
6. Juli 2025, 16:11 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Geht Ihre Katze plötzlich ständig auf die Toilette – ohne Erfolg? Viele Halter unterschätzen dieses Verhalten. Dabei kann es ein lebensbedrohlicher Notfall sein: eine Blockade der Harnröhre. PETBOOK erklärt, was Halter wissen müssen.
Katzen sind Meister darin, Schmerzen zu verbergen. Daher denken sich die meisten Halter kaum etwas dabei, wenn ihre Katze öfter zur Toilette geht als sonst. Doch vor allem, wenn in der Streu nur Tröpfchen oder gar kein Urin landet, ist das ein klares Alarmzeichen. Denn ein besonders gefährliches, aber häufig unterschätztes Problem ist die Blockade der Harnröhre – ein medizinischer Notfall, der unbehandelt innerhalb kürzester Zeit lebensbedrohlich wird. Besonders bei Katern ist diese Erkrankung keine Seltenheit, kann aber durch rechtzeitiges Erkennen und Handeln gut behandelt werden.
Warum es gefährlich ist, wenn die Katze öfter auf die Toilette geht
Geht Ihre Katze plötzlich öfter auf die Toilette als sonst? Bleibt sie dabei länger sitzen, kommt kaum Urin oder jault sie sogar dabei? Dann ist Vorsicht geboten! Viele Halter werten dieses Verhalten als „Marotte“ oder eine harmlose Blasenentzündung – dabei kann es der erste Hinweis auf eine beginnende Harnröhrenblockade sein. Bleibt die Harnentleerung aus, staut sich der Urin zurück in die Blase und schließlich bis in die Nieren – mit teils fatalen Folgen.
Wie kommt es zu einer Blockade der Harnröhre?
Die Ursachen sind vielfältig: In den meisten Fällen entsteht die Blockade durch Harnsteine, sogenannten Harngrieß oder Schleimpfropfen, die sich in der Harnröhre festsetzen. Bei manchen Katzen ist auch eine idiopathische Blasenentzündung (FLUTD) Auslöser – also eine Entzündung ohne erkennbare Ursache, häufig stressbedingt. Diese kann zu Krämpfen oder einer Schwellung der Harnröhre führen. Auch anatomische Besonderheiten, Infektionen, Tumoren oder Narbengewebe nach vorangegangenen Erkrankungen können den Harnfluss behindern.1
Warum vor allem Kater in Gefahr sind
Kater trifft es deutlich häufiger als Katzen – das hat anatomische Gründe. Die männliche Harnröhre ist länger und enger, insbesondere im Bereich der Penisspitze. Bereits kleinste Ablagerungen können den Harnfluss blockieren. Besonders gefährdet sind kastrierte Wohnungskater, die übergewichtig sind, wenig trinken und ausschließlich Trockenfutter erhalten. Diese Kombination fördert die Bildung konzentrierten Urins – ein idealer Nährboden für Kristalle und Steine.
Wann sollte man zum Tierarzt?
Die Antwort ist klar: sofort, wenn der Verdacht auf eine Blockade besteht! Typische Alarmsignale sind:
- Häufige, aber erfolglose Toilettengänge
- Lautes Miauen oder Schreien beim Versuch, zu urinieren
- Aufgekrümmter Rücken, Unruhe oder Apathie
- Übermäßiges Lecken am Penis (bei Katern)
- Schmerzgesicht, Appetitlosigkeit, Erbrechen
Im fortgeschrittenen Stadium kommt es zu einer sogenannten Urämie, einer Harnvergiftung, zu Herzrhythmusstörungen und schlimmstenfalls zum Blasenriss. Es handelt sich also um einen akuten Notfall, der keine Wartezeit erlaubt.
Wie wird eine Blockade der Harnröhre behandelt?
Ziel der Behandlung ist es, die Blockade so schnell wie möglich zu beseitigen und den Urinabfluss wiederherzustellen: 2, 3
- Sedierung und Katheterisierung: Mithilfe eines Harnkatheters wird die Blockade vorsichtig durch- oder zurückgespült.
- Blasenpunktion: Bei akuter Überfüllung wird die Blase direkt punktiert, um sofort Druck abzulassen.
- Infusionstherapie: Sie gleicht Elektrolytstörungen aus und unterstützt die Nierenfunktion.
- Schmerzmittel und Antibiotika kommen je nach Lage zum Einsatz.
- Operation: Bei wiederkehrenden Blockaden oder schwerwiegenden Fällen kann eine sogenannte Urethrostomie notwendig werden. Dabei wird in der Regel der Penis des Katers entfernt und ein neuer Harnröhrenausgang geschaffen.4
Blockade der Harnröhre kann innerhalb von 24–72 Stunden zum Tod führen
Die Blockade der Harnröhre kann – unbehandelt – innerhalb von 24–72 Stunden zum Tod führen. Deshalb ist es wichtig, eine Katze, die öfter am Tag die Toilette benutzt als sonst, nicht einfach zu ignorieren oder zu glauben, das Problem würde ich schon wieder von allein geben. Aber auch bei erfolgreicher Behandlung besteht Rückfallgefahr: 5
- Wiederkehrende Blockaden (Rezidive) sind häufig
- Harnröhrenverengungen durch Narbenbildung
- Chronische Blasenentzündungen oder Niereninsuffizienz
- Psychischer Stress bei wiederholten Eingriffen
Bei häufiger Wiederholung wird deshalb manchmal eine Penisamputation (Urethrostomie) erwogen – für viele Halter zunächst erschreckend, aber oft lebensrettend und mit guter Lebensqualität für das Tier verbunden.
So verringern Sie das Risiko für eine Blockade der Harnröhre
Prävention ist der Schlüssel! Mit diesen Maßnahmen senken Sie das Risiko deutlich:
- Erhöhen Sie die Flüssigkeitsaufnahme: Nassfutter statt Trockenfutter, Trinkbrunnen, mehrere Wasserschalen im Haushalt. Noch mehr Tipps, wie die Katze mehr trinkt, finden Sie in diesem Artikel.
- Optimieren Sie die Toilettensituation: Für jede Katze im Haushalt eine Toilette plus eine zusätzliche. Sauberkeit ist Pflicht!
- Vermeiden Sie Übergewicht: Bewegung, Beschäftigung und kontrollierte Fütterung helfen.
- Stressreduktion: Stabile Routinen, ruhige Rückzugsorte und keine Revierkämpfe im Mehrkatzenhaushalt.
- Spezielles Diätfutter: Bei Risikokatzen oder nach überstandener Blockade hilft eine vom Tierarzt empfohlene Diät, neue Kristallbildung zu verhindern.
- Regelmäßige Tierarztkontrollen: Urinuntersuchungen, frühzeitige Erkennung von Entzündungen oder Rückfällen.

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Fazit: Katze, die öfter auf die Toilette geht, niemals ignorieren
Wenn Sie bemerken, dass Ihre Katze öfter zur Toilette geht als sonst, sollten Sie dies beobachten und das Katzenklo auf Inhalt überprüfen. Findet sich darin nur wenig oder gar kein Urin, obwohl das Tier schon mehrmals darauf war, sollten sie sofort zum Tierarzt. Eine blockierte Harnröhre ist ein schleichender, aber hochgefährlicher Notfall. Je früher gehandelt wird, desto besser die Prognose.

Zur Autorin
Dr. Saskia Schneider ist promovierte Biologin. In ihrem Studium an der Freien Universität Berlin widmete sie sich vor allem der Zoologie und dem Verhalten von Tieren. Neben der Ausbildung zur Redakteurin absolvierte sie eine Ausbildung zur Verhaltensberaterin mit Schwerpunkt Katze.