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Anzeichen einer Überhitzung erkennen

Hitzschlag beim Hund im Auto – die unterschätzte Gefahr

Den Hund bei Hitze im Auto zu lassen, wird schnell zur lebensbedrohlichen Gefahr
Den Hund bei Hitze im Auto zu lassen, wird schnell zur lebensbedrohlichen Gefahr Foto: Getty Images

11.07.2023, 10:38 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten

Nur kurz in den Supermarkt zu gehen und den Hund währenddessen im parkenden Auto zu lassen, ist für viele Hundebesitzer völlig normal. Doch selbst mit einem Spalt geöffneten Fenster entwickelt sich das Auto schon bei niedrigen, sommerlichen Temperaturen innerhalb von Minuten zur tödlichen Hitzefalle für den im Auto zurückgelassen Hund. PETBOOK klärt auf, wie Sie die Gefahr einschätzen und im Notfall sofort und richtig handeln können.

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Ein Auto kann sich bereits bei 20 Grad Celsius Außentemperatur innerhalb weniger Minuten so aufheizen, dass die Hitze für einen Hund kaum auszuhalten ist. Allein und gefangen im Fahrzeug entwickelt es sich zur gefährlichen Hitzefalle. Nach nur 30 Minuten steigt die Innentemperatur eines Autos auf 36 Grad. Ab diesem Moment kann ein Hund seine Körperwärme bereits nicht mehr eigenständig regulieren und ist stark gefährdet. Da Hunde nur wenige Schweißdrüsen besitzen und ihre Körpertemperatur über das Hecheln regulieren, kann die Hitze zu irreparablen Organschäden, Herzstillstand und damit letztlich auch zum Tod führen. Bei Außentemperaturen von 28 Grad Celsius herrschen im Auto nach zehn Minuten bereits 35 Grad, nach 30 Minuten ist eine Temperatur von 44 Grad erreicht. Das bedeutet Lebensgefahr für den Hund. Nach einer Stunde erhitzt sich das Wageninnere auf 46 Grad Celsius, was für den Organismus meist tödlich endet. 

Anzeichen einer Überhitzung oder eines Hitzschlags beim Hund: 

Sollten Sie einen Hund alleine zurückgelassen in einem parkenden Auto sehen, checken Sie folgende Warnsignale für einen Hitzschlag: 

  • Teilnahmslosigkeit, Kollaps 
  • starke Rötung der Schleimhäute und Zunge 
  • Erbrechen, Durchfall 
  • vermehrter Speichelfluss 
  • starkes Hecheln 
  • weit heraushängende Zunge mit gestrecktem Hals 
  • Unruhe bis hin zur Panik 
  • Herzrasen, Krampfanfälle 
  • Gleichgewichtsstörungen 
  • Hohe Körpertemperatur 

Auch interessant: Brauchen Hunde Sonnenschutz? Eine Tierärztin klärt auf

Was sollte man tun, wenn sich ein Hund bei Hitze in einem Auto befindet? 

Manchmal entdeckt man selbst einen Hund im Auto. Entweder auf dem Parkplatz vor dem Supermarkt oder auf der Straße. Dann stellt sich die Frage: Was darf man? Ab wann sollte oder muss man den Hund retten? Kann man dafür etwa selbst die Scheibe des Autos einschlagen oder muss man vorher Polizei oder Feuerwehr alarmieren? So gehen Sie vor:

1. Wem gehört das Auto? 

Versuchen Sie schnellstmöglich zu klären, wem der Wagen gehört. Lautsprecherdurchsagen in Geschäften oder lautes Rufen auf dem Parkplatz helfen bei der Suche. Holen Sie sich gegebenenfalls andere Passanten zur Hilfe, um den Halter schnell ausfindig zu machen. Ist er gefunden, verzichten Sie auf Vorwürfe oder Diskussionen. Die Rettung und Hilfe für das Tier geht vor und steht an erster Stelle. 

2. Erkennen, ob Lebensgefahr besteht

Anzeichen dafür, dass es dem Hund in der Hitze im Auto schlecht geht, sind Hecheln und Apathie, teils aber auch Nervosität und durch die Angst bedingtes Bellen und Jaulen. Wenn der Hund sehr schnell hechelt, taumelt, erbricht, eine stark gerötete Zunge und einen glasigen Blick hat, kann er bereits einen Hitzschlag erlitten haben und in akuter Lebensgefahr schweben. 

3. Polizei rufen

Sollte der Halter des Wagens nicht zu finden sein, rufen Sie die Polizei oder Feuerwehr, diese ist verpflichtet zu handeln und den Hund zu befreien. 

4. Darf man die Scheibe einschlagen? 

Unerwartete, tragische Todesfälle lassen sich verhindern. Darum greifen Sie bitte umgehend ein, wenn Sie bei hohen Temperaturen einen eingesperrten Hund in akuter Not im Auto entdecken. Das Einschlagen von Autoscheiben zur Rettung von Hunden in Not kann in bestimmten Fällen gerechtfertigt sein, aber auch zu rechtlichen Konsequenzen führen. Es ist darum wichtig, dass man angemessen vorgeht und sich dadurch absichert. Nur wenn die Rettungskräfte nicht rechtzeitig eintreffen würden und akute Lebensgefahr für den Hund besteht, darf man selbst aktiv werden und die Scheibe einschlagen. Anzeichen sind unter anderem starkes Hecheln, Taumeln, Durchfall, Erbrechen oder Teilnahmslosigkeit. 

Wenn der Halter nicht aufzufinden ist: 

  • Polizei (110) oder die Feuerwehr (112) anrufen und um Hilfestellung bitten 
  • Ziehen Sie vorher am besten Zeugen hinzu, die bestätigen, dass eine sofortige Rettung nötig war, und dokumentieren Sie den Vorfall mit Fotos und/oder Videos als Beweis 

Gut zu wissen: Den Hund bei Hitze im Auto zu lassen kann rechtliche Folgen haben! Nach dem Tierschutzgesetz (§17 TschG) ist es strafbar, einen Hund bei Hitze im Auto zu lassen. Stirbt er an der Hitze oder deren Folgen, drohen bis zu drei Jahre Freiheitsstrafe oder ein Bußgeld wegen Tierquälerei. 

5. Erste Hilfe leisten 

Ist der Hund aus der Hitze im Auto gerettet, muss er schnell in den Schatten und Wasser trinken. Das Wasser sollte auf keinen Fall zu kalt sein! Der Körper sollte mit handwarmem oder leicht kühlem Wasser befeuchtet werden. Das so schnell wie möglich angebotene Trinkwasser sollte ebenfalls diese Temperatur haben. Lassen Sie sich von anderen Personen helfen und schon rechtzeitig Wasser und nasse Tücher bringen. 

Ist der Hund bewusstlos, bringen Sie ihn in die stabile Seitenlage (rechte Seite), legen den Kopf nach vorne und überstrecken den Kopf. Ziehen Sie vorsichtshalber die Zunge heraus, um ein Verschlucken oder Ersticken zu verhindern. Bedecken Sie das Tier mit nassen Tüchern und rufen Sie schnellstmöglich Hilfe durch einen Tierarzt oder die Tierrettung. 

6. Medizinisch abklären lassen

Auch wenn es dem Tier nach den Erste-Hilfe-Maßnahmen besser zu gehen scheint, muss es fachkundig von einem Tierarzt untersucht werden. 

Mein Fazit als Gesundheitsberaterin für Hunde und Katzen: 

Lassen Sie Ihren Hund im Sommer niemals alleine im Auto! Ein Hund im überhitzten Auto ist immer ein Notfall. Wer sich nicht sicher ist, ob oder wie er handeln soll, ruft auf jeden Fall die Polizei zu Hilfe. Jede Sekunde zählt! Sprechen Sie über die Gefahr für Hunde im Sommer in Ihrem Umfeld und klären Sie umfassend auf, damit jeder richtig und schnell genug reagieren kann, falls er in die Situation kommt, ein Hundeleben retten zu müssen. 

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Quellen

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