Zum Inhalt springen
logo Das Magazin für alle Tierbesitzer und -liebhaber
Erfahrungsbericht

„Ein Tiermedium hat sich mit meinem Hund verbunden und das hat er ‚gesagt‘“

Ein Tiermedium hat mit Paco, dem Hund von PETBOOK-Redakteur Dennis Agyemang, Kontakt aufgenommen
Ein Tiermedium hat mit Paco, dem Hund von PETBOOK-Redakteur Dennis Agyemang, Kontakt aufgenommen Foto: Sabine Kaise & Carmen Dörfler
Dennis Agyemang
Redakteur

1. Juli 2025, 18:17 Uhr | Lesezeit: 10 Minuten

Was würde mir mein Hund sagen, wenn er könnte? Das ist eine Frage, mit der sich immer mehr Menschen an sogenannte Tiermedien wenden. Das sind Personen, die behaupten, mit Tieren kommunizieren zu können. Für die einen reiner Hokuspokus, für die anderen pure Faszination, weil sie hoffen, durch sie ihre geliebten Haustiere besser verstehen zu können. PETBOOK-Redakteur Dennis Agyemang sprach mit einem Tiermedium und ließ die selbsternannte Tierflüsterin mit seinem Hund in Kontakt treten. Ein Erfahrungsbericht.

Artikel teilen

Ob ich an Übernatürliches glaube? Nein, nicht wirklich. Aber ich bin trotzdem neugierig. Mit Tiermedien habe ich mich zugegebenermaßen bisher noch nie wirklich beschäftigt, obwohl ich wusste, dass es sowas gibt. Und auch, dass das in sozialen Netzwerken wie TikTok ein großes Ding ist. Erst kürzlich hatte mir eine Freundin bei einem Treffen davon erzählt und tags darauf erhielt ich aus dem Nichts eine Mail von eben einem solchen Tiermedium.

„Das Foto von deinem Tier sowie sein Name ergeben (…) für mich seine private Telefonnummer“

Daher freute ich mich sehr über die Zuschrift von Sabine Kaiser aus Hessen. Sie ist ein Tiermedium und sagt, dass sie über eine Art Telepathie mit Haustieren sprechen könne. Auf ihrer Webseite heißt es dazu: „Das Foto von deinem Tier sowie sein Name ergeben bildlich gesehen für mich seine private Telefonnummer, unter der ich dein Tier erreiche und mit ihm das Gespräch führe.“ Das klingt … abgefahren, aber interessant. Ich möchte mehr erfahren und lese weiter.

„Ich verbinde mich telepathisch mit dem Energiefeld deines Tieres. Bevor ich aber das eigentliche Gespräch führe, stelle ich mich kurz vor, damit es weiß, wer ich bin und wer mir den Auftrag für das Gespräch gegeben hat.“ Natürlich war ich neugierig zu erfahren, was mein Hund Paco, den ich vor wenigen Wochen aus dem Tierschutz adoptiert habe, zu sagen hat. Auch meine Kollegin Saskia Schneider wollte wissen, welche Themen ihrer Katze Nairobi auf dem Herzen liegen.

Auch interessant: Was macht eigentlich ein Hundepsychologe?

Dieses Bild von Hund Paco reichte Dennis Agyemang beim Tiermedium ein
Dieses Bild von Hund Paco reichte Dennis Agyemang beim Tiermedium ein Foto: Dennis Agyemang

„Ich bin nur der Übersetzer und Botschafter, nicht die Botschaft selbst!“

In einem Telefonat erklärte mir Tiermedium Sabine Kaiser, wie man sich das genau vorstellen müsse. „Ich höre ihre Stimme im Kopf, und für die ist es so, als würde jemand mit ihnen sprechen.“ Dabei spiele es keine Rolle, wie weit das Tier entfernt sei. „Egal, ob, 6 oder 6000 km“, so die selbsternannte Tierflüsterin. „Ich nehme den Kontakt zu dem Tier über das Foto auf, das mir der Besitzer vorher geschickt hat.“ 

Okay, ich bin angefixt, aber trotzdem hin- und hergerissen, ob ich an Telepathie mit Tieren glauben soll. Denn auch wissenschaftlich gibt es keine stichhaltigen Beweise, die dafür sprechen. Dennoch bin ich offen und möchte betonen, dass es in diesem Artikel nicht darum gehen soll, Menschen ihre Gabe – von der sie selbst sagen, dass sie sie haben – ab- oder zuzusprechen. Stattdessen geht es mir hier um den Markt der Tiermedien, der seit Jahren beharrlich wächst, und meine persönliche Erfahrung, die ich hierbei gemacht habe. Seine Meinung darf sich hierbei gerne jeder selbst bilden.

Was möchte mir mein Hund sagen?

„Mich leiten bei meiner Arbeit mein Mitgefühl, Intuition, Achtung und Respekt für alle Lebewesen dieser Erde und der Wunsch helfen zu können, insbesondere damit Tiere besser von uns Menschen verstanden werden“, ordnet Kaiser ihre Absichten in ihrem Ehrenkodex ein. Sie sei nicht die Nachricht, sondern lediglich das Medium. „Aus diesem Grund schreibe ich alles genau so auf, was und wie es mir dein Tier anvertraut. Auch, wenn es mir in diesem Moment möglicherweise seltsam vorkommt oder scheinbar keinen Sinn ergibt.“

Bevor es mit dem Gespräch zwischen Paco und dem Medium beginnen kann, muss ich ein tagesaktuelles Foto von meinem Haustier einschicken, seinen Namen mitteilen und verraten, zu welchen Zeiten es für gewöhnlich nachts schläft. Und natürlich meine Fragen, die ich von Paco beantwortet haben möchte. Zum einen möchte ich wissen, ob er mir etwas zu seinem Leben erzählen kann, bevor ich ihn adoptiert habe. Denn ich weiß nicht viel außer, dass er aus Rumänien kommt und dort wohl im Winter bei Minusgraden ausgesetzt wurde und dabei fast erfroren wäre.

BEDSURE Hundekissen

waschbar – 111x89cm

„Ich konnte kaum atmen vor Schmerzen“

Zudem möchte ich wissen, ob er irgendwo am Körper Schmerzen hat. Eventuell früher sogar einen Unfall hatte. Denn eine befreundete Hundetrainerin empfahl beim ersten Blick auf Paco, mal einen Spezialisten aufzusuchen, denn ein Bein sah aus, als sei es mal gebrochen gewesen und schlecht zusammengewachsen. Und tatsächlich beschreibt das Medium, dass Paco ihr im Gespräch – das in einer Donnerstagnacht gegen 2 Uhr stattgefunden habe – von einer Art Unfall erzählt habe.

„Da war mal eine große weiße Mauer um ein Grundstück drum. Da wollte ich runterspringen. Ich habe mich aber mit der Höhe verschätzt. Ich bin komisch aufgekommen. Mein ganzer Körper tat weh und meine Knochen knackten.“ Dort hätten Essensreste gelegen, die er fressen wollte, bevor es ein anderer tut. „Da bin ich dann gelaufen wie ein ganz alter Hund. Ich konnte kaum atmen, vor Schmerzen.“ Und auch über seinen Alltag im Tierheim berichtet das Medium: „Manchmal gab es Raufereien, weil wir alle so gestresst waren. Manchmal reichte eine zu schnelle Bewegung, und ich bin ausgeflippt und habe gebellt. Aber es interessierte keinen.“

Ich erkenne meinen Hund nicht wieder

Beim Lesen war ich wieder hin- und hergerissen, denn zum einen las ich aus allem nicht wirklich meinem Paco heraus – weder von der Art noch von seinem Verhalten. Zumindest so wie ich ihn kannte und einschätze. Und genau das verunsicherte mich, denn zum einen war es zu diesem Zeitpunkt erst sechs Wochen her, dass ich ihn adoptiert hatte. Hatte ich ihn all die Zeit falsch eingeschätzt? War er vielleicht doch viel unsicherer und sensibler als ich dachte? Denn eigentlich hatte ich einen recht souveränen und aufgeweckten Hund kennengelernt.

Zweifeln ließ mich die Tatsache, dass mich das Medium vorab gefragt hatte, ob Paco aus dem Tierschutz kommt. Denn sämtliche Antworten zu seinem Vorleben waren sehr unpräzise und genau so, wie sich die meisten das Leben eines Hundes im Auslandstierschutz vorstellen dürften. Es könnte genau so gewesen sein, aber es könnte auch nicht so gewesen sein. Ich blieb ratlos zurück. Ähnlich wie bei der Frage nach seinem Alter, bei der sich mein Hund angeblich doppelt so alt gemacht hatte. „Ich glaube 5 Jahre. Das ist eine coole Zahl“, so seine angebliche Antwort.

„Tiere flunkern gerne bei ihrem Alter“

Zugegebenermaßen ist es durchaus denkbar, dass bei einem Hund aus dem Auslandstierschutz das Alter bei eingefangenen Straßenhunden bloß geschätzt wird, wenn keine weiteren Daten vorliegen. Also ist mein Hund dann vielleicht älter als wir alle denken? Das wollte ich genauer wissen und habe dafür jemanden gefragt, der es wissen muss: Dr. Marco Antonio Fragoso. Er ist Veterinär und forscht im Bereich der Tiermedizin.

Er erklärte mir, dass Tierärzte das Alter eines Hundes nicht exakt durch bloßes Anschauen bestimmen können. „Das Alter eines Hundes lässt sich anhand seiner Zähne am zuverlässigsten einschätzen – wenn auch nur grob. Besonders bei jüngeren Tieren liefern der Zahnwechsel und die Abnutzung der Zähne recht klare Hinweise.“ Daher könne man das genaue Alter von Paco nicht per Blickdiagnose erfassen. Allerdings wollte ich Paco dafür nicht extra röntgen lassen. Vor allem nicht vor dem Hintergrund, dass sowohl Dr. Fragoso als auch meine private Tierärztin denken, dass Paco wahrscheinlich um die zwei Jahre alt ist.

„Manchen Tieren ist ihr Alter schlichtweg egal“

Doch warum würde sich ein Tier doppelt so alt machen, wie es eigentlich ist? Das wollte ich auch von Medium Sabine Kaiser wissen. Ihre Antwort überrascht mich: „Tiere – besonders Katzen – schummeln gerne mal mit dem Alter. Sie machen sich gerne jünger, das ist nicht ungewöhnlich.“ Manche Tiere wüssten ihr genaues Alter auch nicht oder es sei ihnen schlichtweg egal, so die Tierflüsterin.

Worin ich Paco – und zugegebenermaßen auch mich – wiedererkannte, war die Kritik, dass ich häufig meine Arbeit im Kopf habe und oft nicht im Hier und Jetzt bin. „Manchmal geht er so voller Stress und Hektik aus dem Haus und denkt schon an die Arbeit, dass er mich überhaupt nicht mehr sieht“, soll Paco gesagt haben. Und auch seine Angst, dass ich nicht wiederkomme oder ihn eventuell zurück ins Tierheim bringe, könnte ich mir durchaus vorstellen. Denn sobald ich nur die Wohnung verlasse, um den Müll rauszubringen, bellt und jault Paco.

Ebenfalls denkbar war für mich die Möglichkeit, dass mein Hund körperliche Schmerzen haben könnte, von denen ich bisher nichts weiß. Körperliche Baustellen hätte er laut dem Medium so einige. Unter anderem schmerze ihn sein Genick, das linke Bein fühle sich manchmal taub an und dann sei euch etwas mit der Lendenwirbelsäule – direkt am 7. Wirbel, um nur einige der Gebrechen zu nennen. Allerdings konnte eine Hundeorthopädin, die ich extra dafür besuchte, nichts finden.

Mehr zum Thema

Mein Fazit

Doch was nehme ich mit aus diesem Tierkommunikations-Experiment? In meinem Fall bestand die Herausforderung darin, dass ich zu vielen der Inhalte nicht so viel sagen kann, da ich Paco erst seit knapp zwei Monaten habe. Viele der Dinge könnten stimmen. Sie könnten aber auch genauso gut nicht stimmen. Und die Dinge, die quasi messbar oder nachweislich sind, konnten allesamt nicht bewiesen werden.

Vielleicht ein positiver Gedanke zum Schluss: All das Nachdenken und Reflektieren darüber, was hinter den jeweiligen Dingen stecken könnte, könnte im Zweifelsfall dafür sorgen, dass Halter selbst auf notwendige Antworten kommen und somit vielleicht Dinge zum Besseren für das Tier verändern.

Porträt Saskia Schneider auf dem PETBOOK Relaunch
Redaktionsleiterin

Meine Erfahrungen mit dem Tiermedium

„Obwohl ich der Tierkommunikation zunächst skeptisch gegenüberstand, war ich überrascht, wie viel ich in dem Gespräch mit meiner Katze Nairobi wiedererkannt habe. Sie beschrieb zum Beispiel, dass sie mich oft lachen hört, wenn ich telefoniere – was tatsächlich passiert, wenn ich im Homeoffice bin. Auch ihr Kommentar zu den Leckerlis stimmte: Sie bekommt sie regelmäßig wegen ihrer Medikamente.

Ein Teil der Aussagen wie „Ich liebe es, in der Sonne zu liegen“ oder „Ich habe Angst vor Gewitter“ treffen zwar auf viele Katzen zu, aber es gab auch einige Details, die recht spezifisch waren und mich besonders berührt haben: Nairobi sprach von einem blauen Gegenstand, den sie vermisse – vermutlich ein altes Handtuch aus ihrem ersten Körbchen, wie ich später auf alten Fotos entdeckte. Als ich das Körbchen hervorholte, legte sie sich sofort hinein, obwohl es inzwischen viel zu klein ist.

Auch gesundheitliche Aspekte kamen zur Sprache: Ihre Abneigung gegenüber Berührungen am Kopf hängt tatsächlich mit einer traumatischen Erfahrung aus der Anfangszeit ihrer Epilepsie zusammen.
Nach dem Termin schien Nairobi kommunikativer – sie miaute auffällig viel. Ob Zufall oder nicht, bleibt offen. Doch insgesamt hatte ich das Gefühl, dass sie im Gespräch als Persönlichkeit sichtbar wurde – mit ihren Vorlieben, Eigenheiten und ihrer liebevollen, ruhigen Art.“

Sie haben erfolgreich Ihre Einwilligung in die Nutzung unseres Angebots mit Tracking und Cookies widerrufen. Damit entfallen alle Einwilligungen, die Sie zuvor über den (Cookie-) Einwilligungsbanner bzw. über den Privacy-Manager erteilt haben. Sie können sich jetzt erneut zwischen dem Pur-Abo und der Nutzung mit Tracking und Cookies entscheiden.

Bitte beachten Sie, dass dieser Widerruf aus technischen Gründen keine Wirksamkeit für sonstige Einwilligungen (z.B. in den Empfang von Newslettern) entfalten kann. Bitte wenden Sie sich diesbezüglich an datenschutz@axelspringer.de.