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Kein Spiel!

Expertin erklärt, wie man Mobbing unter Hunden erkennt

Porträt Saskia Schneider auf dem PETBOOK Relaunch
Redaktionsleiterin

2. Juni 2025, 6:44 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten

Mobbing gibt es nicht nur im Büro oder auf dem Schulhof – auch auf der Hundewiese kann es passieren. Hundetrainerin Katharina Marioth erklärt im PETBOOK-Interview, wie sich Mobbing unter Hunden äußert, warum es entsteht und woran Halter erkennen, wann ihr Eingreifen gefragt ist.

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„Die regeln das unter sich“ – diesen Satz hat wohl jeder Hundehalter schon einmal gehört oder sogar selbst gesagt. Und es stimmt: Hunde sind in der Lage, Konflikte untereinander zu lösen. Meist geht dies aber nicht immer gut für alle Beteiligten aus. Vor allem unsichere Hunde werden so Opfer von Mobbing. Dabei können sich sogar gleich mehrere Vierbeiner gegen ein bestimmtes Tier verbünden. Die Halter bekommen davon meist nichts mit. „Schau, wie schön sie spielen“, heißt es dann, wenn ein Hund den anderen vor sich herjagt.

Daher lautet der Appell von Hundetrainerin Katharina Marioth: „Die regeln das nicht einfach unter sich – wir müssen Verantwortung übernehmen.“ Wie man Mobbing unter Hunden erkennt, warum es entsteht und wann man eingreifen sollte, erklärt die Expertin im Interview.

„Mobbing auf der Hundewiese – das ist kein Spiel“

PETBOOK: Katharina, Mobbing ist ein Begriff, den wir eher aus Schule oder Beruf kennen. Gibt es Mobbing tatsächlich auch unter Hunden?
Katharina Marioth: „Ja, absolut. Gerade auf schlecht geführten Hundewiesen oder in Tagesstätten sieht man oft, wie sich mehrere Hunde auf einen konzentrieren. Meist trifft es besonders sensible, unsichere oder kranke Hunde. Hunde nehmen manchmal körperliche Schwächen früher wahr als wir Menschen.“

Was steckt dahinter, wenn Hunde andere Hunde ausgrenzen oder jagen?
„Biologisch gesehen kann es sinnvoll sein – etwa, wenn ein kranker Hund durch seinen Geruch auffällt. Oft ist es aber schlicht Jagdverhalten: Eine Meute schließt sich zusammen und macht einen Hund zum ‚Beuteobjekt‘. Man sieht das häufig als gemeinsames Hetzen bis zur Erschöpfung. In Welpengruppen, wenn sie nicht gut angeleitet sind, passiert das auch – da können Welpen durch solche Erfahrungen sogar traumatisiert werden.“

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„Die regeln das unter sich“ – stimmt das?

Viele Halter sagen: „Die regeln das unter sich.“ Ist da was dran?
„Nur sehr bedingt. Es hängt stark von den Hunden ab – Größe, Gewicht, Alter, Charakter. Wenn ein großer Hund einem Chihuahua die Welt erklärt, ist das keine faire Basis. Natürlich gehört Drohverhalten zur Hundesprache dazu – zum Beispiel Knurren, Steifwerden oder ein Luftschnapper, wenn ein anderer Hund aufdringlich ist. Aber alles darüber hinaus sollte nicht einfach hingenommen werden. Laien können normales Verhalten oft gar nicht richtig einschätzen.“

Woran erkenne ich, dass mein Hund gemobbt wird – oder selbst mobbt?
„Wichtig ist das sogenannte Stress-Display. Dazu zählen z. B. eine gespannte Maulpartie, übermäßiges Hecheln, „Walfischaugen“ (sichtbares Augenweiß hinten), zurückgelegte Ohren und eine angespannte, kleine Körperhaltung. Beim Spiel wirkt der Hund dagegen locker, bewegt sich flüssig und rund. Wenn ein Hund sich dauerhaft duckt, die Rute einklemmt oder sogar unter sich uriniert, ist das ein klares Zeichen: Hier läuft etwas falsch – Zeit einzugreifen.“

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Und wenn mein Hund selbst mobbt?

Was mache ich, wenn mein Hund der Mobber ist?
„Dann hilft vor allem Ehrlichkeit. Es ist kein Drama, wenn der eigene Hund mal nicht der sozialkompetenteste ist. Wichtig ist, dass man es erkennt, den Hund rausnimmt, anleint und ihm eine Pause gönnt. Am besten holt man sich Unterstützung von einem erfahrenen Hundetrainer. Und: Die Hundewiese ist keine Auslastung – oft ist es für Menschen interessanter als für Hunde. Besser ist es, die Energie des Hundes sinnvoll umzulenken.“

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Gibt es Hunde, die sich positiv auf Gruppenverhalten auswirken?
„Ja, ein souveräner Hund – egal ob Rüde oder Hündin – kann als Vorbild fungieren. Solche Hunde reagieren nicht sofort auf jede Aufforderung, sondern beobachten erst. Sie greifen nicht in aufgeheizte Situationen ein, sondern bringen eher Ruhe rein. Aber auch das sollte man nicht überbewerten. Die Verantwortung für das Verhalten liegt immer beim Halter – und nicht bei anderen Hunden.“

Das ganze Interview mit Katharina Marioth sehen Sie im Video.

Zur Expertin

Katharina Marioth ist Gründerin der Marke Stadthundetraining und des KEML-Prinzips. Sie ist IHK- und behördlich-zertifizierte Hundetrainerin und Verhaltensgutachterin für gefährliche Hunde des Landes Berlin. In ihrem Daily Business arbeitet sie eng mit Veterinären, Wissenschaftlern und anderen Spezialisten zum Thema Hund zusammen. Mit Ihrem Wissen und Können konnte sie sich in der Sat.1-Sendung „Der Hundetrainer-Champion“ den Titel der Hundetrainerin des Jahres 2023 sichern.

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