
16. Juni 2025, 10:53 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Als Hundehalter sind Sie vielleicht auch schon über diesen Begriff gestolpert: die T-Stellung. Besonders auf Social Media wird sie gerne als Zeichen für Dominanz gedeutet – doch was steckt wirklich dahinter? PETBOOK hat bei Hundetrainerin Katharina Marioth nachgefragt: Was bedeutet die T-Stellung bei Hunden? Wann ist sie harmlos und wann sollten Halter eingreifen?
Wer sich mit Hundekommunikation beschäftigt, hat den Begriff vielleicht schon einmal gehört. Die T-Stellung bei Hunden beschreibt zunächst die Position zweier Tiere zueinander. Einer stellt sich vor anderen, begrenzt ihn und die beiden stehen optisch wie der Buchstabe T da.
Oft fallen in diesem Zusammenhang auch Begriffe wie Dominanz oder Aggression. Doch was steckt wirklich dahinter, und gibt es die T-Stellung auch zwischen Hund und Mensch, wie manche behaupten? Hundetrainerin Katharina Marioth erklärt für PETBOOK, was eine echte T-Stellung ist – und warum es sich dabei tatsächlich um einen Teil des Aggressionsverhaltens handelt.
»Ein oft missverstandenes Thema
PETBOOK: Katharina, vor allem in den sozialen Medien stolpert man als Hundebesitzer immer mal wieder über die sogenannte T-Stellung. Was genau ist das und was hat das mit Hunden zu tun?
Katharina Marioth: „Die T-Stellung ist ein spannendes und oft missverstandenes Thema. Sie beschreibt eine Körpersituation zwischen zwei Hunden: Ein Hund steht frontal mit seiner Körpermitte vor einem anderen, sodass sich – von oben betrachtet – ein T ergibt. Dieses Verhalten tritt meist in Konfliktsituationen auf und gehört zum sogenannten antagonistischen Verhalten, also einem Teil des Aggressionsverhaltens. Das heißt aber nicht automatisch, dass der Hund aggressiv ist – es ist zunächst ein ganz normales Mittel zur Kommunikation, oft zur Raumbegrenzung.“
Woran erkenne ich, ob es wirklich eine T-Stellung ist – oder der Hund einfach nur so dasteht?
„Gute Frage! Eine echte T-Stellung ist von Anspannung geprägt. Beide Hunde stehen ruhig, meist mit geschlossenem Maul. Der Hund, der den oberen Teil des ‚T‘ bildet, wirft häufig einen leichten Seitenblick auf den anderen. Es ist ein Drohverhalten, das aber eher der Konfliktvermeidung dient. Einfaches Nebeneinanderstehen ist keine T-Stellung – auch wenn das auf Social Media oft überinterpretiert wird.“
T-Stellung als Dominanzverhalten?
Und wie sieht es im Alltag aus – wenn ein Hund sich plötzlich vor einen Menschen stellt, ist das dann auch eine T-Stellung?
„Nein, das sollte man differenziert betrachten. Wenn ein Hund sich einfach mal vor dich stellt, hat das nichts mit der T-Stellung zu tun. Wenn er dich jedoch regelmäßig blockiert, dich also bewusst begrenzt, dann deutet das auf ein größeres verhaltensbezogenes Thema hin. Spätestens dann sollte man sich professionelle Unterstützung holen. Dasselbe gilt, wenn der Hund häufig andere Hunde blockiert.“
Manche deuten die T-Stellung als Dominanzverhalten. Was sagst du dazu?
„Diese Interpretation halte ich oft für übertrieben. Die Dominanztheorie ist ohnehin veraltet und in modernen Fachkreisen längst überholt. Vielmehr geht es darum, wie Hunde miteinander kommunizieren – etwa um klarzustellen: ‚Bis hierhin und nicht weiter.‘ Es ist eine Form der nonverbalen Abstimmung unter Hunden, nicht zwangsläufig ein Machtspiel.“
Wann sollte ich eingreifen?
„Wenn dein Hund regelmäßig blockiert – dich oder andere Hunde – solltest du definitiv genauer hinschauen. Dann ist es Zeit, das Verhalten professionell analysieren zu lassen. Grundsätzlich gilt: Verhält sich dein Hund auffällig häufig in bestimmter Weise, ist das immer ein guter Moment, einen Experten zurate zu ziehen.“

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Bedeutung der T-Stellung bei Hunden im Überblick
Die T-Stellung ist eine Körpersprache unter Hunden, die in sozialen oder konflikthaften Situationen eingesetzt wird.
Merkmale der T-Stellung:
- Ein Hund steht frontal (quer) vor einem anderen – wie der Querbalken eines „T“.
- Der Hund, der das „T“ bildet, blickt meist leicht zum anderen hinüber.
- Beide Hunde wirken ruhig, aber angespannt.
- Die Mäuler sind geschlossen, Bewegungen minimal.
- Es handelt sich um Drohverhalten zur Konfliktvermeidung, nicht automatisch um Aggression.
Keine T-Stellung ist es, wenn:
- Hunde zufällig nebeneinander stehen.
- Ein Hund sich nur kurz vor einen Menschen stellt.
- Keine Anspannung oder Kommunikation erkennbar ist.
Bedeutung:
- Raumbegrenzung („Ich will nicht, dass du weitergehst“)
- Soziale Klärung bei Rüden (z. B. Rangordnung, Sexualstatus)
- Kommunikation statt Konfrontation
Das gesamte Interview mit Katharina Marioth sehen Sie im Video.
Zur Expertin
Katharina Marioth ist Gründerin der Marke Stadthundetraining und des KEML-Prinzips. Sie ist IHK- und behördlich-zertifizierte Hundetrainerin und Verhaltensgutachterin für gefährliche Hunde des Landes Berlin. In ihrem Daily Business arbeitet sie eng mit Veterinären, Wissenschaftlern und anderen Spezialisten zum Thema Hund zusammen. Mit Ihrem Wissen und Können konnte sie sich in der Sat.1-Sendung „Der Hundetrainer-Champion“ den Titel der Hundetrainerin des Jahres 2023 sichern.