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Bei unerwünschtem Verhalten

Sollte ich meinen Hund korrigieren? Das rät eine Expertin

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Porträt Saskia Schneider auf dem PETBOOK Relaunch
Redaktionsleiterin

15. Juli 2025, 11:17 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten

Wenn ein Hund unerwünschtes Verhalten zeigt, lautet ein häufiger Ratschlag: „Du musst den Hund korrigieren!“ Doch was genau bedeutet das eigentlich – und ist Korrektur wirklich der richtige Weg?

Hundetrainerin Katharina Marioth spricht im Interview mit PETBOOK über gängige Missverständnisse rund um das Thema „Korrektur“, warum viele Maßnahmen problematisch sind, und wie man stattdessen mit Hunden respektvoll und wirksam kommunizieren kann. Ihr Ansatz: Weniger strafen, mehr erklären – und das richtige Verhalten gezielt belohnen.

Abbruchsignal statt Strafe

PETBOOK: Katharina, als Hundehalter hört man oft, man solle das Verhalten seines Hundes „korrigieren“. Was bedeutet das eigentlich genau?

Katharina Marioth: Es hängt stark von der dahinterliegenden Philosophie ab. Viele Menschen — nicht nur Hundetrainer — arbeiten so, dass sie unerwünschtes Verhalten unterbrechen oder unterbinden. Das Spektrum reicht von körperlichen Maßnahmen wie Blocken mit der Hand, Zischgeräuschen, Wasserflaschen oder Wurfketten bis hin zu simplen Unterbrechungen — oft ohne dem Hund ein Alternativverhalten zu zeigen. Genau das sehe ich als das größte Problem.“

Wie sieht denn eine korrekte Korrektur aus?
„Meiner Meinung nach findet eine ‚richtige‘ Korrektur im klassischen Sinne gar nicht statt. Natürlich muss ich manchmal Verhalten stoppen, aber das sollte über ein Abbruchsignal geschehen, nicht über Bestrafung. Ich bringe dem Hund also bei, bei einem Wort wie ‚Nein‘ oder einer Geste ein Verhalten zu unterlassen.

Zum Beispiel: Mein Hund will an einen Keks in meiner Hand, ich sage ‚Nein‘ und schließe die Hand. So lernt der Hund auf freundliche Weise. Später kann ich dieses ‚Nein‘ nutzen, wenn er im Garten buddelt. Dann unterbreche ich, warte kurz und belohne ein alternatives Verhalten. Wichtig: Ich erkläre dem Hund, was er stattdessen tun soll.“

Den Hund einfach nur zu korrigieren hilft oft nicht

Wie reagierst du auf einen Hund, der an der Leine andere Hunde anbellt?
„Das ist ein gutes Beispiel — aber auch komplex! Hier treffen mehrere Themen aufeinander: Impulskontrolle, fehlende Leinenführigkeit, mangelnde Orientierung am Halter. Nur eine Korrektur hilft da nicht. Ich muss meinem Hund vorher zeigen, was ich erwarte. Wenn er ruhig bleibt, lobe ich dieses Verhalten. Dann führe ich ihn mit einem positiv besetzten Signal — zum Beispiel einem ‚Handtouch‘ — aus der Situation. Wir machen einen Bogen um den anderen Hund und reduzieren die Distanz über mehrere Trainingseinheiten.“

Was ist mit Hunden, die Besucher anspringen?
„Auch da hilft positive Verstärkung mehr als Strafe. Ich nutze gern die „Casino-Hand“-Methode: Der Welpe hört die Tür, ich werfe Kekse auf den Boden — er ist beschäftigt, bleibt unten, der Besuch kommt rein. Dann belohne ich gezielt das ruhige Verhalten.

Unterwegs kann man zum Beispiel mit dem Fuß auf die Leine treten, sodass der Hund nicht hochspringen kann, aber ohne Druck auf das Halsband. Auch hier wird das Untenbleiben belohnt, bis es verinnerlicht ist. Merksatz: Verhalten, das sich lohnt, wird häufiger gezeigt.“

Auch interessant: Hundetrainerin: „Erziehung bei Hunden ganz ohne Strafe? Schwierig.“

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Aus Sicht des Hundes sind Korrekturen immer negativ

Sind Korrekturen immer negativ?
„In der Regel ja — zumindest aus Sicht des Hundes. Nur wenige Menschen können eine Korrektur durchführen und dabei sofort wieder neutral und entspannt werden. Das erfordert enorme Selbstkontrolle.

Darum rate ich besonders in der Leinenhand davon ab, den Hund zu korrigieren. Auch bei Profis im Training bin ich kein Fan davon. Der Fokus sollte auf dem Aufbau von Alternativverhalten liegen, nicht auf Strafe.“

Das gesamte Interview mit Katharina Marioth sehen Sie im Video.

Zur Expertin

Katharina Marioth ist Gründerin der Marke Stadthundetraining und des KEML-Prinzips. Sie ist IHK- und behördlich-zertifizierte Hundetrainerin und Verhaltensgutachterin für gefährliche Hunde des Landes Berlin. In ihrem Daily Business arbeitet sie eng mit Veterinären, Wissenschaftlern und anderen Spezialisten zum Thema Hund zusammen. Mit Ihrem Wissen und Können konnte sie sich in der Sat.1-Sendung „Der Hundetrainer-Champion“ den Titel der Hundetrainerin des Jahres 2023 sichern.

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