
27. Juni 2025, 11:13 Uhr | Lesezeit: 9 Minuten
Von Geburt an begleitet, mit einer Zeichnung wie gemalt und einem Herzen voller Eigenwillen: Pebbles ist mehr als nur eine außergewöhnlich schöne Katze – die Kombination ihrer Fellfarben und Merkmale ist genetisch so besonders wie ein Sechser im Lotto. In diesem persönlichen Interview erzählt ihre Besitzerin Michelle Stolte PETBOOK-Redakteurin Louisa Stoeffler von einer einzigartigen Verbindung, täglichen Ritualen und Glück, das manchmal ein geschecktes Gesicht trägt.
Manche Katzen tragen eine besondere Fellfarbe, andere ein faszinierendes Muster. Und dann gibt es Pebbles – eine Ragdoll mit dreifarbigem Fell, Point- und Chimärenzeichnung. Diese Kombination aus Fellmerkmalen ist so besonders, dass die Wahrscheinlichkeit für das Ausprägen aller dieser Merkmale zusammen bei etwa 1 zu 1 Million liegt. Also etwa so wahrscheinlich, wie mit einem einzigen Tippschein den Lottojackpot zu knacken oder bei 20 Münzwürfen hintereinander immer „Kopf“ zu werfen.
Einzigartige Fellzeichnung entsteht durch genetisches Meisterwerk
Dass Pebbles so aussieht, ist kein Zufall, sondern das Ergebnis einer hochkomplexen Ausnahmeerscheinung in der Katzenwelt:
Die Pointzeichnung der Ragdoll: Ragdolls tragen im Regelfall eine sogenannte Colourpoint-Zeichnung, bei der durch ein temperaturabhängiges Gen (Teilalbinismus) nur kältere Körperregionen wie Gesicht, Ohren, Beine und Schwanz pigmentiert sind – der Rest bleibt hell. Diese Färbung entsteht nach der Geburt und dunkelt mit der Zeit nach. Dazu gehören auch ihre intensiv blauen Augen, ein Markenzeichen dieser Rasse.
Dreifarbigkeit – der erste genetische Sechser im Lotto: Die typische „Glückskatze“-Zeichnung mit Schwarz, Rot und Weiß ist allein durch ihre genetische Entstehung selten. Sie setzt die gleichzeitige Vererbung von zwei Farbpigmenten (Eumelanin für Schwarz und Phäomelanin für Rot) sowie das Scheckungsgen für Weiß voraus. Diese Farbcodierungen liegen auf dem X-Chromosom – daher sind fast ausschließlich weibliche Katzen dreifarbig. Dass Pebbles diese Dreifarbigkeit mit ihrer Point-Grundzeichnung kombiniert, ist bereits eine genetische Rarität.
Und dann auch noch Chimäre? Das vielleicht Außergewöhnlichste an Pebbles: Ihre exakt geteilte Gesichtszeichnung. Biologisch spricht man hier häufig von einem mosaikartigen X-Inaktivierungsmuster mit Scheckung – oft fälschlich als „Chimäre“ bezeichnet. Echte Chimären entstehen, wenn zwei Embryonen im Mutterleib zu einem Lebewesen verschmelzen. Dies ist bei Katzen jedoch in den seltensten Fällen so.
Sie wollen mehr dazu wissen? Dann schauen sie hier, ob sie alle Fellzeichnungen bei Katzen kennen. Doch einmal ganz abgesehen von ihren äußerlichen Merkmalen ist Pebbles auch eine ganz besondere Katze, wie ihre Halterin Michelle Stolte auf Instagram und Tiktok regelmäßig postet – und PETBOOK im folgenden Interview verriet.
Warum Pebbles am Anfang „Rolli“ hieß
PETBOOK: Wie hast du Pebbles kennengelernt, und was hat dich an ihr fasziniert?
Michelle Stolte: „Ich war tatsächlich bei Pebbles’ Geburt dabei! Die Züchterin war unsere Nachbarin, mit der wir eng befreundet waren. Somit konnten wir Pebbles von Tag 1 an begleiten. Da man das Geschlecht zu Anfang noch nicht gut bestimmen konnte, gingen wir davon aus, dass sie ein Kater ist, da sie die dickste und größte aus dem Wurf war. Deswegen habe ich sie spaßeshalber immer Rolli genannt, wie den dicken Welpen aus 101 Dalmatiner.
Wir wollten eigentlich ein Weibchen zu unserer anderen Katze dazunehmen, aber sie war diejenige, die immer bei mir war, die sofort angekrochen und irgendwann angelaufen kam, sobald sie meine Stimme gehört hat. Deswegen war schnell klar – wir werden Rolli nehmen. Wir hatten von Anfang an eine besondere Bindung zueinander. Als sich dann nach einigen Wochen herausstellte, dass sie gar kein Kater ist, haben wir sie Pebbles getauft.“
Pebbles’ besondere Zeichnung entwickelte sich erst mit der Zeit
War dir von Anfang an klar, dass sie eine dreifarbige Ragdoll mit Chimärenzeichnung ist – oder es so etwas bei Ragdolls überhaupt gibt?
„Nein, das hat sich alles erst nach und nach entwickelt. Sie wurde, wie ihre Geschwister, weiß geboren und die Farbe hat sich erst nach einigen Wochen entwickelt. Zu Anfang hatte sie ein einzelnes schwarzes Nasenloch, dann kam ein orangefarbener Fleck auf ihrem Ohr, dann wurde ein Bein dunkel und dann hat sich langsam das geteilte Gesicht auf ihrer Nase entwickelt. Ich hatte vorher noch nie von Chimären gehört und wurde erst darauf aufmerksam, als mein Tierarzt mich darauf angesprochen hat.“

Hat sich ihr Fellmuster zum Beispiel an den Beinen im Laufe der Zeit noch weiter verändert?
„Mir fällt es immer erst auf, wie sehr sie sich in den vergangenen Jahren farblich verändert hat, wenn ich mir alte Fotos anschaue. Sie ist vor allem am Rücken viel farbiger und dunkler geworden.“
Pebbles hat auch bei Erkrankungen „das große Los“
Ihre Gesichtszeichnung ist ja extrem besonders – hat sie gesundheitliche Auffälligkeiten oder wurde sie schon mal daraufhin untersucht?
„Aufgrund ihrer Gesichtszeichnung wurde sie nie speziell untersucht, außer bei ihren Vorsorgeuntersuchungen. Bei Pebbles wurde leider im letzten Jahr FORL, die häufigste bei Katzen vorkommende Zahnerkrankung, und Asthma diagnostiziert – was aber laut Tierarzt nicht im Zusammenhang mit ihrer Zeichnung steht. Zitat: ‚Manche Katzen ziehen das große Los.‘ Sie hat nur noch wenige Zähne und bekommt täglich Asthma-Spray, aber damit lebt sie sehr gut!“
Das kenne ich, mein Kater hat auch FORL, aber kompensiert es ebenfalls gut, typisch oranger Kater ist er hart im Nehmen. Das bringt mich zu dieser Frage: Pebbles ist dreifarbig. Hast du mit ihr etwas erlebt, was sie für dich auch wirklich zu einer „Glückskatze“ macht?
„Ich glaube, dass ich einfach unfassbares Glück hatte, dass wir uns gefunden haben. Das ist mein größter Glücksmoment. Also würde ich sagen, dass sie als Glückskatze direkt von Tag 1 an viel Glück gebracht hat!“
„Pebbles’ Persönlichkeit ist manchmal genauso geteilt wie ihr Gesicht.“
Dreifarbige Katzen zeigen manchmal auch das typische „Tortietude“-Verhalten. Merkst du bei Pebbles so etwas wie Eigensinn, kleine Diva-Momente oder eine freche Ader?
„Pebbles’ Persönlichkeit ist manchmal genauso geteilt wie ihr Gesicht. Wenn sie Aufmerksamkeit (oder auch Fressen) möchte, sie das aber nicht bekommt, macht sie gezielt Dinge, die mich nerven. Dann knabbert sie zum Beispiel erst meine Pflanze an, stellt sich danach vor den Fernseher und holt danach Q-Tips zum Spielen von meinem Schminktisch. Sie hat definitiv ihren eigenen Kopf. Aber ich kann ihr immer nicht lange böse sein.“
Hattest du schon vorher Erfahrung mit der Rasse Ragdoll oder war sie dein Einstieg?
„Meine erste Katze, zu der ich Pebbles dann dazugenommen habe, war ebenfalls eine Ragdoll. Aber die beiden haben aus mir einen Katzenmenschen gemacht, da ich früher nur mit Hunden groß geworden bin und Angst vor Katzen hatte.“
„Pebbles ist sehr anhänglich und sucht immer die Nähe“
Wie versteht sie sich mit anderen Menschen oder Tieren im Haushalt?
„Mit unserer anderen Katze Mochi, einer Heiligen Birma, versteht sie sich sehr gut, aber teilweise zicken sie sich auch an. Sind halt beides manchmal kleine Diven. Pebbles ist sehr anhänglich und sucht immer die Nähe zu meinem Freund und mir. Wo wir sind, ist sie auch. Wenn man z. B. mit geschlossener Tür auf die Toilette geht, wartet Pebbles vor der Tür, bis man wieder rauskommt.“
Wie sieht ein typischer Tag mit Pebbles aus?
„Morgens bekommt sie als Erstes ihr Asthma-Spray und sucht sich dann meist einen Schlafplatz im Büro meines Freundes oder von mir, damit sie genau prüfen kann, wann wir Feierabend machen. Zwischendurch besucht sie dann immer denjenigen, in dessen Büro sie nicht liegt, holt sich ein bisschen Liebe ab und geht wieder.
Sie spielt am liebsten mit ihren Spielzeugmäusen oder mit kurzen Ladekabeln, die sie dann von Büro zu Büro schleppt – in der Hoffnung, dass man mit ihr spielt. Ihr Highlight ist dann natürlich der Feierabend. Dann läuft sie mit uns durch die Wohnung und spielt, kuschelt oder schläft.
Wenn wir kochen, sitzt sie auf dem Barhocker und schaut zu. Wenn wir die Wäsche machen, sitzt sie im Wäschekorb. Vor dem Schlafengehen gibt es noch einmal ihr Asthma-Spray und während mein Freund noch ein paar YouTube-Videos zum Einschlafen guckt, schaut sie so lange mit ihm mit, bis er sich hinlegt oder sie müde wird.“

Pebbles guckt gern Vogelvideos
Gibt es bestimmte Rituale oder Lieblingsbeschäftigungen, die sie besonders gern hat?
„Etwas nervig, aber auch gleichzeitig so süß, finde ich ihre Obsession mit ihren Spielzeugmäusen. Ich werde so oft morgens wach und habe diese Mäuse in meinem Bett, weil sie nachts anscheinend damit im Bett spielt.
Außerdem liebt sie es, Vogelvideos zu schauen, daher habe ich mittlerweile einen eigenen TikTok-Ordner voll mit den Videos, die sie anscheinend am besten findet. Sie apportiert auch gern ihre Mäuse oder spielt mit mir Verstecken!“
Was braucht Pebbles, um sich so richtig wohlzufühlen?
„Definitiv ihr Futter und unsere Nähe, da sie sehr anhänglich und menschenbezogen ist. Beide Katzen haben einen chipgesteuerten Futterautomaten, bei dem sie immer Zugang zu Trockenfutter haben – das teilen sie sich über den Tag ein. Sobald man das aber auch nur kurz wegnimmt, ist Pebbles schon am Nörgeln, auch wenn sie gerade erst gefressen hat.“
Ragdolls „brauchen definitiv einen Spiel- und Kuschelpartner“
Was würdest du anderen Menschen raten, die mit dem Gedanken spielen, eine Ragdoll aufzunehmen?
„Ich würde jedem raten, sich vorab gut über die Haltung von Katzen und auch von Ragdolls zu informieren und diese auch nicht allein zu halten, da sie sonst einsam sind. Sie brauchen definitiv einen Spiel- und Kuschelpartner!
Außerdem sollte man sich im Klaren darüber sein, dass Tiere Lebewesen sind, die nicht nur Liebe benötigen, sondern natürlich auch Verantwortung, Kosten und Zeit bedeuten. Aber das alles zahlt einem eine Katze mit ganz viel Liebe zurück. Und tatsächlich: eine Tierversicherung abzuschließen. Die hat mir vor allem bei Pebbles schon sehr geholfen und es ist einfach schön, sich in Notfällen keine Gedanken um die Kosten machen zu müssen.“

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Ragdoll
Halterin über Pebbles: „Sie ist mein größtes Glück“
Wie ausgeprägt ist ihr Kuschelbedürfnis sonst – eher Ragdoll-typisch anhänglich oder wechselt das?
„Pebbles ist jetzt keine Katze, die gern im Bett in deinem Arm liegt, aber sie ist schon sehr verkuschelt. Sie liegt meistens entweder neben mir, an meinen Beinen oder auf meinem Bauch. Auf dem Sofa kuschelt sie auch lieber als im Bett – da bevorzugt sie komischerweise den Kratzbaum, der direkt neben dem Bett steht.“
Gibt es einen Moment, in dem sie dich mit ihrem Verhalten überrascht hat?
„Als ich vor einigen Jahren das erste Mal Corona hatte, lag ich eine Woche lang mit hohem Fieber flach. Die gesamte Zeit ist sie mir fast gar nicht mehr von der Seite gewichen, lag neben mir und hat mich beim Schlafen ihre Pfote halten lassen. Das ist eine meiner Lieblingserinnerungen.“
Wenn du Pebbles in einem Satz beschreiben müsstest – welcher wäre das?
„Es ist schwer, etwas in einem Satz zusammenzufassen, aber: Sie ist mein größtes Glück.“