
20. Juni 2025, 18:11 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Katzen gelten oft als Meister der Tarnung, gerade, wenn es um Schmerzen geht. Doch eine Studie zeigt: Übergewicht kann sich für Katzen in vielerlei Hinsicht rächen – insbesondere in ihren Gelenken.
Osteoarthritis – ein chronischer Gelenkverschleiß – tritt bei Katzen im Alter häufig auf. Lange war jedoch unklar, welche Risikofaktoren eine Rolle spielen. Während beim Menschen Übergewicht als gesicherter Faktor für Arthrose gilt, war dies bei Katzen bisher nicht eindeutig nachgewiesen. Eine Studie widmete sich nun diesem Thema und schließt diese Wissenslücke der Veterinärmedizin.
Studie findet Biomarker und Risikofaktoren für Arthrose bei Katzen
Osteoarthritis ist eine häufige, altersbedingte Gelenkerkrankung bei Katzen, deren Entstehung bislang nur unzureichend verstanden ist. Bekannt ist, dass viele Katzen beidseitig – etwa in Hüfte, Ellbogen oder Knie – betroffen sind, was auf systemische Ursachen hinweist. Während in der Humanmedizin Übergewicht als klarer Risikofaktor für Arthrose gilt, war dies bei Katzen bisher unklar bzw. nicht bestätigt.
Frühere Studien zeigten teils widersprüchliche Ergebnisse – teils aufgrund ungenauer Diagnostikmethoden wie Röntgenaufnahmen oder unzureichender Einschätzung des Körperfetts. Zudem deuten neuere Forschungen darauf hin, dass sogenannte Adipokine – von Fettgewebe gebildete Hormone wie Leptin oder Adiponektin – sowie der Wachstumsfaktor IGF-1 eine Rolle bei der Entstehung von Arthrose spielen könnten.
Die Studie eines Forschungsteams der Schwedischen Universität für Agrarwissenschaften (Swedish University of Agricultural Sciences, SLU) in Uppsala unter Leitung von Cecilia Ley soll für mehr Klarheit sorgen. Die aufsehenerregende Arbeit wurde im Fachjournal „BMC Veterinary Research“ (2025) veröffentlicht.
Untersucht wurden 72 Hauskatzen mithilfe von Ganzkörper-Computertomographie (CT), um Zusammenhänge zwischen Körperfett, Körpergröße und dem Ausmaß von Arthrose (Osteoarthritis, OA) zu ermitteln. Darüber hinaus analysierten die Forscher Blutproben auf die Hormone Leptin, Adiponektin und IGF-1 – allesamt potenzielle Marker für stoffwechselbedingte Gelenkerkrankungen. Ziel war es, besser zu verstehen, welche Tiere besonders gefährdet sind und wie sich Arthrose frühzeitig erkennen lässt.
Große und schwere Katzen häufiger von Arthrose betroffen
94 Prozent der Katzen zeigten im CT Anzeichen von Arthrose, am häufigsten in Hüft-, Ellbogen-, Knie- und Karpalgelenken. Dicke Katzen hatten signifikant höhere Gesamt-Arthrosewerte als magere, und insbesondere größere übergewichtige Katzen zeigten deutlich höhere Scores als kleinere, magere.
Eine lineare Regressionsanalyse ergab zudem: Je älter und dicker die Katze, desto höher die Arthrosebelastung. Besonders betroffen waren dicke Katzen in Karpal-, Ellbogen-, Stifle- und Hüftgelenken. IGF-1 im Blut war signifikant mit dem Arthrosegrad assoziiert. Leptin war stark mit dem Fettvolumen korreliert, zeigte jedoch keine direkte Verbindung zur Arthroselast. Adiponektin war bei kleineren Katzen höher, jedoch ohne Zusammenhang zur Fettmasse oder Arthrose. Interessanterweise zeigte sich, dass reine Wohnungskatzen tendenziell mehr Körperfett hatten als Freigänger.

Können Hunde und Katzen auch Gicht bekommen? Expertin erklärt

Wie man Katzen mit Arthrose helfen kann

Ängstliche Katzen können häufiger an Blasenentzündungen leiden
Haben große Katzenrassen auch ein erhöhtes Risiko für Arthrose?
Diese Studie hebt sich methodisch durch den Einsatz von Ganzkörper-CT hervor, wodurch eine exakte und umfassende Bewertung des gesamten Skeletts ermöglicht wurde – ein klarer Vorteil gegenüber bisherigen Röntgenstudien. Dennoch ist zu beachten, dass CT nur knöcherne Veränderungen (wie Osteophyten) erkennt – frühe Knorpelschäden bleiben verborgen. Zudem war die Stichprobe bewusst in Richtung übergewichtiger Katzen verzerrt, um Risikovergleiche zu ermöglichen.
Außerdem schreiben die Forscher gegen Ende ihrer Untersuchung, dass eine Rasseanalyse nur begrenzt möglich sei, da viele verschiedene Katzenrassen einbezogen wurden. Ob also tendenziell größere Katzenrassen wie Maine Coon oder die Norwegische Waldkatze aufgrund ihrer Größe eine höhere Wahrscheinlichkeit für Gelenkverschleiß haben, konnte in dieser Studie noch nicht erörtert werden.
Die Studie liefert jedoch den bislang deutlichsten Beleg dafür, dass Übergewicht bei Katzen ein klarer Risikofaktor für Arthrose ist – nicht nur allgemein, sondern besonders für spezifische Gelenke. Der positive Zusammenhang mit IGF-1 legt nahe, dass dieser Wachstumsfaktor eine Rolle bei der systemischen Reaktion auf Gelenkveränderungen spielen könnte. Leptin, obwohl stark mit Fett korreliert, war überraschenderweise nicht direkt mit Arthrose verbunden – was auf lokale, gelenknahe Wirkmechanismen hinweisen könnte. Insgesamt zeigt die Studie, dass CT-basierte Diagnostik und hormonelle Marker wertvolle Werkzeuge in der Erforschung und womöglich auch in der frühen Erkennung von Arthrose sein können. 1