also bereits grenzwertig warm. Steigt das Thermometer auf 24 Grad oder mehr, kann es zu Hitzestress kommen. Denn im Gegensatz zum Menschen können Kaninchen nicht schwitzen, da ihnen Schweißdrüsen fehlen. Besonders gefährdet sind übergewichtige, ältere oder trächtige Tiere, deren Herz-Kreislaufsystem durch die Hitze schnell überlastet wird. Ohne geeignete Abkühlung droht Überhitzung.

So kühlen sich Kaninchen in der Natur ab

Kaninchen setzen stattdessen auf zwei einfache Mechanismen: Erstens dehnen sie sich aus, um mehr Wärme über die Körperoberfläche abzugeben. Zweitens regulieren sie ihre Temperatur über ihre Ohren – die sogenannte „Löffel-Kühlung“. Gerade bei kurz- oder schlappohrigen Rassen kann dies jedoch erschwert und diese Kaninchen daher noch schneller von Überhitzung betroffen sein.

Meine Zwergkaninchen haben daher noch eine etwas andere Art der Thermoregulation gefunden: Sie haben sich im Sommer das Bauchfell ausgiebig bepinkelt und sich dann erst auf einen Schattenplatz gelegt, wo die Verdunstungskälte sie gut heruntergekühlt hat.

Allerdings sollte man als Halter in solchen Fällen reagieren, denn dies kann nicht nur ein hygienisches Problem sein, sondern außerdem ein Anzeichen für Krankheiten am Harnapparat. Bei meinen Tieren war es mit einem säubernden Bad getan, allerdings war es auch ein absolutes Signal dafür, dass es ihnen wirklich zu warm war. Im Folgenden gibt es daher ein paar erprobte Tipps, wie man Kaninchen bei der Thermoregulation helfen kann.

Mehr Wasser und wasserhaltiges Futter

Für ausreichende Flüssigkeitszufuhr ist frisches Wasser in offenen Näpfen ideal – Nippeltränken geben zu wenig Wasser ab. Zusätzlich sollte viel wasserreiches Frischfutter wie Gurke, Wassermelone oder Zuckermelone (Obst immer nur in kleinen Mengen!) gereicht werden – und das am besten im Schatten.

Schattenplätze und Abkühlung schaffen

Bei der Einrichtung von Schattenplätzen und Abkühlung gibt es Unterschiede, je nachdem, ob die Kaninchen in Wohnungshaltung oder im Außengehege leben.

Kaninchen in Zimmerhaltung vor Überhitzung schützen

Räume sollten vor allem nachts, morgens und abends gelüftet werden. Tagsüber sollte man die Fenster im Kaninchenzimmer geschlossen halten. Rollläden, Thermovorhänge oder auch Tücher zum Abdunkeln helfen gegen die größte Hitze. Diese sollten nicht angefeuchtet werden, da dies ein tropisch, feuchtes Klima erschafft, was Kaninchen noch mehr Stress bereitet.

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Man kann aber auch auf Klimaanlagen zurückgreifen. Hierbei ist jedoch Vorsicht geboten, denn bei zu kalter Luft können Kaninchen ebenfalls krank werden. Generell sollte nur vorsichtig heruntergekühlt werden. Ventilatoren nur indirekt und weit weg von den Tieren aufstellen. Doch auch wenn kühle Luft verlockend erscheint – Ventilatoren und Zugluft sind keine Lösung. Der Luftstrom erreicht die Haut der Kaninchen wegen des dichten Fells kaum, dafür können Augen und Schleimhäute austrocknen. Ideal ist ein schattiger, kühler, aber windgeschützter Platz.

Kaninchen im Außengehege vor Überhitzung schützen

Im Außengehege gibt es ebenfalls einige Möglichkeiten, um Kaninchen im Sommer vor Überhitzung zu schützen. Am besten sollte ein Sonnensegel installiert werden, aber auch diverse Schattenplätze dürfen nicht fehlen. Diese kann man mit Büschen, Bäumen oder anderen hohen Pflanzen erzeugen – und sollte das am besten schon beim Einrichten des Geheges berücksichtigen. Alternativ kann man sich auch ein schnell wachsendes Bambusdickicht heranzüchten. Doch Achtung: die rohfaserreichen Bambusstängel sind auch ein beliebtes Futtermittel. Damit die Kaninchen ihren Sonnenschutz nicht wegmümmeln, sollte alternativ besonders leckeres Futter angeboten werden.

Des Weiteren kann man Kaninchen mit Buddelmöglichkeiten im Gehege nicht nur eine Freude machen, sondern auch dafür sorgen, dass sie sich in den Mulden abkühlen können. Dazu sollte man die Vertiefungen leicht wässern. Doch auch Stein- oder Fliesenplatten können für Abkühlung sorgen. Diese sollten natürlich nicht in der prallen Hitze gelegen haben, sondern eventuell im Kühlschrank moderat vorgekühlt worden sein. Man kann diese auch zu einem Dreieck aufstellen und einen kühlenden Tunnel für die Tiere bauen.

Hilfe im Notfall können auch gefrorene Wasserflaschen oder Kühlakkus bilden. Vorsicht: Diese sollten nicht ohne Vorkehrungen ins Gehege gegeben werden. Zu groß ist die Gefahr, dass die Kaninchen am Plastik nagen oder es beim Darauflegen zu Erfrierungen kommt. Daher sollten sie in ein Handtuch gewickelt unter Aufsicht ins Gehege gegeben werden. Hat man Kaninchendraht zur Verfügung, kann man ihn um die Kühlakkus herum anbringen oder die Kühlakkus auch unter ein tiefes Backblech legen.

Bei einer lange anhaltenden Hitzewelle können jedoch all diese Maßnahmen nicht ausreichen und die Kaninchen erleiden trotzdem Hitzestress oder drohen, zu überhitzen. Dann hilft es nur, die Tiere ins Haus zu holen und ihnen ein temporäres Gehege in einem kühlen, aber trockenen Kellerraum einzurichten.

Wie man Anzeichen von Hitzestress bei Kaninchen erkennt

Bei Hitzestress zeigen Kaninchen oft reduzierte Futteraufnahme – bereits ab 25 Grad. Dies ist für ihre Verdauung allerdings äußerst problematisch, da die Tiere sich vor allem von nährstoffarmen Gräsern ernähren und daher konstant mümmeln müssten. Wird dies falsch als Verdauungsstörung interpretiert, können zugrundeliegende Stressoren von Hitze auf Herz oder Lunge übersehen werden. Ein gestresstes Kaninchen ist nervös und unruhig, versucht, der Sonne zu entfliehen. Einmal an einem geschützteren Platz angekommen, bewegt es sich kaum und liegt flach am Boden. Bewegt sich dabei die Nase hin und her und eine stärkere Flankenatmung ist sichtbar, hat das Tier eindeutig Stress.

Anzeichen von Überhitzung bei Kaninchen

In noch dramatischeren Fällen und ab 30 Grad zeigen sich alle zuvor genannten Anzeichen. Auch die Ohren des Kaninchens können gerötet sein und Hitze abstrahlen. Bei einer Überhitzung wird der Atem zudem schneller und flacht noch weiter ab. Das Kaninchen beginnt zudem zu speicheln oder zu hecheln.

Im fortgeschrittenen Stadium steigt die Körpertemperatur merklich an (Normaltemperatur 38,5 bis 39,5 Grad Celsius). Weitere Symptome einer akuten Überhitzung sind:

  • blasse Augen- und Mundschleimhäute
  • Muskelkrämpfe
  • Bewusstlosigkeit bis zum Erliegen des Kreislaufes.

Erste-Hilfe-Maßnahmen bei einem überhitzten Kaninchen

Bevor es dazu kommt, sollte man sofort Maßnahmen einleiten, um das Kaninchen abzukühlen. Wichtig: Auch in dieser Situation ist es wichtig, dabei behutsam vorzugehen. Sofortmaßnahmen sind jedoch entscheidend:

  • Kaninchen umgehend aus der Sonne holen und an einen kühlen Ort bringen.
  • In ein leicht feuchtes Tuch wickeln (Kopf aussparen).
  • Kühl, aber nicht eiskalt trinken lassen oder mit einer Spritze Wasser ins Maul geben.
  • Nur die Pfoten in kühles Wasser tauchen.
  • Unbedingt tierärztliche Hilfe aufsuchen!

In der Praxis erhält das Tier Infusionen mit Elektrolyten, gegebenenfalls Sauerstoff sowie weitere Medikamente gegen Folgeerkrankungen wie Sepsis. Doch auch hier ist Vorsicht geboten. Bei hohen Außentemperaturen heizen sich auch Autos stark auf. Bevor man mit dem Kaninchen losfährt, sollte das Fahrzeug also bereits etwas heruntergekühlt sein und zusätzlich in der Transportbox ein feuchtes Tuch liegen oder ein Kühlakku darunter platziert werden.

Weitere Tipps, um Überhitzung bei Kaninchen im Sommer zu vermeiden

Generell sollten Transporte oder Tierarzttermine im Sommer gut geplant werden. Impfungen sowie stressige Untersuchungen besser auf kühlere Tage verschieben.

Besondere Vorsicht sollte man bei Langhaarkaninchen walten lassen. Ein Haarschnitt im Sommer ist Pflicht – besonders am Hinterteil. Die regelmäßige Kontrolle in diesem Bereich ist für alle Kaninchen sinnvoll, denn ein Fliegenbefall kann für sie lebensgefährlich sein. Dies gilt insbesondere bei bereits geschwächten Tieren mit Durchfallneigung oder Vorerkrankungen. Alle Kaninchen sollten täglich am Hinterteil kontrolliert werden, am besten sogar zweimal täglich. So kann man Fliegenmaden frühzeitig erkennen. Bei Auffälligkeiten wie kleinen weißen Eiern im Fell handelt es sich um einen akuten Notfall, suchen sie direkt den tierärztlichen Notdienst auf!

Sommerhitze fördert auch das Wachstum von Keimen und Bakterien. Daher: Toilettenecken zweimal täglich reinigen, das Gehege regelmäßig säubern und täglich auf Durchfall oder Verletzungen prüfen. Besonders ältere oder geschwächte Tiere brauchen Unterstützung bei der Fellpflege. Für alle Kaninchen eignet sich die Ausdünnung der Unterwolle mit speziellen Werkzeugen, um Hitzestau zu vermeiden und Fliegenmadenbefall vorzubeugen.

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Weitere Tipps, wie Kaninchen im Sommer „cool“ bleiben

Kaninchenhaltung im Sommer ist mit besonderen Herausforderungen verbunden, daher folgen hier noch ein paar Tipps, wie die Tiere auch die längste Hitzeperiode gut überstehen:

  • Spielen nur in den kühlen Morgen- und Abendstunden unter 24 Grad
  • Zugluftfreie, aber doch gut belüftete Schattenplätze
  • Natürliche Unterschlüpfe und kühlende Materialien
  • Kaninchensichere Pflanzen zur Beschattung
  • Mehrere saubere, kühle Trinkstellen – mindestens 250 ml pro Tag
  • bei fehlender Trinkmotivation etwas Apfel- oder Möhrensaft ins Wasser
  • Frischfutter mit hohem Wassergehalt: Salate, Kräuter, kleine Mengen Melone und Gurke, eher frische Gräser als Heu
  • Penible Gehegehygiene
  • Kühlakkus, gekühlte Steinfliesen, Marmorplatten
  • Sommerpflege für Langhaarkaninchen und Hygieneschnitte am Po
  • Buddelmöglichkeiten mit feuchtem Substrat oder Anfeuchten von Erdkuhlen
  • Freie Bewegungsmöglichkeit zwischen Sonnen- und Schattenbereichen im Gehege
Themen Kaninchen Kleintiergesundheit

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