VG Wort
Direkt zum Inhalt wechseln
logo Das Magazin für alle Tierbesitzer und -liebhaber
Durchbohren sogar Organe

Darum sind Grannen von Gräsern für Hunde so gefährlich

Labrador sitzt im Feld aus Gräsern mit einem Tennisball im Mund
Hunde lieben es, im hohen Gras zu spielen. Ab Mai kann dies aber gefährlich werden, da sich jetzt viele Gräser mit Grannen darin befinden Foto: Getty Images
Porträt Saskia Schneider auf dem PETBOOK Relaunch
Redaktionsleiterin

03.06.2023, 16:32 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten

Im Sommer bilden viele Gräser sogenannte Grannen aus. Die borsten- oder fadenförmigen Fortsätze sind mit kleinen Widerhaken besetzt und bleiben damit nicht nur gut im Fell der Hunde hängen. Sie können sich durch ihre spitze Form durch die Haut der Tiere bohren und sogar innere Organe verletzen. PETBOOK erklärt, was passieren kann, wenn der Hund sich Grannen einfängt und wie man ihn davor schützt.

Artikel teilen

Es war der zweite Tag unseres Kurzurlaubes in Hessen und meine Schwägerin wollte nur kurz am Rastplatz halten, um ihren Sohn zu wickeln. Was für eine gute Gelegenheit, den Hund noch einmal Gassi zu führen, dachte ich – denn uns stand eine lange Autofahrt zum Ausflugsziel bevor. Das Grün um den Rastplatz war komplett mit Mäusegerste übersät – eine Gräserart, die besonders fiese Grannen produziert. Leider war mir damals nicht bewusst, welche Gefahr die Gräser im Sommer darstellen und so spazierten wir fröhlich in die Wiese. Danach musste ich etwa 20 Grannen aus dem langen Fell meiner Zwergspitzhündin Yumi pulen. Als wir fast fertig waren, begann der Hund plötzlich zu schreien, schüttelte den Kopf und rannte vor Schmerz wild hin und her. Statt des Ausfluges ging es dann erst mal zum nächstgelegenen Tierarzt. Allerdings dachte ich anfangs, ein Käfer hätte sich vielleicht ins Ohr verirrt – an Grannen hatte ich gar nicht gedacht.

Was sind Grannen eigentlich?

Grannen sin borsten- oder fadenförmigen Fortsätze, die sich an den Ähren von Gräsern und Getreide finden, also dort, wo die Früchte des Getreides sitzen. Im Sommer, wenn die Früchte reif sind, zerfallen die Ähren der Gräser oft in ihre einzelnen Früchte. Die Grannen helfen dabei, diese möglichst weit zu verbreiten, indem sie sich zum Beispiel im Fell von Tieren verfangen. Ähnlich wie bei Kletten – den Früchten der Disteln – fallen sie dabei aber leider selten von allein wieder heraus. Schlimmer noch: haben sich die Grannen erst einmal im Fell verankert, geraten sie bei jeder Bewegung des Hundes tiefer in das Fell hinein.

Auch interessant: Warum es gefährlich sein kann, wenn Hunde am Hinterteil von Artgenossen schnuppern

Darum sind Grannen so gefährlich

Die meisten Grannen landen beim Hund im Fell und lassen sich in der Regel gut draus entfernen. Aber vor allem an Stellen wie den Pfoten – vor allem zwischen den Zehen – oder dort, wo Hunde weniger Haare besitzen, können die Grannen mit ihren scharfen Spitzen die Haut des Tieres durchstechen und sich dort festsetzen. Das führt zu Entzündungen und Abzessen. Im schlimmsten Fall muss der Tierarzt die Granne herausschneiden und die Wunde desinfizieren.

Noch schlimmer ist es, wenn die Grannen durch Körperöffnungen wie Nase, Maul oder Ohren in den Körper des Hundes gelangen. So können sie beispielsweise durch den Magen-Darm-Trakt oder die Atemwege wandern und dort lebensbedrohliche Schäden verursachen. Bei Hunden findet sich etwa die Hälfte aller Grannen im Ohr. Vor allem im tiefen Gehörgang können die Pflanzenfortsätze akute Symptome wie starke Schmerzen hervorrufen. So war es auch bei Yumi. Allerdings steckte die Granne so tief im Gehörgang, dass mehrere Versuche, diese zu entfernen, scheiterten. Zudem wurde dabei das Ohr zusätzlich malträtiert, weil man dem Tier zunächst die Tortur einer Narkose ersparen wollte.

Leider musste meine Hündin noch ganze 4 Monate mit der Granne im Ohr leiden, da die Gehörgänge so klein und eng waren, dass kein Tierarzt den Fremdkörper entdeckte und vermutet wurde, die Schmerzen kämen woanders her. Schließlich hatte der Tierarzt in Hessen damals ein Teil entfernt. Erst in einer Klinik hatte man uns zu regelmäßigen Ohrspülungen geraten, die schließlich den Erfolg brachten, sodass uns schließlich eine Narkose mit operativer Entfernung der Granne aus dem Gehörgang des Hundes erspart blieb.

Diese Symptome deuten auf Grannen beim Hund hin

Je nachdem, wo die Granne sitzt, können beim Hund verschiedenen Symptome auftreten. Die gängigsten sind:

  • Humpeln und Lecken der Pfoten: deuten auf Granne in der Pfote hin
  • Niesen: deutet auf Granne in der Nase hin
  • Schütteln und Kratzen am Ohr: deutet auf Granne im Ohr hin
  • Kratzen: deutet auf Granne in Haut hin

Vor allem, wenn die Symptome beim oder kurz nach dem Spaziergang in einem Feld oder auf einer Wiese mit vielen wilden Gräsern auftreten, sollten Sie Grannen als Auslöser in Betracht ziehen. Am besten suchen Sie das Fell ihres Hundes nach jedem Spaziergang ab. Befinden sich darin Grannen, lassen sich diese in der Regel noch gut entfernen. Aber Vorsicht: Ist der Pflanzenfortsatz bereits in die Haut eingedrungen oder befindet sich eine Granne im Gehörgang oder der Nase, sollten Sie sofort einen Tierarzt aufsuchen. Dieser kann die Granne fachgerecht und sauber entfernen.

So beugen Sie Grannen bei Hunden vor

Das Einfachste ist natürlich, man lässt den Hund nicht mehr in der Hochsaison – also von Ende Mai bis Anfang August – durch hohes Gras oder neben Getreidefeldern laufen. Auf keinen Fall sollte man seinen Vierbeiner darin spielen oder toben lassen, denn vor allem beim Rennen und damit oft verbundenen Hecheln können Hunde Grannen einatmen. 

Uns hat geholfen, die Gräser sicher zu erkennen, die eine besonders hohe Gefahr darstellen. Dazu gehört etwa die Mäusegerste (Hordeum murinum). Aber auch Flug-Hafer (Avena fatua), Wildroggen oder Emmer (wilder Urweizen) haben Grannen und können daher potenziell gefährlich für Hunde sein. Vor allem, wenn die Ähren nicht mehr grün, sondern golden und damit reif sind, ist die Gefahr, dass der Hund sich dort Grannen einfängt, besonders hoch. Wir vermeiden seitdem jedes Fleckchen mit reifer Mäusegerste – auch wenn das bedeutet, dass der Hund sich ausnahmsweise mal auf den Bordstein erleichtern muss.

Mehr zum Thema

Quellen:

Themen #amazon
Deine Datensicherheit bei der Nutzung der Teilen-Funktion
Um diesen Artikel oder andere Inhalte über Soziale-Netzwerke zu teilen, brauchen wir deine Zustimmung für
Sie haben erfolgreich Ihre Einwilligung in die Nutzung dieser Webseite mit Tracking und Cookies widerrufen. Sie können sich jetzt erneut zwischen dem Pur-Abo und der Nutzung mit personalisierter Werbung, Cookies und Tracking entscheiden.