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Studie hat untersucht

Katzen nutzen rechtes Nasenloch, um Menschen am Schweißgeruch zu erkennen

Katze schnüffelt mit dem rechten Nasenloch an einer Hand
Katzen scheinen eine ganz bestimmte Art des Schnüffelns zu haben, um die Gerüche von Menschen aufzunehmen Foto: GettyImages / rai
Louisa Stoeffler
Redakteurin

30. Mai 2025, 16:54 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten

Als Katzenbesitzer möchte man darauf schwören, dass eine Katze den Halter am Klang der Stimme, der Schritte auf der Treppe und sogar am eigenen Geruch erkennt. Wissenschaftlich untersucht wurde dies nun erstmals in einer Studie aus Japan. Diese liefert eindeutige Hinweise darauf, dass Katzen gut zwischen bekannten und unbekannten Personen unterscheiden können – mit einer faszinierenden „Nasengewohnheit“, die zum Schmunzeln einlädt.

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Katzen verfügen über einen hochentwickelten Geruchssinn, den sie in sozialen Interaktionen mit Artgenossen umfassend nutzen. Sei es zur Erkennung von Individuen, des Gesundheitszustands oder der Fortpflanzungsbereitschaft. Dieser Sinn ist bei ihnen noch ausgeprägter als die Sicht und erlaubt ihnen, Beute zu erschnüffeln, aber auch festzustellen, ob diese noch genießbar ist. Katzen nutzen ihn aber auch, um Menschen zu erkennen und zu unterscheiden, wie eine Studie der Tokyo University of Agriculture nun belegt. Sie scheinen sogar ein präferiertes Nasenloch für die Erschnüffelung von Haltern oder Fremden zu haben.

Katzen beweisen in Studie, dass sie ein Faible für Achselschweiß haben

Das Forschungsteam um Yutaro Miyairi hat in einer im Mai 2025 im Wissenschaftsmagazin „PLOS ONE“ veröffentlichten Studie untersucht, ob Hauskatzen Menschen am Geruch unterscheiden können. Dabei standen nicht nur die Frage im Zentrum, ob Katzen Unterschiede machen, wenn sie Unbekannte treffen, sondern auch, wie sie dabei ihre Nasen – genauer gesagt, linkes oder rechtes Nasenloch – nutzen. Zudem erfassten die Forscher auch Persönlichkeitsmerkmale der Katzen sowie die Qualität der Mensch-Tier-Beziehung, um mögliche Zusammenhänge mit dem Verhalten zu identifizieren.

Für die Studie wurden 30 Hauskatzen (11 männlich, 19 weiblich; durchschnittlich 7 Jahre alt) in ihrem gewohnten Umfeld beobachtet. Jede Katze erhielt drei Geruchsproben:

  • eine vom eigenen Besitzer (bekannt),
  • eine von einer fremden Person gleichen Geschlechts (unbekannt) und
  • eine neutrale (leere) Probe als Kontrolle.

Die Proben wurden von den jeweiligen Personen mit Wattestäbchen an besonders geruchsintensiven Körperstellen (z. B. Achsel, hinter dem Ohr, zwischen den Zehen) genommen. Die menschlichen Probanden waren dazu angewiesen, Training und Sport, sowie intensiv riechendes Essen zu vermeiden. So sollten die Katzen allein das „Pheromon-Bouquet“ des Menschen erschnüffeln können.

Jede Katze absolvierte drei Versuchsdurchgänge, bei denen die Positionen der Proben variierten. In jedem Versuch wurden drei Proben präsentiert, die etwas seitlich versetzt waren, um die Orientierung der Katzen zweifelsfrei bewerten zu können. Das Verhalten der Katzen – insbesondere Dauer und Anzahl der Schnüffelaktionen sowie welche Nasenseite dabei benutzt wurde – wurde per Video aufgezeichnet und analysiert. Zusätzlich beantworteten die Halter Fragebögen zur Persönlichkeit ihrer Katzen. Hierzu wurden das „Feline Five“-Modell sowie die CORS-Skala zur Beziehungsanalyse zwischen Tier und Mensch genutzt.

Katzengehirn verarbeitet Sinneseindrücke unterschiedlich

Im Vergleich zu Hunden ist die Forschung zur sozialen Kognition bei Katzen noch relativ jung. Frühere Arbeiten belegten bereits, dass Katzen Menschen an Stimme und Blick erkennen können und auf deren Emotionen reagieren (PETBOOK berichtete). Doch ob Katzen auch in der Lage sind, Menschen allein am Geruch zu unterscheiden, war bislang ungeklärt.

Dass die unterschiedlichen Nasenlöcher der Tiere gesonderte Aufmerksamkeit erhielten, kam auch nicht von ungefähr. Denn bei vielen Tierarten wie Hunden, Pferden und Fischen ist bekannt, dass sie für die Verarbeitung neuer Gerüche eine bevorzugte Nasenseite nutzen. Dies spricht für eine Lateralisierung, also eine Spezialisierung unterschiedlicher Gehirnhälften. Diese existiert, wie die Arbeit der japanischen Forscher belegt, auch bei Katzen, die beim Schnüffeln ebenfalls nach einem reproduzierbaren Muster vorgingen.

Katzen schnüffeln länger, um unbekannte Menschen zu erkennen

Die Studie zeigte auch, dass Katzen etwa doppelt so lange an der Geruchsprobe einer unbekannten Person schnüffeln. Zudem zeigten sie eine deutliche Präferenz bei der Nasenverwendung. Beim erstmaligen Schnüffeln an unbekannten Gerüchen nutzten sie häufiger das rechte Nasenloch. Dies ist eine Parallele zu anderen Tierarten, bei denen ebenfalls das rechte Nasenloch mit der Verarbeitung neuer oder potenziell alarmierender Reize verbunden ist. Diese Tendenz bestätigte sich auch bei auf der linken Seite angeordneten Proben. Denn hier zeigte sich, dass Katzen aktiv das rechte Nasenloch zur Probe drehen mussten – und dies auch taten.

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Mit fortschreitender Untersuchung wechselten sie jedoch häufiger zur linken Seite. Interessanterweise rieben viele Katzen nach dem Schnüffeln die entsprechende Seite ihres Gesichts an der Geruchsquelle. Dieses Verhalten ist Teil ihres Duftmarkierungsverhaltens. Es sorgt dafür, unbekannte Gerüche mit dem eigenen zu „mischen“ und diese für sich zu erschließen.

Besonders spannend: Bei Katern zeigte sich eine deutliche Verbindung zwischen der Häufigkeit des Schnüffelns und einigen Persönlichkeitsausprägungen. Männliche Katzen mit höheren Neurotizismus-Werten schnüffelten insgesamt intensiver an verschiedenen Geruchsröhrchen – sie wechselten zudem häufiger zwischen den Proben. Im Gegensatz dazu näherten sich Kater mit höheren Verträglichkeitswerten der Geruchsquelle seltener und schnupperten ruhiger. Diese Verhaltensweisen legen nahe, dass die Persönlichkeit bei Katern maßgeblich die Reaktion auf Geruchsreize beeinflusst. Diese Assoziationen konnten bei Kätzinnen hingegen nicht festgestellt werden.

Schnüffelverhalten wohl nicht durch Bindung zum Mensch erlernt

Die Ergebnisse unterstreichen, dass olfaktorische Wahrnehmung und individuelle Persönlichkeit bei Katzen eng verknüpft sind. Besonders das Verhalten männlicher Tiere zeigte starke Verbindungen zwischen Schnüffelhäufigkeit und Persönlichkeitsmerkmalen, was auf geschlechtsspezifische Unterschiede bei Katzen hinweist. Das anschließende Reiben mit der jeweils eingesetzten Gesichtshälfte könnte Teil eines komplexen Erkennungs- und Markierungsverhaltens sein, das bislang unterschätzt wurde.

Im Gegensatz zur Persönlichkeit scheint die Beziehung zwischen Katze und Halter erst einmal keinen offensichtlichen Einfluss auf das olfaktorische Erkundungsverhalten zu haben. Das deutet darauf hin, dass das Schnüffelverhalten der Katzen ein angeborenes Erkundungsmuster darstellt, das weitgehend unabhängig von Erfahrung oder Lernprozessen ist. Allerdings wurde festgestellt, dass die Mensch-Katze-Beziehung in engem Zusammenhang mit der gemeinsamen Zeit und emotionalen Nähe (gemessen mit der CORS-Skala) steht.

Die Studie liefert erstmals systematische Belege dafür, dass Katzen bekannte und unbekannte Menschen an deren Körpergeruch erkennen können. Und dass sie für die Bewertung neuer Gerüche mehr Zeit brauchen als für bekannte. Der Geruchssinn spielt somit eine größere Rolle in der Mensch-Katze-Beziehung als bislang angenommen. Auch die Lateralisierung – also die bevorzugte Nutzung einer Nasenseite – könnte in weiteren Arbeiten Rückschlüsse auf emotionale Zustände der Katze bei der Geruchswahrnehmung erlauben.

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Fazit

Die Studie eröffnet neue Perspektiven auf die soziale Wahrnehmung und Kommunikation von Katzen. Und das nicht nur für die Forschung, sondern auch für den Alltag mit unseren schnurrenden Mitbewohnern. Offenbar haben sie eine ausgeprägte Präferenz dafür, Fremde mit dem rechten Nasenloch zu beschnüffeln und verbinden dies anschließend mit Markierungsverhalten. Auch Persönlichkeitsmerkmale der Tiere scheinen hier einen Einfluss zu haben, auch wenn die Stichprobengröße dieser Studie noch relativ klein war. Weitere Arbeiten können auf diesen Ergebnissen aufbauen und klären, ob Katzen generell nur zwischen „bekannt“ und „unbekannt“ unterscheiden, oder auch Einzelpersonen gezielt am Geruch erkennen können.

Louisa Stoeffler
Redakteurin

Zur Autorin

Louisa Stoeffler arbeitet seit 2016 als Katzensitterin und kennt die feinen Nuancen im Verhalten der Tiere aus der Praxis. Neben der Pflege berät sie Halter auch in allen „felligen“ Fragen zu Katzenverhalten. Als Fachredakteurin schreibt sie seit 2022 bei PETBOOK fundierte Artikel über Katzenhaltung, Wildtiere, tierschutzrelevante Gesetzgebung und naturkundliche Studien. Besonders am Herzen liegen ihr dabei jene Tiere und Themen, die oft im Schatten der öffentlichen Aufmerksamkeit stehen – etwa Weichtiere, für die sie ein besonderes Interesse entwickelt hat. Ihr Ziel: komplexe Zusammenhänge verständlich aufbereiten, Tierschutz stärken und Leserinnen und Leser für die Vielfalt der Tierwelt sensibilisieren.

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