
14. Juni 2025, 12:41 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Viele Hunde knabbern hin und wieder an Grashalmen – doch während einige dies genüsslich tun, scheinen andere hektisch ganze Büschel zu verschlingen. Was steckt hinter diesem Verhalten? Und wann sollten Hundebesitzer aufmerksam werden? PETBOOK erklärt, warum Hunde Gras fressen und ab wann das Verhalten zum Problem wird.
Viele Halter machen sich Sorgen, wenn ihr Hund Gras frisst. Doch fast alle Hunde zeigen gelegentlich dieses Verhalten. Entscheidend sind beim Gras fressen die beiden Faktoren Menge und Häufigkeit. Wenn der Vierbeiner das Gras dann auch noch erbricht, sollte man als Hundehalter aufmerksam werden. Ursachen und Risiken sind unterschiedlich, aber eines kann laut einer Studie ausgeschlossen werden: Es gibt keinen wissenschaftlichen Beleg für einen Zusammenhang zwischen dem Fressen von Gras und einer möglichen Mangelernährung bei Hunden. Das Gerücht hält sich dennoch bei vielen Hundehaltern hartnäckig.
Übersicht
Welche Ursachen kann das Gras fressen haben?
Nährstoffmangel wurde aufgrund von Studien bereits ausgeschlossen. Es gibt aber auch Erklärungen, die nicht wissenschaftlich belegt sind. Zu ihnen gehört die Theorie, dass Wölfe ihre Beutetiere immer mit deren pflanzlichen Mageninhalt gefressen haben und Hunde deshalb evolutionär bedingt ein Verlangen danach haben. Weitere mögliche Ursachen können sein: 1 2
Durst
Steht dem Hund an heißen Tagen kein Wasser zur Verfügung, versucht er seinen Durst mit ein paar saftigen Gräsern ein wenig zu stillen. Man sollte deshalb bei jedem Gassi-Gang oder auf der Wanderung eine Flasche Leitungswasser und einen mobilen Napf dabeihaben.
Übelkeit und Verdauungsprobleme
Hunde fressen unbemerkt alles Mögliche, wenn wir mit ihnen unterwegs sind. Dabei können sie etwas Verdorbenes oder Giftiges erwischen und ihnen wird schlecht. Hunde nehmen dann instinktiv viel Gras auf, damit dadurch ein Brechreiz ausgelöst wird. Vielleicht hat der Vierbeiner aber auch einen Fremdkörper verschluckt, den er wieder loswerden werden will. Oder er hat während des Fellwechsels zu viele seiner Haare beim Putzen oder Fressen verschluckt. Eine weitere Möglichkeit ist, dass er mit leerem Magen zu viel getobt hat und die Magensäure ihm zu schaffen macht. Diese ist auch dann hoch, wenn der Magen leer ist, was ein Grund sein kann, warum der Hund vor allem morgens, vor der ersten Mahlzeit vermehrt Gras frisst.
Unterforderung und Langeweile
Schenkt man seinem Hund zu wenig Aufmerksamkeit und lastet ihn körperlich und geistig nicht aus, beginnt er sich selbst zu beschäftigen. Manche Hunde beginnen, Stuhlbeine oder Kabel anzuknabbern, andere entdecken Gras fressen für sich.
Stress
Leidet der Vierbeiner unter Stress, hilft ihm das Kauen, Stress abzubauen, denn durch die Kaubewegungen werden Endorphine freigesetzt. Gleichzeitig erhöht sich sein Blutzucker durch die in Gras enthaltenen Zucker oder Fruktane und er fühlt sich wieder besser, ähnlich wie ein Mensch, der zum Schokoriegel greift, wenn er in den Unterzucker fällt.
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Alter und Gesundheit als Einflussfaktoren
Der Grund, warum Hunde Grad fressen kann auch vom Alter sowie dem allgemeinen Gesundheitszustand abhängen.
- Welpen und junge Hunde neigen häufiger zu erkundendem Verhalten, darunter auch das Fressen von Gras, was weniger Anlass zur Sorge geben muss, solange keine Krankheitssymptome auftreten.
- Ältere oder chronisch kranke Hunde, die plötzlich vermehrt Gras fressen, könnten dies als Hinweis auf eine zugrunde liegende gesundheitliche Veränderung tun. Hier wäre eine tierärztliche Abklärung besonders ratsam.
Generell gilt: Tritt eine plötzliche Veränderung des Verhaltens ein – also frisst der Hund von einem auf den anderen Tag mehr als sonst, kann das ein Anzeichen für ein gesundheitliches Problem sein.
Wann wird es gefährlich, wenn der Hund Gras frisst?
Beobachtet man, dass der Hund sich häufig nach dem Grasfressen erbricht, sollte man einen Tierarzt aufsuchen. Auch wenn der Hund im Anschluss stark speichelt oder röchelt, sollte man dies im Auge behalten, denn eventuell ist dem Tier ein Grashalm im Hals stecken geblieben und sorgt für eine Reizung in der Speiseröhre. Im schlimmsten Fall muss der Halm vom Tierarzt unter Narkose entfernt werden.
Beim Gras fressen kann sich der Hund mit Würmern und Parasiten infizieren, weil diese ihre Eier dort ablegen und der Vierbeiner diese oder die Larven mit dem Gras verschluckt. Gelange sie in den Hundedarm, wandern etwa Lungenwürmer weiter in die Lunge und vermehren sich dort. Erkrankte Hunde zeigen dann häufig Symptome wie Husten, Fieber, Atembeschwerden, Nasenbluten sowie körperliche Schwäche. Auch Krankheiten anderer Artgenossen, wie Parvovirose oder Staupe können über Gras, auf dem Kot- oder Urinspuren sind, übertragen werden.
Nicht gefährlich, aber unangenehm ist es, wenn das unverdaute Gras im After hängenbleibt. Man kann es vorsichtig mit einem Taschentuch entfernen. Aber Vorsicht! Sind die Halme sehr scharfkantig, kann man die Afterregion verletzen.

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Sollte man Hunde Gras fressen lassen?
Gegen einen kleinen Snack zwischendurch ist nichts einzuwenden. Wenn der Hund Gras fressen möchte, dann bitte in einer Waldwiese und nicht an einer viel befahrenen Straße oder am Rand von Feldern, die mit Dünger und Insektiziden besprüht sein können. Diese kontaminierten Gräser können zu Vergiftungen führen.
Auch sollte man darauf achten, dass der Vierbeiner nur Grashalme verschluckt und nicht etwa ganze Ähren verschluckt. Die Grannen darin können schwere interne Verletzungen verursachen. Mehr dazu lesen sie in diesen PETBOOK-Artikel.

Meine Erfahrungen mit Hündin Yumi
„Meine Hündin Yumi frisst gern mal Gras – vor allem nach dem Spiel bei warmem Wetter. Allerdings zupft sie dabei an ein paar Halmen herum und lässt sich auch schnell aus dem Verhalten herausholen. Anders sieht es aus, wenn Yumi Bauchschmerzen hat. Dann sucht sie regelrecht nach passendem Grün und ist fast ausschließlich damit beschäftigt, Gras büschelweise herauszurupfen und zu fressen. Für mich ist dies immer ein klares Zeichen, das Futter auf Schonkost umzustellen und mir ganz genau den Kot anzuschauen. Meist erledigt sich das Grasfressen dann innerhalb eines Tages wieder.“